Heilpflanze der Woche

KW 01: Rosmarin

Mit meinen schönen Blüten, die sich jetzt! öffnen möchte ich die Aufmerksamkeit auf mich lenken. Ich bin der Rosmarin, Rosmarinus officinales ist mein lateinischer Name und ich gehöre zur Familie der Lippenblütler. Den lateinischen Zusatz „officinales“ haben nur alte Heilpflanzen bekommen, denn die Namen der Arten mit dem Zusatz officinale, officinalis oder officinarum bezeichnen Pflanzen mit einer arzneilichen Wirkung. Der deutsche Begriff Offizin ist ein veralteter Ausdruck u.a. für Apotheken, Pflanzen mit diesem Artnamen werden schon lange Zeit von Apothekern als Heilmittel verwendet und gehandelt. Meine Namens-Synonyme: u.a. Brautkleid, Brautkraut, Hochzeitsbleaml, Kranzenkraut, Meertau, Reslmarie, Rosmarein, Rosmarie, WeihrauchkrautNamensherkunft für den deutschen Namen Rosmarin: Kommt vom lateinischen rosmarinus und bedeutet „Tau (ros) des Meeres (marinus)“, also „Meertau“. Als Begründung dafür gilt oft, dass wir Rosmarinsträucher besonders gern an den Mittelmeerküsten wachsen und sich nachts sich der Tau an unseren Blüten sammle. Eine weitere Deutung der Herkunft unseres Namens geht wohl auf den griechischen Begriff rhops myrinos (balsamischer Strauch) zurück. Es wird auch ein möglicherZusammenhang der griechischen Wörter libanotis (Rosmarin) und libanos(Weihrauch) beschrieben.     

Ich bin ein immergrüner, buschig verzweigter Strauch mit einem intensivaromatischen Duft. Meine Höhe variiert von 50 bis 200 cm. Meine Äste bilde ich meistens aufrecht und sie sind braun. Bei meinen älteren Ästen blättert die Rinde ab. Meine Blätter sind eher wie Nadeln, sind gegenständig, sitzend und ca. 10 bis 40 mm lang und 1,5 bis 3 mm breit. Oberseits sind sie tiefgrün und runzlig und mit einer dicken oberen Schicht überzogen, an der Blattunterseite weiß- bis graufilzig behaart. Die Ränder sind nach unten umgerollt. Hierdurch schütze ich meine Blätter vor dem Austrocknen.

Meine Blüten kann ich das ganze Jahr über bilden. Sie stehen in zwei- bis zehnblütigen, filzigen Scheinquirlen. Der Kelch wirkt glockig und zweilippig. Meine jeweilige Oberlippe ist zweiteilig, die jeweilige Unterlippe dreilappig. Meine Blütenkronen sind hellblau, selten rosa oder weiß. Die jeweils zwei Staubblätter ragen weit aus meinen Blüten heraus. Trotz ihrer Kleinheit werden meine Blüten gern von Bienen angeflogen, die sie in ihnen reichlich Nektar finden. Bienen können wohl den Rosmarinduft noch in einer Verdünnung von 1:100 000 wahrnehmen. Die Klausen, also meine kleinen Früchte, sind braun.

Wo fühle ich mich wohl?Besonders im westlichen und zentralen Mittelmeerraum wachse ich wild, gerade in Küstenregionen von Portugal bis zum Ionischen Meer fühle ich mich besonders wohl. Auch im östlichen Mittelmeergebiet und am Schwarzen Meer werde ich seit der Antike kultiviert und trete auch gelegentlich verwildert auf.

Meine Inhaltsstoffe: Ich enthalte zirka 2,5 % ätherische Öle, 8 % Gerbstoff (hauptsächlich R osmarinsäure), Flavonoide, Glycolsäure, Bitterstoffe, Saponine und Harz.Meine Wirkungsweise wird deshalb als antibakteriell, entzündungshemmend, krampflösend, verdauungsfördernd, nervenstärkend, anregend, gegen Blähungen, Rheuma, Gicht und niedrigem Blutdruck beschrieben. Mein ätherisches Öl wirkt wie bei einigen anderen Lippenblütlern desinfizierend. Rosmarinwasser wurde früher zur Wund- und Geschwürbehandlung eingesetzt. Zu Pestzeiten spielte ich im Vier-Diebe-Essig eine Rolle und Gurgeln mit dem Künzle`schen Rosmarinwein soll bei Mandelentzündungen helfen. In der Naturheilkunde werde ich innerlich als Tee zur Kreislaufanregung und gegen Blähungen verwendet, vor allem wirke ich anregend auf die Blutzufuhr zu den Unterleibsorganen und die Bildung von Verdauungssäften. Achtung: Zu hohe Dosen können Rauschzustände und Krämpfe auslösen. Es wird empfohlen Tagesdosen von 6 g Blättern für Teeaufgüsse, 20 Tropfen ätherisches Öl und 50 ggetrocknetes Kraut sollen für Bäder nicht überschritten werden. Schwangeren wird generell von einer Einnahme abgeraten.

Ich wurde früher auch eingesetzt um die „die Mondzeit der Frauen zu treiben“, also eine zu schwache Periode zu verstärken und in sehr hoher Dosierung auch eventuell einen Schwangerschaftsabbruch herbeizuführen.

Äußerlich wirke ich durchblutungssteigernd und werde daher zu Bädern sowohl bei Kreislaufschwäche, Durchblutungsstörungen als auch bei Gicht und Rheuma (beispielsweise als Rosmarinspiritus) gebraucht. Als Badezusatz soll ein Aufguss von mir desinfizierend wirken und den Heilungsprozess von infizierten, schlecht heilenden Wunden fördern. Wenn Ihr einen Wein zubereiten möchtet, der den Kreislauf aktivieren und stärken soll: Platziert einige frische Zweige von mir in eine Flasche mit trockenem Weißwein, verschließt sie und lasst sie 10 Tage stehen. Dann fülllt den Wein in eine dunkle Flasche um und gönnt Euch davon jeden Tag 1 bis 2 kleine Likörgläser in kleinen Schlucken.

Geschichte und Sonstiges: Die Legende sagt, dass die Jungfrau Maria auf ihrer Flucht nach Ägypten ihren Mantel über einem Busch von mir ausbreitete. Die weißen Blüten von mir färbten sich zu Ehren der Jungfrau in himmlisches Blau und seitdem blühe ich in blau. Ich gelte als Symbol für die Liebe. In der antiken Kultur habe ich als eine den Göttern, insbesondere der Aphrodite, geweihte Pflanze eine große Rolle gespielt. Troubadoure überreichten der Dame ihrer Wahl einen Zweig von mir. Ophelia band Hamlet einen Kranz von mir als Zeichen ihrer Treue und in Deutschland trugen Bräute lange Zeit einen Rosmarinkranz, bevor die Brautmyrte in Mode kam. Im mittelalterlichen Aberglauben wurde ich wegen meines starken aromatischen Geruches als Mittel zur Dämonenabwehr verwendet. Außerdem symbolisierte ich auch das Gedenken an die Toten. Die Ägypter gaben ihren Toten Zweige von mir in die Hände, um die Reise in das Land der unsterblichen Seelen mit meinem Duft zu versüßen. In Griechenland wand man Totenkränze aus mir. In der Literatur tauche ich als Totenpflanze bei Shakespeare und Hebel auf. Thymian und mich trug man als Sträußchen gerne bei Begräbnissen und Prozessionen. Man hoffte, auf diese Weise gegen ansteckende Krankheiten geschützt zu sein. In London war es Anfang des 18. Jahrhunderts üblich, dass jeder Trauergast, der einen Sarg zum Friedhof begleitete, vom Diener des Hauses einen Zweig von mir überreicht wurde. Einerseits trug man diesen Zweig als Symbol der Erinnerung, der Duft half jedoch auch, den Gestank des Todes zu überdecken. Sobald der Sarg ins Grab gelegt war, warfen alle Trauergäste ihre Rosmarinzweige auch ins Grab hinab. Als „Gedenkemein“ trockneten Zweige von mir in den Gesangbüchern Eurer Großmütter, wo sie lange ihren Duft bewahrten. „Was der Rosmarin für den Geist, ist der Lavendel für die Seele.“, lautet eine alte Weisheit. Ich bin also eine Pflanze des Geistes. Laut einer Studie soll mein Duft das Erinnerungsvermögen steigern, während Lavendel eher Schlaf fördernd wirkt. Ich bin auch als eine Pflanze bekannt, welche die Sonnenkräfte speichert. Noch sonniger als ich sind höchstens noch exotische Gewürze wie Zimt, Gewürznelke oder Ingwer.

Der Titel „Heilpflanze des Jahres“ wurde mir 2011 verliehen.

In der Küche

Ich fand meine Verwendung zuerst in religiösen Kulten und in Mitteln der Apotheker, bevor ich in der Küche Einzug hielt. In der mediterranen Küche bin ich ein wichtiges Gewürz und Bestandteil der Kräutermischung der Provence. Ich gelte zudem als klassisches Grillgewürz und harmoniere unter anderem mit Fleisch, Geflügel, Lammfleisch, Zucchini, Kartoffeln und Teigwaren. Für Süßspeisen findet vor alle der Rosmarinhonig, der aus meinen Blüten von den Bienen produziert wird, Anwendung. Selbst gemachtes Apfelgelee lässt sich z.B. wunderbar mit meinem Aroma verfeinert. In Kräuterbutter bin ich häufig ein Bestandteil. Früher wurde ich sogar teilweise als Bitterstoff in Bier eingesetzt.

Rezept für eine Rosmarinbutter

Frische Rosmarinnadeln fein schneiden (sollte zirka 3 EL ergeben), Vital-Kräutersalz, rosa Pfeffer, angemörsert, Kräutersalz und 2-3 EL Tomatenmark zu 250 g Butter geben und vermengen. Kühl stellen.

Rezept für Provenzalische Kartoffeln

400 g kleine Kartoffeln, 50 ml Gemüsebrühe, 1 Knoblauchzehe, 1 EL gehackter Majoran oder Dost, je 1 TL gehackter Thymian und Rosmarin, ½ TL gerebelte Lavendelblüten, 1 Knoblauchzehe, 1 TL Vital-Kräutersalz. Die gehackten Kräuter mit dem fein geschnittenen Knoblauch, den Kräutern und dem Salz vermischen. Die Kartoffeln im Dampf garen, dann kurz in der Gemüsebrühe und gleich anschließend in der Kräutermischung wenden.

In der Kosmetik

„Wenn du dich schwach fühlst, dann koche die Blätter des Rosmarins und wasche dich damit, bis du glänzt. Wenn du am Rosmarin riechst, wird es dich jung erhalten. Banckes Kräuterbuch – 1525. Im „ungarischen Wasser“, eines der ersten destillierten Parfums war ich ein wichtiger Bestandteil. Das Parfum wurde der Legende nach der Königin Elisabeth von Ungarn im Jahre 1370 überreicht, um ihr ewige Schönheit zu bewahren. Da ich auch den Blutfluss zum Kopf stimuliere, wird auch die Durchblutung der Kopfhaut verbessert und damit wohl auch der Haarwuchs angeregt. Deshalb bin ich oft Bestandteil von Shampoos oder Haarwässern.

Rezept für ein anregendes und erwärmendes Massageöl

30 ml Basisöl (z.B. Sesamöl) mit 4 Tropfen ätherischem Öl der Wiesenkönigin (Mädesüß) und 2 Tropfen ätherischem Öl von Rosmarin vermischen.

Zum Schluss ein Gedicht über Rosmarin

Grüne Blätter, blaue Flocken Stehn wohl fein im blonden Haar –

Duftig weh‘ ich in den Locken,Tritt die Jungfrau zum Altar,

Wenn des Dörflein’s helle Glocken Klingen feiernd, froh und klar –

Grüne Blätter, blaue Flocken Stehn gar fein im blonden Haar.

Luise Hensel

KW 02: Ingwer

Ich bin zwar kein übliches Wild- oder Heilkraut wie die anderen hier vorgestellten, spiele aber jetzt in virenreichen Zeiten bestimmt in Eurem Leben eine wichtige Rolle. Ich bin der mächtige Ingwer und gehöre zur Familie der Ingwergewächse. Mein lateinischer Name ist Zingiber officinale. Von der Form meiner Rhizome leitet sich der Name ab: „Sringavera“ bedeutet im Sanskrit „hornförmig“ oder „mit Geweihsprossen versehen“. Seit der Antike werde ich bereits als Gewürz, wie auch zu therapeutischen Zwecken verwendet. Ich wachse in den Tropen und Subtropen und werde traditionell in Ländern wie Sri Lanka, Indien, Indonesien, Vietnam, China, Japan, Taiwan, Australien, Frankreich und Nigeria sowie in Südamerika angebaut.

Ich bin eine ausdauernde krautige Pflanze, die eine Höhe von 50 bis 150 cm erreichen kann. Meine dicken Stängel und die langen Laubblätter geben mir ein leicht schilfartiges Aussehen. Als Überdauerungs- und Speicherorgane bilde ich Rhizome, die horizontal in der Erde wachsen und innen zart gelblich und sehr aromatisch sind. Die eigentlichen Wurzeln werden vom Rhizom aus in die Erde geführt. Meine mehr oder weniger zweizeilig angeordneten Laubblätter sind hellgrün, ungestielt, werden 15-30 cm lang und 2-2,5 cm breit. Direkt aus dem Rhizom bilde ich meinen vom Aussehen eher zapfenartigen Blütenstand mit hellgrünen Hochblättern, die manchmal einen gelblichen Rand aufweisen und vielen rötlichen Blüten.

Wichtige Inhaltsstoffe: Ätherisches Öl (u.a. Zingberen), Scharfstoffe, Vitamine und Mineralstoffe. Meine Wirkungsweise wird als verdauungsfördernd, Übelkeit entgegenwirkend, entzündungshemmend, antiseptisch, sogar antiviral, erwärmend, schweißtreibend, leicht blutverdünnend und Immunsystem stimulierend beschrieben. Meine antibakteriellen und antiviralen Eigenschaften haben mich in den letzten Jahren hier in Europa sehr bekannt und beliebt gemacht. Es gibt inzwischen viele verschiedene Fertigerzeugnisse aus mir, wie z.B. Tees, Kapseln, Säfte, so genannten Shots, in Essig eingelegte und kandierte Rhizome. Viele kennen auch die in England sehr beliebte Ingwermarmelade, -kekse und Ingwerkuchen. Dort war und bin ich sehr geschätzt, sogar Shakespeare erwähnte mich in seinen Werken. Mein Geschmack wird nicht von allen Menschen geliebt. Auf einer Gewürzseite im Internet wurde es so formuliert: „Das Faible für Ingwer ist Teil einer Weltanschauung. Manchmal kommt die Erkenntnis erst mit zunehmender Lebenserfahrung“.

Geschichte:

In China und Indien wurde ich wohl schon vor 5000 Jahren als Gewürz und Heilmittel verwendet. Selbst der bekannte Philosoph Konfuzius lobte schon meine heilende Wirkung. Alexander der Große brachte mich mit nach Griechenland. Dioskorides schwärmte wohl für meine wärmenden Qualitäten und empfahl mich bei Magen- und Verdauungsbeschwerden. Auch bei den Römern war ich als Zeichen für Wohlstand bekannt. Zu Zeiten des Römischen Reichs soll ich so viel gekostet haben wie eine lebende Ziege. Leider verlor ich mit dem Untergang des Römischen Reiches auch meine Beliebtheit hier in Europa. Erst im 14. Jahrhundert brachten mich Händler aus Indien und China wieder zurück zum europäischen Kontinent. U.a. sollte ich als Mittel gegen die Pest helfen und ich bekam zu diesen Zeiten auch den Beinamen „göttliches Feuer“. Auch Hildegard von Bingen empfahl mich schon bei Magenschmerzen und Verdauungsbeschwerden. Obwohl ich in der Küche des Nahen Ostens keine besondere Rolle spiele tauche ich im Koran auf. – Und dies als eine der beiden Düfte des Paradieses: Die Seligen trinken aus dem Brunnen mit Ingwer gewürztes Wasser.

Wenn ich im Herbst meine Blätter verliere, werden meine Rhizome geerntet, in kochendes Wasser geworfen und anschließend einige Tage in der Sonne getrocknet. Dann werde ich entweder frisch weiterverkauft oder getrocknet und im Ganzen oder gemahlen angeboten.

In der Küche:

Ich zähle frisch wie auch getrocknet und gemahlen zu den bekannten Küchengewürzen. Frische, junge Rhizome werden auch grüner Ingwer genannt und sind inzwischen das ganze Jahr für Euch zu erhalten. Ich kann geschält, klein geschnitten werden und würze so z.B. winterliche Suppen und asiatische Pfannengerichte. Ober man reibt mein Rhizom auf einer Reibe und gibt mich so den Speisen zu. Ich passe gut zu Geflügel und Lamm sowie zu Fisch und Meeresfrüchten. Ich diene pur oder in Mischungen (Curry, Chutneys, Marmeladen, Soßen) als Gewürz. Auch Lebkuchen, Printen, Milchreis, Obstsalat, Tee und fruchtige Kaltschalen werden mit mir gern verfeinert. Werde ich nicht lange in den Gerichten mitgekocht, so gebe ich einen würzig-frischen Geschmack ab. Werde ich lange mitgekocht, so steigert sich meine Schärfe und das frische zitronige Aroma tritt in den Hintergrund. Gebraten schmecke ich eher milder und nicht so scharf. Hier könnt Ihr eher ein feines zartes Aroma erreichen, meine Schärfe geht dann zurück. In Japan gehöre ich in Form eines blassrosa gefärbten Ingwerpickles (Gari) zu Sushi, um den Geschmack der nachfolgenden Speisen nicht zu beeinträchtigen. Ginger ale (Ingwerbier) ist eigentlich ein alkoholfreies Erfrischungsgetränk mit viel Kohlensäure.

Rezepte für das Wohlbefinden:

Für die Erkältungszeit: Mit Ingwertee inhalieren und/oder geriebenen Ingwer in Honig geben und löffelweise einnehmen.

Ingwer-Fussbad

1 cm Ingwer klein schneiden und mit 1/2 l Wasser aufsetzen, 5-10 köcheln lassen, dann dem Fuss-Badewasser zufügen. Badezeit 15-20 Minuten.

Ingwer-Wasser

2 cm Ingwer fein reiben, mit einem halben Liter kochendem Wasser aufbrühen, ca. 10 Minuten abgedeckt ziehen lassen und anschließend abseihen.

Rezepte für die Küche:

Feldsalat mit Feta, Orangen und Ingwer

4 Orangen, 400 g Feta, 1 kleines Stückchen Ingwer, ca. 200 g Feldsalat, 100 g Mandelblättchen, 9 EL Olivenöl, 1 ½ EL Apfelessig, 1 Prise Zucker, Pfeffer und Meersalz. Den Fetakäse würfeln und 2-3 Tage in eine Marinade aus 6-7 EL Olivenöl, angemörserten Pfefferkörnern (Szechuanpfeffer ist hier zu besonders zu empfehlen) und dem klein geschnittenen Ingwer einlegen. Für das Dressing 2 EL Öl, Apfelessig und Zucker verrühren und mit Salz und Pfeffer abschmecken. Die Mandelblättchen ohne Fett leicht anrösten. Die Orangen schälen und in Spalten schneiden, mit den Fetakäse-Stückchen und dem vorbereiteten Feldsalat in eine Schüssel geben und mit dem Dressing vermischen. Mit den angerösteten Mandelblättchen bestreuen und servieren.

Gedicht: „Ingwer“

„… das ist der? das ist das? das ist die Knolle,

verschrumpelt, verknorpelt, verwachsen wie tolle?…“

„Die… soll wirklich helfen, wenn von Nöten;

aus der Natur sich heilende Kräfte anböten…?“

Ein Stilles Wundermittel; man muss es kennen

Lernen, nicht zu vergessen, dass es mit seiner Schärfe bemessen,

Krankheiten ausradiert, neutralisiert, Kräfte mobilisiert…

In dem nun „Ingwer wie? wo? – Gedanken reifen

Wird demnächst „auf Krankheit pfeifen!“

© baeredel

KW 03: Kurkuma

Nachdem sich letzte Woche mein Bruder, der Ingwer, vorstellen konnte bin jetzt ich dran. Ich, der Kurkuma, gehöre zur gleichen Familie und werde von vielen Menschen fast als Wundermittel bezeichnet. Mein lateinischer Name ist Curcuma longa und es gibt auch noch andere Bezeichnungen für mich, wie z.B. gelber Ingwer, Safran-, Gelb- oder Gilbwurzel, sowie Tumerik und Turmarik. Mein Rhizom ähnelt stark dem des Ingers, ist jedoch im Inneren viel kräftiger gefärbt. So kann man mich nicht nur zum Würzen, sondern auch prima als Farbstoff (Curcumin = E 100) verwenden. Bis ins 20. Jahrhundert färbte man mit mir auch Papier, Holz, Salben, Leder und Stoff. Die Kleidung buddhistischer Mönche wird traditionell mit mir gefärbt. Kurkumapapier diente in der Chemie als Indikatorpapier für Alkalien, von denen es in Braunrot umgefärbt wurde.

Zuhause bin ich überall im tropischen Südostasien. Meine hellgrünen Blätter wachsen schilfartig und können bis zu 1 m lang werden. Mein meistens im August wachsendender Blütenstand kann bis zu 20 cm lang werden und trägt in ährenform weiße, gelbliche oder rosa Einzelblüten. Meine Tragblätter, über denen die Blüten stehen, sind hellgrün, haben eine Länge von 3 bis 5 cm sind eiförmig bis länglich und haben oben ein stumpfes Ende. Da dieser Blütenstand bei Euch als attraktiv gilt wird er auch gern als exotische Komponente in Blumenarrangements eingesetzt. Es wird vermutet, dass der venezianische Seefahrer Marco Polo mir im 14. Jahrhundert auf einer seiner Reisen begegnete und mich das erste Mal mit nach Europa brachte.

Meine Inhaltsstoffe in den Rhizomen:

Die Vitamine A, fast alle B-Vitamine, die Vitamine C, E, K, Cholin (galt früher als Vitamin) und Folsäure, viele Mineralien, wie Kalium, Magnesium, Kalzium, Zink, Mangan, Phosphor und Selen. Dazu im ätherischen Öl Curcumen, Turmerone und Zingiberen. Somit wirke ich anregend auf Eure Verdauung, helfe bei Druck und Schmerz im Oberbach sowie bei Völlegefühl oder Blähungen, die auf einer gestörten Fettverdauung beruhen. Ich rege die Gallenbildung an und meine ätherischen Öle wirken zudem beruhigend und krampflösend auf Eure Magen- und Darm-Muskulatur. Aber ich kann noch mehr: Ich wirke antioxidativ, immunstimulierend, auswurffördernd, entzündungshemmend und auch cholesterinsenkend. Ferner sagt man mir nach auch antimutagen und antikarzinogen zu sein und ich werde auch gegen Rheuma empfohlen.

Geschichte

Meine Heilkräfte wurden schon vor 5000 Jahren in den indischen Veden beschrieben. So gehöre ich schon lange fest zur ayurvedischen Küche. In Indien wird meine Wirkung als heiß, energiespendend und reinigend beschrieben. So werden mit mir sowohl vegetarische Speisen, insbesondere mit Hülsenfrüchten und/oder Reis, aber auch Fleisch- und Fischgerichte gewürzt. In Indien gilt meine goldene Farbe als glücksverheißend und so spiele ich auch bei bestimmten indischen Ritualen, z.B. bei Verlobungen, Hochzeiten und bei der ersten Menstruation eines Mädchens eine Rolle. Auch äußerlich werde ich gern von menstruierenden Frauen und Wöchnerinnen zum Einreiben genutzt, so soll ich vor dem Eindringen von Keimen und Mikroben schützen.

In Indien gelten meine Blüten als Königin der Nacht, nicht deshalb, weil ich nachts besonders prachtvoll blühe, sondern als Mittel der Verführung. Damit wollen indische Frauen ihre Ehemänner zur Liebe animieren, denn ich verleihe gleichzeitig Wärme und Energie.

In der Küche

Für viele von Euch gehöre ich in jede Currymischung und bin auch Bestandteil von Worcestersauce und so manchem Senfrezept. Hier in Euren Breiten werde ich überwiegend in Pulverform als Gewürz genutzt. In dieser Form schmecke ich Euch mildwürzig und etwas bitter. Aber es sind hier auch immer öfter meine frischen Rhizome erhältlich. Achtung, ich färbe stark, mache meinem Namen Gelbwurz also alle Ehre und verfärbe gern Eure Finger, Holzbretter und -löffel. Mein Aroma ist frisch und pfeffrig, aber bei zu verschwenderischem Gebrauch kann Eure Speise eine leicht modrige, moschusartige Note bekommen. Ich passe zu Fisch- und Fleisch- und Gemüsegerichten, zu Essiggemüse und zum Grillen. Als Zutat für die Golden Milk oder auch Kurkuma Latte bin ich seit einigen Jahren bei Euch sehr beliebt.

Linsen-Würzaufstrich

100 g rote Linsen, 1 TL getrocknetes Bohnenkraut, je 1 TL Kurkuma, Koriander und Kreuzkümmel, etwas Chili-Kräutersalz, 1 EL Sesamöl

Die Linsen mit Wasser abspülen und mit 150 ml Wasser und dem getrockneten Bohnenkraut aufkochen und 15 Minuten köcheln und dann abkühlen lassen. Die Gewürze mit dem Öl vermischen und mit den Linsen mit dem Zauberstab zu einer feinen Paste vermixen.

Ingwer-Kurkuma-Lauch-Dipp

1/2 kleine Lauchstange, 1 Ingwerknolle, 1 kleines Stück Kurkuma, Saft ½ Zitrone, Masala-Kräutersalz, frisch gemahlener Pfeffer, Raps- oder Distelöl

Den Porree, den Ingwer und den Kurkuma ganz fein schneiden, den Zitronensaft darüber gießen, dann würzen und das Öl zugeben, bis die gewünschte Konsistenz erreicht ist. Als Dipp zu Brot, Fleisch oder Reisgerichten.

KW 04: Galgant

Ich, der Galgant, bin der 3. im Bunde und gehöre wie meine 2 Vorgänger zur Familie der Ingwergewächse. Wenn man zwei prominente Brüder hat, ist es nicht leicht, aus deren Schatten zu treten. Allerdings – Unter dem Namen Galgant sind Euch zwei nah verwandte Pflanzen bekannt: Ich, der echte Galgant (Alpinia officinarum) als Heilkraut, sowie der Thai-Ingwer (Alpinia galanga) als Gewürz. Während letztere Art, die auch als Großer Galgant bekannt ist, vor allem in der thailändischen Küche verwendet wird, gelte ich, der echte Galgant als Heilpflanze. Ich werde aber auch verschiedenen Gewürzmischungen zugegeben, wie z.B. der marokkanischen Mischung Ras-el-Hanout.

Ich bin eine mehrjährige, kräftige Pflanze, die Wuchshöhen von 1,5 m erreichen kann. Auch ich bilde, wie meine zwei Vorgänger, Rhizome als Überdauerungsorgane. Diese sehen dem Ingwer ähnlich, doch meine Schale ist transparenter, heller und hat orange-braune „Tigerstreifen“. Meine ganzrandigen Laubblätter haben keine Stiele und werden 20-30 cm lang und 1-2,5 cm breit. Meine Blütenstände sind traubenförmig mit kleinen Hochblättern. Meine Einzelblüten sind weiß mit rötlichen Linien. Meine Blütezeit ist April bis September, meine Früchte bilde ich dann von Mai bis November aus. Ursprünglich komme ich aus Südostasien. Meine Hauptanbaugebiete sind in Süd-China, Hainan und Japan. Weiterhin werde ich in Thailand, Indien, Vietnam, Indonesien, Sri Lanka, Malaysia und den Antillen kultiviert.

Meine Inhaltsstoffe:

Ätherische Öle, Scharfstoffe, Gerbstoffe, Flavonoide und Harze. So habe ich eine krampflösende, entzündungshemmende und antibakterielle Wirkung. Somit bietet sich meine Verwendung bei Appetitlosigkeit, Verdauungsbeschwerden sowie leichte krampfartigen Beschwerden im Magen- und Darmbereich an. Ich soll sogar bei Reisekrankheit helfen.

Erstmals in Europa wurde ich als Heilmittel in der medizinischen Enzyklopädie eines byzantinischen Arztes, der im 6. Jahrhundert am kaiserlichen Hof praktizierte, erwähnt. Der im 9. Jh. lebende persische Arzt Avicenna rühmte mich auch als geschätztes Heilmittel. Aber auch der große Arzt Paracelsus war ein Befürworter von mir als Arznei. Er pries mich vor allem in Verbindung mit Magenproblemen. Ich habe wie der Ingwer ein „erwärmendes Wesen“. Hildegard von Bingen hielt mich sogar für das „Gewürz des Lebens“. Sie empfahl mich sowohl bei Herzleiden als auch bei Magen- und Darmerkrankungen: „Und wer Herzweh hat, und wer im Herz schwach ist, der esse bald genügend Galgant, und es wird im besser gehen“. Zu Fenchel sagt sie: „Und wie auch immer Fenchel gegessen wird, macht er den Menschen fröhlich, vermittelt ihm angenehme Wärme, guten Schweiß und gute Verdauung … vermindert den üblen Schleim oder die Fäulnisse in ihm, und er unterdrückt den üblen Geruch des Atems…“. So passen wir sehr gut zusammen und Ihr könnt Fenchel- und Galgant-Kautabletten erwerben. Das soll gut für Euren Magen, den Darm und den Kreislauf sein. Ich wurde von Hildegard von Bingen auch gern gegen grippale Infekte und Infektionskrankheiten, die durch Viren hervorgerufen wurden empfohlen.

Später, als die verschiedenen Länder den weltweiten Gewürzhandel dominierten, konzentrierte sich das Interesse auf Pfeffer, Muskat, Nelken und andere Gewürze. Dadurch versank ich leider bei Euch in die Bedeutungslosigkeit. So tauchte ich im 14. Und 15. Jahrhundert in Kochbüchern nur noch als Zutat für Lebkuchen, Apfelkuchen, Gewürzweine und Fastenspeisen auf. Im Baltikum und in Marokko bin ich in getrockneter Form noch immer ein beliebtes Speisegewürz. So gehöre ich auch in verschiedene Magenbitter und Kräuterliköre, wie Abtei, Boonekamp, Stonsdorfer…und kann in Skandinavien auch zur Bierwürze zum Einsatz kommen. In Asien hat man früher übrigens Araberpferde mit mir gefüttert, um sie feuriger zu machen. Mein scharfes Rhizom fand im Mittelalter vielfach als Aphrodisiakum Verwendung: Ein während des Liebesspiels im Mund behaltenes Stück von mir soll angeblich die Leidenschaft bis ins Unermessliche steigern.

Mein Bruder, der große Galgant nimmt in der traditionellen chinesischen Medizin (TMC) und im Ayurveda einen bedeutenden Platz ein. Gegenwertig laufen diverse Studien zu mir und meinem großen Bruder als Arzneimittel gegen Krebserkrankungen.

In der Küche:

Mein Aroma ist süß-bitter, brennend, gleichzeitig erfrischend und leicht nach Ingwer duftend. Ich lasse mich sowohl frisch als auch getrocknet verwenden. Frisch schmecke ich milder als Ingwer. Man sollte mich vor dem Einsatz schälen und anschließend hacken oder in Scheiben schneiden. Ich rieche dann nach einer Mischung aus Ingwer, Tannennadeln und Kiefernholz. Getrocknet habe ich einen frischen und zugleich pfeffrigen Geschmack. Ich lasse mich gut zu Fleisch- (insbesondere Geflügel) und Wildgerichten sowie Gerichten mit Fisch und Meeresfrüchten und asiatischen Desserts verwenden. Außerdem passe ich gut zu klaren Brühen, Eintöpfen sowie Suppen und Soßen mit Kokosnuss.

Rezept: Champignonsuppe mit Galgant und Kokosmilch

1 l Wasser, 1200 g Kokosmilch, 4 gehäufte TL Hühnerbrühe, 1 Bund Zitronengras, 5 cm frischen Galgant (Asialaden), 8 Kaffir-Limettenblätter, 800-1000 g frische Champignons, Saft einer Limette oder Zitrone, etwas Rohrzucker, 1 Bund Frühlingszwiebeln, Chili-Kräutersalz und helle Sojasoße nach Geschmack.

Das Zitronengras halbieren, anquetschen und mit dem geschälten und in feinen Scheiben geschnittenen Galgant, den Limettenblättern, dem Wasser und der Kokosmilch aufkochen. Die Brühe hinzugeben und 15 Minuten leicht köcheln lassen. Die Champignons halbieren oder vierteln und hinzugeben und nochmals 5-10 Minuten köcheln lassen. Das Zitronengras, die Limettenblätter und den Galgant entfernen und die Suppe mit Chili-Kräutersalz, Zucker, Limetten- bzw. Zitronensaft und Sojasoße abschmecken. Die Frühlingszwiebeln in ganz feine Streifen schneiden und jeweils über die Suppenteller streuen.

KW 05: Kardamom

Ich, der Kardamom, bin der 4. Im Bunde der Ingwergewächse, die sich hier vorstellen. Von mir b enutzt Ihr jedoch nicht wie beim Ingwer, Kardamom und Galgant das Rhizom, sondern meine Früchte.Mein lateinischer Name: Elettaria cardamomum. Auch ich bin eine mehrjährige Pflanze mit einem stark wurzelnden Rhizom. Meine lanzettlichen Blätter werden ca. 2-3 m lang, sogar manchmal bis 4 m. Meine Blütenstiele werden dagegen nur 1 ½ m hoch. Sie wachsen aus einem kriechenden Seitentrieb. Meine blassbläulichen Blütenblätter haben einen gelben Rand und stehen in Rispenform zusammen. Nach der Befruchtung bilde ich dreigeteilte grünliche Kapseln. In jedem Fach dieser Kapseln findet Ihr 4 bis 8 unregelmäßig geformte gräulich-braune Samen.

Diese Kapseln müssen von Euren Mitmenschen kurz vor der Reife mit der Hand gepflückt werden, da sie sich sonst öffnen und sich die Samen verteilen. Deshalb gehöre ich mit Vanille und Safran auch zu teuersten Gewürzen. Meine Heimat ist Südindien und Sri Lanka. Mein enger Bruder, der Malabar-Kardamom bleibt etwas kleiner, gilt von Fachleuten aber als aromatischer. Er wächst dort in feucht-warmen Bergwäldern und ist hier bei Euch wohl nicht zu bekommen.

Meine Samenkapseln selbst bieten nur ein geringes Aroma, meine frischen Samen dagegen aufgrund des Gehalts an ätherischem Öl schon.  Oft wird dieses Aroma als süßlich, leicht scharf mit blumigen und fruchtigen Noten beschrieben. Manche von Euch erinnert der Geruch etwas an Eukalyptus und Kampfer. Meine Samen enthalten u.a. auch noch Mineralstoffe. Aus Gründen der Haltbarkeit und für ein gehaltvolles Aroma ist es empfehlenswert, ganze Kapseln von mir zu erwerben und die Samen erst bei Gebrauch aus der Kapsel zu lösen und frisch zu mörsern.

Achtung: Es gibt auch Schwarzen Kardamom, der allerdings aus Gebieten vom Gebirge des Himalayas bis nach Südchina wächst. Diese Kapseln sind wesentlich größer als meine und dunkelbraun bis schwarz. Sie haben auch ein ganz anderes Aroma, denn sie werden über offenem Feuer getrocknet und haben deswegen eine rauchige Note. Aufgrund dieses herben Aromas dient der Schwarze Kardamom oft als Zutat in langsam schmorenden Fleischgerichten.

Meine Wirkungsweise:

Schon die alten Römer haben mich geschätzt und bei Magen und Darmbeschwerden eingesetzt. Schwangere sollten milch allerdings nicht in größeren Mengen zu sich nehmen, da mir eine wehenanregende Wirkung nachgesagt wird. Auch jene von Euch, die unter Bluthochdruck leiden, sollten mich nur in kleinen Mengen konsumieren, denn Euer Herz-Kreislauf-System wird dadurch angeregt. Durch meine ätherischen Öle wirke ich anregend auf Eure Verdauung und vermindere Blähungen. Außerdem soll ich auf Euer Nervensystem entkrampfend wirken und kann wohl bei typischen Frauenproblemen helfen. In Indien werde ich auch traditionell gegen Erkältungsbeschwerden, sowie Atemwegserkrankungen eingesetzt. Ich soll eine schleimlösende Wirkung haben und so entsprechende Beschwerden lindern. Angeblich soll ich auch bei Mundgeruch helfen: Durch das Kauen meiner Samen soll sich Euer Atem verbessern – weshalb in einigen Ländern z.B. nach dem Genuss von Alkohol oder dem Verzehr von Knoblauch gerne auf mich zurückgegriffen wird. Was ist noch alles kann? – Leider wurde ich bisher noch nicht umfassend wissenschaftlich erforscht.

In arabischen Ländern wird mir übrigens eine aphrodisierende Wirkung nachgesagt. Dort bin ich auch als Zutat für aromatischen Kaffee sehr beliebt, auch in orientalischen Teezubereitungen bin ich als Zutat des Öfteren anzutreffen.

In der Küche:

Zum Würzen werden meine ganzen oder zerstoßenen Samen verwendet. In meinen Anbaugebieten werden auch frische Blätter als Kraut gegessen. Meine Blätter haben ein zimtähnliches Aroma. Mich kann man zum Würzen von süßen und pikanten Speisen einsetzen. So bin ich sehr beliebt bei Brot- und anderen Backwaren, Keksen, Leb- und Gewürzkuchen, Spekulatius usw. Auch zu Obstzubereitungen mit Äpfeln, Birnen oder Orangen passe ich hervorragend. Außerdem kann ich für Fleisch- und Fischgerichten verwendet werden. Insbesondere in der indischen Küche spiele ich eine große Rolle. In vielen Currymischungen bin ich auch enthalten. Meine zerstoßenen Kapseln können mit Reis mitgekocht werden und ergeben dann ein mildes, leckeres Aroma. In schwedischen Backwaren (z.B. Kanelbulle) und im Glühwein (Glögg) bin ich ein typischer Bestandteil.

Dattel-Lasagne mit Kardamom und Koriander

6 Lasagneblätter, 250 g Datteln, 75 g Butter, 75 g Zucker. 3 Eier, 1 TL abgeriebene Zitronenschale, 500 Quark, ¼ l Milch, 60 g Gries, ½ Päckchen Backpulver, je 1 TL Kardamom und Koriander, eine Prise Vanillepulver, 4 EL Paniermehl, 30 g Butter

Die Eier trennen. Die 75 g Butter mit Zucker und Eigelb gut verrühren. Dann die Zitronenschale, den Quark, Milch, Gries, Backpulver und die Gewürze zufügen und wieder alles gut verrühren. Die Datteln entsteinen und in Streifen schneiden. Das Eiweiß steif schlagen und mit den Datteln unterheben. Eine gefettete Auflaufform mit der Hälfte des Paniermehls ausstreuen. 1/3 des Teigs einfüllen, darüber 3 Lasagneblätter legen. Das 2. Drittel darüber verteilen. Erneut mit Lasagneblättern belegen und die restliche Quarkmasse darauf verteilen. Mit dem restlichen Paniermehl bestreuen und mit Butterflöckchen belegen. Bei 200 Grad zirka 25-30 Minuten backen.

Kardamom-Milch

100 ml Milch (oder Mandelmilch), 100 ml starker Kaffee, ¼ TL Kardamom, 1 TL Kakao und 1 TL Brauer Zucker

Die Milch mit dem Kardamom aufkochen, den Kakao einrühren, dann mit dem Kaffee auffüllen und nach Geschmack süßen.

KW 06: Lorbeer

Kränze mit meinem Laub waren früher bei Athleten und großen Kriegern sehr beliebt. Ich bin das Bild des Sieges, des Ruhms, der Begeisterung und der Erhabenheit – daher der Schmuck der Helden und Dichter. Wer bin ich? – Natürlich der echte Lorbeer! Mein lateinischer Name ist Laurus nobilis und ich habe eine eigene Familie, die der Lorbeergewächse. Unsere Familie umfasst zwischen 30 und 50 Gattungen und mindestens 2000 Arten, die in tropischen und subtropischen Regionen gedeihen. Einige bekannte und bedeutende Gattungen aus unserer Familie kommen auch in gemäßigteren Klimazonen vor. Zu diesen gehören z.B. der Zimtbaum, der Kampferbaum und die Avocado.

Die Herkunft meines lateinischen Namensteils Laurus ist unbekannt, dagegen erinnert die altgriechische Bezeichnung daphne daran, dass sich die Nymphe Daphne in einen Lorbeerstrauch verwandelt haben soll, um den Nachstellungen Apolls (Sonnengott) zu entgehen. Dieser soll als Zeichen seines Kummers über die nicht erwiderte Liebe einen aus meinen Zweigen gewundenen Lorbeerkranz getragen haben.

Ich bin ein als Strauch oder Baum wachsendes Laubgehölz mit ledrigen, oberseits glänzenden und aromatisch duftenden Blättern. Ich bin immergrün und kann recht groß werden (Wuchshöhe bis ca. 20 m, Breite bis ca. 10 m). Ich bin halt ein Sonnenkind und stehe deshalb am liebsten in der Sonne. Meine kleinen grüngelblichen Blütendolden (Blütezeit Mai-Juni) bringen nach der Befruchtung glänzende, blauschwarze Beeren hervor. Ursprünglich stamme ich aus den Gegenden rund ums Mittelmeer. Gedeihe allerdings auch in Euren Breiten recht gut, brauche dann aber in jungen Jahren einen Winterschutz.

Meine Inhaltsstoffe: Ätherische Öle, Harze, Gerbstoffe, Bitterstoffe, Flavonolglykoside. Damit wird meine Wirkungsweise als antibakteriell, keimabtötend, berauschend, insektenabwehrend, rheumalindernd und verdauungsfördernd beschrieben. Essenzen und Salben mit mir als Wirkstoff dienen Euch zur äußerlichen Behandlung gegen Rheuma, mein Öl als Mittel bei Verstauchungen und Quetschungen. Meine Blätter können auch bei Erkältungen Eurem Glühwein zugefügt werden.

Das Öl meiner Früchte dient Euch zur Herstellung von Likör und auch zur Parfüm- und Seifenherstellung. Das Aroma vertreibt auch Insekten.Achtung: Ich kann in größeren Dosen bei Euch Rauschzustände erzeugen, besonders wenn aus mir Tee hergestellt wird. Daher bin ich nicht für Schwangere und Kleinkinder geeignet.

Das „‚Orakel von Delphi“ war eine der bekanntesten heiligen Stätten aus der griechischen Mythologie: Im Tempel von Delphi konnten mutige Reisende dem Orakel Fragen über die Zukunft stellen. Die Weissagungen des Orakels waren angeblich nur möglich, wenn sich die orakelnde Priesterin oder der Priester mit Hilfe von Lorbeer-Blättern im Mund in Trance versetzt hatte.

Geschichte:

Über mich wurde bereits in Keilschriften berichtet, die 7000 Jahre alt sind. Und es wurden von Euch mehr als 65 Millionen Jahre alte Fossilien gefunden, die mir, dem heute bekannten Lorbeer ähneln. Beim Einzug als erfolgreicher Triumphator in die Stadt Rom war der Feldherr mit mir bekränzt (Corona Triumphalis). Mit dem Übergang zum Kaiserreich trugen auch die römischen Kaiser einen Kranz aus mir, und später erhielten ihn auch Sieger bei Spielen. Der Lorbeerkranz steht für Euch bis heute sprichwörtlich für eine besondere Auszeichnung. Er gilt Bei Euch als Symbol des Ruhmes, Sieges und Friedens. Im angelsächsischen Raum gibt es den offiziellen Titel des poet laureate („lorbeergekrönter Dichter“). Das Silberne Lorbeerblatt ist die höchste sportliche Auszeichnung hier bei Euch in Deutschland. Es wird vom Bundespräsidenten vergeben und wurde ursprünglich von Theodor Heuss (1950) gestiftet. Die Blumensprache sagt zu mir: „Du hast dich ehrenvoll benommen.“

In der Küche:         

Ich schmecke herb, würzig, aromatisch und ein klein bisschen bitter.  Wenn Ihr mich zerreibt oder hackt dufte ich frisch zitronig. Frische Blätter von mir sind bitterer als getrocknete, aber sie haben ein tolles Aroma. In der Antike ging die Verehrung für mich, den Baum Apollos so weit, dass es zumindest offiziellnicht erlaubt war, mich zu unheiligen Zwecken zu nutzen. Das hat die Feinschmecker von damals allerdings nicht daran gehindert, mit meinen Blättern die Speisen zu würzen. Das kann man im Kochbuch des Apicius nachlesen. Schade, heute werde ich dagegen in der Küche von vielen Hausfrauen ohne die Achtung behandelt, die meinen göttlichen Blättern gebührt, nämlich oft als Allerweltskraut für Allerweltsgerichte. Das hat vor allem wohl einen Grund: Meine Blätter schmecken am würzigsten, wenn sie ganz frisch getrocknet sind. Da ich als frostempfindlicher Strauch bei Euch aber nur in Kübeln gedeihe und Ihr die Blätter zum Würzen importieren müsst, sind sie natürlich lange nicht so frisch wie sie eigentlich für ihren Gebrauch sein sollten. In den Regalen der Geschäfte findet Ihr leider oft überalterte Ware.
Ich passe zu allem, was einen säuerlichen Geschmack aufweist, wie, z.B. zum Sauerkraut, zur Fleischsülze, zu sauren Gurken, zu Mixed Pickles. Dazu gehören auch Heringe, Sauerbraten, Wildgerichte, Fischmarinaden, deftige Kartoffelgerichte, ganz allgemein Braten und Bratensauce, Ragouts, Gulasch und kräftige Eintöpfe und Suppen.

Tomatensuppe mit Lorbeer 1 Packung stückige Tomaten, 3-4 Frühlingszwiebeln,1 Knoblauchzehe, 2 TL Harissa, 500 mlWasser, 4 TL Gemüsebrühe, Vital-Kräutersalz, Kubebenpfeffer, etwas Olivenöl, 5-6 Lorbeerbeeren, Kräuter der Saison

Frühlingszwiebeln und Knoblauchzehe putzen, klein würfeln und in Olivenöl andünsten. 1 TL Harissa darüber geben. Dann die stückigen Tomaten, das Wasser, die Brühe, die Lorbeerbeeren, Kubebenpfeffer und Meersalz hinzugeben und alles zirka 20 Minuten sanft garen. Dann die Lorbeer- und die Pfefferbeeren aus der Suppe fischen, den restlichen TL Harissa hinzufügen, die Suppe pürieren, abschmecken und mit Kräutern der Saison verzieren.

In der Kosmetik:   

 Lorbeeröl hat einen hohen Anteil an ätherischem Öl, welches durch Auskochen meiner Früchte gewonnen wird und ihm seinen typischen Geruch verleiht. Das Auskochen ist dabei für Euch wichtig, denn meine Früchte haben einen potentiell toxischen Kern, der auf keinen Fall ausgepresst werden darf. Deshalb waren bei Euch in Europa Produkte mit Lorbeeröl recht lange verboten. In handgemachte Seifen findet Ihr auch des Öfteren mein Lorbeeröl. Ganz typisches Beispiel dafür ist die Aleppo-Seife, die vielen Überlieferungen nach, Eure allererste Seife der Welt sein soll und traditionell aus Olivenöl und Lorbeeröl besteht.

An den Lorbeer

Ich liebe Dich – ich will’s gestehen

Mehr als das erste Frühlingswehen,

Dein süßer Duft, der ewig währt –

Ist in der ganzen Welt geehrt –

Doch nicht des Siegeslorbeers Blatt –

Wer es empfängt, getötet hat –

Der schmale, schön gezackte ist’s:

Du dunkelgrüner Lorbeer bist’s.

Friederike Kempner, 1903

Lorbeer ist ein gutes Kraut

Für die Saucenköche;

Wers als Kopfbedeckung wünscht,

Wisse, daß es steche.

Otto Julius Bierbaum

KW 07: Wilder Schnittlauch

Jetzt kommt mit mir neuer Wind in die Vorstellungsrunde: Ich bin kein Gewürz im eigentlichen Sinne, sondern ein wildes Kraut und ein Lauchgewächs und das ist `mal wieder etwas Neues hier. Ich bin der wilde Schnittlauch und heiße lateinisch Allium schoenoprasum. Andere Namen für mich sind z.B. auch: Graslauch, Binsenlauch, Jakobszwiebel oder Schnittling. Mein Namensteil „schoenoprasum“ setzt sich zusammen aus den griechischen Wörtern schoinos für Binse und prason für Lauch, direkt übersetzt heiße ich also „Binsen-Lauch“, und diese Bezeichnung bezieht sich auf die Form meiner Blätter. Trotz meiner weiten Verbreitung und zahlreich vorkommender Typen kann man meine Art nach genetischen Merkmalen nicht in Unterarten aufteilen.

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Ich bin hart im Nehmen (siehe das Bild von mir mit Schneekristallen) und eine ausdauernde krautige Pflanze, die Wuchshöhen von bis zu 50 cm erreichen kann. Meine Blätter sind grundständig, röhrig und hohl und meine eiförmig-länglichen Zwiebeln stehen dicht beisammen, so dass so genannte Horste von mir entstehen. Mein Blütenstand ist kugelig, dicht mit Blüten besetzt und ihre Farbe variiert von heller zu dunkler rot. Auffällig ist bei meinen Einzelblüten jeweils ein dunkler hervorgehobener Mittelnerv. Die Blütezeit ist Mai-September. Mein Samenstand sieht ein wenig aus wie ein Sputnik, die darin enthaltenen kleinen Samenkörner sind schwarz. Anders als andere Arten, wie z.B. der Weinberg-Lauch bilde ich keine Brutzwiebeln aus.

Wo fühle ich mich wohl? – Vor allem entlang Flussläufen und in nassen Wiesen. Ich habe mich mittlerweile auf der gesamten Nordhalbkugel eingebürgert. Ursprünglich stamme ich aus Asien und Marco Polo wird zugeschrieben erste Pflanzen von uns im 13. Jahrhundert von einer Chinareise nach Europa gebracht zu haben. Ich, als Wildform beinhalte mehr Aroma und stärkere Wirkstoffe als meine kultivierten Geschwister, denn ich bin bei Euch seit dem frühen Mittelalter in Kultur. Es gibt zahlreiche Sorten von uns, die in Bezug auf Wuchshöhe und Blattdicke sehr unterschiedlich sein können. Neben den typischen lilablühenden Formen von uns treten auch weiß blühende auf.

Meine Inhaltsstoffe:

Vitamine A und C sowie Lauchöle, die im Prinzip Schwefelhaltige Arminosäuren sind. Diese haben antibiotische, fungizide und insektizide Wirkung – sind also für Mikrolebensformen aggressiv bis tödlich. Einer meiner Hauptbestandteile ist in diesem Zusammenhang, ähnlich wie bei Knoblauch oder Bärlauch, das Allicin. An Mineralien sind Kalzium, Natrium, Phosphor und Eisen zu nennen. Ich habe den Ruf appetitanregend und darmregulierend zu wirken; Außerdem harntreibend, entwässernd, blutreinigend, Cholesterin-, und Blutdrucksenkend. Ich enthalte Schwefel und stimuliere dadurch Euren Zellstoffwechsel. Somit bin ich hervorragend für Eure Frühjahrskuren geeignet.

Geschichtliches:

Zwar wird mir keine magische oder religiöse Wirkung zugesprochen, dennoch spiele ich in vielen Kulturen eine wichtige Rolle. In Sibirien und Teilen Zentralasiens wird mir eine aphrodisierende Wirkung zugesprochen; Alexander der Große soll als Hochzeitsgeschenk von Sibirischen Stammeshäuptlingen vor diesem Hintergrund Schnittlauchpflanzen erhalten haben.

In der Küche:

Zum Einsatz als Küchengewürz werden nur meine oberirdischen Röhrenblätter geerntet. Fein geschnitten werden die Röllchen Salaten, Suppen, Eigerichten oder auch Mayonnaise zugefügt. Das Schnittlauchbrot – ein Butterbrot, reichlich belegt mit Schnittlauchröllchen – ist bei vielen von Euch beliebt auch kann auch zu einer Brotzeitplatte gehören. Ich bin auch Bestandteil der fines herbes der französischen Küche und der Grünen Soße, sowohl nach der Frankfurter als auch der Kasseler Rezeptur. Das ist ein typisches Gericht der deutschen Regionalküche im hessischen Raum.

Rezept Schnittlauchquark

1 Handvoll frischer wilder Schnittlauch, 1-2 hart gekochte Eier, Pfeffer, Männer-Kräutersalz, 250 g Quark und 2-3 EL Sahne oder Milch.

Den Schnittlauch waschen. Die hart gekochten Eier pellen und beides sehr klein schneiden. Zum Quark geben und nach Geschmack würzen. Toll zu Pellkartoffeln.

Gedicht Schnittlauchliebe:

Schnittlauchblüten, kugelrund Blüh‘n in unserm Garten

Duften zart nach Zwiebeln fein, tauch ich meine Nase tief

in das Blütenmeer hinein. Hmmmm!

Schnittlauchblüten, rosapink, ich kann`s kaum erwarten

wird`s bald Zeit zum Ernten sein, sammle ich zwei, drei, vier ein,

für mein Butterbrot. So fein! Hmmmm!

Schnittlauchblüten leuchtend zart, lang noch sollt Ihr blühen,

denn sosehr ich Euch genieß‘ schmeckt ihr auch den Bienen süß

al s ihr Nektarparadies.Hmmmm!

Schnittlauchblüten locken mich wieder in den Garten.

Ein paar Stängel pflücke ich von der Bienen Blütentisch,

nur ein paar für Dich und mich. Hmmmm!

Elke Bräunling

KW 08: Scharbockskraut

Jetzt kommt demnächst Farbe ins Spiel und zwar ein leuchtendes Gelb! Meine bald erscheinenden Blüten leuchten in sonnigem Gelb, das tut Euch doch nach dem Winter mit den langen Nächten und kurzen Tagen besonders gut. Allerdings solltet Ihr mich nicht mehr zu Euch nehmen, wenn ich zur Blüte komme, denn dann bilde ich nämlich als Eigenschutz vermehrt Scharfstoffe. Im Übermaß genossen kann ich Euch Magen-, Darm- und Nierenreizungen bescheren! Mein Name: Scharbockskraut und ich gehöre zur Familie der Hahnenfussgewächse. Man nennt mich auch Gichtblatt, Butterblume, Spiegelblume, Goldsternblume, Schmalzblatt und Frühsalat. Mein lateinischer Name ist Ranunculus ficaria

Früh im Frühjahr, nämlich jetzt, entwickle ich aus meinen fleischigen Wurzelknollen kleine, gestielte, leicht herzförmige Blätter, die Veilchenblättern ähneln. An der Oberseite haben meine Blättchen einen schönen grünen Glanz. Ich breite mich gern in Blätterteppichen aus.

Meine Blütezeit ist März bis Mai. Die einzeln stehenden sternförmigen Blüten sehen ein wenig wie gelbe Gänseblümchen aus und beinhalten meist acht Kronblätter, selten bis zu elf. Im Zentrum der Blüten finden sich zudem zahlreiche Staubblätter, die ebenfalls gelb gefärbt sind und reichlich Pollen enthalten. Für viele Insekten, wie z.B. Wildbienen bin ich im Frühling eine der ersten Nahrungsquellen. Zur Fruchtreife bilde ich dann kleine grüne Nüsschen aus. Zwischen meinen zarten Wurzeln findet Ihr kleine Brutknöllchen, die an Mini-Kartoffeln erinnern, die auch ebenso zubereitet werden könnten. Ab Juni ziehe ich mich dann ganz in die Erde zurück und warte auf wieder auf meinen großen Auftritt im nächsten Frühjahr. Ihr findet mich in krautreichen Laubwäldern, gut durchfeuchtenden Stellen in Parks, Gärten und unter Büschen und Hecken, besonders gern auch entlang von Bächen und Gräben.

Inhaltsstoffe

Meine Inhaltsstoffe sind, wie schon zuvor erwähnt Scharfstoffe (Anemonin, Protoanemonin), Vitamin C, Saponine und Gerbstoff. In der Schulmedizin werde ich nicht verwendet und bin deshalb auch kein echtes Heilkraut. Früher habt Ihr mich hauptsächlich zur Behandlung von Vitamin C-Mangelerscheinungen genutzt. So wurde ich von Seefahrern als vorbeugendes Mittel gegen Skorbut eingesetzt. So erklärt sich auch mein deutscher Name: Das Wort „Skorbut“ wurde von den Holländern geprägt, sie sagten „Scheurbut“ („But“ für Knochen und „scheuren“ für reißen, also einfach ausgedrückt „kaputte Knochen“). Daraus wurde bei Euch dann „Scharbock“. Jetzt passe ich gut in Eure Frühlingskuren, da ich blutreinigend, belebend und entzündungshemmend wirken soll. Manche sagen mir sogar eine antivirale und leberschützende Wirkung nach.  In der Schwangerschaft und Stillzeit sollte auf die innere Einnahme von mir jedoch wegen der Scharfstoffe verzichtet werden. Ebenso sollten Kleinkinder mich nicht in frischer Form zu sich nehmen.

Nach einer Sage kam nach einem verheerenden Unwetter ein Getreideregen vom Himmel. Es soll sich damals um die vom Regenwasser ausgespülten unzähligen Wurzelknöllchen von mir gehandelt haben. So kam auch mein Name „Himmelsgerste“ zustande.

sdr

In der Küche

Ich gehöre zu den bekanntesten Wildkräutern des Frühlings. Im Mittelalter waren meine Blätter als Rohkost eine willkommene und belebende Abwechslung von den meist eintönigen Winterspeisen. Heute werde ich vor allem von Wildkräuterliebhabern geschätzt. Meine Blätter schmecken leicht säuerlich, angenehm pfeffrig und zart bitter. Meine jungen Blätter können von Euch in Wildkräutersalaten, Kräuterquarks, Kräuterbutter oder für andere Aufstriche verwendet werden.

Wiesen-Kartoffelsalat mit Scharbockskraut und wildem Schnittlauch

1 kg Pellkartoffeln, gekocht, 250 ml Brühe, 3 EL Frühlingserwachen- oder Apfelessig, Meeersalz und Pfeffer, je 1 Handvoll junge Scharbockskrautblätter und wilder Schnittlauch, 2 EL Öl.

Kartoffeln pellen, in Scheiben schneiden. Die Brühe mit Essig, Pfeffer und Meersalz erhitzen und über die Kartoffeln gießen, 20 Minuten ziehen lassen. Scharbockskraut und Schnittlauch fein schneiden und unterheben. Etwa 1 Stunde ziehen lassen. Zuletzt das Öl zufügen.

Gedicht Scharbockskraut

Blaue Frühlingshände
sticken Stern um Stern
in nierenblättrige Teppiche.
Gedanklich sammle ich dir
Scharbockskrautblüten,
flechte einen Kranz
der Zärtlichkeit.
 
© Inge Hornisch

KW 09: Brennnessel

Man sagt mir nach, dass ich ein besonders kraftvolles Grünzeug bin.- Und wer ich bin? – Nun die Brennnessel. Eigentlich sind wir 2 Brüder, nämlich mein kleiner Bruder, die Kleine Brennnessel (lateinische Bezeichnung Urtica urens) und ich, die große Brennnessel (latenische Bezeichnung Urtica dioica) und wir haben eine eigene Familie, die der Brennnesselgewächse.

Da ich hier bei Euch am weitesten verbreitet bin spreche ich in meiner Vorstellung hauptsächlich für mich. Weitere Namen für mich sind z.B. Donnernessel, Hanfnessel, Saunessel, Eselskraut, Scharfnessel, Haarnesselkraut, Hanfnesselkraut.

Bestimmt habt Ihr mit mir schon Eure Erfahrungen gemacht, denn meine Blätter und auch meine Stängel sind mit kieselsäureverstärkten Brennhaaren bewachsen. Wenn Ihr mich also ungeschickt anpackt bohren sich die Spitzen dieser Brennhaare in Eure Haut und entlassen ihren brennenden Inhalt (Histamin, Acetylcholin, Serotonin) in die Wunde. Und das erzeugt auf Eurer Haut einen heftigen Juckreiz und ein länger andauerndes Brennen. Dabei will ich Euch gar nichts Böses, sondern mich nur vor allgemeinen Beschädigungen, wie Fraß usw. schützen. Manche Pflanzen entwickeln als Fraßschutz Gerb- oder Bitter- oder sogar Giftstoffe, bei mir sind es eben die Brennhaare. Die brennenden Inhaltsstoffe können Euch aber sogar guttun, nämlich bei rheumatischen Beschwerden. Hier kann eine Urtikation helfen. Dafür wird 1 x pro Tag mit frischen Brennnesselkraut auf die schmerzenden Stellen geschlagen. Nach 2-3 Tagen eine Pause von 2-3 Tagen machen. In dieser Zeit aber die betroffenen Körperstellen nicht waschen, sonst geht das wohltuende Wärmegefühl wieder in ein unangenehmes Brennen über.

So jetzt muss ich mich aber erst einmal genauer beschreiben: Ich bin eine zweihäusige Pflanze, es gibt also männliche und weibliche Exemplare von mir, die sogar bis zu 2 m hoch werden können. Meine Stängel sind kantig und meine Blätter gegenständig, eiförmig mit Spitze und gesägtem Rand. Über mein kräftiges Rhizom bilde ich Ausläufer und kann so zu großen Horsten heranwuchern, deshalb bin ich in Euren Gärten nicht besonders beliebt. Meine Blüten zur Blütezeit im Mai-Juni und auch später sind unscheinbar grün- oder bräunlich. Meine weiblichen Blüten hängen nach der Befruchtung herab und bilden kleine Nussfrüchte aus, die sehr nahrhaft sind.

Wo findet Ihr mich? Na, an vielen verschiedenen Orten, z.B. Weg- und Waldränder, Auwälder und Ödland und ich bevorzuge die Nähe Eurer Wohnstätten.

Meine Inhaltsstoffe:

Ich besitze einen sehr hohen Anteil an Vitaminen (Vitamin A + C und B-Vitamine) und Mineralstoffen. Ich bin also ein echtes Superfood für Euch: Kalzium, Kalium, Magnesium, Eisen, Magan, Schwefel, Kieselsäure, Flavonoide, Chlorophyll. Damit wirke ich auf Euren Organismus stoffwechselanregend, entwässernd, durchblutungsfördernd, entgiftend, vitalisierend, entzündungshemmend, unterstützend bei der Behandlung rheumatischer Beschwerden und bei Erkrankungen der Harnwege. Als Bestandteil von „Blutreinigungsmitteln“ und „Frühlingskuren“ habe ich mir bei Euch einen guten Namen gemacht. Meine Samen sind als Kräftigungsmittel geschätzt. Bis heute gehöre ich zu den am häufigsten verwendeten Arzneimittelpflanzen. Extrakte aus meinen Blättern und Wurzeln sind in deutlich mehr als 100 Präparaten zu finden. Dazu kommt eine erhebliche Anzahl an Tees und Teemischungen mit mir.

Geschichte:

Ich bin eine seit Urzeiten bekannte Heilpflanze. Auch Hildegard von Bingen empfahl mich neben anderen Anwendungen als Mittel gegen rheumatische Beschwerden. Mein Feuer ermunterte zu meinen Gattungsnamen „Urtica“, von urere = brennen. Der Beiname „dioica“ bedeutet zweihäusig und bezieht sich auf meine entweder weiblichen oder männlichen Blüten. Der Begriff Nessel entwickelte sich aus dem Wort „nezze = Zwirn, denn meine Stängelfasern wurden früher von Euch für Gewebe verwendet, das als Leinen der armen Leute bekannt ist. Kennt Ihr zu diesem Thema das Märchen „Die 6 Schwäne“? Ausserdem gehöre ich zu den Färbekräutern. Mit mir könnt Ihr Textilien graugrün oder hellgelb einfärben.

In Eurem früheren Aberglauben spielte ich ebenfalls eine Rolle. Ich wurde dem Donnergott geweiht und galt bei Gewitter als Blitzableiter für Eure Häuser. Außerdem sollten Sträuße aus mir böse Geister und Hexen abwehren. Sie wurden unter das Vieh gelegt oder in der Walpurgisnacht auf Misthaufen gesteckt. Am Johannistag verspeiste Brennnesselpfannkuchen sollten vor der Zauberei von Nixen und Elfen schützen. Wer von Euch fünf Brennnesselblätter in seiner Hand hält, soll einen klaren Verstand behalten und seine Furcht verlieren. In der Antike wurde ich als Aphrodisiakum eingesetzt. Dioskurides empfahl das Trinken von Wein mit Brennnesselsamen. Der römische Dichter Ovid mischte meine Samen 1:1 mit Pfeffer und hielt diese Mischung für das beste Aphrodisiakum der Welt. Auch für viele Tiere, wie z.B. Pferde, Kühe, Schafe, Hunde und Hühner bin ich ein gutes Stärkungs- und Heilmittel. Für mehr als 20 Schmetterlingsarten bin ich auch Lebensgrundlage für deren Nachwuchs. Also lasst mich bitte an Plätzen, die Euch nicht zu sehr stören mindestens 6 Wochen stehen, damit sich die schönen Schmetterlinge auch an mir entwickeln können.

Ich bin übrigens im Jahre 1996 als Heilpflanze des Jahres gekürt. Außerdem findet die man mich auch im Wappen Schleswig-Holsteins.

In der Küche:

Ich habe als allgegenwärtiges Kraut in der Geschichte zwar so manchen menschlichen Hungertod verhindert, dafür aber mit dem Ruf eines Gemüses für schlechte Zeiten bezahlt. Ich lasse mich in der Küche auf fast gleiche Weise verarbeiten wie Mangold oder Spinat, kann aber mit viel mehr Inhaltsstoffe aufwarten und einem etwas herberen, würzigeren Geschmack mit nussigen Akzenten punkten. Dafür solltet Ihr junge Triebe von mir ernten und das auch noch vor der Blüte.

Grüner Frühlings-Camembert

100 g Camembert, 50 g weiche Butter, 1 fein gehackte Zwiebel, 3-5 EL frisch gehackte Wild- oder Küchenkräuter (z.B. Brennnessel, Giersch, Knoblauchsrauke, Bärlauch, wilder Schnittlauch, Majoran, Estragon, Basilikum, Olivenkraut…), Pfeffer + Kräutersalz

Käse mit der Gabel zerdrücken, Butter untermengen, fein gehackte Zwiebel und geschnittene Kräuter hinzugeben. Mit den Gewürzen abschmecken.

In der Kosmetik:

In der Kosmetikindustrie dienen Auszüge aus meinen Wurzeln oder Blättern als Zusatz zu Shampoos, Haarwässern und Haarwuchsmitteln, da sie die Durchblutung des Haarbodens stärken sollen.

Zum Abschluss ein Gedicht:

Wenn ihr an Nesseln streifet, So brennen sie;

Doch wenn ihr fest sie greifet, Sie brennen nie.

So zwingt ihr die Feinen, Auch die gemeinen Naturen nie.

Doch preßt ihr wackerWie Nußaufknacker, So zwingt ihr sie.

Friedrich Rückert


KW 10: Bärlauch

Ich bin bärenstark, das zeigt auch mein lateinischer Name an: Allium ursinum. Ins Deutsche übersetzt heißt das „für Bären geeigneter Knoblauch“. Weitere Namen für mich sind:     Waldlauch, Teufelsknoblauch, Hexenzwiebel, Zigeunerlauch, Wilder Knoblauch, Waldknoblauch, Hexenknofel, Judenzwiebel, Ramsel, Wurmlauch.

Mein Knoblauchgeruch, ähnlich dem meines großen Bruders, dem echten Knoblauch, verlieh mir meinen germanischen Namen: „Ram“. Dieses Wort bezieht sich auf das Verb „ramsen“ (germanisch für üblen Schafs- und Ziegengeruch). „Ram“ bedeutet zugleich auch Widder, da ich im Sternzeichen des Widders wachse, aber nicht nur deshalb schrieben mir die Germanen Zauberkräfte zu.

Ich habe meinen Lebenszyklus auf den der Laubbäume abgestimmt und überdauere als typisches Lauchgewächs in einer schmalen Zwiebel. Im frühen Frühjahr schiebe ich zuerst ein Blatt und schnell danach auch das 2. Blatt heraus. Meine Blätter sind breit-oval, haben jeweils einen eigenen Blattstängel (wichtig für die Erkennung!) und sind an der Oberseite glänzend grün, mit erkennbarer Mittelader. Die Blattunterseite ist matt und der Stängel mehr oder weniger dreikantig und hohl. Zirka Ende April bilde ich dann weiße Sternförmige Blüten in einer flachen Scheindolde. Aus diesen Blüten werden später schwarze Samen, die von einer kleinen grünen Samenhülle umgeben werden. Wenn das hohes Blätterdach der Bäume dichter wird, verwelken meine Blätter, vergilben und verschwinden. Ich erreiche eine Gesamthöhe von zirka 25-30 cm.

Mein Verbreitungsgebiet ist ganz Nord- und Mitteleuropa sowie Nordasien. In heißen und trockenen Gegenden fühle ich mich allerdings nicht wohl. In Deutschland findet Ihr mich häufig in den Mittelgebirgen, sowie in Süd- und Mitteldeutschland. In den nördlichen Teilen Deutschlands werde ich seltener und in der norddeutschen Tiefebene sucht ihr mich vergebens. Mein bevorzugter Standort sind feuchte Wälder, von Bächen durchzogene Schluchten und Auen.

Meine Inhaltsstoffe:        Vitamin C, Mineralien, wie Kalium, Kalzium, Magnesium, Eisen, verschiedene Schwefelverbindungen im ätherischen Öl (Mein Schwefelgehalt ist höher als beim Knoblauch!), Enzyme, Flavonoide.

Gerade der Schwefel ist wichtig für Euren Stoffwechsel. In Euren Blutgefäßen wirke ich als „Rohrputzer“ da ich verhindern soll, dass sich Cholesterinpartikel an den Innenwänden Eure Blutgefäße festsetzen. Außerdem hat Schwefel auch einen Einfluss auf Eure Insulinbildung, deshalb solltet Ihr, falls Ihr Typ II-Diabetiker seid, daran denken Euch ausreichend mit Schwefel versorgen. Meine Verbindungen wirken blutdrucksenkend und stärken die körpereigene Bakterienflora in Eurem Darm, denn ich hemme das Wachstum schädlicher Bakterien ohne dabei Eure gesunde Darmflora zu schädigen. Daher wird es auch empfohlen mich nach einer Behandlung mit Antibiotika einzusetzen. Außerdem soll ich Schwermetalle aus Eurem Körper leiten und Herzrhythmusstörungen und die Herzfunktion verbessern.

Nur in sehr seltenen Fällen kann es bei Präparaten mit mir zu allergischen Reaktionen und niedrigem Blutdruck kommen.

Geschichte:                    

In der Antike sollen Gelehrte beobachtet haben, wie zottige Bären sich nach dem Winterschlaf an dem wilden Kraut labten, um später mit glattem und glänzendem Fell wieder auf die Frühjahrsjagd gehen zu können. Seit dieser Zeit gelte ich als blutreinigendes und tonisierendes Kraut, vor allem für reinigende Frühlingskuren.

Unter germanischen Stämmen waren wilde Laucharten sehr geschätzt, denn unsere jungen Blätter genossen den Ruf zur richtigen Zeit Mut zu verleihen und zu erhitzen, was bei kriegerischen Auseinandersetzungen vorteilhaft war. Die Römer schätzten mich als magen- und blutreinigendes Mittel und schrieben mir heilsame Wirkungen bei Bluthochdruck, Bronchitis, Hautleiden und Müdigkeit zu. Da ich auch als fruchtbarkeitsfördernd und steigernd auf die Sinnlichkeit galt, wurde ich später gerade von den Mönchen lieber vermieden.

Magisches:

Pflanzen mit starkem Geruch wurden bereits im Mittelalter wegen ihrer „vertreibenden“ Kraft von Euch genutzt. Ihr wisst bestimmt von der Verwendung von Knoblauch gegen Vampire. Aber auch das Vertreiben von Krankheiten wird in Eurem „Ramschelfest“ deutlich:  In der Landwirtschaft war es früher bei Euch Brauch, Mädchen und Jungen am 1. Mai auszuschicken, um mich im Wald zu sammeln. Ich wurde dem Vieh gegeben, sollte es gesund machen und erhalten, und es gegen bösen Zauber und dämonische Geister schützen. Mit einer Suppe aus meinen Blättern, die in der Walpurgisnacht gekocht wurde hielten Eure Vorfahren böse Geister fern. „Ramsen im Mai, das ganze Jahr keine Arznei“

Ebenso sollte ein auf dem Kopf getragener Kranz aus mir vor üblen Scherzen von Hexen bewahren.

In der Küche:

Alle Teile von mir können in Eurer Küche Verwendung finden. Meine Zwiebel kann wie die weiße Knolle der Frühlingszwiebel genutzt werden. Aber bitte nur sparsam meine Zwiebeln ernten, schließlich kann ich dann nächsten Jahr nicht wieder am gleichen Ort wachsen. Mit meinen Knospen, Blüten und Samen könnt Ihr Speisen dekorieren. Am Häufigsten werden jedoch von Euch meine Blätter gebraucht, um mein knoffeliges, zartlauchiges Aroma an verschiedene Gerichte zu bringen. Jede Art von Brotaufstrichen, Pasten und Dips gewinnen durch meine Zugabe. Bärlauchbutter ist besonders lecker. Auch in Suppen, Nudel- und Kartoffel- und Gemüsegerichten komme ich gut zur Geltung.

Bärlauch-Segelschiffchen (aus hartgekochten Eiern):

4 hartgekochte Eier, mind. 8 Bärlauchblätter, 2 EL Mayonnaise, 1 gute Messerspitze Senf oder Meerrettich, 1 Prise Kräutersalz

Die Eier halbieren, das Eigelb entfernen, schräge Spitzen von den Bärlauchblättern abschneiden, restl.  Blattteile klein schneiden und zum Eigelb geben. Dann die restlichen Zutaten hinzufügen und alles gut verrühren. Mit 2 Teelöffeln die Füllung in die ausgehöhlten halben Eier füllen und die Bärlauchspitzen als Segel aufsetzen.

Sonstiges:   

1992 wurde ich von der Gesellschaft für den Schutz und die Erforschung von europäischen Medizinalpflanzen zur Pflanze des Jahres erklärt. Im Wappen von Oberramsern, Kanton Solothurn (Aufgehobene politische Gemeinde in der Schweiz) bin ich abgebildet.

Altes englische Sprichwort zu mir:

Iss Porree im Frühling und Bärlauch im Mai,

dann haben die Ärzte im nächsten Jahr frei.

… und ein Gedicht: Der Bärlauch

An einem Sonnentag im Wonnemonat Mai,

streifte ich am Waldrand ganz in der Nähe vorbei,

bewundernd und staunend ich betracht,

was die Natur schon hat daraus gemacht

Da auf einmal, mich erfasst eine Wolke von Duft

den ich bis heute nie empfinden und einatmen durft,

mir verschlägt es fast den Verstand,

was der Wald hat hervorgebracht im Frühlingsgewand

Neugierig bin ich herangetreten bei schönem Wetter,

es leuchtet vor mir ein breites Band von grünen Blättern,

zwischen drin lugen weiße, zarte Blüten hervor,

betörender Geruch durchdringt meine Nase bis zum Ohr

Er ist von besonderer Frische, ein ätherischer Duft,

ich kann wieder frei atmen, bin nicht mehr verschnupft,

ich komme langsam zur Ruhe und kehre ein

es kann nur „seine Durchlaucht„ der Bärlauch sein       Johann Forster

KW 11: Huflattich

Guck‘ mal ich leuchte Dir jetzt mit sonnengelben und nach Honig duftenden Blüten entgegen. Ich bin der Huflattich und mein lateinischer Name ist Tussilago farfara, dabei kommt „Tussilago“ von lateinisch „tussis agere, was übersetzt heißt: „Ich vertreibe den Husten“. Wie passend, dass ich jetzt zur Erkältungszeit blühe (Februar bis April), oder? „Vom Huflattich nimmst die Blüten und die Blätter, dann bleibst` gesund bei jedem Wetter!“ Diese alte Volksweisheit erzählt, dass ich früher in der Volksheilkunde hochgeschätzt war und das schon seit über 2500 Jahren.

Meine Familie ist die der Korbblütengewächse und ich schicke im Vorfrühling meine Blüten auf schuppigen Stängeln aus meinem Wurzelstock und das bevor meine Blätter erscheinen. Ich werde deshalb auch „Vater vor dem Sohn Pflanze (Filius ante papa)“ genannt. Ich gehöre zu den ersten Frühjahrsblumen und werde von Bienen, Käfern und Schwebfliegen bestäubt und diene sogar mehreren in ihrem Bestand gefährdeten Schmetterlingsarten als Futterpflanze, wie z.B. der großen Bodeneule. Meine Blätter sind langgestielt, rundlich-herzförmig und können handtellergroß werden. Am Rand sind die auf der Oberseite dunkelgrünen Blätter grob gezähnt. Auf der Unterseite sind meine Blätter weißfilzig und nimmst Du ein Blatt von mir in die Hand fühlt es sich an wie Nappaleder. Weitere Namen für mich: Pferde-, Roß-, Esels- und Fohlenfuss, Lehm- und Handblümel, Märzblume, Brand- und Brustlattich sowie Tabakkraut. Auf meine Blätter mit dem hufförmigen Aussehen weist der Name „Huf“-Lattich hin. Das Wort „Lattich“ ist lateinisch und steht für Milch, was wiederum auf den Milchsaft in meinem Stiel hinweist. Die Pestwurz ist mit mir verwandt, auch sie bildet zuerst die Blüten vor den Blättern. Allerdings sehen deren Blüten ganz anders aus als meine. Jeder einzelne Blütenkorb von mir kann bis zu 300 Einzelblüten, nämlich Zungen- und Röhrenblüten enthalten. Mein späterer Fruchtkomplex erinnert an eine dem Löwenzahn ähnliche Pusteblume. Ich bilde spezielle Nussfrüchte, die Achänen genannt werden und an deren Spitze sich ein aus einfachen Härchen gebildeter Haarkranz (Pappus) befindet.

Wo findet Ihr mich? Ich mag lehmigen und tonigen Boden, Ödland, Schuttplätze, Böschungen, aber auch Weg- und Waldränder und trete dann durch meine unterirdischen Ausläufer gern flächig auf. Nach Gerhard Madaus’ Lehrbuch der biologischen Heilmittel von 1938 bin ich die einzige Pflanzenart, die selbst auf reiner Braunkohle gedeihen kann.

Meine Inhaltsstoffe:

Gerb-, Bitter und Schleimstoffe, Flavonoide und Pyrrolizidinalkaloide. Aus diesen Gründen wird meine Wirkung als schleimlösend, hustenlindernd, auswurffördernd, adstringierend, leicht antiseptisch, schmerzstillend, und entzündungshemmend beschrieben.  Die Pyrrolizidinalkaloide sind vor allem in meinen älteren Wachstumsstadien Fraßschutzmittel, um mich damit zu schützen. Aufgrund dieses Inhaltsstoffes, der als leberschädigendes Alkaloid bezeichnet wird, kam ich in den sechziger Jahren ins Gerede und wurde in 1992 als Heilmittel vom Markt genommen. Ich darf daher in Heilmittelzubereitungen nur noch dann verwendet werden, wenn ich keine Pyrrolizidinalkaloide enthalte. In der Apotheke wie im Reformhaus erhält man demnach von mir ausschließlich Blätter, als lose Trockenware, als Tee oder auch Saft, der analytisch geprüft und frei von PA ist. Das ist möglich, weil dafür nur spezielle Zuchtsorten von mir verwendet werden. Ich war allerdings bereits den Botanikern und Ärzten im Mittelalter bekannt. Sie wussten, dass ich Hautbeschwerden lindern und sogar heilen kann. So wurde ich auch im ersten großen Kräuterbuch Gart der Gesundheit von 1485 erwähnt. Aber auch die Hippokratiker benutzten mich als Hustenmittel. Dioskurides, Plinius und Galenus empfahlen zu ihrer Zeit den Rauch meiner angezündeten Blätter zur Anwendung bei Schweratmigkeit und Husten.

Kräuterpfarrer Künzle stellte einen Tabak aus Spitzwegerich, Münze, Waldmeister und mir zum Pfeifenrauchen für Asthmakranke zusammen. Bis zum 2. Weltkrieg dienten meine Blätter vielerorts als Tabakersatz. Der britische „Herbal Tabacco“ enthält auch heute noch Blätter von mir.

Meine frischen Blätter sollen auch als Auflage bei offenen Wunden, Krampfadern, Quetschungen und Geschwüren Hilfe geleistet haben.

Meine wohltuende Wirkung aus den Blütenköpfen nutzt ihr in Hautlotionen und Haarshampoos, um gereizte und entzündliche Haut zu pflegen sowie gegen Schuppen vorzugehen. Besonders große Blätter von mir können schon mal in der Not als „Wanderers Klopapier“ nützlich sein.

Im Übrigen wurde ich im Jahr 1994 zur Heilpflanze des Jahres gekürt.

Nach antiker Überlieferung soll ich den blutigen Hufabdrücken von Centauren (Mischwesen aus dem Menschen und dem Pferd) entsprossen sein, als diese mit den Menschen kämpften.

In der Blumensprache bedeute ich laut J. M. Braun: Die Ungeduld treibt mich zu dir.

In der Küche

Der Löwenzahl, der Giersch und das Gänseblümchen sind Pflanzen, die als Wildkräuter gern von Euch in Salaten verwendet werden. Ich bin als essbare Pflanze dahingegen relativ unbekannt. Aber Ihr könnt meine Blüten ebenso wie die frischen Blattriebe, als Rohkost oder kurz blanchiert verwenden. Meine jungen, klein geschnittenen Blätter passen sehr gut als Zutat zu Kartoffelbrei. Auch wenn mein Einsatz in der Küche für Euch aus kulinarischen Gründen möglich ist, sollte ich nie in großen Mengen und auch nur selten verzehrt werden.

Huflattichblütensirup

300 g frisch gesammelte Huflattichblüten, 1 l Wasser, 2 Zitronenscheiben, 2 Orangenscheiben, 1 kg Zucker.

Die gewaschenen Blüten grob hacken mit dem Wasser und den Obstscheiben in einen Topf geben, aufkochen und zugedeckt 20 Minuten ziehen lassen. Den Tee durch ein Tuch gießen, den Zucker dazugeben und etwa 1-2 Stunden einkochen lassen. Heiß in Flaschen füllen und verschließen. Lecker über Vanille- oder Griespudding, Vanilleeis und zu leicht gesüßtem Joghurt oder Quark.

Am Wegesrand steht ganz verloren,

ein Blümchen gelb und zart,

fast unsichtbar wie neu geboren,

zwischen Kies und Steinen hart.

Einsam blüht es früh im Jahr,

wenn noch kalte Winde wehen,

ist der Schöpfung früher Star,

wenn noch kein Grün zu sehen.

Zeigt sich zweisam mit dem Lenz

und bringt frohe Hoffnung mit,

als frischer, lebensfroher Stenz,

der die Sonne hat in seiner Mitt‘

© Bluepen

Wiesenblumen im März

Ein Mensch geht über eine Wiese,

sieht jene Blume und auch diese.

Sieht Scharbockskraut und Löwenzahn,

auch Huflattich strahlt gelb ihn an.

Gänseblümchen überall

und Krokusse in großer Zahl.

Schneeglöckchen und auch Narzissen

muss des Menschen Aug nicht missen.

Und nach einem kleinen Weilchen

entdecket es des Märzens Veilchen.

Das Busch-Windröschen blühet weiß,

ganz zart in Blau der Ehrenpreis.

In strahlend Blau ganz wunderschön

ist der Schneeglanz anzusehn.

Auch des Blausterns blaue Sterne

sieht des Menschen Auge gerne.

Taubnessel und Lerchensporn

drängen lila sich nach vorn.

Das Wiesen-Schaumkraut öffnet leis

zarte Blütchen rosa-weiß.

Besonders ist der Mensch erbaut

von dem gefleckten Lungenkraut,

das violett und rot und blau

präsentiert die Blütenschau.

© Ronald Henss

KW 12: Giersch

Wenn Ihr mich in Eurem Garten entdeckt versuchen viele von Euch mir mit viel Schweiß, Ärger oder sogar Zorn zu Leibe zu rücken, weil ich einfach in kürzester Zeit große Flächen erobere. Ich besitze eine solche Vitalität und Wuchskraft und bilde aus jedem abgebrochenen Wurzelstückchen ein neues Pflänzchen. Außerdem komme ich mit schlechten Standorten und schlechter Behandlung zurecht, deshalb muss ich doch von Euch als eine große Helferin erkannt werden!

Wer ich bin? Ich bin der Giersch oder Geißfuss aus der Familie der Doldenblütler. Weitere Volksnamen für mich: Hahnentritt, Zipperleinkraut, Schatten-, Seich- und Dreiblatt, Bodenholunder, Erdholler und Sankt-Gerhardtskraut. Meine wissenschaftliche Bezeichnung Aegopodium podagraria enthält Hinweise auf meine verborgenen Heilkräfte: Mein lateinischer Artname „Podagraria“ bedeutet „das Podagra heilend“ und Podagra ist die Gicht. Mundartliche Bezeichnungen, wie z.B. Zipperleinskraut beziehen sich ebenfalls auf dieses Gebrechen, das sich bei Euch in den Fingern, Knien, Zehen und anderen Gelenken mit Steifheit und Schmerz bemerkbar macht. Zipperlein ist eine alte Bezeichnung von Euch für die Fussgicht, welche die Erkrankten zu einem tippelnden, zippelnden Gang nötigt. Der heilige Gerhard (Gerard) wurde von Euren Ahnen im Mittelalter als Gichtheiliger angerufen. Schon das Beisichtragen meiner Blätter sollte Gichtschmerzen und vor dem Befall mit dieses Krankheit schützen. Eure Vorfahren sprachen von 77 bis 99 verschiedenen Arten von Gicht und meinte damit u.a. auch Arthritis, Rheuma und Hexenschuss. Mein Gattungsname Aegopodium bezieht sich dagegen auf meine dreizähligen, gezähnten Blätter, die wohl an Ziegenfüsse erinnern.

Nun muss ich Euch aber erstmal beschreiben, wie ich aussehe: Ich bin eine ausdauernde Pflanze, die eine Höhe von zirka 1 m erreichen kann und dünne, lange, unterirdisch wuchernde Ausläufer bilde. Meine Grundblätter besitzen lange, dreikantige Stiele. Meine Fiederblätter sind eiförmig-länglich, aber spitz, mit einem gesägten Rand und einer zarten Behaarung. „Drei-drei-drei, bist beim Giersch dabei!“ Ist ein toller Spruch, um mich leicht zu erkennen. Drei Teile hat mein Blatt und ist wiederum noch einmal dreigeteilt, mein Stängel ist ebenfalls dreikantig. Mein doppeldoldiger, der Karotte ähnelnder Blütenstand ist flach und 12- bis 25-strahlig, dabei fehlen aber sowohl Hüllblätter als auch Hüllchenblätter. Meine unscheinbaren, weißen Blüten haben 5 Blütenblätter. Meine Blütezeit reicht meist von Juni bis August. Meine kümmelähnlichen, eiförmigen, zweiteiligen Spaltfrüchte haben eine Länge von 3 bis 4 mm.

Ich habe mich in fast ganz Europa und den gemäßigt-kontinentalen Gebieten des eurasischen Laubwaldgürtels verbreitet. Mein Verbreitungsgebiet umfasst Europa, die Türkei, den Kaukasusraum, Kasachstan, Kirgisistan und Sibirien. In Nordamerika wurde ich von Euch eingeschleppt. Ich liebe stickstoffreiche Böden und deshalb findet Ihr mich häufig in Gärten, schattig-feuchten Gebüschen und Wäldern. Gern bilde ich auch zusammen mit der Brennnessel oder der Knoblauchsrauke eine pflanzensoziologische Gemeinschaft.

Von Züchtern wurde ein weißbunter Bruder von mir kreiert „Variegata“, der einen bunten Blattschmuck aufweist, nicht so stark wuchern und sehr anpassungsfähig sein soll.

Meine Inhaltstoffe:

Vitamine A und C, Carotin, viele Mineralstoffe (u.a. Kalzium, Kalium, Magnesium und Eisen), Ätherische Öle. Ich soll sogar dem mineralstoffreichen Grünkohl weit überlegen sein! Und mir werden folgende Eigenschaften zugesprochen: antibakteriell, antimykotisch, entsäuernd, entzündungshemmend, harntreibend und kräftigend. Kräuterpfarrer Künzle nannte mich eine “herrliche Medizin”. Er empfahl mich als Mittel gegen Krampfadern, Husten, Wurmbefall, Zahnschmerzen, Gicht, Rheuma und Verstopfung. Ich eigne mich auch hervorragend für Frühlingskuren, da ich Euren Stoffwechsel ankurble. Praktisch ist mein zerquetschtes Kraut für Euch bei Wanderungen z.B. gegen Insektenstiche.

In der Küche

Als Wildgemüse dürfte ich schon in der Steinzeit von Euch gegessen worden sein. Ich bin sowohl für Eure kalte, wie auch Eure warme Küche geeignet. Für Salat eignen sich vor allem meine jungen, kaum entfalteten Blätter. Sie können von Euch auch klein geschnitten in Aufstriche, Pesto und Suppen gegeben werden. Nach der Blüte wird mein Aroma kräftiger und ich kann leicht abführend wirken. Ältere Blätter von mir eignen sich eher zum Kochen und Dünsten, toll auch in Kombination mit Spinat, aber auch für Tee.  Für viele Kräuterkundige gehöre ich als Zutat in die Gründonnerstagssuppe.

„Am Grünen Donnerstag im Mai

kocht die Bäuerin ihren Brei

von neunerlei Kohlkräuterlein

sollt wider aller Krankheit sein“.

(Bauernweisheit nach W.D. Storl)

Meine kleinen, weißen Blüten eigenen sich als essbare Dekoration.

Grüne Suppe (Grüne Neune)

1 kg Kartoffeln schälen und klein schneiden, 2 Zwiebeln und 1 Knoblauchzehe klein schneiden und in etwas Öl anschwitzen. 1 TL Salz, 2 TL Gemüsebrühe, 1 l Wasser dazugeben und die Kartoffeln garkochen. 2 große Handvoll Frühlingskräuter (9 Sorten, z.B. Giersch, Brennnessel, Löwenzahn, Scharbockskraut, Knoblauchsrauke, Bärlauch, Wiesenschaumkraut, wilder Schnittlauch, Gänseblümchen) fein schneiden und zum Schluss in die Suppe geben. Pürieren und mit Zitronensaft, Salz und Pfeffer abschmecken. Zum Servieren auf jeden Teller etwas frisch geriebenen Meerrettich geben.

Übrigens auch Meerschweinchen und Kaninchen fressen mich sehr gerne. Viele Falter wie der Dukatenfalter oder der Kleine Eisvogel nutzen mich auch als Nektar- oder Raupenfutterpflanze.

Nicht zu unterschätzen: der Giersch mit dem Begehren schon im Namen – darum

die Blüten, die so schwebend weiß sind, keusch wie ein Tyrannentraum.

Kehrt stets zurück wie eine alte Schuld, schickt seine Kassiber

durchs dunkel unterm Rasen, unterm Feld, bis irgendwo erneut ein weißes Wider-

s tandsnest emporschießt. Hinter der Garage,beim knirschenden Kies, der Kirsche: Giersch

als schäumen, als Gischt, der ohne ein Geräusch geschieht, bis hoch zum Giebel kriecht,

bis Giersch schier überall sprießt, im ganzen Garten Giersch

sich über Giersch schiebt, ihn verschlingt mit nichts als Giersch.

Jan Wagner.

KW 13: Klettenlabkraut

Hallo ich bin das Klettenlabkraut und gehöre, wie das Wiesenlabkraut (siehe KW 39), das echte Labkraut und der Waldmeister zur Familie der Rötegewächse. Mein botanischer Name ist Galium aparine. Galium bedeutet hierbei Milch, was auf die Verwendung von Labkräutern (besonders das echte Labkraut) zur Milchgerinnung hinweist. Auch das Wort aparine – „ergreifen“ – lässt sich sicher für Euch leicht nachvollziehen. Verniedlicht werde ich auch „die Anhängliche“ genannt. Im Volksmund nennt man mich auch Kleber, Klebkraut, Klettenkraut, Klettkraut. Diese Namen bekam ich durch die Borsten, die ich auf meinen Blättern und an meinen Stängeln bilde, die einen klebenden Eindruck erzeugen und mich sehr anhänglich machen. Damit kann ich mich auf wunderbar an anderen Pflanzen abstützen und so höher wachsen, als ohne diese Hilfe. Ich gehöre deshalb zu den Spreizklimmern. Ich erreiche so Höhen von 50 bis 150 cm, verzweige mich aber wenig. Meine vierkantigen Stängel besitzen an den Kanten rückwärts gerichtete Stachelborsten. Meine schmalen Blätter stehen zu sechst bis neunt in Quirlen an den Stängeln. Auf der Blattoberseite sind zur Spitze gerichtete Borsten und am Blattrand rückwärts gerichtete Stacheln vorhanden. Die Blattspitze trägt zusätzlich noch eine Stachelspitze. Zur Blütezeit von Juni bis August stehen in den Achseln von laubblattähnlichen Tragblättern 2 bis 5 kleine weiße Blüten in einer Trugdolde. Auch meine oliv- oder purpurfarbenen Früchte sind dicht mit borstigen Haken besetzt. Die zwei Teilfrüchte sind Spaltfrüchte und enthalten je einen Samen und sehen kugelig aus.

Ihr bezeichnet mich als ein wirtschaftlich bedeutendes Ackerunkraut, ich wachse aber auch in Hecken, Säumen, an Wegrändern und in Wäldern. Man findet mich besonders an Stellen mit guter Stickstoff- und Phosphat-Verfügbarkeit. Ich bin ein Lehm- und ein ausgesprochener Stickstoffzeiger.

sdr

Meine Inhaltsstoffe:        

Ich bilde wenig ätherisches Öl aus, aber viel Kieselsäure, Gerbstoffe, Saponine, organische Säuren und Flavonoide. Damit soll ich schleimlösend, krampflösend, blutreinigend, drüsenanregend, wassertreibend, stimulierend auf Euer Immunsystem und nervenberuhigend wirken. Äußerlich angewendet soll Tee mit mir bei Psoriasis, Pickeln, Akne und anderen Hauterkrankungen helfen. Hier ist es für Euch sinnvoll, die äußere Behandlung mit einer inneren Anwendung zu begleiten. So kann die Einnahme von meinem Saft oder mein Tee zur Blutreinigung beitragen und so auch eventuelle innere Ursachen beseitigen.

Geschichte:                    

Ich gehöre zu den Kräutergeheimnissen der Antike und galt als das Kräutergeheimnis zum Schlankwerden, wurde also nicht nur gegen Korpulenz empfohlen, sondern auch zur Blutreinigung eingesetzt.

Der griechische Arzt Dioskorides (1. Jahrhundert nach Chr.) hielt mich für hilfreich bei Müdigkeit und Erschöpfung und berichtete, dass die Hirten aus meinen Stängeln Siebe zum Filtrieren von Milch geflochten haben. Auch Hippokrates kannte mich bereits als Heilpflanze. Hieronymus Bock (1498 – 1554) war Botaniker, Arzt und lutherischer Prediger. Er pries mich als zerteilendes Mittel und verwendete mich auch bei Gelbsucht. Pietro Andrea Mattioli (1501 – 1577), ebenfalls Arzt und Botaniker, bezeichnete mich sogar als krebsheilend. Plinius der Ältere erwähnt mich als Mittel gegen Schlangen- und Spinnenbisse, gegen Ohrenschmerzen sowie zur Blutstillung. Leonhart Fuchs nennt die gleichen Wirkungen, zusätzlich jene gegen den Kropf.

In der modernen Kräuterkunde werde ich frisch oder getrocknet als Diuretikum, als Entzündungshemmer, gegen Hautkrankheiten und bei Schlaflosigkeit verwendet.

sdr

Interessantes über mich wird auch aus England berichtet: Wenn ein Mädchen ohne es zu merken ein Klebkraut auf dem Rücken trug, galt das früher als ein sicheres Zeichen dafür, dass es einen heimlichen Liebhaber hatte. Merkte sie dieses Anhängsel und warf es zu Boden, bildeten meine Stängel angeblich den Anfangsbuchstaben des Namens ihres Schatzes. In anderen Gegenden Englands hießen meine Früchte „sweetheart“. Wer sie an seinen Hosenbeinen fand, wurde damit geneckt, dass er sich wohl in der Wiese mit dem anderen Geschlecht vergnügt hätte.

sdr

In der Küche:

Meine Blätter bzw. Triebspitzen können von Euch in Gemüsesuppen gegeben werden, sie sollten dazu gegart oder gedünstet werden. Sie eignen sich auch hervorragend für Füllungen, in Aufläufen und Gemüsegratins oder in -quiche. Aus meinen getrockneten Blättern kann ein Tee gekocht werden und meine gerösteten Früchte können einen Kaffee-Ersatz ergeben.

Roh kann mein Kraut z.B. für Smoothies verwendet werden, dann stören die kratzigen Härchen Euch nicht mehr.

Zucchinisuppe mit Klettenlabkraut und Brennnesseln

1 große Zucchini, 1 Zwiebel, 1 EL Butter, 1 l Gemüsebrühe, je 1 Handvoll Klettenlabkraut- und Brennnesselspitzen, 1/2 Becher saure Sahne, Kräutersalz, Pfeffer, getrocknete Brennnesselsamen.

Die gewürfelte Zwiebel in der Butter andünsten. Die ebenfalls gewürfelte Zucchini zufügen, ebenfalls andünsten, dann mit der Gemüsebrühe auffüllen. Die klein geschnittenen Klettenlabkraut- und Brennnesselspitzen und zufügen und kurz aufwallen lassen. Dann die Suppe pürieren und abschmecken. Zum Servieren auf jeden Teller einen TL saure Sahne geben und mit Brennnesselsamen bestreuen.

Sonstiges

Ich wurde früher auch für Liebeszauber genutzt: Am Johannistag flochten junge, ledige Frauen einen Kranz aus mir und liefen damit dreimal ums Haus, wobei sie folgenden Spruch aufsagten: „Klebkraut ich winde dich, Feinsliebchen finde dich, heut Nacht um zwölf vor meinem Bett“. Ein anderes Beispiel: „Klebekranz, ich winde dich, Schätzen, ich empfinde dich. Wenn du willst der meine sein, komm vor meinen Augenschein.“

Mit meinen Zweigen kann man prima einen Blumenkranz, z.B. für die Kaffeetafel aufbauen: Einfach ein paar Zweige von mir zu einem Kranz formen und etwas festdrücken. Durch meine Borsten hält das Ganze toll zusammen. Nun noch nach Geschmack farbige Blüten dazwischen stecken, die werden von mir gut festgehalten. Den fertigen Kranz am besten in einen Teller mit Wasser legen oder mit Wasser besprühen, dann bleibt er länger frisch.

KW 14: Löwenzahn

Ja, ich bin der Löwenzahn, ein Kind der Korbblütler-Familie und besitze in meiner buttergelben Scheinblüte viele kleine einzelne Zungenblüten. Mein lateinischer Name ist Taraxacum sect. Ruderalia, früher Taraxacum officinale. Jedes Kind kennt mich. Im Frühling verwandele ich die Wiesen in ein Meer mit gelben Schaumkronen. Die Bienen lieben meine frühen Blüten und stürzen sich mit Begeisterung auf meinen süßen Nektar. Kaum einer anderen Pflanze hat man so viele Namen gegeben, wie mir, z.B.: Milchblume, wegen meines weißen Pflanzensaftes. Butterblume, wegen meiner Blütenfarbe. Kuhblume, Saublume und Hahnenspeck, weil mich das liebe Vieh besonders lecker findet, sowie Pissblume oder Bettnässer, wegen meiner harntreibenden Wirkung. Die Franzosen sagen Pissenlit zu mir (das hört sich halt schöner an – meint aber dasselbe)! Ringelstöckchen, da sich mein Stängel, wenn man ihn längs aufschneidet und in Wasser taucht so schön ringelt. Ich bin eine ausdauernde krautige Pflanze, die eine Wuchshöhe von bis 30 cm erreichen kann und eine bis zu 1 m lange Pfahlwurzel bildet, die als Speicher- und Überwinterungsorgan dient. In allen Teilen enthalte ich einen weißen Milchsaft. Meine in einer Rosette angeordneten grünen eiförmig bis lanzettlichen Blätter sind mehr oder weniger kräftig gezähnt.

Aus meiner Rosettenmitte entspringen blattlose, außen schwach befilzte, hohle Röhren an dessen Spitze meine Blütenköpfe schmücken. Mein Blütenstand ist eine Scheinblüte, in der viele gelbe Zungenblüten zu einem tellerförmigen Körbchen zusammengefasst werden. In der mehrere Tage dauernden Blütezeit schließt sich diese jeweils bei Nacht, Regen oder Trockenheit und schließlich beim Verblühen. Die später erscheinenden Früchte sind schlank tonnenförmig und mit haarigen Flugschirmen (Pappus) ausgestattet. Mit meinen vielen kleinen puscheligen Kindern bin ich sehr großzügig und schicke sie stets liebevoll in Eure gepflegten Gärten, damit dort auch wilde Kräuter wachsen und nicht nur diese kultivierten, edlen und hochgezüchteten Geschöpfe. Sind alle Samen fortgeflogen, ist jedem klar, dass man für mich in manchen Gegenden noch Namen, wie Mönchkopf, Pfaffenkopf und Pfaffenplatte gefunden hat.

Früher orakelten vor allem Mädchen mit mir. Je nachdem wie viele Früchte nach dem Pusten noch stehen blieben, so viele Jahre sollte es noch bis zur Hochzeit dauern.

Oder ist der Fruchtboden nach dem Auspusten weiß, dann kommt man in den Himmel, ist er schwarz ins Fegefeuer.

Kann man alle Früchte auf einmal wegpusten, dann ist man ein Glückskind. Schafft man es nach dem 3. Pusten werden die Wünsche weit fortgetragen und gehen in Erfüllung. Die ebenfalls Löwenzahn genannten Arten aus der Gattung Leontodon sowie das Gewöhnliche Ferkelkraut sind mir sehr ähnlich. Die Blütenstandsstiele dieser Pflanzen sind jedoch saftig und nicht hohl wie meine.

Ursprünglich stamme ich aus dem westlichen Asien und Europa, wurde aber, auch durch Euer Zutun, weit auf der Nordhalbkugel verbreitet. Auf der Südhalbkugel komme ich nur sporadisch und dann ausschließlich infolge von Verschleppungen vor.

Meine Inhaltsstoffe

Meine Blüten enthalten viel Vitamine und Magnesium, aber auch Kalzium, Phosphor und Mangan. In den grünen Blütenteilen ist mehr Eisen enthalten. Außerdem liefern meine Blüten Beta-Carotin, die Vorstufe von Vitamin A.

Meine Blätter enthalten viel Natrium und Kalium (deshalb auch die harntreibende Wirkung), Bitterstoffe (wirken verdauungsfördernd), auch Vitamin C und B-Vitamine, sowie Kalzium.

Der Bitterstoff Taraxacin ist hauptsächlich in meiner Wurzel und älteren Blättern enthalten. Er fördert die Produktion der Verdauungssäfte.

Seit dem Mittelalter haben mich viele Kräuterkundige hochgeschätzt. So wurde ich bei Leber- und Gallenleiden, bei Gicht, Rheuma, Diabetes und sogar bei Augenleiden und Ekzemen empfohlen. Heute wird hauptsächlich meine stoffwechselanregende Wirkung in Frühjahrs- und Blutreinigungskuren geschätzt. Also denkt jetzt im beginnenden Frühjahr an mich und meine tollen Inhaltsstoffe. Sie können Euch helfen, die Frühjahrsmüdigkeit zu überwinden und Euch auch beim Abspecken unterstützen. Meine Blüten sollen Euer Gemüt erhellen und man sagt, dass ich das Bewusstsein kläre und Zufriedenheit und Selbstachtung lehre. In Hautpflegeprodukten helfen meine Blüten trockener und rissiger Haut bei der Selbstheilung und lindern Gelenkschmerzen, Muskelkater und Verspannungen. Nicht anwenden sollte man mich bei Entzündung oder Verschluss der Gallenwege oder Darmverschluss. Durch den weißen Milchsaft kann es in seltenen Fällen zu Kontaktekzemen kommen. Bei übermäßigem Genuss des Milchsaftes (z.B. wenn Kinder meine Stängel aussaugen) kann es zu Übelkeit und Erbrechen kommen.

In der Küche

Hier kann man mich sehr vielfältig verwenden. Aus meinen frischen Blättern kann man einen vitaminreichen, belebenden, wenn auch bitteren Salat bereiten. Oder meine Blätter als Gemüse einsetzen, z.B. wie Spinat kochen oder zu Kräutersuppen, Kräutersoßen, Kräuterbutter und Dips gebrauchen. Meine Knospen eignen sich ebenfalls als Gemüse und schmecken toll in Butter gebraten oder unter Rührei gemischt. Aus meinen Blüten kann man einen leckeren Löwenzahnhonig oder –sirup herstellen. Außerdem könnt Ihr sie schön als Deko im Salat, aber auch im Tee nutzen: Die Blüten verleihen ihm eine schöne Farbe. Aus meinen Wurzeln lässt sich ein gesunder und nach Bohnenkaffee schmeckender Kaffeeersatz bereiten.

Löwenzahnsirup

200 Löwenzahnblüten, 1 l Wasser, 1 kg Zucker, 4 EL Zitronensaft

Das Wasser mit den ausgeschüttelten Blüten 15 Min. kochen, absieben und ausdrücken. Den Saft mit Zucker und Zitronensaft 15 Min. sprudelnd kochen lassen, Gelierprobe machen und heiß abfüllen. Dickt im Kühlschrank nach.

Wusstet Ihr denn auch, dass ich ab 1992 auf der Rückseite der 500-DM-Banknote abgebildet war? Und – der berühmte Albrecht Dürer hat mir in seinem Gemälde „Rasenstück“ die Hauptrolle zugeteilt.

Was kaum jemand weiß: Während des Zweiten Weltkrieges wurde ich in Russland und im Deutschen Reich sogar als Kautschukersatz verwendet.

In der Spagyrik gelte ich als eine der gewaltigsten Pflanzen, denn ich soll Hass, Wut und Zorn in Liebe verwandeln können.

Mit meinem Namen wurde auch eine Fernsehserie des ZDF mit dem Ziel unterhaltsamer Wissensvermittlung für Kinder und Erwachsene versehen. Die seit 1981 laufende Sendereihe wurde bekannt durch Peter Lustig, der sie bis Ende 2005 moderierte.

Durch das frühe Erscheinen meiner Blüten bin ich auch eine wichtige Bienenweide, die der Entwicklung der Bienenvölker im Frühjahr dient, bei größeren Vorkommen aber auch eine Frühtracht-Honigernte mit einem kräftigen Aroma ermöglichen kann.

Heinz Erhardt hat für mich ein schönes Gedicht geschrieben:

Löwenzahn ist schon seit jeher

als höchst kriegerisch verschrien,

denn er lässt bei gutem Winde

Fallschirmtruppen feindwärts ziehn.

Und ich sitz auf der Veranda

und verzehre meine Suppe

und entdecke in derselben

zwei Versprengte dieser Truppe.

KW 15: Veilchen

Ich bin das herzige Veilchen (lat. Viola odorata) und besitze eine eigene Pflanzenfamilie: Die Veilchengewächse. Weltweit soll es rund 500 wild wachsende Veilchenarten, außerdem unzählige Gartenformen, geben. Meine 5 Blütenblätter sind in einem so wunderschönen Blauton, dass diese Farbnuance nach mir benannt wurde: Veilchenblau oder auch Violett. Was ich ganz toll finde: mit diesem Namen wurde übrigens auch eine wunderschöne, nicht stechende Kletterrose benannt. Im Gegensatz dazu nennt man mich manchmal auch Blauröschen. Auch als Frauenname wurde und wird mein lateinischer Name Viola geschätzt. In Amerika gibt es übrigens eine ganze Reihe von Wohnorten, die Viola heißen.

Ich bin klein, werde maximal 15 cm hoch, zu mir muss man sich herablassen. Ich komme nicht zu Euch hinauf. – Bin zurückhaltend, bescheiden, demütig. Fast so, als schäme ich mich für meinen großartigen Duft und meine zarte Schönheit. Meine Symbole sind also Bescheidenheit, Demut, Jungfräulichkeit, Frühling, Hoffnung, Treue und Liebe. Wer von Euch kennt nicht das Gedicht aus Poesiealben: „Sei wie das Veilchen im Moose, bescheiden, sittsam und rein. Und nicht wie die stolze Rose, die ständig bewundert will sein!“ Gärtner würden meine Bescheidenheit nicht unbedingt unterschreiben, denn ich bin sehr zäh, setze mich sogar im Rasen durch und verbreite mich schon sehr. Dabei lass ich mir wie andere Frühlingsblüher durch Ameisen helfen, die meine Samen verteilen. Dies ist eine Symbiose, die beiden Parteien nützt, denn anders als beim Löwenzahn, der seine Samen mit dem Wind verteilt, oder das Springkraut, das dafür einen Schleudermechanismus benutzt, bin ich auf fremde Hilfe angewiesen, um, meine Samen so weit wie möglich zu verbreiten. Und die Ameisen übernehmen diese Aufgabe gern. Meine Blätter stehen in dichten Büscheln zusammen, sind von intensiv-grüner Farbe und haben die Form eines Herzes. Das Blattende ist jedoch auffällig abgerundet. Nach einer Legende wuchs ich übrigens erstmals an der Stelle, wo der Sänger Orpheus seine Laute niedergelegt hatte. So kam es zu einem Zusammenhang mit dem Namen von Musikinstrumenten, wie z.B. Violine für Geige. Die Alternativbezeichnung der Bratsche ist Viola.

Ihr findet mich in freier Natur beispielsweise in Wäldern oder auf Wiesen. Ich bevorzuge Standorte, die licht bis halbschattig sind.

In Europa wurde ich um 1900, und ganz besonders im viktorianischen England, eine Zeitlang zur Modepflanze. Veilchensträuße dekorierten angeblich das Knopfloch fast jedes Büroangestellten. Dann kam ich ein wenig aus der Mode. Mein Duft soll in heiklen Situationen für einen klaren Kopf sorgen, aber auch verführerisch wirken. In der Aromatherapie soll er Aggressionen dämpfen und schlaffördernd sein. Ich bin auch als Lieferant von ätherischen Ölen für Eure Parfümherstellung bekannt. Schon Paracelsus, schrieb: „Ein Tag im Frühling ohne Veilchenduft ist ein verlorener Tag“.

Eine griechische Sage berichtet, dass, wenn die Frühlingsgöttin Persephone wieder aus der Unterwelt emporsteigt, um die Fluren neu zu beleben, unter ihren Schritten Veilchen aufblühen. Deshalb bedachte man die Frühlingsgöttin früher mit Veilchenkörben.

In der Antike war ich sogar eine heilige Blume und war dem Gott Pan geweiht und zu Ehren des Saturn wurden Kränze mit meinen Blüten auf dem Kopf getragen.

Im 12. Jahrhundert war es in Wien Brauch, im März in den Donauauen das erste Veilchen zu suchen. Der Finder hatte sogleich den Herzog zu benachrichtigen, der dann mit seinem ganzen Hofstatt hinauszog um diesen ersten Frühlingsboten feierlich zu begrüßen. Ich habe aber auch als Liebespflanze eine lange Tradition. Die Griechen besaßen angeblich eigene Veilchengärtchen und nannten mich „Blume der Liebe“.

Meine Inhaltsstoffe

Saponine, Bitterstoffe, Salizylsäurederivate, Schleim- und Gerbstoffe sowie Flavonoide und ätherisches Öl.

Deshalb bin nicht nur schön und betörend, sondern auch gesund und heilend und vor allem wohlschmeckend! – Bin ganz zart und weich und doch so stark. Meine Blätter und Blüten lindern Husten, Heiserkeit und Bronchitis. Zwei oder drei Löffel Veilchensirup eingenommen, sollten schon früher die brennende Hitze von Fieber löschen, Ruhe und Schlaf bringen, die Brust lösen und besonders den Kindern gegen den Husten dienen. Hildegard von Bingen verordnete Veilchensaft in Kombination mit anderen Drogen äußerlich gegen Augenkrankheiten. Ich wurde früher sogar als Katermittel geschätzt: „Dem, der getrunken hat und nun am Rausch leidet sowie an schwerem Kopf, verjagt diese Qual der Duft von Veilchen: Er braucht nur an ihnen zu riechen oder sein Haupt mit ihnen zu bekränzen“, heißt es im Macer floridus. Und – frische Veilchenblüten sollen mit Orangenkonfitüre vermischt wie ein Nervenberuhigungsmittel wirken.

In der Küche

Früher wurde ich noch viel mehr in der Küche genutzt. Meine Blüten geben Farbe ab und sind hübsch anzusehen, deshalb werde ich sowohl als Farbgeber (z.B. für Essig und Likör), wie auch als Gewürz verwendet.  Die Römer würzten mit mir Geflügel, in England wurden Fleisch und Salate mit mir verziert. Die Verwendung zu Marmeladen und Säften war früher weit verbreitet.

Crepes mit Zitronencreme und Veilchen

Für ca. 6 Crepes:  1 EL Butter, 90 g Mehl, 160 ml Milch, 1 EL Puderzucker, 2 Eier, 1 Prise Salz, 2 EL Mineralwasser (mit Kohlensäure), 50 g Heidelbeeren, 1 EL Blütenzucker, Butter. Für die Füllung:  250 g Sahnequark, 1 Bio-Zitrone, je 1 EL Blüten- und Vanillezucker

Die Heidelbeeren mit der Milch und dem Puderzucker + Blütenzucker fein pürieren. Dann das Mehl hineingeben und gut verquirlen. Nun die Eier nacheinander dazu geben, gut einarbeiten. Zuletzt das Salz, die zerlassene Butter und das Mineralwasser unterrühren. 6 Crepes in Butter ausbacken. Für die Füllung den Quark mit der abgeriebenen Zitronenschale und etwas Zitronensaft glattrühren. Mit Blüten- und Vanillezucker süßen. Crepes einmal durchschneiden, mit der Zitronenquarkcreme füllen, mit Veilchenblüten dekorieren und servieren.

Wegen meines Nektars bin ich für früh im Jahr fliegende Schmetterlingsarten eine wichtige Nahrungsquelle.

Zum Abschluss ein Gedicht:

„Ei, was blüht so heimlich am Sonnenstrahl?

Das sind die lieben Veilchen, die blüh’n im stillen Tal.

Blühen so heimlich im Moose versteckt,

drum haben auch wir Kinder kein Veilchen entdeckt.

Und was steckt sein Köpfelein still empor?

Was lispelt aus dem Moose so leise, leis‘ hervor?

„Suchet, so findet ihr! Suchet mich doch!“

Ei, warte Veilchen, warte! Wir finden dich noch.“

August Heinrich Hoffmann von Fallersleben

KW 16: Wiesenschaumkraut

Jetzt im Frühjahr, wo noch nicht so viele bunten Blüten auf den Wiesen zu finden sind, verleihe ich ihnen eine schöne zartlila Schaumkrone. So entstand auch mein Name: Wiesenschaumkraut, manche von Euch nennen mich auch Kuckucksblume, Wiesenkresse oder Wilde Kresse. Ich bin ein ausdauerndes Kraut und schlage jedes Jahr im Frühjahr an der gleichen Stelle wieder aus. Mein lateinischer Name ist Cardamine Pratensis und ich gehöre zur Familie der Kreuzblütengewächse, zu der auch die bekannte Brunnenkresse gehört.

Meine erste Schwester, das Bittere Schaumkraut (Cardamine amara) mag es lieber noch feuchter und wächst gern auf richtig nassen Wiesen oder sogar direkt an den Rändern kleiner Bäche. Meine zweite Schwester, das Gartenschaumkraut (Cardamin hirsuta) findet Ihr schon seit 4-6 Wochen auf Wiesen, aber auch in Euren Gärten und sogar in Blumentöpfen. Seid dem Altertum habt Ihr zwischen uns und der Brunnenkresse keine großen Unterschiede gemacht.

Meine Rosettenblätter sind unpaarig gefiedert und langgestielt. Am Stängel sind meine Blätter spärlich und viel schmaler. Mein Blütenstängel ist rund, aufrecht, meistens etwas bereift, hohl und saftig. Meine Blüten sitzen in einer Trugdolde am Ende des Stängels, sind hell-lila, selten weiß und besitzen 4 Blütenblätter mit deutlich sichtbaren dunkleren Nerven. Meine Blütezeit ist April bis Mai. Wie bei Raps bilden sich aus meinen befruchteten Blüten später dünne Schoten, die wie Erbsen aussehen, aber viel kleiner sind. Bei Reife springen sie auf und dadurch werden meine winzigen Samen verteilt. Ich erreiche eine Gesamthöhe von 20-60 cm. 

Der Volksname Kuckucksblume stammt daher, da an mir öfter Schaumnester zu finden sind, die von Schaumzikaden stammen. Komischerweise habt Ihr mal gedacht, das wäre Kuckucksspeichel. Einige von Euch nannten mich früher auch Hungerblume, denn es hieß, dass eine üppige Schaumkrautblüte eine magere Heuernte im Sommer oder sogar eine Überschwemmung nach sich zieht. Sie meinten auch man dürfe mich nicht ins Haus holen, da ich Blitze anziehe. So entstanden weitere Namen, wie Gewitter-, Donner- und Wetterblume.

Meine wichtigsten Inhaltsstoffe:

Senfölglykoside, Bitterstoffe, Mineralstoffe und Vitamin C.

In der Volksheilkunde werde ich als ein Kraut für Frühjahrskuren geschätzt und habe meinen Platz neben Löwenzahn, Kresse und Sauerampfer gefunden. Ich soll stärkend, belebend und blutreinigend wirken. Da ich auch die Leber und die Nieren anrege soll ich auch Rheuma und Hautausschläge mildern. Übermengen von mir sollten von Euch aber wegen der Möglichkeit von Reizerscheinungen im Magen und an den Nieren vermieden werden.

In der Küche:

Meine Blätter schmecken kresseähnlich scharf und passen gut zu Salaten, Suppen, Eintöpfen, Eierspeisen, Kräuterbutter und Frischkäse. Meine Blütenstände schmecken köstlich als essbare Deko für Salate, Quark, Kräuterbutter und Eiersalate.

Rezept Eiersalat mir Wiesenschaumkraut

4 Eier, 5 EL Mayonnaise, 4 El Joghurt, 1 TL Kräutersalz, 1-2 EL klein gehackter Giersch, 1-2 EL gehackte Kresse, Wiesenschaumkrautblüten

Die Eier hart kochen, abkühlen lassen und in Scheiben schneiden. Die Mayo mit dem Joghurt, den Gewürzen und Kräutern verrühren und über die Eier geben. Vorsichtig alles vermischen und mit Wiesenschaumkrautblüten garnieren.

Viele Insekten, wie der auffällig hübsche Aurorafalter und auch Bienen besuchen sehr gern meine nektarreichen Blüten. Für die Sandbiene bin ich außerdem die wichtigste Pollenquelle.

Ich wurde zur Blume des Jahres 2006 gewählt und im Dezember 2018 gab die Deutsche Post AG in der Serie Blumen ein Postwertzeichen im Nennwert von 15 Eurocent mit meinem Bild heraus.

Zum Abschluss noch ein Gedicht über mich:

Wiesenschaumkraut

Die Wiese schäumt,

nein, nicht vor Wut,

es geht ihr ganz besonders gut.

Der Lenz ist da, hat sie geküsst

Und ob er sie beschenken müsst,

hat er sie lila eingeschäumt.

Sie hat davon schon lag geträumt.

Sie räkelt sich im zarten Kleid,

doch zierts sie nur für kurze Zeit.

Annegret Kronenberg

KW 17: Spitzwegerich

Meine Geschichte führt Euch weit zurück in die Vorzeit, ja sogar hinunter in die Totenwelt. Die Endsilbe „rich“ habt Ihr abgeleitet vom germanischen rik = Herrscher, Fürst. Ich, der Spitzwegerich bin also ein Beherrscher der Wege und besonders jene, die direkt ins Totenreich führen. Für die Germanen war ich die Verkörperung der wieder ins Licht tretenden Seelen, nachdem sie in die Unterwelt eingetreten waren. Aber auch die alten Griechen und Römer glaubten ich sei mit Kräften aus der Unterwelt verbunden.       

Mein lateinischer Name ist Plantago lanceolata und ich gehöre zur Pflanzenfamilie der Wegerichgewächse. Weitere volkstümliche Name, die Ihr mir gegeben habt sind Rossrippe, Spießkraut, Spitzfederich und Wegetritt.

Die Indianer Nordamerikas nannten mich „Fußstapfen des weißen Mannes“, weil sich meine schleimhaltigen Samen mit ihrer klebrigen Außenschicht an Fußsohlen und Räder der Einwanderer geheftet haben und sich dadurch auch in ihrem Land verbreiteten. Das griechische Wort „plantago“ heißt übersetzt „Fußsohle“ und weist auf die Verwendung des Blattes meines Bruders, des Breitwegerichs, bei Wanderungen hin. Sie sollen die Fußsohlen vor Blasen schützen und dagegen helfen.

Ich bin eine ausdauernde Pflanze, die bis zu 40 cm hoch wird und schmale, lanzettliche, wenig behaarte Blätter bildet. Sie sind mit 3 bis 7 Blattnerven deutlich längsadrig und kommen aus einer Grundrosette. Später entspringen aus der Rosettenmitte blattlose Stängel mit Längsfurchen, an deren Ende eine walzen- bis kugelförmige Blütenähre mit unscheinbaren Blüten ausgebildet wird. Meine zierlichen, hellen Staubgefäße hängen zur Blütenzeit lang und dekorativ aus den einzelnen Blüten.

Ich fühle mich an vielen Orte wohl, überall auf trockenen Wiesen, Feldern, Schuttplätzen und an Wegrändern. – Und, Ihr findet mich genau da, wo Ihr mich braucht. Was kann Reisenden nicht alles passieren: Unfälle, Überfälle, Verwundungen, Bisse, Stiche, Blutungen, Beinverletzungen. Wanderern können die Beine schwer werden und sie können Blasen bekommen. Für all diese Beschwernisse haben die alten Heilkundigen mich und meinen Bruder, den Breitwegerich, empfohlen.

Sebastian Kneipp sagte über mich „Wie mit Goldfäden näht der Spitzwegerichsaft den klaffenden Riss zu; und wie an Gold sich nie Rost ansetzt, so flieht den Spitzwegerich jede Fäulnis und faules Fleisch.“

Im Mittelalter leitete man anhand der Gestalt die Anwendungsmöglichkeiten ab. Bei mir, dem Spitzwegerich glaubte man, dass ich nur bei Männern wirken könnte. Beim Breitwegerich war man sich einig, dass er nur bei Frauen seine heilkräftige Wirkung entfalten könne.

Meine Inhaltsstoffe:

Schleim, Bitter- und Gerbstoffe, Flavonoide, Kieselsäure und das Glykosid Aucubin.

Dadurch wirke ich antibiotisch, reizlindernd bei Entzündungen der Mund- und Rachenschleimhaut sowie blutreinigend. Daneben gelte ich als ausgezeichnetes Hustenmittel (ähnlich wirkend wie Huflattichblätter), helfe bei fiebrigen Lungen- und Bronchialleiden und bei Katarrhen der oberen Luftwege. In der Volksheilkunde diene ich als Saft bei der Frühjahrskur und zur Behandlung schlecht heilender Wunden. Bei Insektenstichen wissen oft schon Kinder, dass zerdrückte Blätter zur Juckreizstillung und Abschwellung dienen. Mein Tee soll auch bei Hämorrhoiden, bei Blasen- und Nierenleide und bei zu starker Menstruation hilfreich sein.

Am häufigsten werde ich von Euch bei Erkältungsbeschwerden, chronischer und akuter Bronchitis und hartnäckigem Husten verwendet. Deshalb findet Ihr mich auch als Zutat zahlreicher Hustenteemischungen, Hustenbonbons und Hustensäfte. Mit mir und Honig kann ein sehr leckerer und wirksamer Erdkammersirup angesetzt werden.

Sehr stolz bin ich auch darauf, dass ich sogar in der traditionellen chinesischen Medizin (TCM)  ein sehr großes Anwendungsspektrum besitze.

In der Küche

Ich eigne mich als Grüngewürz an Salate, Soßen und Suppen, für Quark und Kräuterbutter.

Als Gemüse gekocht oder gedämpft, schmecken meine Blätter wie eine Mischung aus Spinat und Kohl und eignen sich als Zutat zu Gemüsequiche, zur Füllung von Pfannkuchen und Pasteten. Vor der Blüte sind meine Blätter noch zarter und schmecken sanfter. Meine gerösteten Samen ergeben ein aromatisches Gewürz.

Spitzwegerich-Karotten-Suppe

200 g Spitzwegerich, 3 Karotten, 2-3 EL Rapsöl, 250 ml Gemüsebrühe, 250 ml Karottensaft, 500 ml Milch, Zitronensaft, ½ Bund Petersilie, Vital-Kräutersalz, Macis, Pfeffer nach Geschmack

Die Karotten putzen und in feine Würfel schneiden. Den Spitzwegerich waschen, gut trockenschleudern und sehr fein hacken. Das Öl in einem großen Topf erhitzen und 2/3 der Karottenwürfel andünsten. Mit dem Karottensaft, der Gemüsebrühe und der Milch ablöschen. Den Spitzwegerich zufügen und 15 Minuten leicht sieden lassen. Zum Schluss die fein geschnittene Petersilie beigeben, alles noch einmal kurz erhitzen, mit den Gewürzen abschmecken und durchmixen. Zum Servieren in jeden Teller einige kleine Karottenwürfel geben.

Aber nicht nur Euch Menschen habe ich viel zu bieten, auch Insekten schätzen mich. Für viele Falter bin ich eine Raupenfutterpflanze, darunter auch stark gefährdete und gefährdete Arten der Roten Liste.

Zum Abschluss ein Gedicht:

Spitzwegerich

Hallo zusammen, kennt ihr mich?

Ich bin es, der Spitzwegerich.

Ich wachs auf Feld- und Ackerrand,

und werd als Unkraut oft verkannt.

Doch hab ich heilwirkende Kräfte

Dank guter Blätter-Pflanzensäfte.

Du erinnerst dich?

Mein Name ist Spitzwegerich.

Zwar ist die Blüte unscheinbar,

ein brauner Kopf mit weißem Haar.

Bin ohne Farbe, aber fein,

legst du mich in Essig ein.

Das Blatt ist lang, lanzettelich

drum heiße ich Spitzwegerich.

Mein Hustensirup ist beliebt,

wenn man ihn bei Erkältung gibt.

Er löst den Schleim und stärkt die Lunge

Nicht nur für Alte auch für Junge.

Selbst kleine Wunden, Bienenstich

Ich helf dir, dein Spitzwegerich!

Julia Schmidt

KW 18: Sauerampfer

Mein Name ist sehr passend: Sauerampfer, denn ich schmecke sauer. Weitere Bezeichnungen sind: Salatampfer, Sauergras, Sauerknöterich, Säuerling und Sauerklee.

Bei dem Namen Sauerampfer handelt es sich um einen Pleonasmus (Häufung sinngleicher oder sinnähnlicher Wörter, wie z.B. weißer Schimmel), denn das Wort Ampfer leitet sich aus dem Germanischen ab und bedeutet scharf oder sauer. Somit heiße ich eigentlich „Sauer-sauer“, aber das macht ja nichts, denn Sauer macht ja bekanntlich lustig!

Meine lateinische Bezeichnung ist Rumex acetosa und ich gehöre zur Familie der Knöterichgewächse.

Ich bin in Mittel- und Westeuropa zuhause und breite mich schnell und flächendeckend aus. Mittlerweile kann man mich auch in anderen Regionen, wie den USA oder Vorderasien, finden. Am wohlsten fühle ich mich auf nährstoffreichen Wiesen und an Wegesrändern. Deshalb bin ich zurzeit oft zu sehen.

Meine glatten und länglichen Blätter sind abhängig vom Gehalt der Oxalsäure dunkelgrün bis rötlich gefärbt. Je mehr Oxalsäure eingelagert ist, umso rötlicher werden sie.

Wie bei Rhabarber gilt bei mir der 24. Juni als der letzte Erntetag. Ab diesem Datum nimmt die Konzentration der Oxalsäure, die mir den bitterlichen Geschmack verleiht, zu.

Meine Einzelblätter wachsen aus der Blattrosette am langen Stiel und haben charakteristische Pfeilspitzen. Damit bin ich gut von anderen Pflanzen zu unterscheiden. Die Stängelblätter sind dagegen sitzend am Stängel angebracht. Meine Blüten sind unscheinbar grünlich, leicht rot überlaufen und die späteren dreikantigen Früchte dann leuchtend rot.

Meine Inhaltstoffe:

u. a. Oxalsäure, Gerbstoffe, Vitamin C und Provitamin A.

Die Oxalsäure wurde erstmals 1769 im Sauerklee entdeckt, denn diese heimische Pflanze weist einen relativ hohen Gehalt an Oxalsäure auf. Sein wissenschaftliche Name Oxalis acetosella geht auf die oxalsauren Salze zurück. Unter der Bezeichnung „Kleesalz (Kaliumhydrogenoxalat)“ ist die Oxalsäure auch bekannt, da sie unter diesem Namen für Euch früher als Fleckentfernungsmittel aber auch als Beiz- und Bleichmittel von Bedeutung war. Außerdem gilt Kleesalz als Standartpoliermittel für Marmor.

Oxalsäure ist in höherer Konzentration gesundheitsschädlich, aber auch in geringeren Konzentrationen in anderen Lebensmitteln enthalten (z.B. Rhabarber, mit dem ich verwandt bin und in Schwarztee). Sie kann mit Kalzium zu Kalziumoxalat reagieren. Personen mit eingeschränkter Nierenfunktion oder Veranlagung zu Nierensteinen sollten deshalb nur geringe Mengen Oxalsäure zu sich nehmen.

Ich wirke leider deshalb auch giftig bei Pferden, vor allem aber bei Schafen, aber auch bei Rindern und Kühen.

Da ich als Vertreter der Ampfer-Arten auch in hohem Maß Vitamin C enthalte, war ich in der Vergangenheit auch ein Mittel gegen Skorbut. Diese Krankheit wird ja durch Vitamin-C-Mangel verursacht.

Deshalb nahmen mich Seefahrer auf ihren Reisen als Nahrung zu sich, z.B. eingelegt, im Eintopf oder in der Suppe. Die antiken Griechen und Ägypter und später auch die Europäer des Mittelalters benutzten mich, um fettreiche, schwere Speisen besser verdauen zu können. Im Mittelalter hat man mir auf den britischen Inseln sogar eine fiebersenke Wirkung zugesprochen. Außerdem haben früher die auf dem Feld arbeitenden Bauern frische Sauerampferblätter gegen den Durst gegessen.

In der Volksmedizin nutzte man mich bei Appetitlosigkeit, Harnverhalten, zur Blutreinigung und bei Unterleibsbeschwerden.     

„Wer ihn esset, der bekommet einen gesunden Magen und das bringet die Lust“

heißt es in einem alten Kräuterbuch.

Pfarrer Kneipp schrieb über mich: „Sauerampfer ist nicht nur ein gutes Heilmittel, sondern auch eine vorzügliche Kost für Kranke, da er das Blut reinigt und verbessert“.

Hildegard von Bingen schrieb jedoch, dass ich den Menschen traurig mache und den Eingeweiden schade.

Maurice Mességue beschreibt mich als erfrischend, harntreibend, fiebersenkend, appetitanregend, blutreinigend und kräftigend. Er empfiehlt mich gegen alle Beschwerden des Harnsystems und des Verdauungstraktes. Äußerlich schätzt er mich gegen Hautleiden, wie Flechten, Akne und Abszesse.

In der Küche

In der Küche werde ich gerne unter Spinat gemischt, da ich mich ähnlich zubereiten lasse und dem Gericht einen würzigeren Geschmack verleihe. Salaten, Suppen und Soßen gebe ich ein frisches, leicht säuerliches Aroma.

Im Frühjahr sollten Sie unbedingt mit mir mal eine Suppe kochen. Diese passt z.B. sehr gut in die Fastenzeit oder zu einer Frühlingskur. Am Gründonnerstag gehöre ich übrigens zwingend in die traditionelle Suppe. In Russland kocht man in der Saison gern eine Suppe mit Sauerampfer, Kartoffeln und Eiern, die auch Grüner Borschtsch genannt wird.

Meine rötlichen Blütenstände sind als essbare Deko eine besondere Augenweide.

Ich gehöre auch in die typische Frankfurter Grüne Soße. Jedes Jahr feiert Frankfurt das Grüne Soße Festival und ich bin dabei einer der Ehrengäste. Was heißt denn aber in diesem Zusammenhang:  BKSKSPP? – Das ist keine neue Boyband, sondern sind die Anfangsbuchstaben der 7 Kräuter, die unbedingt in die Grüne Soße müssen: Borretsch, Kerbel, Schnittlauch, Kresse, Sauerampfer, Pimpinelle und Petersilie.

Gefüllte kleine Kräutertomaten

12 kleine Tomaten,1 kleine Handvoll gemischte Frühlingskräuter: bzw. Sauerampfer, Wiesenschaumkraut, Knoblauchsrauke, Giersch, Löwenzahn, Wiesenlabkraut, 200 g Schmand, 1-2 Frühlingszwiebeln, 1 Knoblauchzehe, Kelten-Kräutersalz, Pfeffer, Zitronensaft, Honig.

Zwiebeln und Knoblauch hacken und zusammen mit den grob geschnittenen Kräutern in Schmand pürieren. Die Masse mit Zitronensaft, Kelten-Kräutersalz, evt. etwas Honig und Pfeffer abschmecken und in die ausgehöhlten Tomaten füllen. Die Tomaten auf Sauerampfer oder anderen Blättern anrichten und mit Blüten je nach Jahreszeit garnieren.

In der Kosmetik könnt Ihr meine reinigende Wirkung mit einer Kompresse für fettige und unreine Haut nutzen. Dafür 1 Handvoll von mir mit 250 ml Wasser aufkochen und 5 Minuten leicht simmern lassen. Absieben und mit diesem Sud eine Stoffwindel o.ä. tränken und auf das zuvor gereinigte Gesicht auflegen. Einwirkzeit: 5 Minuten.

Joachim Ringelnatz hat ein Gedicht über mich geschrieben:

Arm Kräutchen

Ein Sauerampfer auf dem Damm

Stand zwischen Bahngeleisen,

Machte vor jedem D-Zug stramm,

Sah viele Menschen reisen

Und stand verstaubt und schluckte Qualm,

Schwindsüchtig und verloren,

Ein armes Kraut, ein schwacher Halm,

Mit Augen, Herz und Ohren.

Sah Züge schwinden, Züge nah‘n.

Der arme Sauerampfer

Sah Eisenbahn um Eisenbahn,  

Sah niemals einen Dampfer.

Ein weiteres Gedicht kommt von Ewald Patz:

Rötlich färben sich die Wiesen

Wenn der Sauerampfer blüht

Und im Licht der Abendsonne

ein Flammenmeer erglüht

Lautlos sinkt die rote Sonne

In den weiten Wiesen dort

Ist am Horizont verschwunden

Und für ein paar Stunden fort

am nächsten Morgen taucht sie wieder auf und spendet Licht

erneut der rote Zauber Märchenhaft ins Auge sticht.

Und es gibt eine Komödie aus der DDR, in dem ich eine Rolle spiele: Karbid und Sauerampfer

(1963, Laufzeit 81 Minuten).

Meine engen Verwandten: Der kleine Sauerampfer (Rumex acetosella), der ähnlich wie ich genutzt werden kann und unsere allseits ungeliebten großen Brüder: Krauser und stumpfblättriger Ampfer (Rumex crispus und Rumex obtusifolius), die selbst vom Vieh verschmäht werden und vom Bauern meistens als Unkraut, z.B. mit dem „Ampher-Wuzi“ bekämpft werden.

KW 19: Wiesensalbei

Seht nur her… leuchte ich nicht in einem prächtigen Blau? –

Und wer bin ich? – Richtig, der Wiesensalbei (Salvia pratensis). Nach meiner Farbe nennt man mich auch Blauer Heinrich, Blauer Storch oder Tintenblume. Ich bin ein Mitglied der Familie der Lippenblütler. Wie man uns erkennt? – Nun, unser Kelch ist glockenförmig (5 miteinander verwachsene Kelchblätter) und unsere Blütenblätter sind verwachsen und bilden die „Lippenblüte“ (2 Ober-, 3 Unterlippen). Wir besitzen 4 Staubblätter (2 kurze und 2 lange). Die Staubblätter und Griffel sind dabei so gelenkig, so dass sie sich beim Einführen eines Rüssels, z.B. einer Hummel, herabkrümmen und den Hinterleib der Bestäuber mit Pollen stempeln (Schlagbaummechanismus). Unser Nektar ist nur langrüsseligen Insekten zugänglich; der Hebelmechanismus kann nur von Hummeln, seltener von anderen Bienen, betätigt werden. Möchte sich jemand diesen raffinierten Mechanismus beim nächsten Spaziergang live anschauen: ein Grashalm genügt. Damit leicht in eine meiner Blüten drücken und schon senken sich die Staubfäden in Erwartung einer bestäubenden Hummel herab.

Die Blüten der Lippenblütler stehen in Quirlen oder Halbquirlen angeordnet, in den Achseln von den so genannten Tragblättern. Unsere Blätter sind immer gegenständig und die Stiele vierkantig. Viele Mitglieder unserer Familie bilden ätherische Öle aus und sind deshalb in der Heilkunde und der Küche sehr beliebt, wie z.B. der Rosmarin, der Thymian und mein großer Bruder, der Garten- oder Gewürzsalbei (Salvia officinalis).

Ich zähle leider nicht zu den Heilkräutern, da mein Gehalt an ätherischen Ölen niedrig ist und bin auch kulinarisch ohne Bedeutung. Das ist sehr bedauerlich. Meine Blütenfarbe ist allerdings ein großer Pluspunkt. Die ausgezupften Blüten bilden eine tolle essbare Deko. Aber auch meine weiteren Salbeibrüder, die als Gartenpflanzen geschätzt werden, wie z.B. der Steppensalbei (Salvia nemorosa) oder der Silberweiße Salbei (Salvia argentea) werden nicht in der Heilkunde verwendet. Das tröstet doch sehr, ich bin da nicht allein. Wir stehen alle im Schatten unseres großen Bruders, dem Gartensalbei. Als Heilpflanzen gelten neben meinem großen Bruder Salvia officinalis lediglich drei weitere Salbei-Arten: Der dreilappige Salbei (Salvia triloba) wird ähnlich wie S. officinalis verwendet.

Der aus dem südöstlichen Mittelmeerraum stammende Muskateller-Salbei (Salvia sclarea) ist aufgrund seines Muskataromas in der Parfümindustrie und der Aromatherapie von Nutzen. Den Namen bekam er von Winzern, die früher mit seiner Hilfe ihren Rheinwein in hochwertigeren Muskatellerwein verwandelten.

Der Name Salvia unseres Pflanzenclans wurde von dem lateinischen salvare = heilen abgeleitet.

Beschreibung meines Äußeren:  Meine Rosetten- und Stängelblätter sind alle runzlig. Ich bilde einen krautigen, vierkantigen Stängel aus. Die Blüten sitzen zu 4-8 in 6-20 Stockwerken. Sie sind 2-2,5 cm lang und blauviolett, selten hellblau, rosa oder fast weiß. Die Oberlippe ist breit sichelförmig. Meine Früchte sind Spaltfrüchte, die in 4 Klausen zerfallen. Meine Pflanzenhöhe: 30– 60 cm und meine Blütezeit kann von April bis August reichen.

Wo fühle ich mich besonders wohl?  Auf sonnigen Trockenrasen, an Rainen und wie mein Name schon sagt auf Wiesen. Gern findet man mich auch an Böschungen in der Nähe von Wasser, z.B.  an Rheindämmen. Meine Wurzeln reichen oft weit über ein Meter tief in die Erde und stellen damit meine Wasserversorgung auch auf trockenen Standorten sicher. Ich liebe die Sonne. Ein Wachsüberzug meiner ledrigen Blätter und die dichte Behaarung minimiert meinen Wasserverbrauch. Auch meine Fähigkeit, aktiv die Blattstellung mit der Wanderung der Sonne im Tagesverlauf zu verändern, um die Sonnenstrahlung optimal nutzen zu können, zeichnet mich aus.

Meine Inhaltsstoffe: Leider nur wenig ätherische Öle und Bitterstoffe (Salvin), außerdem Gerbstoffe und Flavonoide. Die bescheidene Heilwirkung ist antibakteriell, entzündungshemmend und verdauungsfördernd. Wie gesagt, ich habe deshalb leider nur geringe Heilkräfte, die ansonsten ähnlich sind wie beim Arzneisalbei. Trotzdem kann man mich zum Gurgeln bei Hals- und Rachenerkrankungen und als Kompresse auf Wunden verwenden. Schon Maria Treben schätzte mich im

Wiesensalbei-Essig, mit dem man über längere Zeit hindurch Bettlägerige wohltuend massieren kann, um damit ein Aufliegen zu verhindern. Kräuterkundige behandeln nur meinen Bruder, den echten Salbei, den man aber nur in angemessenen Dosen verwenden soll. Schwangere und Kleinkinder sollten auf die Verwendung meines kräftigen Bruders verzichten.

In der Küche: Mich kann man auch als Küchenkraut verwenden. Ich würze aber viel weniger intensiv als mein starker Bruder, der Gartensalbei. Meine Pflanzenstängel enthalten einen süßen Saft, was mir den alten Namen „Süßle“ eingebracht hat.

Hier ein passendes Rezept: Wiesensalbei mit neuen Kartoffeln

Kartoffeln waschen, eventuell die Schale mit der Gemüsebürste abreiben, in dicke Scheiben schneiden, 2-3 Süßkartoffeln genauso vorbereiten.
200 g durchwachsener Speck (oder in der vegetarischen Version Räuchertofu), 1  Knoblauchzehe, Olivenöl,  1 EL Kräuter der Provence, Pfeffer, Kräutersalz, eine Hand voll Wiesensalbeiblätter und Blüten. Eine Auflaufform mit Olivenöl auspinseln. Die Kartoffelscheiben mit den klein geschnittenen Salbeiblättern, dem gewürfeltem Speck (Räuchertofu), einem Schuss gutem Olivenöl, dem fein geschnittenen Knoblauch  und den Kräutern der Provence vermischen und in die Form geben.  Mit Pfeffer und Kräutersalz bestreuen.  Die Auflaufform in den auf 230 Grad vorgeheizten Backofen schieben, auf 200 Grad verringern und zirka 20-25 Minuten backen. Falls gewünscht kann der Auflauf kurz vor Garzeitende mit geraspeltem Bergkäse betreut werden.  
Zum Servieren mit Wiesensalbeiblüten überstreuen.
Geschmacksintensiver ist dieser Auflauf mit Salbei aus dem Garten.

Eine Bauernregel besagt: Salbei in gutem Bier und Wein, wird keinem Menschen schädlich sein. (Diese Aussage passt auch toll zum Muskateller-Salbei)

Salbei:“ Wohl dem, der dieses gute Kraut, in seinem Garten angebaut.

Denn Salbeiblätter Tee und Saft ganz kerngesunde Zähne schafft.“

In alten Kräuterbüchern wird gefragt:

Warum sollte ein Mensch sterben, in dessen Garten Salbei wächst?   

Ein englisches Sprichwort sagt:

Eat sage in may and you’ll live for aye! (Iss Salbei im Mai und du wirst leben für immer und ewig!)

Blaue Blüten sind relativ selten in der Natur zu finden und deshalb etwas Besonderes. Die für diesen Farbton verantwortlichen Farbstoffe aus der Gruppe der Anthozyane sollen sich mit der Temperatur verändern. Bei Kühle wirken blaue Blüten reiner und strahlender, bei Hitze nimmt der Rotanteil zu und die Farbe schlägt in Richtung Violett um und verblasst etwas. Die meisten blauen Blumen im Flachland tragen daher eher blauviolette Farbtöne.

Blau soll mit Abstand die beliebteste Farbe der Deutschen sein. Das kühle Blau steht für Freiheit, Ferne und Sehnsucht.  Und in welcher Vielfalt an Farbtönen kann es uns erfreuen! In der Epoche der Romantik galt die blaue Blume als Symbol für das Unerreichbare, einen Ort der Sehnsucht. In Sagen und Gedichten wird sie immer wieder als Motiv aufgegriffen und hat sich wohl nicht zuletzt deshalb in den Köpfen der Menschen als eine seltene Schönheit festgesetzt.

Ein passendes Gedicht vom Schriftsteller Joseph von Eichendorff:

Ich suche die blaue Blume,

Ich suche und finde sie nie,

Mir träumt, dass in der Blume

Mein gutes Glück mir blüh.

Ich wandre mit meiner Harfe

Durch Länder, Städt und Au’n,

Ob nirgends in der Runde

Die blaue Blume zu schaun.

Ich wandre schon seit lange,

Hab lang gehofft, vertraut,

Doch ach, noch nirgends hab ich

Die blaue Blum geschaut.

KW 20: Klatschmohn

Gefällt Dir mein rotes Leuchten?

Viele Synonyme beziehen sich auf meine klare Blütenfarbe: Blutblume, Feuerblume, Klatschrose, Kornrose und Klatschrosenmohn. Aus meinen tiefroten Blütenblättern hat man früher rote Tinte hergestellt: Dazu meine Blütenblätter mit Essig übergießen, ein wenig Zitronensaft hinzufügen und für mehrere Stunden in die Sonne stellen. Der Name Klatschmohn kommt wohl daher, weil früher die Kinder meine Blütenblätter gern geklatscht haben.

Er liebt mich, er liebt mich nicht: Auch als Liebesorakel diente das Klatschen meiner Blütenblätter: Dafür werden die Mohnblütenblätter zu einem kleinen Ballon zusammengefaltet und auf eine Handfläche gelegt. Mit der anderen Hand klatscht man jetzt auf den Mohnblütenballon. Wenn die Luft laut entweicht, dann ist die Gegenliebe groß, falls es keinen rechten Laut gibt, so ist die Liebe wohl nur einseitig.

Im Französischen hieß der Hahn früher „cocorico“. Da meine Kronblätter genauso rot sind, wie ein Hahnenkamm, nimmt man an, dass mein französischer Name „coquelicot“ so entstanden ist.

Ich heiße lateinisch Papaver rhoeas, gehöre zur Familie der Mohngewächse, bin einjährig mit fiederbuchtigen Blättern. Meine zarten, schwankenden Blütenstiele sind abstehend borstig behaart. Aus meinen nickenden Knospen entwickeln sich die leuchtend roten, flachen Blütenschalen. Wenn sie sich entfalten, scheinen meine Blütenblätter wie aus hauchdünnem, knittrigem Seidenpapier zu sein. Die einzelne Blüte steht leider nur 1-2 Tage, bevor sie verwelkt. Deshalb lohnt es sich auch nicht meine schönen Blüten für die Vase zu pflücken. Meine Blütenzeit reicht von Mai bis Juli, manchmal auch bis in den August, und ich werde von 20- 90 cm hoch. Somit beginne ich eigentlich bereits im Frühjahr zu blühen – trotzdem gelte ich als einer der auffallenden Sommerbegleiter. Sobald meine Blüten an Feldrändern und in Getreidefeldern blühen, beginnt endgültig die helle und warme Zeit des Jahres.

Meine Blüten sind hauptsächlich in den Vormittagsstunden geöffnet, dann kommen mich auch die Insekten fleißig besuchen. Nachmittags fangen sie dann schon an zu verblühen. Aber ich bilde ständig neue Blüten aus und so habe ich Bienen und anderen befruchtenden Insekten stets etwas zu bieten. Ich habe zwar keinen Nektar, aber dafür große Mengen an grünen Pollen. Es ist sogar eine Bienenart nach mir benannt worden: Die Mohn-Mauerbiene. Sie bevorzugt genau die Umgebung, die ich auch mag und ist zur gleichen Zeit besonders aktiv. Diese Biene gilt inzwischen als vom Aussterben bedroht. Sie nutzt nicht nur meinen Pollen als Nahrung, sondern auch meine Blütenblätter als Kinderstube für Ihren Nachwuchs: Mit Teilen von den Blütenblättern polstert sie ihr Nest aus.

Wie die meisten Ackerkräuter stamme ich ursprünglich nicht aus Mitteleuropa. Ich komme aus dem wärmeren Mittelmeerraum. Mit dem Getreideanbau kam ich dann während der Jungsteinzeit hierher. Heute bin ich auf der ganzen Welt verbreitet.

Mein Lebensrhythmus ist gut an den des Getreides angepasst, denn ich bin ein so genannter Lichtkeimer und benötige deshalb jedes Jahr immer wieder offene Flächen, wie z.B. bei Getreideäckern. Aus meiner Sicht wurde leider inzwischen die Saatgutreinigung immer besser – so dass immer weniger meiner feinen Mohnsamen mit dem Getreide zusammen ausgesät werden. Außerdem werden die Äcker durch die genutzten Pestizide immer „Unkraut“-ärmer. Die konventionelle Landwirtschaft raubt mir und meinen Mitstreitern (Kornblume, Kamille…) den Lebensraum. Als Blume des Jahre 2017 nehme ich deshalb eine Stellvertreterrolle ein. Ich stehe für zahlreiche bedrohte Ackerwildpflanzen und damit für den Verlust der bunten Vielfalt auf den Feldern.

Da ich gern an Stellen wachse, wo Erde frisch bewegt wurde, säume ich oft in großer Menge neue Straßen und Autobahnen.

Ich bin ein Symbol für Fruchtbarkeit, Schlaf, Vergessen, Tod und Versuchung. Auch meine antike Symbolik war eher düster: Ich war bei den Griechen der Unterweltsgöttin Persephone geweiht. Der Gott des Schlafes, Hyphnos, wurde gern mit meinen Blüten in der Hand dargestellt. Früher sollte man meine Blüten nicht über die Hausschwelle hineinbringen, dann sollte ich der Liebe Unglück bringen.

Im englischsprachigen Raum trägt man mich als Boutonniére am Revers, um an die gefallenen Soldaten zu erinnern. Der Ursprung ist das Gedicht „In Flanders Fields“, indem meine roten Blüten an das vergossene Blut der Gefallenen des 1. Weltkrieges erinnert. Gleichzeitig entsteht die Hoffnung, dass das Leben weitergeht. Da ich in meinen Blüten zwar winzige Samenkörner, die aber in großer Zahl (2.000-5.000) produziere, gelte ich auch als Fruchtbarkeitssymbol. So war ich auch der Muttergöttin Demeter geweiht. Brautpaare wurden daher auch mit viel Mohn überschüttet, damit der Kindersegen groß wurde.

Meine wichtigen Inhaltsstoffe: Rhoeadin und andere, jedoch wenig gefährliche Alkaloide, ein roter Farbstoff, organische Säuren, Gerbstoffe, Saponine, Bitterstoffe. Meine Wirkungsweise: schleimlösend, hustenstillend, beruhigend und schmerzlindernd. In der Schulmedizin werde ich nicht verwendet. In der Volksheilkunde dagegen finden ansehen meine Blütenblätter immer noch Anwendung in Form eines Sirups gegen Husten und Unruhezustände kleiner Kinder. Mein Tee wird gegen Schmerzzustände empfohlen und auch als Schlaftee gepriesen. Die Inhaltsstoffe des Schlafmohns, wie etwa Morphin und Papaverin besitze ich hingegen nicht, deshalb kann man mich auch nur als schwach giftig bezeichnen.      

In der Küche setzt man eigentlich nur die Samen meines Bruders, des Schlafmohns, ein. Sie eignen sich hervorragend zum Backen. Kennst Du Mohnkuchen, Mohnstriezel, Mohnschnecken und Germknödel mit Mohn? Mmh… Auch das Mohnbrötchen gehört für viele auf den Frühstückstisch. Erhältlich sind Blaumohn, Graumohn und Weißmohn. Blaumohn ist der herbe, kräftigere Typ und Graumohn eher zarter und eignet sich deshalb wunderbar für Desserts mit Mohn. Der Weißmohn ist seltener zu finden und soll eher nussig schmecken. Generell enthalten die Mohnsamen viel Calzium, Vitamin B, Aminosäuren sowie Magnesium und Kalium.

Ein passendes Rezept: Frischkäse mit zweierlei Mohn

250 g Frischkäse, 3 EL Creme fraiche, 1-2 EL Puderzucker, 1 Prise Salz, 2 EL Mohnsaat (möglichst frisch gemörsert), 1 Handvoll Mohnblüten.

Alles gut vermengen und zum Schluss die Mohnblütenblätter mit dem Pürierstab unterrühren.

In der Kosmetik kann man einen Aufguss aus 15 g Kronblättern in einem ½ l Wasser nach dem Erkalten als Gesichtswasser verwenden. Mit Alkohol konserviert kann es auch jeden Tag als erfrischendes Tonic eingesetzt werden. Es erfrischt auch gut bei müden, irritierten Augen.

Ein bekannter Verwandter ist der Kalifornische Mohn (Eschscholzia california). Er ist eine zu unserer Familie gehörende Zierpflanze, die aus Amerika kommend, hier eingebürgert wurde. Sie ist die Nationalblume Kaliforniens, wo sie der deutsche Arzt und Botaniker J.F.Eschscholtz erstmalig entdeckte. Sie wird wegen ihrer goldfarbenen Blüte auch „Gold-Poppy“ oder „Goldmohn“ genannt.

Zum Abschluss ein Gedicht:

Der Klatschmohn blüht im Weizenfeld

und auch am Wegesrande

Am liebsten wächst er frei und wild,

drum lebt er auf dem Lande

Man nennt ihn eine Blumenart,

doch ist er nicht geheuer.

Er hat ein rabenschwarzes Herz

und blüht so rot wie Feuer

Und einmal in der Sommernacht

hat ein Pirol gesungen.

Und als sein hübsches kleines Lied

soeben war verklungen,

da klatschte jemand laut zum Lob.

Ist das nicht sonderbar?

Es war doch niemand sonst zu sehn.

Ob es der Klatschmohn war?

Unbekannter Autor.

KW 21: Hundsrose

Schaut her, blühe ich nicht in einem schönen zarte Rosa? – Wer ich bin? – Nun mein Name weißt so gar nicht auf meine so hübschen Blumen hin: Hunds-Rose (Rosa canina), vielfach auch nur einfach Hundsrose, Hagrose oder Heckenrose. Ich bin mit Abstand die häufigste wild wachsende Rosenart in Mitteleuropa. „Canina“ heißt so viel wie hundsgemein, deshalb hat mein Volksname „Hundsrose“ nichts mit Hunden zu tun, sondern bedeutet, dass man mich überall finden kann, da ich weit verbreitet bin. Weshalb beschäftigen sich denn Botaniker so intensiv mit uns Wildrosen? Wer typische Wildrosen, wie mich, aber auch meine Schwestern, wie z.B. die Wein-  und Bibernellrosen, aufmerksam anschaut, findet bei uns sehr verschiedene Blütenfarben. Neben Sträuchern, die rein weiß blühen, findet man zartrosa oder kräftig rosa blühende, ja gelegentlich fast rotblühende Sorten. Nicht nur das deutet darauf hin, dass es verschiedene Arten gibt, auch bei unseren Früchten, den Hagebutten lassen sich auffällige Unterschiede beobachten: Sie können kahl und glatt sein oder feine Borsten besitzen. Weitere wichtige Unterschiede: Die Behaarung der Blätter, der innere Aufbau der Hagebutten, die Wuchsform der Sträucher, die Stachelform und vieles mehr. Seit dem 19. Jahrhundert wurden diese Merkmale von Botanikern studiert und dabei allmählich erkannt, welche davon erblich sind.

Der Begriff Wildrosen kommt aus der Rosenzucht und bezeichnet eine Rosenklasse der nicht gekreuzten Formen der Gattung Rosen (Rosa). Wildrosen sind grundsätzlich Sträucher mit ungefüllten Blüten mit fünf Kronblättern (Petalen). Schaut man aus der Nähe in eine unserer Wildrosenblüten hinein……so fallen in der Mitte der Blüte die zahlreichen gelben Staubblätter auf. Sie locken Insekten an, die den eiweißreichen Blütenstaub (Pollen) schätzen. Wir Wildrosen sind in dieser Hinsicht für die Insekten nützlicher als die gefüllten, edlen und stolzen Gartenrosen. Dort wurden durch Genveränderungen die Staubblätter in Blütenblätter umgewandelt. Was die Züchter da hätscheln und pflegen, sind eigentlich Abnormitäten, allerdings sehr dekorative – wie auch ich zugeben muss.Ich, also die Hundsrose, wachse als aufrechter, lockerer Strauch und bilde lange, bogig überhängende Äste und Zweige. Ich bin schnellwüchsig und werde meistens breiter als hoch (2-3 m). Meine Waffen, die Stacheln haben eine breite, herablaufende Basis und sind kräftig ausgebildet.

Meine Blätter sind siebenzählig gefiedert, von frischer, grüner Farbe und glänzend, allerdings auch derb und fest. Meine Blattstiele sind unbehaart, aber oft mit Stieldrüsen und sichelförmigen Stacheln versehen. Meine Fiederblättchen (Nebenblättchen, typisch für Rosengewächse) sind sehr variabel.

 Meine Blütenstehen meinst einzeln, aber dafür zahlreich an den Sträuchern. Die einzelnen Blüten sind nur allerdings nur wenige Tage geöffnet. Der Durchmesser der Blüten beträgt meist 3,5 bis 4,5 cm. Der Blütenstiel ist ein bis zwei, selten bis drei cm lang. Nach der Blüte schlage ich meine Kelchblätter zurück und lasse sie fallen, so dass sie zur Fruchtreife nicht mehr da sind. Meine fünf Kronblätter sind hellrosa, selten weiß oder kräftig rosa. Meine Früchte, die Hagebutten sind von der Gestalt sehr variabel, am häufigsten sind sie länglich- bis eiförmig.  Zur Reife sind sie rot und hart, häufig sind sie auch im Frühling noch am Strauch zu finden. Wo bin ich zu finden?  Ich wachse an Straßen- und Wegrändern, auf Weiden, in Hohlwegen, in Gebüschen, Waldsäumen, lichten Wäldern und am Strand. Ich gehöre zu den Pioniergehölzen und steige in den Alpen bis etwa 1500 m Höhe.

Als Zierstrauch habe ich leider keine Bedeutung. Für Rosenschulen bin ich allerdings die wichtigste Rosenunterlage zur Veredelung von Rosen. Meine Hagebutten werden vielfältig verwendet, so auch für Tees, Hagebuttenmarmelade und für die Herstellung von Hagebuttenwein.Hagebutten, wurden auch in alten Volksliedern besungen, wie z.B. „Ein Männlein steht im Walde ganz still und stumm, es hat von lauter Purpur ein Mäntlein um… und „Sah ein Knab ein Röslein steh‘n“.Wir einheimischen Wildrosenarten sind wichtige Futterpflanzen für über 100 Kleinlebewesen, wie Dutzende Kleinschmetterlinge und einigen Wildbienenarten. Auch für Vögeln sind wir ein beliebter Futterstrauch.Ein berühmtes und sehr altes Exemplar von meiner Sorte ist der so genannte Tausendjährige Rosenstock in Hildesheim.Allgemeines über uns Rosen:Keine andere Blume ist so reich an Symbolik, wie wir Rosen. In den verschiedensten Religionen finden wir Bedeutung. Wir verkörpern das Leben, das Werden und Vergehen, sind Zeichen für Schönheit und Liebe. Im Altertum waren wir Sinnbild der Liebe und jugendlicher Schönheit. Aphrodite soll die Rose aus dem Blute des Adonis geschaffen haben. Auch die Römer verehrten die Rose. Im christlichen Glauben spielen wir ebenfalls eine wichtige Rolle (z.B. beim Rosenkranz). Das Rot der Rose war auch ein Zeichen für Blut, daher entwickelte sich eine Doppelbedeutung der Rose, nämlich einerseits als Symbol für Liebe und Schönheit, andererseits als Zeichen für Verletzung und Tod. Im alten Aberglauben schützen unsere dornigen Zweige und unsere Hagebutten vor Zauberei. Der Genuss von 3 Hagebutten am Weihnachtsabend, am Silvesterabend und am Neujahrstag soll gegen Unfälle und Krankheiten im neuen Jahr schützen. Außerdem soll eine Wildrosenhecke ums Haus auch für einen ruhigen Schlaf sorgen, wie der Name Schlafdorn dies auch ausdrückt.  Auch im Märchen „Dornröschen“ handelt es sich  um die Schlaf bringende Wirkung von uns Wildrosen. Den Namen Friggadorn (Friggas Dorn) erhielten die Wildrosen von Frigga (Odins Gemahlin und Göttin der Fruchtbarkeit und mütterlichen Liebe). Wir Wildrosen spielten früher auch eine wichtige Rolle bei Ritualen rund um die Geburt eines Kindes (Vergraben von Nabelschnur oder Nachgeburt unter einem Wildrosenstrauch): Die schöne Farbe unserer Rosenblüten soll sich dadurch auf das Kind übertragen.

Heilkraft: Früher wurden unsere Blätter, Blüten, Früchte und Samen gegen sehr viele Krankheiten eingesetzt. Unser Rosenöl galt schon beinahe als ein Allheilmittel.  Hildegard von Bingen empfahl den regelmäßigen Verzehr von Rosenblättern zur allgemeinen Stärkung von Herz und Psyche. Schon in mittelalterlichen Klöstern war bekannt, dass die Rose eine heilende, keimtötende und Insekten vertreibende Wirkung aufweist. Die Inhaltsstoffe meiner Früchte: Viel Vitamin A und C, Kohlehydrate, Gerbstoffe, Fruchtsäuren, Pektine. Hagebutten sind auch für die Menschen ein großer Vitamin-C-Träger!Vor allem durch ihren enormen Vitamin C-Gehalt sollen Hagebuttenzubereitungen eine deutliche Steigerung der Abwehrkräfte bewirken. Und dies ist in heutigen Zeiten ja sehr wichtig!  Vitamin C wird zusammen mit seinen natürlichen Begleitstoffen oft weit besser aufgenommen als der reine, isolierte Wirkstoff.

Rezept für einen Hagebuttentee: 2 Teelöffel zerkleinerte Hagebuttenschalen mit 1/4 Liter Wasser 10 Min. kochen lassen. Durch diese Kochzeit soll der Tee den höchsten Vitamin C-Gehalt erhalten, den er auch beim Stehen lassen über mehrere Stunden noch behalten soll.

Schon die Chinesen und Ägypter waren nicht nur von der Schönheit und vom Duft der Rosen bezaubert. Sie wussten schon um ihre Wirkung auch als Heilpflanze. Karl der Große setzte sie auf das Register für Klostergärten. Nutzt doch uns Rosen viel mehr für Euer Wohlbefinden und Eure Gesundheit. Psychologen haben wohl beobachtet, dass allein der Duft der Rose die Seele fröhlich stimmt, positive Gedanken fördert und die natürlichen Abwehrkräfte des Organismus stärken kann. Forschungen zeigten, dass Rosenblüten die Vitamine A und C enthalten. Sie sollen beim Abbau stressbedingter Müdigkeit, bei Schultersteife und Schlaflosigkeit, Magenschmerzen und Nervosität helfen. Das Hydrolat (Rosenwasser) ist gut gegen Falten und geschwollene Lider und gut geeignet als Gesichtswasser, vor allem bei empfindlicher Haut.

Meine Petalen (Blütenblätter) können auch wunderbar in der Küche verwendet werden. Allerdings sollte man dann den unteren bitteren Teil entfernen. Konservieren lassen sich meine Blüten in Zucker, Öl oder Butter. Sie lassen sich auch gut kandieren.

Zwei Rezepte für Rosenbutter, einmal süß und einmal salzig:

250 g Süßrahmbutter mit 30-50 g Puderzucker verrühren, 1 EL Rosenwasser unterrühren, von einer Handvoll Duftrosenblätter den bitteren Teil entfernen und danach klein schneiden und unter die Butter heben.

250 g Sauerrahmbutter mit Meersalz, roten Pfefferkörnern, 1 Spritzer Zitronensaft und 1 TL Senf verrühren. Eine Handvoll Duftrosenblätter wie oben behandeln und unter die Butter rühren.

Heinrich Heine schrieb ein schönes Gedicht über die Rose:

Der Schmetterling ist in die Rose verliebt,

Umflattert sie tausendmal,

Ihn selber aber goldig zart

Umflattert der liebende Sonnenstrahl.

Jedoch, in wen ist die Rose verliebt?

Das wüßt‘ ich gar so gern.

Ist es die singende Nachtigall?

Ist es der schweigende Abendstern?

Ich weiß nicht, in wen die Rose verliebt;

Ich aber lieb‘ euch all?:

Rose, Schmetterling, Sonnenstrahl,

Abendstern und Nachtigall.

Wilhelm Busch, der bekannte Spötter, findet andere Zeilen:

,,Dass keine Rose ohne Dorn,

bringt mich nicht aus dem Häuschen.

Auch sag ich ohne jeden Zorn:

Kein Röslein ohne Läuschen.“

„Und doch hat unser Röschen, das feine,

Allerlei Kleine

Grillen und Räupchen

Unter dem zierlichen Häubchen“

KW 22: Margarite

Wenn man mich lässt, mache ich meinem Namen alle Ehre: „Wucherblume“! Auf Wiesen, die regelmäßig gemäht werden breite ich mich nämlich teppichartig aus. Ich mag Waldwiesen, Halbtrockenrasen und nährstoffarme Böden. Die Farbe meiner den Blütenkopf umgebenden Blütenblättchen gab mir den lateinischen Namen: Leucanthemum. Dieser leitet sich von den griechischen Wörtern „leukos“ weiß und „anthemon“ Blüte ab. Der Zusatz „vulgare“ ist im Sinne von gemein zu verstehen und weist darauf hin, dass ich in ganz Mitteleuropa am weitesten verbreitet bin. Der Name Margerite geht zurück auf lat. margarīta ‘Perle’, aus gleichbedeutend griechisch margarī́tēs, einem orientalischen Lehnwort.

Ich gehöre zur Familie der Korbblütengewächse, wie auch die Kamille oder das Gänseblümchen. Wir ähneln uns äußerlich sehr, unterscheiden uns jedoch in der Größe. Wir sind klassische Orakelblumen: Die Blütenblätter werden eins nach dem anderen abgezupft, um die ewige Frage zu beantworten: „Er liebt mich, er liebt mich nicht…“

Ich bin ausdauernd, d.h. ich wachse jedes Jahr wieder aus meiner Wurzel. Meine Blütenkörbchen stehen einzeln am Ende des Stängels oder an den selten vorhandenen Ästen. Meine Blüten habeneinen Durchmesser von 3-5 cm.  Meine Stängelblätter sind schmal eiförmig bis lineal, grob gezähnt, die obersten aber fast ganzrandig. Ich blühe von Mai bis Oktober werde bis 90 cm hoch. Zum Johannistag (Sommersonnenwende) spielte ich früher neben anderen Johanniskräutern, wie z.B. Arnika, Beifuss, Eisenkraut, Königskerze… eine Rolle. Der Johannistag  galt als „Tag der Heilkräfte“, an man die „Johanniskräuter“  sammelte und damit einen Johannisstrauß band, in dessen Mitte unbedingt die Königskerze gehörte. Diese Johannissträuße oder auch –kränze wurden u.a. auch vor das Haus gehängt, um vor bösen Geistern und Dämonen zu beschützen.

Früher gehörte ich zusätzlich auch in den Kräuterbuschen, der an Maria Himmelfahrt (15.08.) gebunden und anschließend gesegnet wurde. In den alten Bauernstuben wurde dieser Kräuterbusch in den Herrgottswinkel gehängt. War er dann schön trocken, zupfte man einige Kräuter ab, zerrieb sie, vermischte sie eventuell mit Weihrauch und verräucherte sie. Übrigens soll ein Margeritenstrauß im Haus Harmonie, Klarheit und Freude schaffen. Unsere Blüten unters Kopfkissen gelegt sollen das Unheil fernhalten. Unter Freunden ist ein Margeritenstrauß ein schöner Gruß, denn ich stehe für Natürlichkeit und unverfälschtes Glück. Unter Liebenden sollte ich aber nicht verschenkt werden – hier hinterfrage ich die Gefühle des anderen. Im alten Griechenland war ich der Göttin Aphrodite geweiht, im Christentum der Jungfrau Maria, deren Tränen ich symbolisieren sollte.

Margerite – ist auch ein ausgesprochen seltener Vorname für Mädchen. Zumindest in Deutschland wird der Name Margerite nur sehr selten vergeben.  Die französische Form des Vornamens Margarete ist Marguerite und bedeutet so viel wie die „Edle“ oder die „Elegante“ oder auch die „Blühende“. Wir Margeriten sind auch beliebte Zierpflanzen, werden als Garten- oder Kübelpflanzen geschätzt, aber auch als Schnittblumen verkauft. Heute werden gezüchtete Verwandte von mir nicht nur in unterschiedlichsten Farben (gelb, rosa, rot, violett), sondern auch in gefüllter Form in den Gartenfachmärkten unter dem Sammelbegriff Strauchmargeriten angeboten.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts gaben wir den Margeritentagen ihren Namen. Sie wurden von Vereinigungen organisiert, die es sich zum Ziel gesetzt hatten, die Kinderkrankenpflege in den örtlichen Krankenhäusern zu verbessern. Die Margerite wurde dabei gewählt, weil sie symbolisch als „weiße Blume der Barmherzigkeit“ galt. An diesen Tagen wurden die Straßen mit uns festlich geschmückt und zu wohltätigen Zwecken wurden Kunstblumen in Form von Margeriten verkauft. Solche Blumentage (z.B. auch der Kornblumen- oder Heckenrosentag) fanden in verschiedenen deutschen Städten in den Jahren ab 1910 bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs statt.

Meine Inhaltsstoffe: ätherische Öle, Harze, Tannine und meine Heilwirkung: krampflösend und beruhigend, insbesondere auf gereizte Schleimhäute. Ich werde wenig verwendet, obwohl ich als Krampflöser bei Darmkoliken und Menstruationsbeschwerden nützlich sein kann. Ebenso wirke ich wohl beruhigend bei Husten und Asthma. Kräutertees von mir sollen harn- und schweißtreibend wirken.

Meine Bachblütenessenz wird zur Aufhellung der Stimmung empfohlen.

In der Küche

Die gezupften weißen Strahlenblüten dienen als essbare Dekoration für würzige Aufstriche, Salate oder Suppen. Meine Blütenknospen können als Antipasti in Würzöl oder in Essig als Kapernersatz eingelegt werden. Meine jungen Blätter sind roh essbar. Sie können für Salate aber auch für Gemüsegerichte , wie z.B. mit Spinat  genutzt werden. Essbar soll auch meine Wurzel, sein, ihr Geschmack erinnert wohl an den von Steckrüben.

Exotischer Fruchtsalat mit bunten Blüten (u.a. auch Margerite)

1 Papaya, 1 Mango, 1 kleine Ananas oder Melone, 2-3 Nektarinen oder Pfirsiche, 1 kleine Handvoll bunte Blüten, ½ Tasse Apfel- oder Orangensaft, Zitronenverbene- oder Blütenzucker nach Geschmack.

Die Früchte schälen, putzen und in kleine Stückchen schneiden. Alles vermischen. Den Apfel- oder Orangensaft nach Geschmack mit Zitronenverbene- oder Blütenzucker süßen, über das Obst gießen und zirka ½ Stunde ziehen lassen. In der Zwischenzeit die bunten Blütenblätter vom Stiel zupfen und vor dem Servieren über den Salat streuen.

Anmerkung: Ich bin nicht giftig, aber fast alle meine Pflanzenteile können bei Berührung mit der Haut von empfindlichen Personen Kontaktallergien auslösen.

Ein schöner Spruch zur Margerite:

Oft braucht es nur einen Sonnenstrahl, um das Dunkel zu erhellen

Auch diese Margeriten hier am Wegesrand, sie klingen wie eine Melodie

Und schon schwingt die Seele in schöner Harmonie.

Ein Gedicht von Franz Christian Hörschläger:

Kennst du das Spiel der Margerite,

das Spiel der Liebe, kennst du das?

Dabei nimmst du ihr Blüt‘ um Blüte,

du quälst sie aber nicht zum Spaß.

„Sie liebt mich“, ach „Sie liebt mich nicht“,

bedeuten wohl im Fallen

die weißen Boten, stilles Glück

den frisch Verliebten mitzuteilen.

Wie es um ihre Lieb‘ bestellt,

liegt nicht an einem fernen Stern,

es zeigt sich, wenn das letzte fällt…

Ei, sieh‘, sie hat mich wirklich gern !

KW 23: Linde

Bevor ich mich vorstelle ist als erstes gilt es zu klären, bin ich eine Sommer- oder eine Winterlinde? – Denn hier in Deutschland sind wie beide heimisch. Wie unterscheiden wir uns?

Die Sommerlinde (lat. Tilia platyphyllos)  hat größere Blätter als meine Schwester, die Winterlinde (lat. Tilia cordata), allerdings nicht so reichblütige Blütenstände. Ich blühe zirka 14 Tage früher, als die Winterlinde. Wir beide sind sommergrün und haben wechselständige, meist herzförmige und gesägte Blätter. Wir Sommerlinden haben nicht nur etwas größere Blätter sondern an der Unterseite kleine weißliche Haarbüschel im Innenwinkel der Blattnerven. Die Blätter der Winterlinde sind meist etwas dunkler grün und besitzen an der Unterseite ein kleines Büschel rotbrauner Haare. Unsere grünlichen Blüten stehen in Trugdolden und besitzen ein zungenförmiges, hellgrünes Fruchtblatt, das später als Flugorgan für die Samen dient. Aus den Blüten entstehen kleine einsamige Nüsschen. Wir Linden können sehr alt werden, vermutlich 1000 Jahre und älter und eine Größe von bis zu 40 m erreichen. „Die Linde kommt 300 Jahre, steht 300 Jahre und vergeht 300 Jahre“ ist ein alter Spruch. Wir Sommerlinden blühen von Juni bis Juli, die Winterlinden fangen, wie schon erwähnt, zirka 2 Wochen später an Blüten zu bilden und unsere Blüten sind prima Bienenweiden. So summt und brummt es zu dieser Zeit in unseren Kronen. Imker nennen uns deswegen auch gern Trachtbäume.

Aufgrund unserer weichen, biegsamen Rinde erhielten wir unseren Namen, denn indogermanisch bedeutet „lentos, lint“ biegsam und weich. Sie wurde als Bast verwendet. Der Arzt Lonitzer sagte im 16. Jahrhundert: „Die Linde hat den Namen von der Lindigkeit“, denn die Menschen fanden alles an der Linde mild, weich, eben lind.

Wir Linden waren seit jeher fester Bestandteil des sozialen Lebens der Menschen.

Wir waren Friedens-, Treue-, Gerechtigkeitssymbol und Schwurbaum und gelten als heilige Bäume sowie als Symbol für Gastfreundschaft. Als Baum der Freija (aufgrund der herzförmigen Blätter) wurde uns Linden nachgesagt, wir könnten die Wahrheit ans Licht bringen. Deshalb wurden unter unserer Krone lange Zeit Gerichtsverhandlungen abgehalten. Die dort gesprochenen Urteile galten oft als unanfechtbar und wurden mit dem Spruch „judicum sub tilia“ urkundlich bezeichnet. Unser Name lockt zur Einkehr bei der Lindenwirtin und als Name für eine populäre Fernsehserie „Lindenstraße“ In unzähligen Orts- und Straßennamen von Lindau bis Lindenberg ist unser Name versteckt. Auch zahlreiche Namen, wie z.B. Linda, Gerlinde,  Rosalinde und Belinda, leiten sich von uns Lindenbäumen ab. In Schweden waren Linden als „Schutzbäume“ üblich. Die Namen Linné, Tiliander und Lindelius sind von dem der Linde abgeleitet. Es hieß, dass mit dem Aussterben diese Familien auch die entsprechenden Hausbäume abstarben. Der Siegfried aus der Nibelungensage konnte ja nur aufgrund der Tatsache ermordet werden, weil ein Lindenblatt während seines Bades in Drachenblut auf seine Schulter fiel und ihn damit an dieser Stelle verwundbar machte.       Wir Linden  gelten als die meist besungene Bäume. Wir zieren viele Bilder und Wappen. Für die Germanen waren wir der Baum der Liebenden, der Fruchtbarkeit und des Wohlstandes. Unser weiches Holz eignet sich gut zum Schnitzen, deshalb schufen Künstler Marienbilder und Heiligenfiguren hieraus.  Lindenzweige über der Tür sollen Schutz bringen, Rinde des Lindenbaumes in der Tasche getragen sollte vor Vergiftungen schützen, und die Blätter und Blüten unter dem Kopfkissen sollten ruhigen, tiefen Schlaf bringen. Im keltischen Baumkreis sind wir dem Zeitraum vom 11. Bis 20.3. und 13. Bis 22.9. zugeordnet.

Ich, als Sommerlinde wurde bereits im Jahr 1991 zum Baum des Jahres gekürt. Meine Schwester die Winterlinde erst 2016.

In der Volksheilkunde werden überwiegend unsere Blüten verwendet. Sie enthalten u.a. Schleim, Flavonoide, ätherisches Öl und Gerbstoffe. Damit sollen sie auf den menschlichen Organismus schweißtreibend, reizlindernd, auswurffördernd, schwach krampflösend, leicht beruhigend und schlaffördernd sowie abwehrsteigernd wirken.

Somit sind unsere Indikationen: Als schweißtreibendes Mittel bei fieberhaften Erkältungen, Husten und zur Steigerung der Abwehrkräfte                

Hildegard von Bingen vermerkte über uns nur, dass wir sehr heilsam seien. Maria Treben empfiehlt ein Lindenblüten-Vollbad für Kinder, die unruhig schlafen. Eva Aschenbrenner empfiehlt Lindenblüten auch für einen Kaltwetter-Tee oder ebenfalls für ein Bad. Sebastian Kneipp beschreibt Lindenblütentee ebenfalls als schweißtreibend, schwach krampflösend und leicht fiebersenkend und empfiehlt ihn auch als Inhalationsmittel. Lindenblütentee mit Lindenblütenhonig gesüßt ergibt ein beliebtes Heilmittel bei Kinderhusten.     

Tee-Rezept bei Erkältungskrankheiten und trockenem Reizhusten :

1 TL getrocknete Blüten mit 1 Tasse siedenden Wasser überbrühen und abgedeckt 7 Minuten ziehen lassen. Bis zu 5 x täglich eine Tasse möglichst heiß trinken.

Auch für Voll- und Fußbäder geeignet.

Tee-Rezept zur Reizlinderung bei Husten:

1 TL getrocknete Blüten  mit 1 Tasse kaltem Wasser übergießen und abgedeckt 30

Minuten ziehen lassen, 2-3 Tassen täglich schluckweise trinken.

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Die Linde in der Küche

Unsere jungen Lindenblätter sind im Frühjahr besonders zart und eignen sich daher für verschiedene Gerichte. Salate, Suppen, Aufläufe. Die Blättchen beinhalten Schleimstoffe, die gute bindende Eigenschaften, z.B. in der Suppe, aufweisen. Später werden die Blätter derber. Dann ist es ratsam sie zu trocknen und fein zu mahlen. Im 2. Weltkrieg soll eine Mischung aus Gerstenmehl und zu Pulver zerstoßenen Lindenblättern als „reine verte“ (Grüne Königin) verwendet worden sein.

Käse-Lindenblätter-Röllchen

Zutaten:  200 g Goudakäse in Scheiben 20 Lindenblätter, Tomatenmark, 4 EL Distel- oder Walnussöl, 2 EL Apfelessig, Vital-Kräutersalz, etwas Mönchspfeffer und 1 Prise Zucker

Die Käsescheiben dünn mit Tomatenmark bestreichen. Lindenblätter auflegen und aufrollen. Diese in Röllchen schneiden und jeweils mit einem Zahnstocher feststecken. Aus den restlichen Zutaten eine Marinade rühren. Die fertigen Röllchen auf Lindenblätter legen mit der Marinade beträufeln.

Lindenblüten-Honig.

1 Tasse Lindenblüten in ein Glas flüssigen Honig geben und gut verrühren. Bereist nach 24 Stunden hat der Honig dieses leckere Aroma angenommen!

Lindenblüten für die Schönheit

Dass Lindenblütentee schweißtreibend wirkt ist vielen Menschen bekannt. Interessanterweise verhindert ein Bestandteil des ätherischen Öls der Lindenblüten, das Farnesol, aufgrund seiner antibakteriellen Wirkung, dass Körperschweiß unangenehm riecht. Aus diesem Grund ist dieser Wirkstoff in vielen Deodorants enthalten.

Linden – Pflege und Schönheit für die Augen

Schon Hildegard von Bingen empfiehlt zum Schlafen frische Lindenblätter auf die Augen zu legen, um sie zu klären und zu reinigen.

Lindenblütenwasser zur Gesichtspflege wird wie Tee hergestellt. Hierzu kann man einfach den Rest aus der Kanne nutzen. Mit Rosenwasser vermischt wirkt es noch milder und kann wie ein Tonic verwendet werden.Mit etwas Alkohol versehen, verlängert sich die Haltbarkeit. Eingefüllt in eine kleine Sprühflasche kann es gerade im Sommer leicht gekühlt die Haut erfrischen. Das kann auch angespannte und gereizte Gesichtshaut leicht beruhigen. Auch als letzte Spülung nach der Haarwäsche macht dieser Tee die Haare geschmeidig und entspannt die Kopfhaut.

Die kühlende Wirkung der Linde kann auch das Brennen von erhitzter Haut nach zu viel Sonne lindern. Hier können Umschläge mit kaltem Lindenblütentee ausgesprochen wohltuend wirken.

Ein Spruch zur Linde »Hat die Linde starken Duft, dann liegt Regen in der Luft!«

Gedicht von J.Fr. von Eichendorff:

Bei einer Linde

Seh’ ich dich wieder, du geliebter Baum,

In dessen junge Triebe

Ich einst in jenes Frühlings schönstem Traum

Den Namen schnitt von meiner ersten Liebe?

Wie anders ist seitdem der Äste Bug,

Verwachsen und verschwunden

Im härt’ren Stamm der vielgeliebte Zug,

Wie ihre Liebe und die schönen Stunden!

Auch ich seitdem wuchs stille fort, wie du,

Und nichts an mir wollt’ weilen,

Doch meine Wunde wuchs – und wuchs nicht zu,

Und wird wohl niemals mehr hienieden heilen.

KW 24: Echter Steinklee

Mein Name ist echter Steinklee, aber ich werde von Euch auch Honigklee genannt, denn meine honigreichen Blüten duften sehr intensiv süßlich. Mein botanischer Gattungsname Melilotus bezieht sich auch auf mein Aroma, denn er kommt aus dem Griechischen und dabei bedeutet Méli Honig und lotós Klee. Mein lateinischer Name ist demzufolge Melilotus officinalis und mein Aroma soll u.a. helfen Motten im Kleiderschrank zu vertreiben. Ich gehöre in die Familie der Schmetterlingsblütler, bilde aber Früchte in einer Übergangsform zwischen Hülsenfrucht und Nussfrucht aus. Sie sind jeweils ein- bis zweisamig.

Weitere Namen, die Ihr mir gegeben habt: Gewöhnlicher oder gebräuchlicher Steinklee, Bärenklee, Mottenklee, Goldklee, Schotenklee, Mottenkraut und Wetterklee.

Ihr fühle mich wohl auf Schuttplätzen, Unkrautfluren, Wegen, Bahndämmen, Uferbereichen und Steinbrüchen.

Ich bin zweijährig, werde zirka 40 bis 100 cm hoch, teilweise auch höher und bilde eine lange bis zu 90 cm lange Pfahlwurzel. Meine Wurzelknöllchen enthalten stickstoffbindende Bakterien und damit reichere ich den Boden mit Stickstoff an. Meine wechselständigen Kleeblätter bestehen aus drei gezähnten Fiederblättern mit ganzrandigen Nebenblättern. Meine Blütezeit ist von Juni bis September und meine Blüten bilde ich in einem traubigen Blütenstand in für Schmetterlingsblütler typischer Form in leuchtendem Gelb. Der weiße Steinklee, den Ihr leicht vor der Blüte mit mir verwechseln könnt, blüht in weiss, soll aber nicht ganz so heilkräftig wie ich sein.

Meine Inhaltsstoffe:

Gerbstoffe, Glykoside, Saponine, Schleimstoffe, Benzoesäure, Cholin, Cumarin und Flavonoide. Dadurch werden mir folgende Eigenschaften zugesprochen: beruhigend, entkrampfend, entzündungshemmend, schleimlösend, verdauungsfördernd, wassertreibend, wundheilend und zusammenziehend.

Somit soll ich Euch bei Blutergüssen, Prellungen, Quetschungen, Bronchitis, Durchblutungsstörungen, Gelenkerkrankungen, Geschwüren, Hämorrhoiden, Kopfschmerzen, Krampfadern, Magen-Darmbeschwerden, Schweren Beinen, Thrombose, Venenentzündungen, Wadenkrämpfen und Wassereinlagerungen helfen. Die Ödem-protektive Wirkung verhindert die Einlagerung von Gewebewasser. Dieser Effekt tritt durch die Stärkung und Abdichtung der so genannten Kapillaren, der kleinsten Blutgefäße, ein. Bei den Menschen von Euch, die wegen einer Vorerkrankung vom Arzt verordnete gerinnungshemmende Medikamente wie Marcumar, oder blutverdünnende Schmerzmittel wie Aspirin einnehmen, sollte die Einnahme von hoch dosierten Steinklee-Extrakten in Kapselform jedoch vermieden werden.

Bei höher dosierter Anwendung können als Nebenwirkungen selten auftretende Kopfschmerzen, sowie Schwindel auftreten.

Äußerlich werde ich in Form von Ölen, Salben und Kräuterkissen als Auflage bei Venenentzündungen, Gelenkschmerzen und schweren Beinen verwendet, denn mein hoher Gehalt an Cumarinen wirkt blutverdünnend. Als Tee oder Tinktur kann ich bei Bronchitis und Durchblutungsstörungen helfen. Trocknet man mich, verströme ich einen intensiven, waldmeisterähnlichen Duft. Früher habt Ihr den genutzt, um Motten und andere Insekten aus dem Haus zu vertreiben.

Beim Räuchern verfliegt mein Aroma recht schnell, kaum, dass ihr es mit einem tiefen Atemzug wahrnehmen könnt. Es reicht jedoch meistens aus, um Euch Wohlbefinden, Entspannung und ein Gefühl inneren Friedens zu schenken.

Ich gelte als eine der wichtigsten einheimischen Bienenweiden und bin häufige Beitracht vieler Blütenhonige. Außerdem bin eine wichtige Futterpflanze für Schwebfliegen und Schmetterlinge. Für Tiere bin ich hingegen stark giftig, z.B. für Pferde, Rinder und Kühe, Schafe, sowie Hasen und Kaninchen.

In der Küche:

Meine jungen Triebe können geerntet werden und müssen dann 1-2 Tage anwelken. Erst danach entfalten sie ihr volles Aroma. Ihr könnt mich nutzen, indem Ihr meine getrockneten Triebe in der zu aromatisierenden Speise, wie z.B. Milchspeisen, Sahne, Marmeladen etc. mitkocht und anschließend wieder entfernt. Auch für Bowlen und Wein kann mein Aroma genutzt werden.

Buttermilchgelee mit Johannisbeeren und Steinklee

500 g Buttermilch, 2 Zweige gelber Steinklee, 90 g Zucker, 2 EL Zitronensaft, 250 g helle Johannisbeeren, 100 g Sahne, Gelatine

Die Steinkleezweige grob zerschneiden, in Buttermilch einlegen und 36 Stunden im Kühlschrank durchziehen lassen. Danach die groben Teile heraussieben. Den Zucker zur Buttermilch geben und so lange rühren, bis er sich gelöst hat. Dann den Zitronensaft unterrühren. Die Johannisbeeren waschen, von den Rispen streifen und gut abtropfen lassen. Die Gelatine in kaltem Wasser einweichen, dann ausdrücken und in einem kleinen Topf bei geringerer Hitze auflösen. 4 EL der kalten, aromatisierten Buttermilch einrühren, dann diese Mischung unter die übrige Buttermilch rühren. Kurz kühl stellen, bis die Masse beginnt zu gelieren. Nun sie Sahne steif schlagen, zusammen mit den Beeren vorsichtig unter die Buttermilchmasse heben und in 4 kleine Schälchen füllen und für zirka 6 Stunden in den Kühlschrank stellen. Nach Belieben garnieren und servieren.

Zum Klee im Allgemeinen:

Es sollen 245 Kleesorten bekannt sein! –  Und schon bei den Persern im Alten Orient und bei den keltischen Druiden galt der Klee als göttliche Pflanze.

Vierblättrige Blätter des Klees (Mutationen) sind in der Natur nur sehr selten, deshalb braucht es Glück, um ein solches Kleeblatt zu finden. Auf Reisen mitgeführt soll ein solches Kleeblatt den Träger vor Unglück schützen. In die Kleidung eingenäht, soll es vor dem Bösen schützen.

Die Legende dazu: Eva nahm als Andenken an das Paradies ein vierblättriges Kleeblatt mit. Deshalb heißt es, dass der Besitzer eines vierblättrigen Kleeblattes ein Stück vom Paradies besitzen würde.

Ein Kleeblatt lag am Wegesrand,

war ganz allein, als ich es fand.

Ich hob es auf und ging ein Stück,

ich schenk es Dir, es bringt Dir Glück.

Seit fast 90 Jahren ziert das Quadrifoglio Verde, das vierblättrige Kleeblatt, Renn‑ und Sportwagen von Alfa Romeo.

KW 25: Lavendel

„Oh, wie bin ich glücklich, nicht zu den unzähligen Blüten zu gehören,

die einfache  Gartenbeete schmücken.

Ich laufe nicht Gefahr, in gewöhnliche Hände zu fallen,

an einem Ort bedeutungsloser Unterhaltung zu enden.

Anders als es meine Pflanzenschwestern gewöhnt sind,

lässt mich die Natur fern von Bächen wachsen.

Ich verabscheue bearbeitete Erde und kultiviertes Land.

Ich bin wild. Fern der Gesellschaft ist meine Heimat

die Wildnis und die Einsamkeit, denn ich möchte mich nie und nimmer

unters Volk mischen!

Da mich niemand aussät und mich niemand anbaut,

bin ich keinem zu Dank verpflichtet. Frei…ich bin frei!“

Bereits in dem Märchen aus 1001 Nacht wurden mir diese Zeilen gewidmet.

Als Heilpflanze bin ich allerdings schon lange sehr geschätzt, denn mir wurde die Ehre zuteil, zur Arzneipflanze des Jahres 2020 gekürt zu werden.

Der Ursprung meines Namens: Der mittellateinische Name „Lavandula“ ist dem lateinischen lavare = waschen angelehnt, weil man mich gern dem Waschwasser oder Bädern zusetzte.

Der echte (wilde) Lavendel gedieh von Blicken geschützt unter den brennenden Strahlen der Sommersonne auf den Kämmen und Hügeln der provenzalischen Berge. Von den Schafen wurde er verschmäht, aber von den Schäfern als Allheilmittel betrachtet. Lange Zeit war ich  nur eine Wildpflanze, ein Teil der Landschaft und wurde von niemandem wirklich groß beachtet. Vor Ende des 19. Jahrhunderts sind schriftliche Überlieferungen über Anwendungen mit mir eine Rarität.   Mein Siegeszug begann erst ab dem Jahr 1870. Die Parfümhersteller von Grassé holten meine Ahnen von den  windigen Bergkämmen in erreichbare Hochebenen und betrieben als erste den Anbau von Lavendel. Nach und nach begann man sich meine Ahnen zunutze zu machen.

Die Parfümhersteller verwendeten sie als Bestandteil  für Eau de Cologne und einer Vielzahl anderer Duftwässer und stellen sie damit in eine Reihe mit den stolzen Blüten der Rose und der Lilie. Der Kaiser Napoleon Bonaparte trug zum Triumphzug bei, da er sich täglich mit einem der allerersten Eau de Cologne, das natürlich Lavendel enthielt frisch machte und parfümierte.

Die Bauern des 19. Jahrhunderts pflückten meine Ahnen in ungefähr 1000 m Höhe immer nach dem 14. Juli, kurz bevor die Blüten abfielen. Das Pflücken war Familiensache. Dazu wurde der Lavendel büschelweise mit der Sichel geerntet und zuerst in einen Schurz und dann in ein großes Stück Stoff gelegt. Ein kleiner zerlegbarer Destillationsapparat, der Alambic, wurde auf dem Rücken eines Esels oder Maultiers mitgeführt. Die kürbisförmige Destillierblase aus Kupfer wurde mit einem Gemisch aus den zerkleinerten Blüten und Wasser gefüllt. Das notwendige Feuer wurde direkt unter der Destillierblase, die zwischen Steinen aufgestellt wurde, angezündet. Die parfümierten Dämpfe wurden in einem konischen Hut über der Blase aufgefangen. In feinen Rohren kühlte sich der Dampf wieder ab und kondensierte als Ätherisches Öl.

Das pflücken und transportieren des Lavendels  an den steinigen Hängen war harte Arbeit. Aus diesem Grund begann man den Lavendel in Dorfnähe auf Feldern in den charakteristischen langen Reihen anzubauen. Nach und nach verdrängte der kultivierte Anbau das Pflücken des wilden Lavendels. In den Höhen wurde der wilde Berglavendel immer stärker vernachlässigt, so eroberten Sträucher und Kiefern diesen Raum und zwangen den wilden Lavendel zum Rückzug.

Lavandin

Der Lavandin, eine natürliche Hybride (Eine Kreuzung zwischen Eltern zwei verschiedenen Arten bzw. Unterarten) des wilden Lavendels aus den Hochlagen mit dem Speiklavendels (Lavandula spica) aus den Niederungen, war schon immer in den mittleren Höhenlagen zu finden. Der Lavandin ist robuster als meine Vorfahren, aber sein weniger feines Öl wurde von den Parfümherstellern nicht so hoch geschätzt. Dies änderte sich jedoch mit der Erfindung der Waschmaschine. In den 1930er Jahren suchten die Waschmittelhersteller nach einem Mittel um den Geruch des übel riechenden Waschpulvers zu überdecken.  Sowohl die ätherischen Öle des wilden Lavendels, als auch die des Speiklavendels hätten sich geeignet, aber die mageren Ernten hätten niemals dafür gelangt. So kam ein Händler aus der Nähe des Mont Ventoux  auf die Idee die Blüten des Lavandins zu destillieren.

Der Anbau dieser Sorte, die neben ihrem hohen Ertrag gut auf Böden in tieferen Lagen gedeiht, erlebte ab den 50iger Jahren einen Aufschwung. Heute hat der Lavandin, zu Unrecht Lavendel genannt, seinen festen Platz in der Provence gefunden. Er färbt weite Felder in tiefes Violett. Der echte Lavendel ist in hohen Lagen verblieben.

Die duftende Seele des Lavendels

Auch wenn sich die Destillationsmethoden im Laufe der Zeit sehr verändert haben und auf hohen Ertrag getrimmt wurden, meine Blüten zu destillieren heißt, ihre Seele einzufangen.

Die Ernte findet zirka von Anfang Juli bis Mitte August statt. Wenn mehr als die Hälfte der Blüten geöffnet ist, ist der Ölgehalt am Höchsten. Mit der Schneidemaschine werden Bündel von blühenden Stängeln abgeschnitten. Diese Bündel werden getrocknet, dabei ändert sich die Farbe, sie geht von malvenfarbig ins gräuliche Die Destillation ist ein mechanisches Verfahren der Ölgewinnung bei Duftpflanzen. Einem Druckbottich, der mit Blüten oder Lavendelbündeln gefüllt ist, wird unter Druck Wasserdampf zugeführt. Hitze und Druck zusammen lassen die kleinen Ölbehältnisse in den Pflanzen platzen und der Wasserdampf leitet die Ölmoleküle aus dem Bottich über den Schwanenhals des Alambics. Die Mischung aus Wasserdampf und ätherischem Öl wird über eine Rohrschlange, ein langes Kupferrohr, das in kaltes Wasser getaucht ist, abgekühlt und ergießt sich in einen Behälter. Hier trennen sich Öl und Wasser aufgrund ihrer unterschiedlichen Dichte auf natürliche Weise. Das leichtere Öl schwimmt oben und kann dann abgefüllt werden. Bei der Destillation wird aus 200 kg echtem Lavendel weniger als 2 Liter  duftendes Öl destilliert. Das verwendete Wasser wird nun zum Hydrolat oder Blütenwasser und enthält noch einen kleinen Anteil Restöl und die wasserlöslichen Wirkstoffe der Pflanze.

Ich bzw. andere Lavendelarten gediehen ursprünglich nur in trockenen und sonnigen Ländern. Im Laufe der vergangenen Jahrzehnte wurden wir von  Botanikern und Gärtnern diese bis in Länder gebracht, deren Klima uns nicht wirklich angenehm war.  Wir passten uns aber immer wieder an und so kam es dazu, dass England heute als Wiege des Gartenlavendels gilt.

Ich  gehöre zu den Lippenblütlern, wie Thymian, Rosmarin, Ysop und viele andere Gewürzpflanzen und blühe je nach Höhenlage ab Ende Juni bis in den August. Mein ährenförmiger Blütenstand ist kurz und  trägt viele winzige Blüten. Die Farbe schattiert zwischen blassblau und violett und manchmal auch in malve. Mein  ätherisches Öl verbirgt sich in den Zellen der Blütenkelche,  die von mikroskopisch kleinen feinen Härchen ummantelt sind. Meine Blätter sind schmal und länglich

Königin Victoria aus dem 19. Jahrhundert war eine begeisterte Anhängerin von mir und damit bemühten sich die Untertanen auch diesen Duft zu verströmen. Der English Lavender war geboren. Henrietta Maria, die Gemahlin von König Charles I, brachte Kosmetika vom europäischen Festland an den englischen Hof und damit die Idee, Seife mit meinem Öl zu parfümieren, Duftpotpourris herzustellen und zum Waschen und Baden  Lavendelwasser zu benutzen. Lavendelverkäuferinnen wurden Teil des englischen Straßenbildes und sie forderten einen hohen Preis für ihre Ware. Anscheinend wurden die Damen viktorianischer Zeit niemals des Lavendelduftes überdrüssig. Doch gerade diese besondere Vorliebe trug zum Niedergang dieser Popularität im beginnenden 20. Jahrhundert bei. Man begann ihn als Duft alter Damen zu betrachten. Das änderte sich wieder mit der Erstarkung der Naturkosmetikprodukte. Hier spiele ich  aufgrund meiner desinifizierenden und pflegenden Eigenschaften eine große Rolle.

Die Inhaltsstoffe

Ich bin eine wissenschaftliche sehr gut erforschte Heilpflanze. Bis heute hat man etwa 200 verschiedene Inhaltsstoffe entdeckt, und es sieht so aus, als wenn noch weitere entdeckt werden. Doch Lavendel ist nicht gleich Lavendel. Seine wirksamen Bestandteile variieren je nach Sorte, Anbaugebiet, Erntezeitpunkt und Destillationsverfahren.

Zu den Inhaltsstoffen meiner Blüten gehören das ätherische Lavendelöl, Cumarine, Flavonoide und Gerbstoffe. Tee ist in der Regel gut verträglich. Die Einnahme des Ätherischen Öls kann zu Aufstoßen, Übelkeit und allergischen Hautreaktionen führen. Man versuchte mit mir  z.B. auch die Ansteckung bei Seuchen zu verhindern. Besonders während der großen Pest von 1665 in London. Zur Desinfizierung der Räume wurde mit mir geräuchert. Die römischen Soldaten waren von meiner Heilkraft so überzeugt, dass sie mich zur Behandlung von Kriegsverletzungen mit auf ihre Feldzüge nahmen. Im 16. Jahrhundert war Königin Elisabeth I. von England eine überzeugte Anhängerin von mir. Sie trank große Tassen Lavendeltee  gegen ihre häufige Migräne.

Die Anekdote „Der Essig der vier Diebe“  erzählt von 4 Ganoven, die bewusst Pestkranke überfielen, ohne sich dabei vor Ansteckung zu fürchten. Sie verrieten, dass sie ihre Körper mit einer Mixtur auf der Basis von Gewürzpflanzen, wie Lavendel, Rosmarin, Wermut Salbei, Minze und Raute einrieben. Auch Handschuhmacher, die ihre Waren mit Lavendel parfümierten sollten zu Zeiten der Cholera vor dieser Krankheit geschützt gewesen sein.

Jüngere Studien zur meiner Wirksamkeit bestätigen die traditionellen Anwendungen.  Ich wirke antiseptisch, wundheilend, entzündungshemmend, antirheumatisch, entgiftend, Insekten abweisend, beruhigend, Schlaf fördernd… Ich bin völlig unschädlich, die äußere Anwendung birgt kein Risiko.

Ein Aufguss aus meinen Blüten,  Melisseblättchen und Majoran ist ideal nach der Mahlzeit, denn er wirkt verdauungsfördernd.Jeweils 1 TL pro Pflanze nehmen und das Ganze 5 Minuten zugedeckt ziehen lassen.

Mein ätherisches Öl ist auch das Antistress-Öl schlecht hin: Einige Tropfen der Essenz des wilden Lavendels im Bereich der Handgelenkinnenseite einmassieren.

Ein entspannendes Massageöl kann auf der Grundlage von Mandel-, Sonnenblumen- oder Olivenöl hergestellt werden. Dafür je 5-10  ml Basisöl  2-3 Tropfen ätherisches Öl anwenden.

Lavendel in der Schönheitspflege

In der Welt der Schönheitspflege bin ich Synonym für Reinheit, Frische und Sonnenlicht und wirke belebend und erheitere die Sinne. Lavendelwasser reinigt die Haut, kann gut als erfrischendes Tonic verwendet werden und man kann mit Lavendelessig kleine Hautunreinheiten behandeln. Eine Spülung mit Lavendelwasser gibt Glanz ins das Haar.

Lavendel in der Küche

Meine Blüten sollten vorsichtig wie ein Gewürzkraut in der Küche verwendet werden, da ich ansonsten Gerichte mit mir sehr dominant schmecken. In getrockneter Form ist  die Blüte für alle Gerichte geeignet,  aber im Sommer sollte man nicht auf frisch geschnittene Blüten von mir verzichten. Meine Aromen können auf vielfältige Weise eingefangen werden. Zum Beispiel kann man die Blüten einige Minuten in heißer Milch oder Sahne ziehen lassen. Nach 3 Minuten das erste Mal kosten, danach abseihen und weiter verwenden. Man kann auch meine Blüten direkt als Würzmittel einsetzen. Bei Fleisch (z.B. Lamm, Kaninchen oder Hühnchen) fügt man meine Blüten beim Ablöschen dazu und kompensiert den süßen Geschmack z.B. mit etwas Essig.

Für sommerliche Grillgerichte passt eine Mischung aus 4/5 Thymianblüten und 1/5 Lavendelblüten, die noch mit Olivenöl und Zitronenzesten vervollständigt werden kann.

Hier noch zwei Rezepte mit mir:

Ofenkartoffeln mit Lavendel und Rosmarin

800 g kleine Kartoffeln, 2 EL Rapsöl, 1 TL Lavendelblüten, 1 EL frische Rosmarinnadeln,

1 TL grobes Meersalz, 1 Knoblauchzehe, nach Geschmack Parmesanhobel

Die Kartoffeln waschen, ev. bürsten und halbieren oder vierteln. Die Rosmarinnadeln etwas kleiner hacken, den Knoblauch zerkleinern und in einer Schüssel zusammen mit dem Öl, dem Meersalz und den Lavendelblüten verrühren. Die Kartoffeln untermischen und dann auf ein mit Backpapier ausgelegtes Backblech verteilen. Im vorgeheizten Backofen bei zirka 190 Grad Umluft zirka 30 Minuten garen. In den letzten 5 Minuten nach Geschmack noch Parmesanhobel über die Kartoffel geben.

Gorgonzola-Creme mit Lavendel

50 g Walnuss- oder andere Nusskerne, 3 Stängel Thymian, 150 g cremiger Gorgonzola, 2 EL saure Sahne, 1 TL Lavendelhonig (ersatzweise ein anderer flüssiger Honig), 1/2 TL getrocknete Lavendelblüten.

Die Walnusskerne grob hacken. Thymian waschen, trocken tupfen und die Blättchen von den Stängeln streifen. Gorgonzola mit saurer Sahne und Lavendelhonig cremig rühren. Mit Walnüssen und Thymian verrühren und mit Lavendelblüten und Thymianblättchen bestreuen.

Zum Abschluss noch 2 weitere Gedichte über mich:

Lavendeltraum

Blau soweit das Auge reicht.

Warme Luft über endlose Felder streicht.

Zart und warm strömt es hervor.

Düfte steigen betäubend empor.

Schwirrende Bienen, summende Hummeln

Sich über den Duftfeldern tummeln.

Mit Pollen und süßem Nektar beladen

Kehren sie heim in ihren Schragen.

Blütensammler kommen mittags daher,

Schneiden die blauen Ähren schwer.

Dann trocknen sie in lauer Luft,

Geben unseren Schränken und Laden Duft.

Andere wandern in Gläser hinein,

Übergossen mit viel Alkohol rein.

Sie destillieren in Wärme und Licht,

Geben ab die zarten Öle – welch Gedicht.

Feine Damen trugen das Tüchlein wohl

Benetzt mit den Düften am Busen voll.

Oma kannte es als Lavendel Uralt.

Ich erinnere gerne ihre Gestalt.

Heute schnitt ich die blauen Blüten,

Damit sie mir den Schlaf behüten.

Als zartes Gewürz in Salat oder Tee

Sei mir gegrüßt Lavendelfee.

Ein Allheilmittel bist du nicht,

Aber ich widme dir dies Gedicht.

Ich bitte , bleib uns weiter treu,

Damit sich stets an dir das Herz erfreu.

Heidemarie Opfinger

Lavendel

Berauschen könnt ich mich

an dir du schönes Lila!

Wer auch so denkt

und fühlt wie ich

der weiss jetzt

sicherlich

wovon ich hier

so schwärm und sprich!

Ja natürlich, gut erkannt

kommt alle her und angerannt

um euch jetzt zu berauschen…

am duftend lilaschön Lavendel!!!

Bruni Rentzing

KW 26: Königskerze

Schaut her, ich bin ein stattliches, majestätisches Sommergewächs. Darauf weist auch schon mein Name hin: Königskerze. Ich wachse bis zu 2 m kerzengerade in den Himmel, blühe mit leuchtendgelben rundlichen Blüten und bin deshalb nicht zu übersehen. Meine Blüten (2-4 cm im Durchmesser!) besitzen 5 Blütenblätter, die im unteren Bereich verwachsen sind, die 2 oberen sind etwas kleiner als die 3 unteren und alle außen feinwollig behaart. Auffällig behaart sind auch die 3 kurz gestielten Staubblätter. Die 2 lang gestielten Staubblätter sind dagegen kahl. Meine behaarten Staubblätter täuschen einen größeren Vorrat an Pollen vor, als tatsächlich vorhanden ist. Damit wirken meine Blüten attraktiver für hungrige Insekten. Das leicht „wollige“ Aussehen meiner gesamten Blüten hat zum Namen Wollblume geführt.

Ich bin ein zweijähriges Gewächs, d.h. im ersten Jahr bilde ich eine Rosette aus wollig-filzig behaarten länglichen Blättern. Im 2. Jahr schiebe ich dann einen geraden kräftigen Stängel in den Himmel, der nach und nach sehr viele Blüten tragen soll. Durch die herablaufenden Blätter wirken meine Stiele teilweise geflügelt. Meine Knospen öffnen sich zuerst an dem Hauptstängel spiralförmig von unten nach oben. Später bilde ich Seitentriebe, hier bilde ich ebenfalls dichtsitzende Blüten bis zur Spitze.

So bilde ich nach und nach wohl bis zu tausend Blüten und bis zu 700.000 Samen. Für die Insektenwelt bin ich als Kinderstube, Nahrungsquelle und Versteck von großer Bedeutung und deshalb sehr wertvoll in naturnahen Gärten.

Ich gehöre zur Familie der Braunwurzgewächse und habe eine Menge Synonyme, wie z.B: Brennkraut, Fackelblume, Himmelsbrand, Donnerkerze, Marienkerze und Wollkraut.

Königskerze und Fackelblume weisen auf die frühere Verwendung von mir als Fackel hin: Hierzu wurde ich mit Pech und Teer bestrichen und angezündet. Die Legende besagt, dass mit dieser „Fackel“ verirrten Seelen der Weg nach Hause gezeigt werden sollte. Die Namen Donnerkerze und Himmelsbrand kamen zustande, da man hoffte mit mir Unwetter abwenden zu können. Amulette aus meiner Wurzel sollten vor bösen Kräften und Unholden schützen (Unholdpflanze).

Meine Schwester die kleine Königskerze ist auch als Wetterpflanze bekannt. Neigt sich ihr Blütenstiel nach Westen, wird es regnen. Deutet er nach Osten, kann man Sonnenschein erwarten. Bildet sie im ersten Jahr eine Blattrosette, deren Blätter im unteren Teil sehr dicht beieinandersitzen, soll das ein Anzeichen für frühen Schneefall im Winter sein. Liegen die Blätter am oberen Teil der Rosette eng beisammen, wird es erst zum Jahresbeginn schneien.

Ich, als  Großblütige Königskerze gehöre als Mittelpunkt immer in den traditionellen Kräuterbusch, der an Maria Himmelfahrt am 15.08. gesammelt, gebunden und anschließend geweiht wird.

Wo fühle ich mich besonders wohl? – Nun, auf Industriebrachen, Bahndämmen, Straßenrändern und ruderalen Flächen.

Meine Inhaltsstoffe:

Saponine, Schleim, Flavone, Aucubin, ätherische Öle. Meine Wirkungen: antibakteriell, antiviral, auswurffördernd, entzündungshemmend, reizmildernd, schleimhautschützend, schleimlösend, schmerzstillend.

Der 5-Kräuter-Brusttee hat sich bereits im Altertum bewährt: jeweils 20 g Wollblume, Huflattich, Eibisch, Malve, Märzveilchen mit 1 Liter kochendem Wasser übergießen, 10 Min. ziehen lassen, durch ein Sieb gießen und zur Hustenlinderung und Förderung des Auswurfs mehrmals täglich schluckweise trinken.

Geschichtliches

Hippokrates empfahl mich für Wundbehandlungen. Die in mir enthaltenen Saponine sollen für Fische giftig sein. Laut Aristoteles betäubt mein in ein Gewässer gestreute Samen die Fische und erleichtert so den Fischfang durch die betäubende Wirkung.

Hildegard von Bingen erwähnt mich als wullena als Heilmittel für Halsschmerzen, bei Heiserkeit und gegen ein „traurig Herz“. Leonard Fuchs empfahl u.a. zerriebene Blätter gegen Verbrennungen und – mit Honig gemischt – zur Heilung von Geschwüren und Wunden.

In der Phytotherapie werde ich, als Wollkraut oder Wollblume bezeichnet, als schleimlösendes Mittel bei Erkältungen verwandt.

1999 wurde ich (die großblütige Königskerze = Verbascum densiflorum) als Heilpflanze des Jahres gekürt.

Von Juni bis August können meine schönen großen gelben Blüten vormittags geerntet werden. Sie lassen sich frisch oder getrocknet zur Bereitung von Hausteemischungen verwenden. Gekocht können meine Blüten für ein sanftes Aroma und als goldgelber Farbgeber für Sirup, Limonaden oder Spirituosen genutzt werden. Der Pfarrer Kneipp empfahl zur Stärkung des Herzes eine kräftige Fleischbrühe mit meinen goldgelben Blüten zu veredeln.  Als besonders wirksam hielt er das aus meinen Blüten gewonnene Öl bei „Harntröpfeln“. Weitere Anwendungen dieses Öls: Hämorrhoiden, Neuralgien und Ohrenentzündungen.

Verwandte:

Andere bekannte Mitglieder meiner Verbascum-Familie : Kleinblütige Königskerze (Verbascum thapsus) mit kleineren Blüten (1-2 cm Durchmesser), die mehlige Könisgskerze  (Verbascum lychnites)mit gelben oder weißlichen Blüten, hier sind die Blätter oberseits fast kahl und unterseits mehlig, die hübsche schwarze Königskerze (Verbascum nigrum) deren Blüten wollige, purpurfarbene Staubfäden besitzen und die Windblumen-Königskerze (Verbascum phlomoides), die gestielte Grundblätter aufweist und wenig geflügelte Hauptstiele. Verwechslungen sind aus heilkundlicher Sicht nicht von Bedeutung, da die Eigenschaften weitgehend übereinstimmen.

Achtung, empfindliche Personen können bei Berührung mit leicht allergischen Hauterscheinungen reagieren.

In der Küche:

Königskerzen-Butter

1 Handvoll Königskerzenblüten, ½ Packung weiche Butter, etwas Honig.

Die Staubblätter von den Königskerzenblüten entfernen, grob zerkleinern und mit etwas Honig unter die weiche Butter rühren. Kühl stellen.

Zucchinisahnesuppe mit Königskerzenblüten

1 kg Zucchini, 1 kleine Zwiebel, 1 kleine Knoblauchzehe, etwas frisch geriebenen Ingwer, 1 ½ l Gemüsebrühe, 200 ml Sahne, etwas Masala-Kräutersalz, Pfeffer, Muskatnussblüte, frische Königskerzenblüten (+ ev. Ringelblumenblüten) zum Garnieren.

Die Zwiebel und den Knoblauch schälen und in kleine Würfel schneiden, Die Zucchini putzen und klein schneiden. Die Zwiebel- und Knoblauchwürfel in etwas Olivenöl andünsten, die Zucchini zugeben, dann mit der Brühe ablöschen. Zirka 10-15 Minuten sanft köcheln, dann die Suppe pürieren, mit der Sahne auffüllen und mit den Gewürzen abschmecken. Zum Schluss mit den Blüten garnieren.

Königskerzenwein für gute Laune

1 kleine Handvoll getrocknete Königskerzenblüten oder 1 große Handvoll frische Blüten, 1 TL Fenchel, 1 Flasche Weißwein und 2 EL Honig.

Die Blüten mit dem Weißwein und dem angemörserten Fenchel aufkochen und nach dem leichten Abkühlen den Wein mit Honig süßen. Abseihen und in eine Flasche füllen.

Passende Gedichte dürfen zum Abschluss nicht fehlen:

Königskerz‘ auf der Heide

geht in blaßgrüner Seide,

reckt die Arme zum Himmel auf,

trägt einen Leuchter mit Lichtern drauf.

In der Nacht, in der Sommernacht,

leuchtet hell ihrer Kerzen Pracht;

dann halten in dem goldnen Schein

die Elfchen ihren Ringelreihn.

Wer hat’s gesehen? Zwei Wandersleut’

berichten darüber hocherfreut,

ein Käfer und eine Grille;

die kamen spät des Weges daher,

sahen den Tanz und staunten sehr

und hielten sich mäuschenstille.

Johannes Trojan (1837-1915)

Hinter der Hecke gut versteckt,

hab ich sie letztes Jahr entdeckt.

Wie sie bei mir gelandet ist

ist heut noch ein Rätsel für mich

 Durch ihre gold’ne Blütenpracht

ist die Neugier in mir erwacht

Was könnt das für ’ne Pflanze sein

an der Insekten sich erfreun

Drum habe ich mich schlau gemacht,

und mir Gewissheit gleich verschafft.

Sie wurde Königskerze genannt

Den Namen sie dem Ausseh’n verdankt

Sie trägt den Namen nicht umsonst

denn majestätisch und gekonnt

steht sie im Garten kerzengrad

sie zu entfernen wär zu schad‘

 Als Heilpflanze heut sehr begehrt

fand sie einen besond’ren Wert

Sie, das Symbol für langes Leben

Darf gern in meinem Garten stehen.

Karin Grandchamp

KW 27: Nachtkerze

Diese Woche bin ich dran: Ich bin die Nachtkerze (Oenothera biennis) und gehöre zu einer eigenen Familie, die Nachtkerzengewächse. Den Namen bekam ich, da meine Blüten erst zu Nacht hin aufblühen. Meine Blüten öffnen sich abends gegen 18.00 Uhr und schließen sich 24 Stunden später wieder. Bestäuber sind vorwiegend Nachtschmetterlinge. So lassen sich beispielsweise das Taubenschwänzchen und der Mittlere Weinschwärmer beobachten, wie sie im Schwirrflug vor meinen Blüten stehen. Eine Schwärmerart trägt wegen ihrer Vorliebe für meinen Nektar sogar den Namen Nachtkerzenschwärmer. Dieser ist in Mittel- bis Südeuropa zuhause. Manche bezeichnen mich auch sehr passend als Abendlicht oder Nachtstern.

Auffällig ist, dass wir nachts blühendenGewächse meist besonders helle Blüten haben; dunkle Blütenfarbenwerden in der Nacht „verschluckt“ und wir würden von den Nachtfaltern deshalb nicht gefunden werden. Um diese Zeit ist es oft auch windstill, was den Duftgenuss noch steigern kann. So können auch Menschen, die erst spät abends von der Arbeit nach Hause kommen meinen Duft noch genießen.

„Biennis“ deutet  darauf hin, dass ich zweijährig bin, denn im ersten Jahr bilde ich lediglich eine überwinternde Rosette mit einförmigen, länglichen Blättern und erst im zweiten Jahr bilde ich Blütenstängel.

Mit volkstümlichen Namen werde ich auch Schinkenwurzel genannt – denn meine Wurzel wird durch Kochen rosafarben wie ein Schinken. Ein altes Sprichwort aus der frühen Neuzeit sagt dazu:  Ein Pfund der Nachtkerzenwurzel gibt mehr Kraft, als ein Kilo Ochsenfleisch.

Theophrast (350 v.Chr.) gab mir den wissenschaftlichen Namen: „Oinos“ (Wein) und „thera“ (Jagd oder wildes Tier) deuten an, dass ich entweder süchtig nach Wein mache (?) oder die Fol gen übermäßigen Weingenusses lindere. Nach alten Überlieferungensoll ich wilde Tiere zu zähmen können, wenn ich mit Wein benetzt werde.

Ich bin also eine zweijährige Pflanze, die sich gern selbst aussäht. Meine hellgelben großen Blüten (3-8 cm im Durchmesser!) bilden sich einzeln in den Achseln der oberen Blätter. Mein Stängel ist aufrecht und verzweigt sich manchmal. Die deutlich kleineren Stängelblätter als die Rosettenblätter haben nur einen kurzen Stiel.

Charakteristisch für meine unbehaarten Blätter sind die Blattnerven. Der Hauptnerv, vom Blattgrund bis zum Blattstiel verläuft ist rötlich gefärbt, wohingegen die verlaufenden Nervenbahnen eher farblos sind.

Im Anschluss meine Blütezeit (Juni bis September) entwickeln sich aus meinen Blütenständen längliche Fruchtknoten, aus denen sich bis zu 5 cm lange und vierkantige Kapselfrüchte bilden. Jede Frucht enthält jeweils zwei Fruchtfächer in der bis zu 200 (!) Samen sitzen. Diese Samen sind meist dunkelbraun gefärbt. Da ich pro Blühzyklusübrigens mehr als 20.000 Samen produzieren kann, erklärt sich auch die Tatsache, dass ich mich über kurze Zeiträume schnell a sbreiten kann. Ich kann eine Höhe von 50 biszu 150 cm erreichen.

Ursprünglich stamme ich aus Nordamerika. Etwa Mitte des 17. Jahrhunderts wurde ich dann auf dem Seeweg nach Europa eingeschleppt und fand als Zierpflanze schnell meinen Weg in viele Gärten. Da ich viele Lebensräume besiedeln kann, war ich dann innerhalb kurzer Zeit an vielen Orten Europas wild anzutreffen. Ich bin also ein klassischer Neophyt, also eine Pflanze, die durch menschlichen Einfluss heute andereErdteile besiedelt. Gern siedele ich an Böschungen und Rainen, im Bahnschotter auf Kiesflächen und im Ödland.

In der Pflanzensymbolik stehe ich sowohl für Unbeständigkeit als auch für stille Liebe. Schon bevor ich als „blinder Passagier“ an Bord eines Frachtschiffs nach Europa kam, hatten die amerikanischen Ureinwohner die vielfältigen Heilwirkungen von mir entdeckt. Sie zerstampften meine ölhaltigen Samen zu einem Brei und behandelten damit Hautkrankheiten und Geschwüre. Aus meinen blühenden Sprossenspitzen wurde zudem ein krampflösender Aufguss bei Magen-Darm-Problemen angesetzt.

Die Inhaltsstoffe meiner wertvollen Samen:   fettes Öl mit mehrfach ungesättigten esse nziellen Fettsäuren, 60-80 % Linolsäure, 8-14 % Linolensäure, Vitamin E. Darauserklärt sich au ch die kannte Wirkungsweise: entzündungshemmend, immunmodulierend,Juckreiz lindernd. Die bekannten Indikationen: Neurodermitis (innere und äußere Anwendung), zur Pflege und Behandlung bei empfindlicher, trockener und alternder Haut. Innerlich auch bei Erkrankungen des Herz- und Kreislaufsystems und bei rheumatischen Erkrankungen, PMS, Allergien u.s.w.

Ein aus meinen Blättern und Stängeln bereiteter Tee wird auch als Mittel gegen Erkältungen der oberen Luftwege empfohlen. Er soll schleim- und krampflösend sowie beruhigend wirken und bei Husten, Keuchhusten und Bronchitis hilfreich sein. Ein aus meinen Blüten gewonnener Sirup lindert wohl Hustenkrämpfe und Asthmaanfälle. In der Volksmedizin werde ich auch bei schmerzhaften Regelbeschwerden, zur Beruhigung hyperaktiver Kinder o der zur Senkung erhöhter Cholesterinwerte eingesetzt.Der Pfarrer Sebastian Kneipp empfahl mich u.a. für rückfettende Bäder mit meinem Samenöl. Die innerliche Anwendung von Nachtkerzen- und Borretschöl, entschlackende Tees (Brennnessel, Birke, Löwenzahn) und begleitende Anwendungen, wie Entspannungsübungen, rückfettende, alkalifreie Seifen bei Problemhäuten. Ich werde also in vielerlei Hinsicht inzwischen als Heilpflanze geschätzt. Gegenanzeigen gelten nur bei innerer Anwendung bei Säuglingen und Kleinkinder unter 1 Jahr. Auch in der Schwangerschaft sollte Mittel mit mir nur nach Rücksprache mit dem Arzt angewandt werden.

In der Küche:

Nachtkerzenwurzeln sollen geschmacklich der Schwarzwurzel sehr ähnlich sein. Die Zubereitungsart ist hier identisch. Die Nachtkerzenblätter hingegen haben einen leicht würzigen und herben Geschmack, der an einer Mischung aus Mangold und Spinat erinnert. D ie Blätter (vor der Blüte gesammelt) können sowohl als Gemüsegekocht oder auch roh zubereitet werden. Meine Blüten duften angenehm und entfalten einen leicht süßlichen Geschmack. Sie können deshalb  u.a. auch zur essbaren Deko von Salaten oder von Süßspeisen genutzt werden. Auch meine Blütenknospen können gesammelt werden und z.B. wie Zucchiniblüten frittiert werden.

Meine wertvollen Samen können als Mitzutat  in Gebäck Verwendung finden oder im Mörser zerkleinert oder einer in einer Pfeffermühle gemahlen und über Müsli und Salat gestreut werden.

Ein passendes Rezept soll nicht fehlen:

Hüttenkäse mit  Sonnenblüten

200 g Hüttenkäse, 3 EL gehackter frischer Fenchel, 2 EL Sonnenblumenkerne, 1 EL goldener Leinsamen, 1 EL Nachtkerzensamen, ½ TL Meersalz, goldene Sommerblüten (auch Nachtkerzenknospen) zum Garnieren.

Den Hüttenkäse mit den Sonnenblumenkernen, dem angemörserten goldenem Leinsamen und Nachtkerzensamen sowie dem Meersalz verrühren und mit den Blüten Verzieren.

Nachtkerzen und Hautpflege

Nachtkerzenöl

1 Handvoll Nachtkerzenblüten leicht ausschütteln, in eine Flasche mit großer Öffnung füllen und mit Olivenöl auffüllen. Zirka 3-4 Wochen ausziehen lassen, dann abseihen und in eine dunkle Flasche füllen. Dieses Öl soll bei unreiner Haut oder entzündeten Hautstellen helfen oder zum Massieren müder Glieder geeignet sein.                                   

Meine engen Verwandten sind die Kleinblütige Nachtkerze (Oenthera parviflora) Die Blüten sind nur etwa 2-3,5 cm im Durchmesser und sattgelb. – Und die Rosa Nachtkerze (Oenothera speciosa). Diese Nachtkerze bildet dichte, flache Horste und große Schaleblüten, die ausgesprochen lange und reichhaltig in zartem Rosa blühen. Als besonders dekorative Schwester von mir ist sie in Gärten als Zierpflanze sehr geschätzt.

Die Nachtkerze

    Leuchtend gelb erfreut sie uns

    Ihr Duft ist feinst von Süß

    Ein wenig nach Vanille

    Die Pracht entfaltet sie zur Nacht

    Wenn’s dunkel wird und stille

    Die meisten Menschen ahnen nicht

    Wozu der ganze Putz

    Da man doch zu Bette geht

    Für Schwärmer, Eulen, Spanner

    Damit auch deren Welt sich dreht

    Wenn’s hell wird ist die Pracht vorbei

    Die Blüten hängen schlapp herab

    Sie fallen welkend nieder

    Die Knospen schlafen in den Tag

    Doch dunkelts,

    Dann leuchtets, duftets wieder.

    Phil Sternpark

KW 28: Malve

Diese Woche dränge ich mich mit meinen zartrosa Blüten in den Vordergrund. Wer ich bin? – Nun die Rosenmalve (Malva alcea), auch Sigmarswurz oder spitzblättrige Malve genannt. Da mir meine Schwester, die Moschusmalve (Malva moschata) sehr ähnelt und wir kaum auseinander gehalten werden können spreche ich in diesem Text einfach für uns beide.

Wir gehören zur eigenen Familie, den Malvengewächsen. Hierin finden wir auch unsere weiteren Geschwister, die Wilde Malve (Malva sylvestris) mit ihren magentafarbenen Blüten, die zusätzlich mit dunklen Saftmalen geschmückt sind, die Wegmalve (Malva neglicta) mit ihren kleinen zartrosa bis hellblauen Blüten und die stolze Stockrose (Malva rosea), deren große Blüten in verschiedenen Farben Bauerngärten schmücken.

Wir heimischen Malven gelten mit unseren duftigen, zartrosa gefärbten Blüten als Inbegriff ländlicher Idylle. So waren wir schon in alten Nutz- und Bauerngärten zu Hause.

Unser Name ist wohl abgeleitet vom griechischen Malakos = weich oder entstand als Verbindung der lateinischen Wörter mollire (Erweichen) und alvus (Bauch), da wir auch bei Verstopfungen eingesetzt wurden. Wir werden zirka 60-150 cm hoch und wachsen gern an Öd- und Schuttplätzen, an Wegesrändern und auf Äckern. Wir bilden rauhaarige Stängel und 5 lappige, wechselständige Blätter. Diese können auch weiter oben noch fein gefiedert sein. Unsere Blütenstiele bilden sich in den oberen Blattachseln und tragen dann die rosafarbenen Blüten mit 5 Blütenblättern. Selten sind unsere Blüten weiß. Typisch für uns Malvengewächse ist, dass die Staubgefäße zu einer Röhre zusammengewachsen sind, die den Stempel umgibt. Aus den später entstehenden käseförmigen, schleimhaltigen Früchten wurde früher Kinderbrei (Papp) zubereitet. Da kommt unser weiterer Name Käsepappel wohl her. Unsere radähnlich runden, grünlichen Früchte sind in 12 bis 15 behaarte Segmente mit je einem Samenkorn aufgeteilt. Sie erinnern in der Form an ein Käselaibchen –so passt der Name Käsepappel auch deshalb zu uns. Die Samen haben einen Durchmesser von bis zu acht Millimeter.

Ich als Rosenmalve habe an den oberen Laubblättern tiefe handförmige Einschnitte. Die unteren Laubblätter sind rundlich bis nierenförmig und kaum geteilt. Wir blühen, wenn man uns lässt, vom Juni bis in den Herbst und kommen auch mit kurzen Trockenphasen zurecht, da wir tief reichende Pfahlwurzeln ausbilden. Wie andere Malven-Arten auch, wurde ich, die Rosen-Malve wegen ihres Schleimstoffgehalts früher in der Volksmedizin eingesetzt. Dazu benutzte man meist unsere Blätter und Blüten.

Wirksame Bestandteile meiner Blätter sind in erster Linie Schleimstoffe (5–12 %). Diese setzen sich aus Zuckermolekülen wie Galactose, Glucose und Glucuronsäure zusammen. In geringerer Menge enthalten sie auch Flavonoide. Meine Blüten weisen einen annähernd gleich hohen Schleimstoffgehalt wie meine Blätter auf. Zusätzlich enthalten sie Anthocyane, wie beispielsweise Malvin.

Die benannten Schleimstoffe legen sich als schützender Film über Schleimhäute und entfalten so eine beruhigende Wirkung. In der Pflanzenheilkunde werden meine Extrakte  bei Entzündungen des Mund- und Rachenraums sowie des Magen-Darm-Bereichs eingesetzt. Auch im Zusammenhang mit Erkältungen und trockenem Reizhusten finden sie Anwendung. Da die Aufnahme anderer Arzneistoffe durch Malvenpräparate herabgesetzt werden kann, sollte zwischen der Einnahme malvenhaltiger Drogen und anderer Arzneimittel mindestens eine Stunde Abstand liegen.

Äußerlich werden meine Blätter zur Wundbehandlung in Form von Breiumschlägen oder Bädern angewendet und können auch Beschwerden durch Hämorrhoiden lindern. Bei trockener oder sogar entzündlicher Haut können meine Blätter als Badezusatz oder für Waschungen dienen.

Sebastian Kneipp schrieb zu mir: „Unter den Blumen im Garten dürfen die Malven nicht fehlen. Als der gute Schöpfer ihre uns erfreuende Blüte malte, hat er mit der Farbe in jedes Blättchen einen Tropfen Heilsaft gegossen.“

In früheren Zeiten wurden mit meinen und den Blüten meiner Schwestern Rotwein und andere Lebensmittel eingefärbt.

In der Küche:

Meine schleimigen Laubblätter können roh oder gegart gegessen werden und besitzen einen milden Geschmack. Sie sind eine gute  Ergänzung zu anderen Blattsalaten. Mehr Blattwerk bietet da meine weitere Schwester, die Gemüsemalve (Malca verticillate): Sie hat zwar nur recht kleine helle Blüten, aber dafür wird sie bis 2 m hoch und bildet viele große am Rand leicht krause Blätter aus. Sie soll in China zu den ersten Gemüsearten gehören, die in Gärten angebaut wurden. „Malve im Gemüsegarten, lässt den Doktor draußen warten.“ Diese und auch meine Blüten werden roh gegessen und sind in jedem Salat eine schöne essbare Deko. Meine Samen können ebenfalls roh genossen werden, besonders wenn sie voll ausgereift sind, besitzen sie einen angenehm nussigen Geschmack.

Libanesische Vorspeise mit Malvenblättern

250 g Malvenblätter – Khibezeh, 2 kleine Zwiebeln, je 1 Prise Salz, Pfeffer und Paprikapulver, 1 Zitrone, 1 kleine Tasse Wasser

Malvenblätter waschen, den Stiel entfernen und kleinhacken. 1 Zwiebel schälen und feinhacken. Die zweite Zwiebel in Streifen schneiden und in etwas Öl braun rösten. Dann die Malvenblätter dazugeben. Alles gut vermischen und würzen. Das Wasser angießen und  ca. 15 Minuten ganz leicht köcheln lassen.

Mit Zitronensaft abschmecken und auf einen Teller geben und mit den gerösteten Zwiebeln servieren. Dazu wird Fladenbrot gereicht.

In der Kosmetik:

Hier lindern die in meinen Blüten und Blättern enthaltenen Schleimstoffe Spannungsgefühle von trockener Haut.

Das Rezept für eine Malven- und Lavendelmaske:

Je 1 EL Malven- und Lavendelblüten mit einer Tasse Wasser übergießen und nach dem 5-10 minütigen Ziehen abseihen. 2 EL hiervon mit 2 EL Quark und ein paar Tropfen Mandelöl verrühren. 20 Minuten auf dem Gesicht einwirken lassen, dann mit dem restlichen Aufguss abwaschen.

In der Blumensprache heißt es:

    Ich schätze dich als meinen teuersten Freund.

    Deine Schönheit macht dich stolz.

    Wirst du dich nie erweichen lassen?

Charlotte de Latour schreibt der Malve „Anspruchslosigkeit“ zu.

Zwei Gedichte zur Malve:

Wieder hab ich dich gesehen.

Blasse Malve! Blühst Du schon?

Ja, mich traf ein schaurig Wehen,

All mein Frühling welkt davon.

Bist du noch des Herbstes Rose,

Der gesunknen Sonne Kind,

Bist die starre, düftelose,

deren Blüten keine sind!“

Ludwig Uhland.

Zarte Köpfchen, leuchend Farben,

dieser Anblick nicht gereut.

Konkurenz für edle Rose

blüht in meinem Garten heut´.

Damit sie auch unvergänglich

bleibet eine lange Zeit,

habe ich sie abgelichtet.

So sie nun mein Herz erfreut.

Sabine Brauer

KW 29: Baldrian

Wenn ich in der Nähe blühe kann man mich schon sehr gut an meinem Geruch erkennen: süßlich und etwas sonderbar, eben sehr charakteristisch! Meine Wurzel riecht noch stärker, aber leider für viele nicht mehr angenehm. Aus diesem Grund hat man mich auch früher manchmal nicht besonders schmeichelhaft  Stinkwurzel oder Stinkwurz genannt.  Katzen jedoch mögen meinen Duft. Spezielles Spielzeug wird manchmal mit meinem Aroma versehen (Mein weiterer Name ist deshalb Katzenwurzel). Weitere Namen: Mondwurzel oder Mondkraut, Elfenkraut aber auch Vieh-, Ratten- und Hexenkraut.

Ich bin der Baldrian (Valeriana officinalis) und gehöre zur Familie der Baldriangewächse wie z.B. der Berg- und Felsenbaldrian oder der echte Speick (Valeriana celtica). Eine nahe Verwandte aus Indien, die Narde, erzeugt die Krönung unserer speziellen Düfte. Aus ihr wurde schon in der Antike das beste Nardenöl gewonnen, das in kleinen Alabasterfläschchen angeboten wurde.

Mein Name wurde wohl vom Lichtgott Balder, dem Sohn der germanischen Göttermutter Frigg abgeleitet. Der lateinische Name kommt wohl vom lateinischen „valeo“, ich fühle mich wohl.

Ich bin ein ausdauerndes, kräftiges Geschöpf mit gegenständigen, unpaarig gefiederten Blättern. Je weiter oben am Stängel die Blätter gebildet werden, desto schmaler sind die einzelnen Blattfiedern. Mein Stängel ist aufrecht, gefurcht und hohl. Meine endständigen Doldenrispen bestehen aus kleinen fünfzähligen Blüten in weiss bis zartrosa. Meine Blütezeit: Juni bis August. Meine Gesamthöhe zirka 60 bis 180! cm.

Ich liebe feuchte, halbschattige Standorte an Ufern, Gräben, Waldrändern und Gebüschen.

Ich gelte als Schutzkraut gegen Hexen und Teufel. Früher glaubte man nämlich, dass mein Geruch die Nasen der Hexen beleidigen würde und sie deshalb zur Umkehr zwingen würde.

Der passende Spruch „Baldrian und Dost und Dill, da kann die Hex‘ nicht wie sie will!“ Auch der Teufel sollte stets das Weite suchen, wenn das auserwählte Opfer Baldrian bei sich trug.

Brautleute trugen mich früher gern bei sich, weil ich Hexen und Unholde fernhalten sollte.

Den ersten Bädern von Neugeborenen wurde ich zugefügt, um diese vor Seuchen zu beschützen. Angeblich wurde ich auch von Wahrsagerinnen verwendet, um ihnen Hellsichtigkeit zu verleihen.

Zu meinen Inhaltsstoffen gehören: wohl nicht zu überriechen: ätherisches Öl, dann Valerensäuren, Valepotriate, Fettsäuren und Flavonoide. Meine Wirkungsweise: beruhigend, angstlösend, schlaffördernd, entspannend und nervenstärkend, aber gleichzeitig auch konzentrationssteigernd.

Geschichte:

Ich wurde bereits in der alten Zeit als Heilmittel verehrt. Schon bei den Hippokratinern spielte ich eine Rolle in der Frauenheilkunde und als Krampflöser. Hildegard von Bingen empfahl mich gegen Gichtschmerzen und die Kräuterkundigen des 16. Und 17. Jahrhunderts lobten meine lindernde Wirkung bei Atemnot, Sehschwäche, Kopfschmerzen und Husten. Dioskurides schätzte mich als erwärmendes, menstruationsförderndes und harntreibendes Mittel. Fabio Colonna, der unter Epilepsie litt stieß auf mich und wurde dadurch geheilt. Danach studierte er Botanik und verfasste ein Buch über meine Heilkräfte. Ich sollte auch zur Vorbeugung gegen die Pest dienen. Sebastian Kneipp sagte von mir, dass ich das Nervensystem beeinflusse und u.a. seelische Erregungszustände beruhige. Der Kräuterpfarrer Johann Künzle empfahl mich nicht nur bei nervösen Leiden, sondern auch um Harn zu treiben. Baldrianwein soll Leber, Milz und Galle reinigen und Steine austreiben. Gegen Gicht sollen warme Baldrianbäder wirksam sein. Da mir auch die Kraft zugesprochen wurde Liebe zu erwecken, verwendete man mich auch bei verschiedenen Liebeszaubern. Es hieß, wenn eine Frau mich am Körper trüge, würde es ihr nie an Liebhabern fehlen.

Man glaubt, der Rattenfänger von Hameln habe größere Mengen von mir bei sich gehabt und es sei mein Geruch gewesen, der die Ratten (Rattenwurzel) aus der Stadt lockte.

Als Tee 1 TL meiner klein geschnittenen Wurzel pro Tasse kalt ansetzen, 1 Stunde köcheln lassen und dann 2-3 Stunden neben dem Herd weiter ziehen lassen. Es sind auch diverse Rezepte für Mischtees (z.B. mit Hopfen, Melisse und/oder Passionsblume) mit mir bekannt.

In der Küche:

Hier finde ich weniger Anwendung als in der Heilkunde. Meine jungen Blätter können als Zusatz und/oder als Gewürz für Salate dienen.

Grüner Salat mit Badrianblättern

150 g junge Spinatblätter oder Blattsalat, eine kleine Handvoll junge Baldrianblätter, 2 hartgekochte Eier, 1 kleine Zwiebel, eine kleine Handvoll Kürbiskerne, Saft einer kleinen Zitrone, 3 EL Kürbiskernöl, etwas Senf, Meersalz, Pfeffer und 1 Prise Zucker.

Die Spinatblätter oder den Blattsalat und die Baldrianblätter waschen und putzen und in eine Schüssel geben. Die Eier in Scheiben schneiden und darüber geben. Die Zwiebel fein hacken und mit den anderen Zutaten zu einer Salatsoße rühren und über den Salat geben. Alles gut

Vermischen und zum Schluss mit Kürbiskernen bestreuen.

Meine süßlich duftenden Blüten können als essbare Deko verwendet werden.

Baldrianblüten-Wasser

Frische Blüten zusammen mit ein paar Scheiben ungespritzter Zitrone oder Limette in eine Karaffe geben, mit Wasser aufgießen und kühlen stellen. Nach 2-3 Stunden Ziehzeit testen, ob sich das Aroma genug entwickelt hat. Nach Geschmack mit etwas Honig süßen.

Zum Abschluss ein Gedicht über mich:

Es sprang ein einfältiger Jeck

wohl über uns’re Gartenheck’.

In seiner linken Hosentasche

befand sich eine kleine Flasche.

Die nahm und öffnete er leise

und goss den Inhalt tropfenweise

vor unsere Terrassentür.

Ich dachte :“Mein Gott – stinkt es hier!

Wer will denn hier die Kater locken,

dass sie vor uns’rer Türe hocken.“

Vergaß vielleicht der dumme Wicht:

kastrierte Kater lockt dies nicht.

Von Katzenjammer keine Spur,

gejammert habe ich hier nur.

Denn der Geruch von Baldrian

treibt mich hysterisch in den Wahn.

Zwar liegt er auch an meinem Bette,

jedoch in Form einer Tablette;

damit des Nachts ich komm’ zur Ruh,

hilft Baldrian mir oft im Nu.

… Und die Moral von dem Gedicht:

Vertraue dem Geruchssinn nicht!

Gabriele Förster-Wöbke

KW 30: Minze

Es ist in dieser Zeit fast immer heiß, da kann ich sehr guttun und deshalb bin ich jetzt dran, mich vorzustellen.

Ich bin die Minze (lateinisch mentha) und spreche für unsere ganze Familie, deren Mitglieder alle zu den Lippenblütlern gehören. Im Gegensatz zu anderen Würzkräutern sind wir keine Sonnenanbeter sondern bevorzugen halbschattige bis schattige und feuchte Standorte.  Die vielen Arten von uns sind kaum aufzuzählen, dabei hat es im Mittelalter, die erst 1696 bekannt gewordene Pfeffer-Minze noch gar nicht gegeben. Dafür dürften die Anwendungen und Heilwirkungen der Minzen zahlreicher gewesen sein, als heute. Walafried Strabo, Mönch auf der Insel Reichenau (842 n. Chr.) schrieb dazu: „Wenn aber einer die Kräfte und Arten der Minze samt und sonders zu nennen vermöchte, so müsste er auch gleich wissen, wie viele Fische im Roten Meer wohl schwimmen“. Am bekanntesten ist Euch sicherlich mein Bruder, die Pfefferminze (mentha piperita), deren häufigst angebaute Sorten die Englische oder Mitcham-Pfefferminze ist. Die Pfefferminze ist ein Bastard aus der Wasserminze und der Ährenminze. Mentha kommt aus dem griechischen und kommt vom Namen einer Nymphe, piperita bedeutet Pfeffer. Die Legende berichtet, dass Persephone ihren Gemahl Pluto, den Herrscher des Hades, bei einem Techtelmechtel mit der Nymphe Menthe ertappte. Die eifersüchtige Ehefrau verwandelte Menthe zur Strafe in eine Pflanze und trat sie mit Füßen. Das pfeffrige Aroma gab mir den deutschen und lateinischen Namen. Die Römer streuten mich an Orten, an denen sie feierten und sie würzten auch Weine mit mir.

Ich bin eine ausdauernde Pflanze, die zirka 50-90 cm hoch werden kann, mit flach kriechenden Wurzeln mit sowohl ober- wie unterirdischen Ausläufern. Meine leicht rot überlaufenen Stängel sind viereckig, behaart und aufrecht und an ihnen bilde ich grüne, längliche, fast dreieckige Blätter, die an den Rändern scharf gezackt und behaart sind. In der Blütezeit von Juli bis August sind meine Lippenblüten rosarot bis violett. Nach der Befruchtung bilde ich meine Früchte, die in 4 einsamige Nüsschen zerfallen.

Inhaltsstoffe

Wesentliche Bestandteile des in mir zwischen 0,5 und 4 % enthaltenen ätherischen Öles, welches Ihr durch Wasserdampfdestillation aus mir gewinnt, sind Menthol (Pfefferminzkampfer) und Methylacetat sowie andere Bestandteile. Die jeweiligen Werte sind abhängig von unserer Art, Sorte, dem Standort, Klima und dem Saatgut.

Mein ätherisches Öl wird von Euch geschätzt zur Schmerzlinderung bei Kopfschmerzen und bei Erkältungen. Es wirkt entzündungshemmend sowie krampf- und schleimlösend. So soll ich bei Entzündungen der Mundschleimhaut, bei Erkältungen, Reizmagen sowie Darm- und Gallenbeschwerden helfen. Ich gelte als Geruchs- und Geschmacksverbesserer in Kosmetik, Zahnpasta, Kaugummi… Mein Bruder ist die Japanische Minze (Mentha arvensis var. Piperascens) und er ist als Chinesisches oder Japanisches Heilpflanzenöl bekannt. Mein Tee gilt als krampflösend und beruhigend; im Sommer ist er eiskalt sehr erfrischend.

Wir Minzen können von Euch vielfältig verwendet werden: als Duftstrauß (Blumensträuße wirken lebhafter, wenn sie mit blühenden Stängeln von uns gebunden werden), Tischdekorationen, für das Bad oder das Aromakissen und natürlich in der Küche. Hemingway brauchte eine ziemlich hohe Menge von uns für seinen Lieblingsdrink, den Mojito.

Zum Räuchern wurde ich von Euren Vorfahren bei Gedächtnisschwäche empfohlen und gegen Ohnmachtsanfälle brauchte man mich an Stelle von Riechsalz, um die Lebensgeister zu wecken.

Ich bin noch heute ein wirksames Mittel gegen mangelndes Lustempfinden, wirke anregend und soll sogar bei Impotenz helfen. Besonders belebend ist ein gemeinsames Bad mit Eurem Liebsten in einem Minzeaufguß – der Duft soll stimulieren. In früheren Zeiten trugen Braut und Bräutigam Kränze aus Minze. Im Mittelalter wurde ich auch als Verhütungsmittel gebraucht, denn ich lasse wohl Sperma gerinnen.

Meine wilden Verwandten, die bei Euch in Deutschland wachsen sind: Die Bachminze (Mentha aquatica), die an feuchten Ufern von Gräben, Bächen und Teichen wächst. Sie ist ähnlich aromatisch wie ich und kann von Euch wie ich als Tee oder Gewürz verwendet werden. Die Ackerminze, auch Korn- oder Ackerminze (Mentha arvensis) fühlt sich an trockenen Stellen besonders wohl und riecht sehr aromatisch. Ihre hellviolettfarbigen Blüten sitzen quirlartig in den Achseln der Blätter und sie ist weltweit die wichtigste Mentholquelle für die Geschmacksverbesserung von Arzneien, Drogerie- und Genussmitteln. Die Rossminze, auch Waldminze (Mentha longifolia) liebt nassen, stickstoffreichen Boden, deshalb findet man sie oft in der Nähe von Flüssen und stehenden Gewässern. Sie riecht zuerst nach Minze, dann schwach nach Teer und Terpentin. Die Poleiminze (Mentha pulegium) wächst auf nährstoffreichem Boden am Ufer von Flüssen und enthält bis zu 80 % Pulegon, welches als Lebergift gilt. Achtung: In größeren Dosen führt es bei Euch zu Erbrechen, Bluthochdruck und Delirium bis zu narkotischen Lähmungen, die schließlich eine Atemlähmung auslösen können. Sowohl die Griechen wie die Römer kannten und schätzten die Poleiminze. Bis zum Mittelalter wurde sie als Allheilmittel verwendet und sie galt u.a. als Aphrodisiakum. Die Engländer stellten fest, dass die Poleiminze Trinkwasser frisch halten kann und bald schwamm das Kraut in den Wassertanks der englischen Schiffe, die deshalb länger auf See bleiben konnten. Da die Poleiminze zu den bedrohten Arten gehört und unter Naturschutz steht, steht es kaum zu befürchten, dass entsprechende Verwechslungen mit der Pfefferminze stattfinden. Ein Unterschied besteht bei den Staubblättern, denn bei der Poleiminze ragen die Staubblätter über die Blüte hinaus, während sie bei der Pfefferminze gleichlang sind.

In der Küche:

Ich, als Pfefferminze habe einen charakteristischen frischen, fast pfeffrigen Geschmack. Deshalb passe ich hervorragend zu Lamm, Wild, Soßen, Süßspeisen und Sorbets. Alle Obstsalate – heimische oder exotische – bekommen durch mich ein apartes Aroma. Im asiatischen und orientalischen Gebiet nutzt man unterschiedliche Minzen zum Verfeinern süßer und herzhafter Speisen. Frische Minzblätter solltet Ihr in warmen Speisen nicht mitkochen, da sie leider schnell an Aroma verlieren. Übrigens solltet Ihr während der Schwangerschaft Minztee nur in Maßen trinken.

Gurken-Minze-Salat

2 große Salatgurken, 1 große rote Zwiebel, 4 Stiele Minze, 100 g Schafskäse, 150 g halbfetter oder Sahnejoghurt, 2 EL Olivenöl, ev. 1 kleine Knoblauchzehe, 1 TL Vital-Kräutersalz, Pfeffer. Ev. Kräuterblüten zum Verzieren.

Salatgurken schälen und hobeln. Die Zwiebel halbieren und in sehr dünne Streifen schneiden. Minze waschen, trocken schütteln, die Blätter abzupfen und hacken. Gurken in einer Schüssel mit Zwiebeln und Minze mischen. Schafskäse und Sahnejoghurt mit Olivenöl, kleiner Knoblauchzehe, Kräutersalz und Pfeffer mit dem Schneidstab pürieren. Die Salatsoße über die Gurken geben. Mit Kräuterblüten dekorieren.

Minzsirup

Ca. 50 g Minzblätter (ev. auch mit Melisse gemischt), ¼ l Wasser, 300-500g Zucker, 1 El Zitronensaft.

Die Minze waschen, Blätter abzupfen, abtupfen und mit einem Teil des Zuckers im Mixer vermixen. Mit dem Wasser, dem restlichen Zucker und dem Zitronensaft vermischen und alles zusammen aufkochen und leicht köcheln lassen, bis sich der Zucker restlos aufgelöst hat. Abseihen und noch heiß in Flaschen füllen.

Ein paar Tropfen meines ätherisches Minzeöl könnt Ihr zur Erfrischung in heißen Tagen in Euer Lieblings-Duschgel, die Körperlotion oder das –öl geben.

Frau Minze – Pfefferminzegedicht für Groß und Klein

Guten Tag, Frau Minze.

Haben Sie heut schon ‚was vor?

Wenn ich zu Ihnen linse,

klingt mir ein Lied im Ohr

von zuckersüßen Düften

und einem frischen Trank.

Seht, liebe Frau, ich bring euch

ein Verslein hier zum Dank.

Dafür schenkt Ihr mir Blätter

von eurem grünen Kleid,

das so verlockend duftet.

Seid ihr dazu bereit?

Frau Minze nickt und lächelt.

„Für euch bin ich doch da!

Ich denke, wir sind Freunde

und das ist wunderbar.“

Ich freue mich und lache

der Minzefrau da zu

und sage: “Unter Freunden,

sagt man doch lieber du.”

Ich bücke mich und pflücke

mir ein paar Stängel ab

und sag, wie ich mich freue,

dass ich sie gefunden hab.

Dankeschön, Frau Minze.

Ich nehm dich mit nach Haus,

leg dich in einen Kanne

und brühe Tee daraus.

Nun kann dich jeder riechen

und schmecken, wunderfein,

die Würze deiner Blätter

wird ein Genuss mir sein

und meinen Leib erfrischen,

das Herz, die Seele auch.

Die Liebe, die du schenktest

heilt köstlich Herz und Bauch.

© Elke Bräunling

Übrigens: Eichenau, ein Ort im Westen von München, war einmal in ganz Europa als Anbaugebiet für hochwertige pharmazeutische Pfefferminze bekannt. Deshalb wurde hier ein Pfefferminzmuseum eingerichtet, das an diese Bedeutung erinnern soll und über Anbau, Ernte und Trocknung der Pfefferminze informiert.

KW 31: Wilde Möhre

Ich bin laut dem Kosmos-Naturführer (Ihr werdet es kaum glauben!) einer der Stammeltern der Kulturmöhre (Karotte, Mohrrübe) und eine sehr alte Pflanze.

Mein lateinischer Name ist Daucus carota und ich gehöre zur Familie der Doldengewächse.

In den meisten meiner Blütendolden findet Ihr in der Mitte eine tiefrote bis schwarze Lockblüte, die Mohrenblüte, nach der ich auch benannt wurde. Diese Lockblüte kann im Gegensatz zu den anderen weißen Einzelblüten nicht befruchtet werden und ist steril. Sie dient den anfliegenden Insekten  als „Positionslicht“ und erleichtert eine gezielte Landung zur gewünschten Bestäubung. Lockblüten sind meistens auffallend bunt oder anders als die anderen Blüten einer Pflanze und gibt es auch bei anderen Blütenpflanzen aber niemals aber in so dunkler Farbe. – Ich bin halt etwas ganz Besonderes.

Ich bin eine überwiegend zweijährige Pflanze mit 2-3 fach gefiederten Blättern.  Im ersten Jahr bilde ich wie viele Doldenblütler eine Blattrosette aus. Erst im 2.Jahr schieben sich dann die borstig behaarten Blütenstängel hoch. Meine  Blütendolden besitzen15-30 Strahlen, die Hüllblätter sind 3teilig oder fiederig, die Hüllchenblätter sind fiederteilig und dünnzipfelig.  Von unten angeschaut  erinnert meine Dolde ein wenig an Tortenspitze.  Meine Blütezeit: Mai bis September.

Mein voll erblühter Blütenstand ist flach und bildet damit einen idealen Landeplatz für Fliegen, Schwebfliegen, Sandbienen und Käfer, die sich dann an meinen Pollen weiden.

Zur Fruchtreife, aber auch bei Regenwetter neige ich meine Doldenstrahlen vogelnestartig zusammen. Als Wintersteher bleibt mein oberirdischer Spross auch noch der Vegetationsperiode stehen. Meine länglichen Früchte zerfallen in jeweils 2 Teilfrüchte mit Stachelreihen, die sich gern an vorbeilaufenden Menschen und Tieren festhaken und mit auf Reisen gehen.

Meine Gesamtpflanzenhöhe kann sich bis auf über 1 m erstrecken.

Ich bin ein Tiefwurzler (bis 80 cm) und bilde eine verdickte Hauptwurzel aus. Anders als die Kulturmöhre hat meine Wurzel keine gelbe oder orange Farbe, da die färbenden Carotine fehlen.

Meine Laubblätter sind neben denen der Kulturmöhre die wichtigste natürliche Nahrungsquelle für die Raupen des wunderschönen Schwalbenschwanzes (nach der Bundesartenschutzverordnung von 2005 besonders geschützt) .

Ich kann sehr leicht mit extrem giftigen Pflanzen wie dem Wasserschierling und der Hundspetersilie verwechselt werden, aber auch mit den harmloseren Arten wie Kümmel, Gartenkerbel und Koriander. Also passt gut auf, wenn Ihr mich in der Natur sammeln wollt.

Wo findet man mich? Auf Wiesen, Halbtrockenrasen, an Rainen, Weg- undStraßenränder, gelegentlich auch in Wäldern.

Meine Inhaltsstoffe:  Ätherische Öle, Vitamine (A,B1,B2 + C), Flavonoide und Mineralstoffe. Wirkungsweise: Wie bei der Kulturmöhre haben meine Inhaltsstoffe antibakterielle und antifungale Eigenschaften. Außerdem gelte ich als harntreibend. Früher wurden deshalb meine Samen als harntreibendes Mittel bei Blasen- und Nierensteinen genutzt. Man kann meine kleinen haarigen Samen einfach über Speisen streuen oder damit einen Tee aufgießen, er soll wohl auch menstruationsfördernd sein.

Die kräuterkundige Eva Aschenbrenner empfiehlt meine Nachfolgerin, die Kulturkarotte, als wichtiges Gemüse für die Augen, die Haut und die Knochen. Außerdem soll sie bei Parasiten im Darm helfen. Nach ihren Angaben soll roher Karottenbrei mit etwas Sahne oder Öl verfeinert werden. Über einige Monate sollten 2-3 Möhren über den Tag verteilt gegessen werden.            –

Der Kräuterpfarrer Johann Künzle meint, dass Rüben, Karotten, Möhren (also die Kulturpflanzen) nicht bloß gute milde und nahrhafte Speisen, sondern auch nützlich gegen alle Schwächen in Leber, Nieren Milz, Blase sind, weil sie harntreibend wirken. Wasser, in dem Rübenkraut gekocht wurde soll ein ausgezeichnetes Gurgelwasser bei Zahnweh, Mundgeschwülsten und Mundfäule sein. Der Absud von Rübensamen soll ein ausgezeichnetes Gurgelwasser bei Kehlkopfentzündungen und Brustleiden sein.

Maurice Mességue sagt zur Kulturmöhre: Möhren machen Menschen liebenswürdig und Frauen schön und verhelfen ihnen zu schönen Schenkeln. Na, wenn das kein Grund ist künftig mehr Karotten zu essen! Er empfiehlt sie bei allgemeiner Schwäche, Blutarmut und bei durch Vitaminmangel bedingte Krankheiten. Kurzsichtige, besonders Kinder könnten wohl ihr Sehvermögen mit dem Karotin aus Möhren bessern. Karottensaft wirkt seiner Meinung nach harntreibend und entwurmend. Mit ein wenig Honig oder mit einer Zitronenscheibe würde er eine vorzügliche Arznei gegen Halsschmerzen und gegen Erschöpfung werden. Breiumschläge aus zerdrücktem Fruchtfleisch sollten direkt auf Geschwüre, Brandwunden und Ekzeme gelegt werden aber mehrmals täglich gewechselt werden. Hand- und Fußbäder können aus dem Fruchtfleisch von 3 pürierten Möhren und 1 l Wasser hergestellt und 2-3mal täglich durchgeführt werden.

In der Küche:

Funde bei jungzeitlichen Pfahlbauten weisen darauf hin, dass ich schon seit Urzeiten als Nahrungsmittel diente. Also eigne ich mich auch für die heutige Küche.  Meine Wurzel ist jedoch herber und lange nicht so zart und süß wie die der Gartenmöhre. So kann ich z.B. als Gemüsezugabe oder Suppeneinlage genutzt werden. Dafür sollte man aber meine Wurzeln im 1. Jahr, also wenn ich noch keine Blütenstände ausbilde sammeln. Danach wird meine Wurzel zu holzig.  Meine weißen, prächtigen Blüten sind  allem für Kräutertees geeignet. Die Blüten schmecken leicht süßlich, ähnlich wie Möhre und Anis. So eignen sie sich auch als essbare Dekoration für Süßspeisen oder für Salate. Man kann sie wie andere essbare Blüten auch in Teig ausbacken oder eingelegt als Vorspeise nutzen.       

Passendes Rezept: Wilde und zahme Möhren

Kulturkarotten, Pastinaken und wenig Petersilienwurzeln oder Rote Beete stifteln und in wenig Gemüsebrühe knapp gar dünsten. Mit etwas gutem Pflanzenöl, wenig Chilipulver und Meersalz abschmecken. Dann von den Wilden Möhren einige abgezupfte Früchte kurz braten und darüber streuen. Zur Krönung Möhrenblütendolden in wenig Öl nur eine Minute kross ausbacken, abtropfen lassen und vor dem Servieren auflegen.

Wilde Möhre und Kosmetik:

Durch Wasserdampfdestillation  wird aus den zerkleinerten reifen Samen das ätherische Karottensamenöl gewonnen. Es  soll besonders hautpflegend, beruhigend auf gereizte und strapazierte Haut wirken und die Regeneration der Hautzellen unterstützen.

Gesichtsmaske mit ätherischem Karottenöl:1 Esslöffel Heilerde, 2 Esslöffel Quellwasser oder frischer Karottensaft und 4 Tropfen ätherisches Karottensamenöl verrühren. Auf das Gesicht und den Hals auftragen, 15-20 Minuten einwirken lassen und danach gut abwaschen und nachpflegen.

Meersalz-Honig-Öl-Bad

250 g Meersalz, 150 ml Honig, 1 l Vollmilch, 2 EL Mandelöl, 1 EL Wildrosen-, Nachtkerzen- oder Arganöl, 5 Tropfen Karottensamenöl.

Den Honig und die Öle in der Milch auflösen. Zuerst das Meersalz ins Badewasser geben und auflösen. Zum Schluss die Milchmischung zugeben und alles gut vermischen.

Ich habe leider kein Gedicht über mich gefunden, nur eines über die Kulturmöhre:

Zwei Möhren steckten in der Erde,

auf dass ihr Körper größer werde,

damit in ein paar Sonnenwochen,

man kann ’nen Möhreneintopf kochen.

Die eine dacht‘ mit recht viel Frust:

„Auf Eintopf hab‘ ich keine Lust!

Möcht‘ lieber in ’nen Smoothie rein,

da bleib ich roh und das schmeckt fein!

Zudem ist dieses sehr modern

und viele Menschen haben’s gern.“

Die and’re wollt‘ auf einen Kuchen,

der wenig süß, doch sehr pikant.

Den möcht‘ ich auch gern mal versuchen,

denn dies‘ Gebäck ist kaum bekannt.

Sie träumten weiter, wurden

dick und süße, mit Flausen im Kopf,

wie’s so üblich, bei jungem Gemüse.

Schließlich war’n sie reif für die Ernte,

’ne Gärtnerhand sie aus der Erde entfernte.

Man legte sie in eine Kiste am Boden,

zu den vielen, vielen ander’n Karotten.

Ach, sie waren alle so gleich —

und kamen – wohin? Ins Eintopf-Reich.

Heike Henning

Häschenwitze

Die berühmteste Frage aus Häschenwitzen:  „Hattu Möhren?“ kennst bestimmt auch Du. Mit Ausdauer und Querulanz bringt das Häschen in den 70iger Jahren seine Umwelt  den Verstand und die Zuhörer um Lachen. Mit frechen Wortspielen beweist das Häschen Humor und seinen Sinn für besondere Pointen.  Der Ursprung dieser Witze soll wohl in der damaligen DDR  liegen, um sich über  die dortige Mangelwirtschaft lustig zu machen.

Ein Beispiel: Häschen sieht einem Dachdecker bei der Arbeit zu. Nach einer Weile fragtes den Dachdecker: „Haddu da oben Möhrchen?“ Der Dachdecker schüttelt den Kopf. Im nächsten Augenblick rutscht er aus und  fällt dem Häschen direkt vor die Pfoten. Da beugt sich das Häschen über ihn und sagt voller Mitleid: „Hättest nicht so schnell kommen brauchen. Ich hab auch keine!“

KW 32: Schafgarbe

„Augenbrauen der Venus“  diesen schönen Namen hat man mir im Mittelalter gegeben. Meine zarten, filigranen Blätter, wohin würden sie besser passen, als in das schöne Gesicht der Göttin der Liebe, Schönheit und Anmut? Die nach Göttinnen benannten Pflanzen sind immer auch Heilmittel für Frauen. Mein Botanischer Name ist Achillea millefolium und ich gehöre zur  Familie der Korbblütengewächse.

Synonyme für meinen Namen sind u.a. Achillenkraut, Frauenkraut, Frauendank, Blutstillkraut, Soldatenkraut, Wundkraut, Gänsezungen, Grillenkraut, Schafzunge, Tausendblatt.

Mein lateinischer Name bezieht sich auf den berühmten Helden der griechischen Sage, den Achilles. Beim Kampf um Troja wurde er von einem Pfeil  an der Ferse verwundert, genau an der Stelle, die Ihr heute noch Achillessehne nennt. Die Göttin Aphrodite  riet ihm daraufhin, seine Verletzung mit der Schafgarbe zu heilen.  Ich bin also eine der ältesten Heilpflanzen: In einem Grab in Shanidar im Iran, das die Ärchologen auf 60.000 Jahre vor unserer Zeit datiert haben, hat man die Blütenstaubkörner von 8 Heilpflanzen gefunden.  Auch ich war dabei, um die Toten auf ihrer letzten Reise zu begleiten.

Im 1. Jahrhundert wurde ich erstmals vom griechischen Arzt Dioscorides erwähnt, der meine heilende Kraft bei Kriegsverletzungen pries.

Aus meinem kriechenden Wurzelstock entwickeln sich zuerst eine Blattrosette und danach dann die Blütentriebe. Mein Stängel ist innen markig, wenig behaart, trägt 2-3fach fiederschnittige Blätter und bildet im oberen Teil Blütenstände aus, die in einer Scheindolde angeordnet werden. Die  kleinen Röhrenblüten sind weiß bis schwach gelblich, die Zungenblüten  sind weiß oder leicht rosa. Meine Gesamthöhe kann sich von  20 cm bis auf  60 cm entwickeln. Meine Blütezeit ist zirka Juni bis Oktober.

Wo fühle ich mich wohl? Auf Wiesen, an Weg- und Feldrändern. Ich stelle keine besonderen Ansprüche an den Boden.

Ich bin auch ein so genanntes Aromatisches Bittermittel. Denn ich enthalte u.a. Bitterstoffe, ätherisches Öl (Vorstufe des Azulens), Gerbstoffe, Flavonoide und verschiedene Mineralien (besonders Kalium). Und wirke deshalb appetitanregend  und verdauungsfördernd. Mein ätherisches Öl wirkt zusätzlich desinfizierend, entzündungswidrig und krampfstillend. Der hohe Kaliumgehalt regt die Nierentätigkeit an. Ich wirke blutstillend bei äußeren und inneren Blutungen (Soldatenkraut, Wundkraut).  Außerdem stärke ich das venöse Blutsystem, steigere den Rückstrom von venösen Blut zum Herzen und entlaste somit den Kreislauf und das Herz. Und ich stärke das nervöse Herz und beruhige die Nerven. – Also ich bin eigentlich für fast alles gut. Deshalb nutze mich fleißig bei auftretenden gesundheitlichen Problemen.

Ich war auch immer eine Pflanze des Kräuterbüschels, den die Frauen an Maria Himmelfahrt, am Tag der Göttin, weihen ließen. Mir werden auch viele spirituelle Kräfte zugeschrieben. So soll ich als Amulett den Teufel vertreiben und dunkle Mächte abhalten. Als Mittel für den Liebeszauber war ich dem Planeten Venus zugeordnet.  

Auch Hildegard von Bingen schätzte mich besonders  als Wundmittel. Noch heute kann man nach Hildegard schlecht heilende Wunden und Narben mit einem Sud aus meinen in Wasser gekochten Blättern behandeln. Mit diesem Sud kann man die Wunden auswaschen.

Maria Treben meint jede Frau sollte über das ganze Jahr verteilt immer mal wieder eine Tasse Schafgarben-Tee (1 geh. TL, ½ Min. ziehen lassen) schluckweise trinken.

Maurice Mességue meint ich sei  stärkend und beseitige Entzündungen und meine Blüten und Blätter sein ein gutes Tonikum für die Verdauungswege. Außerdem sei ich krampfstillend und beruhige das Herz und den Kreislauf. Nach ihm soll ich nervöse Beschwerden lindern und zur Regelung von unregelmäßigen Menstruationen beitragen.

Sebastian Kneipp empfiehlt mich bei Appetitlosigkeit, Magen- und Darmkrämpfen, Magenentzündungen, Dickdarmentzündungen sowie bei Leberschwellung.

„Schafgarbe im Leib, tut wohl jedem Weib“.

Rezepte für einen in der Volksheilkunde bewährten Tee bei Magen-, Darm- und Gallebeschwerden

2 geh. TL Kraut mit ¼ l kochendem Wasser übergießen und nach 15 Min abseihen. Mäßig warm 2-3 Tassen trinken.

Rezept für einen Herzwein aus der Volksheilkunde:

Je 2 Handvoll frische fein gehackte Schafgarbe und fein gehackte Melisse, 2 EL getrocknete, fein gehackte Baldrianwurzel, 1 Zimtstange, 1 l guter Rotwein.

Die Zutaten mit dem Wein ansetzen. 2 Wochen ziehen lassen, abseihen und in eine dunkle Flasche füllen. Bis zu 2 Likörgläschen täglich.

 In der Küche

Als kräftiges Gewürz für die Zubereitung fetter Speisen bin ich nur regional bekannt. Da fördere ich die Verdauung. Meine  jungen Blätter können als Grüngewürz für Salate, Suppen, Eintöpfe und Weichkäsezubereitungen genutzt werden.

Ein passendes Rezept für Schafgarbenbutter:

½ Paket Butter, 1 TL Mönchspfeffer, 1 EL fein geschnittene Schafgarbenblättchen, 1 gr. TL rosa Pfefferbeeren

Den Mönchspfeffer zusammen mit den rosa Pfefferbeeren anmörsern. Dann mit den fein geschnittenen Schafgarbenblättchen zur weichen Butter geben und alles gut verrühren. Eventuell mit etwas Meersalz abschmecken.

In der Kosmetik:

Die keimhemmende und entzündungswidrige Wirkung macht mich zu einem Pflegemittel bei entzündeter, gereizter, fettiger und unreiner Haut. Ich kräftige die Haut, straffe und reinige sie. Für eine Packung frische Blätter zerstampfen, den Brei auf die Gesichtshaut auflegen und 10-15 Minuten wirken lassen, dann abwaschen. Auch Kompressen mit Schafgarbe eignen sich gut für die kosmetische Behandlung. Eine Kompresse mit Schafgarbentee tränken und auflegen.

Über Nacht  auf die Augen gelegt sollen meine Blätter helfen im Traum den zukünftigen Liebhaber zu sehen.

        Der Spruch dazu lautet:

       Die erste Schafgarbe finde ich hier.

       Im Namen Jesu pflück ich sie mir

       und wie Jesus Maria mit Liebe bedacht,

       soll mein Herzallerliebster mir erscheinen

       im Traum heute Nacht.

KW 33: Brombeere

Ich bin Euch Menschen bereits seit der Jungsteinzeit (9. Jh. v. Chr.) als Nahrungsmittel bekannt. Auch trug ich zur Ernährung Eurer Ahnen, der früheren Jäger und Sammler bei – denn, meine Früchte sind wahre Vitaminbomben.

Ich werde von Euch auch Schwarzbeere, Hirschbollen, Hundsbeere, Rahmbeere oder Kroatzbeere genannt. Der Name Brombeere soll eine Variation des altdeutschen Wortes für „Dornbeere“ sein. Meine lat. Bezeichnung ist Rubus fruticosus und ich gehöre wie viele andere Obstsorten zur Familie der Rosengewächse. Der lateinische Namensteil Rubus soll vom indogermanischer Wurzel reub – reißen (Strauch an dem man sich reißt) und der 2. Teil von „fruticosus“ lat. buschig, strauchig abgeleitet sein.

Ich wachse schnell zu einem Strauch mit Ranken und bilde mit meinen ausgreifenden, dornenbesetzten Trieben ein richtiges Dornengestrüpp. Meine einzelnen grünen ebenfalls stacheligen Blätter setzen sich aus drei bis fünf Einzelblättchen zusammen.

Die Blüten, aus denen nach der Befruchtung meine Beere wachsen sind fünfzählig und weiß bis zartrosa. Meine Beerenfrüchte, die aus mehreren kleinen, saftigen Einzelbeeren bestehen, werden wie die verwandten Himbeeren als Sammelsteinfrüchte bezeichnet. Wir sind allerdings etwas größer als Himbeeren und sind, anders als die Himbeere, fest an unseren Blütenboden gebunden. Bauern lassen leider kein gutes Haar an uns Brombeerpflanzen, denn wir sind nur sehr schwer wieder wegzubekommen, wenn wir uns einmal angesiedelt haben!

Inhaltsstoffe meiner Blätter: reichlich Gerbstoffe, Flavone, Anthocyane, Spuren von ätherischem Öl und organische Substanzen. Damit wirken sie auf Euren Organismus stopfend, zusammenziehend, blutreinigend und entzündungswidrig. Aus meinen Blättern und Triebspitzen kann durch Fermentierung von Euch ein wohlschmeckender Tee gewonnen werden. Er kann sehr gut von Euch bei Magen-Darmkatarrhen genutzt werden.

Inhaltsstoffe meiner Früchte: Vitamin A, C, und E, auch kleinere Mengen Ellagsäure, sowie Mineralien, wie Kalium, Calcium, Magnesium, Zink, Mangan, Eisen und Kupfer). So wirken sie stärkend auf Euer Immunsystem, werden als erfrischend und belebend beschrieben, sollen gut für Eure Augen sein und der Saft aus meinen Beeren ist, leicht angewärmt und in kleinen Schlucken getrunken, für Euch ein leckeres Mittel bei Heiserkeit und überanstrengter Stimme. Brombeersaft mit Honig gesüßt gilt bei Euch als ein wirksames Hustenmittel. Meinen Früchten wird allgemein eine blutreinigende und blutzuckersenkende Wirkung nachgesagt; außerdem sollen sie harn- und schweißtreibend wirken, die Blutbildung fördern und bei Verdauungsschwäche und Fieber hilfreich sein. Meine getrockneten Blätter sind durch die enthaltenen Gerbstoffe hilfreich bei leichten Durchfällen und zubereitet als Gurgelwasser bei Hals-, Zahnfleisch- und Mandelentzündung sowie Zahnfleischbluten.

Im Mittelalter wurde ich von Euren Vorfahren als Pigment in der Buchmalerei verwendet. Bis ins 16. Jh. sammeltet Ihr uns Brombeeren sehr gern, doch dann wurde in Ernährungsbüchern geschrieben, dass wir für Euch magenschädlich sein und „Übellaunigkeit“ hervorrufen würden!? – Wir blieben jedoch trotzdem Teil der bäuerlichen Ernährung. Erst im 18. Jh. wurden wir Brombeeren rehabilitiert und wieder als gesundes und die Gesundheit unterstützendes Nahrungsmittel geschätzt. Engländer nutzten uns auch zur Farbenherstellung für marine- und indigoblaue Textilien. Unsere Blätter wurden auch in der Lederherstellung verwendet. Zum Färben können auch getrocknete Blätter verwendet werden; besonders geeignet sind aber unsere frischen Triebe, die im April direkt aus dem Boden hervorkommen und dann noch ganz weiche Stacheln haben.

Unsere Früchte sind auch bei vielen Tieren beliebt, unsere Blüten werden von Bienen und Hummeln besucht, unsere Beeren von Vögeln verspeist, aber auch von Kleinsäugern gefressen und in unserem dichten Brombeergestrüpp bauen Vögel wie Zaunkönig oder Rotkehlchen gerne ihr Nest.

In der Küche

Unsere durch den hohen Vitamingehalt äußerst gesunden Früchte werden häufig von Euch roh verzehrt oder aber auch beispielsweise in Marmelade, Gelee, Kompott oder Saft vielfältig in Eurer Küche verwendet. Aus dem Fruchtsaft lassen sich Wein und Schnaps herstellen. Lecker sind auch Desserts mit Brombeeren, wie z.B. Brombeer-Joghurt-Eis, eine festliche Brombeer-Sahne-Quarktorte oder ein köstlicher Brombeerkäsekuchen.

Brombeerdessert

400 g gefrorene Brombeeren, 40 g Zucker, 1 unbehandelte Zitrone, 1 TL Rosmarinnadeln, 4 EL Brom- oder Himbeerlikör, 50 g gehackte Haselnüsse, 1 Handvoll Brombeeren für die Dekoration, 300 g Naturjoghurt, 3 EL Zucker, 1 Prise Vanillepulver, 150 g Sahne

Die Sahne steif schlagen und die Rosmarinnadeln fein schneiden. Die gehackten Haselnüsse ohne Fett anrösten. Von der Zitrone die Schale abreiben und eine Hälfte auspressen. Die Brombeeren mit 1 EL Zitronensaft, Zucker und Likör aufkochen und dann den Zitronenabrieb und die fein geschnittenen Rosmarinnadeln dazu geben. Die Brombeeren abkühlen lassen und die Hälfte davon pürieren. Die zweite Hälfte auf 4 Dessertgläser verteilen. Nun den Joghurt mit dem Zucker und dem Vanillepulver verrühren, die pürierten Brombeeren untermischen und dann die geschlagene Sahne vorsichtig unterheben. Diese Creme über die Brombeeren geben und mit ein paar Brombeeren und den gerösteten Haselnüssen dekorieren.

Ein Gedicht von Alke Jeskulke:

Die Brombeere

Wenn der Sommer sich zu Ende neigt.

Und die Felder das goldene Kleid

der vielen Kornfelder tragen

dann reife ich an sonnigen Tagen

am Rande der Felder

und der grünen Wälder.

Dort findet ihr mich.

Denn dann trage ich

meiner Reife dunkles Kleid

Es ist meine Zeit!

Doch Vorsicht, wollt ihr mich fassen

müsst ihr sehr aufpassen

denn meine Dornen könnten euch stechen!

Die Frechen.

KW 34: Mädesüß

Jetzt möchte aber auch ich einmal in den Genuss kommen, mich vorstellen. Ich bin nämlich das Mädesüß (Filipendula ulmaria) und gehöre zu den mehrjährigen Rosengewächsen. Mein Name hat nichts mit schönen Mädchen zu tun, die alten Germanen süßten ihren Met mit mir. Auch Wein, Bier und Bowle kann mit mir aromatisiert werden. Früher wurden meine Blüten in Bauernhäusern auf dem Boden verstreut und abends wieder zusammengekehrt. So hatte man den ganzen Tag ein schön duftendes Haus. Ich war deshalb auch die bevorzugte Aromapflanze der englischen Königin Elisabet.

Ich habe noch mehr Namen bzw. Synonyme, der schönste davon ist Wiesenkönigin, weil ich eine so imposante Pflanze bin. Weitere Bezeichnungen: Bienenkraut, Wiesengeißbart, Krampfkraut, Spierstaude und Ziegenbartkraut.

Die lateinische Bezeichnung wurde an meine Wurzelknöllchen, die wie an Fäden hängen (filium = Faden und Pendulus = herabhängend) angelehnt. Ulmaria beschreibt die den Ulmen ähnliche Form meiner grünen Blätter. Abgeleitet von meinem Volksnamen „Spierstaude“ entwickelte eine Arzneimittelfirma das „Aspirin“, weil ich  den fiebersenkenden, entzündungshemmenden und schmerzhemmenden Inhaltsstoff Salizylsäure besitze.

Ich bin also als pflanzliches Aspirin ein gutes Beispiel dafür, wie die Natur ein Vorbild und Ausgangsstoff für wichtige synthetische Arzneimittel sein kann. Früher hat man mich und auch die Weidenrinde, da wir beide Salicylsäure (meine Blüten enthalten mehr Salicylaldehyd als mein Kraut) enthalten, u.a. gegen Fieber, Kopfschmerzen und Erkältungskrankheiten eingesetzt. Einige Quellen berichten sogar über mich, dass mein Tee vor grippalen Infekten schützen und deren Beschwerden beim Ausbruch lindern kann. Denkt also auch spätesten im Herbst daran, dass man mich so vorbeugend nutzen kann. Mädesüßtee sollte stets ungesüßt getrunken werden.

Asthmatiker und Personen mit einer Überempfindlichkeit gegen Salicylate (z. B. Aspirin®) sollten mich nicht einnehmen. Auch bei Säuglingen und Kleinkindern sowie während der Schwangerschaft und Stillzeit empfehle ich mich lieber nicht. Weitere Inhaltsstoffe: ätherische Öle (mein Geruch ist schon sehr speziell, entweder Ihr liebt oder Ihr verabscheut ihn), Flavonoide, Gerbstoffe und Schleimstoffe.

Die entsprechenden Wirkungen auf den menschlichen Organismus: fiebersenkend, schweißtreibend, entzündungshemmend, schmerzlindert. Aufgrund der leicht harntreibenden Wirkung kann ich auch gut bei Rheuma und Gicht eingesetzt werden.

Bei Überdosierung  (als Tee oder Auszug, Tinktur…) entsteht aber durch ein ebenfalls enthaltenes, giftiges Glykosid ein Warn-Kopfschmerz. Also passt auf die Dosierung auf!

Auch Hildegard von Bingen kannte mich schon. Sie hatte mich in den Klostergärten kultiviert und nutzte mich für Umschläge gegen Schmerzen aller Art. Für die Behandlung von entzündlicher Haut oder Akne empfiehlt es sich Dampfbäder mit mir durchzuführen.

Ich bilde zahlreiche gelblich-weiße Blüten in rispenförmiger Trugdolde aus, die stark duften. Mein Blütenstängel ist kantig und kahl. Bekomme ich viel Sonne ab, werden meine Stängel rötlich. Meine Blätter sind einfach unpaarig gefiedert und von unten weiß behaart. Nach der Blütezeit bilde ich kleine balgartige Nussfrüchte aus, die meistens zwei Samen enthalten. Die Früchte lassen sich im Oktober sammeln. Ich werde zwischen 50 und 200 cm hoch und mag feuchten Boden. Deshalb fühle ich mich an Uferregionen, an Gräben, Nassstellen in lichten Wäldern und Nasswiesen am Wohlsten. Ursprünglich stamme ich aus Mittel- und Osteuropa und war eine typische Pflanze in Auenwäldern. Gern bin ich flächenmäßig in oft höherer Anzahl anzutreffen. Meist bilde ich regelrechte pflanzensoziologische Gesellschaften mit Echtem Baldrian, Gilbweiderich, Sumpf-Schachtelhalm und Sumpf-Storchschnabel.

Ich bin ein außerordentlich wichtiges und beliebtes Wildkraut für Bienen, Schmetterlinge und andere Insekten. Meine Blüten produzieren viel Pollen, die vor allem im Juni und Juli oft eine wichtige Nahrung für Hummeln und Bienen darstellt.

Außerdem sind die Blätter eine wichtige Nahrungsgrundlage für die Raupen des Mädesüß-Perlmuttfalter, einer Schmetterlingsart, die in Mitteleuropa von Jahr zu Jahr seltener wird.

Ich gehörte zu den heiligsten Pflanzen der Kelten und wurde zur Sonnenwende gepflückt und zur Abwehr negativer Energien in Haus und Stall aufgehängt. Gemeinsam mit der Mistel, der Wasserminze und dem Eisenkraut soll ich zu den wichtigsten Druidenkräutern gehört haben. Um Geister und Dämonen zu vertreiben wurde ich auch verbrannt. Wegen meinem Duft und der weiß-gelblichen Farbe meiner Blüten wurde ich der Weißen Göttin geweht. Die Kelten entlockten mir die Farben gelb, rosa, schwarz und grün zum Färben ihrer Kleidung. Angeblich werden einige schottische Tartans immer noch mit mir gefärbt. Gern rieben auch Imker mit mir ihre Bienenstöcke aus, um Krankheitserreger abzuwehren und besonders aromatischen Honig zu bekommen. Im menschlichen Kleiderschrank vertreibe ich Motten.

In der Küche:

Hier lasse ich mich vielseitig verwerten. Alle meine Pflanzenteile  sind grundsätzlich essbar, wobei vor allem die folgenden Verwendung finden:

Meine Blüten: Diese haben einen süßlich, mandelartigen und besonderen Geschmack und werden vor allem für süße Desserts wie Cremes, Sorbets oder Puddings aber auch für Getränke wie z.B. Limonaden und Sirups verwendet.

Meine Blätter: Junge Blätter im Frühling können als gesunde Zutat  in Salaten oder Suppen dienen. Der Geschmack meiner Blätter ist leicht würzig, nussig und medizinartig. Je älter die Blätter werden, umso mehr nimmt der würzige Geschmack zu und je härter werden meine Blätter. Frische, junge Blättchen sind am schmackhaftesten.

Auch meine süßen Wurzeln mit pastinakenähnlichen, aber auch gewöhnungsbedürftigen Geschmack lassen sich in Suppen oder gedünstet genießen.

Häufig werden meine Blüten für die Aromatisierung von selbst hergestellten Getränken oder für die Herstellung von Gelees verwendet. Sie verleihen vor allem süßen Speisen und Getränken einen feinen und gleichzeitig herben Geschmack. Auch Früchtekompotts, Puddings und sogar Eis lassen sich mit Mädesüßblüten perfekt aromatisieren.

Mädesüß-Blütensirup

1 kg Zucker in 1,5 l Wasser aufkochen und erkalten lassen. Zirka 10-12  Blütendolden (dabei die Stiele soweit wie möglich vorher abschneiden)  mit den Scheiben von 1-2 Bio-Zitronen und 30 g Zitronensäure in einen Steinguttopf geben, mit dem Sirup übergießen, Deckel auflegen und ca. 2-5 Tage kühl stellen. Jeden Tag einmal umrühren und dann abseihen, kurz aufkochen und heiß  in kleine Flaschen abfüllen.

Apfelkompott mit Mädesüß

500g Falläpfel, etwas Zitronensaft, ca. 200 ml Wasser, ca. 100 ml Mädesüßsirup, Zucker nach Geschmack

Die Äpfel putzen, klein schneiden und mit dem Wasser, dem Zitronensaft und dem Sirup in ca. 20 Minuten weichkochen. Gegen Ende der Garzeit mit Zucker abschmecken.

Zum Abschluss zwei Gedichte über mich:

Gar heftig zieht’s das Knabenkraut

zu Mädesüß am Wegrand hin.

Es sieht die Pflanze schon als Braut,

im Namen steckt ein Mädchen drin.

Oh Knabenkraut, du armer Tropf,

nach meadow, Wiese, nennt sie sich.

Nichts Weibliches, kein Mädchenzopf,

nun Englisch spricht die Orchis nicht.

Ich rate dir, du Männerstolz,

versuche es mit Frauenschuh,

mit Frauenfarn im Unterholz,

doch lass das Mädesüß in Ruh.

Ingo Baumgartner

Frauenmantel, Hirtentäschel,

Bärenklau und Klappertopf.

Engelwurz und Teufelskralle,

Reiherschnabel, Taubenkropf.

Rittersporn und Königskerze,

Knabenkraut und Mädesüß,

Lerchensporn und Wachtelweizen.

Buntes Blumenparadies.

Märchennamen, Märchendinge.

Wunderschöner Blumenwald,

für vieltausend kleine Wesen

ein geheimer Aufenthalt.

Hätte ich nicht die Menschengröße,

wär ich nicht so hoch und breit,

wollt ich wohnen unter Blumen

und dort leben allezeit.

Robert Louis Stevenson

KW 35: Leinkraut

Nachdem sich nun schon längere Zeit weiß blühende Pflanzen vorgestellt haben, bin jetzt ich an der Reihe und bringe wieder ein wenig Farbe ins Spiel. Meine Lippenblüten sind gelb und durch einen orangegelben Schlund, der durch eine Ausstülpung der Unterlippe gebildet wird, normalerweise verschlossen. Meine Blütenkrone besitzt einen 10 bis 30 Millimeter langen, geraden bis schwach gebogenen gelben Sporn.

Die Unterlippe meiner Lippenblüte  ist durch ein federndes Gelenk an die Oberlippe gepresst kann so nur von Hummeln und größeren Wildbienen geöffnet werden. Deshalb nennt man meine Blüte auch „Kraftblume“. Die „auserwählten“ Insekten müssen weniger um meine Blüten kämpfen, was sie zu treuen Besuchern meiner Blüten macht. Wir beide profitieren davon: Meine Bestäuber haben das Exklusivrecht an meinem Nektar und mein Blütenstaub gelangt schneller und auch an die richtige Stelle. Einige Insekten, die aus eigener Kraft sonst nicht in der Lage wären meine Blüte zu öffnen, um an den Nektar zu gelangen, beißen unverschämterweise einfach ein Loch in die Spitze meines Blüten-Sporns und bedienen sich am Nektar, ohne einen Gegendienst zu erweisen.

Meine Hauptblütenzeit ist von Juni bis Oktober und ich bilde einen traubigen Blütenstand aus fünf bis dreißig! Lippenblüten. Besonders Hummeln lieben meine Lippenblüten.

Ich gehöre zur Familie der Wegerichgewächse (früher hat man mich der Familie der Braunwurzgewächse zugeordnet) und zur Gattung der Leinkräuter. Mein lateinischer Name ist Linaria vulgaris.  Meine Volksnamen: Frauenflachs, Gewöhnliches oder Gemeines Leinkraut und Kleines Löwenmaul. Vor allen Dingen kann jeder wohl den letzten Namen gut verstehen, denn ich sehe tatsächlich aus wie eine Miniaturausgabe des als alte Gartenpflanze bekannten Großen Löwenmauls (Antirrhinum majus).

Meine Samenreife erfolgt von Juli bis September; Als Porenkapseln sind sie Wind- und Tierstreuer. Meine flachen Samen breiten sich meistens als Segelflieger aus, aber auch Ameisen verbreiten sie weister. Die Samenproduktion ist reichlich: Sie kann bis zu 32.000 Samen pro Pflanze betragen.  Meine ungestielten, kahlen, dünnen Laubblätter sind bei einer Länge von 2 bis 5 Zentimetern sowie einer Breite von 1,0 bis 1,5 Millimetern lanzettlich geformt und ein- bis dreinervig.

Wo fühle ich mich wohl? Ursprünglich kam ich von den Küstenregionen Mitteleuropas auf die von den Menschen durch Rodung geschaffenen Äcker. Hier fand ich für mich optimale Lebensbedingungen. Gern findet man mich an warmen Böschungen.  Manche zählen mich auch zu den Schuttpflanzen, denn ich liebe lockeren, steinigen und sandigen Boden.

Meine Wuchshöhe: ca. 20 cm bis 40 cm, Einzelexemplare werden sogar bis 80 cm hoch. Ich bin mehrjährig und treibe so aus meinen Wurzeln jedes Jahr wieder neu aus.

Zu meinem Gattungsnamen Linaria,  als auch zu meiner deutschen Bezeichnung Leinkraut kam ich auf Grund der dem Lein ähnlichen Blätter. Die Kräuterbücher des 15. und 16. Jh. beschreiben mich und nennen als Hauptanwendungsgebiete Leber- und Milzleiden sowie Harn- und Stuhlverhalten. Im Volksglauben galt ich längere Zeit als Schutz gegen Hexenzauber und Verwünschungen für kleine Kinder.

In vorchristlichen Zeiten wurden „unserer Frauen Bettkräuter“ gesammelt. Diese waren meistens der Göttin Freya geweiht. Sie sollten die Mutter und das Kind während der Geburt vor bösem Zauber beschützen. Ich gehörte auch dazu, wie Quendel, Thymian, Labkraut, Dost, Waldmeister, Kamille, Gundermann und Echter Ziest.

Meine bekannten Inhaltsstoffe:

Flavonoide, Gerbstoffe, Vitamin C und Ameisensäure. Ich bin wohl auch essbar, dies ist aber weniger bekannt.  Meine jungen Triebe können wohl gegart werden und meine Samen könnten zur Ölgewinnung genutzt werden.

Anwendungen

Ich kann wohl bei Hämorrhoiden und Verstopfung helfen und die Harntätigkeit anregen. Äußerlich wird mein Absud (2 EL Kraut auf 250 ml Wasser) bei Hautunreinheiten, schlecht heilenden Wunden und Juckreiz angewendet.

Ich halte lästige Insekten fern und so wurde ich früher in der Landwirtschaft unter die Einstreu gemischt. Starke Abkochungen von mir in Milch dienten wohl als Fliegengift.

Mein gelbblühendes Kraut kann als Färbemittel genutzt werden und wurde früher unter anderem zur Blondfärbung der Haare genutzt.

In der Küche:

Über meine Verwendung in Eurer Küche ist nicht viel bekannt. Meine Blüten sollen als essbare Deko dienen können.

Gedicht über das Leinkraut:

Spät im Sommer, im Herbst aber früh

treffe ich Löwenmäulchen – ich kenne sie

schon aus den ersten Kinderjahren.

Von diesen Blüten ja da waren

schnell kleine Sträußchen zusammen gepflückt.

Schon war die Mutter wieder etwas beglückt.

Überall an Wegrändern

standen sie oft dicht gedrängt,

aus steinigem Schutt heraus gezwängt,

suchten die Blumen gern das wärmste Licht.

Schattiges Dasein das mochten sie nicht.

Gestern fand ich auf einiger sonnigen Brache

dieses echte Leinkraut in üppigster Sprache.

Zwei große Kreise zwar nicht zirkelrund

machten die Wiese vieltausendfach bunt.

In ein helles Zitronengelb sind die Blüten getaucht.

Ein orangeroter Fleck wird scheinbar gebraucht,

um wilde Bienen und Hummeln anzulocken,

die zahlreich nun an den Mäulchen hocken.

Der Nektar und Pollen ist in der Tiefe verborgen.

Den kann man sich so einfach nicht besorgen.

Das Maul muss geöffnet werden

und zwar mit viel Kraft.

Eine kräftige Hummel das ganz gut schafft.

Für Bienen ist das schon ziemlich schwer.

Da bleibt der Rüssel öfter auch leer.

Manche Hummel kennt einen speziellen Trick

Der ist für die Blüte weniger chic.

Das Insekt beißt den Blütenboden einfach auf –

nimmt das Ende der Blüte einfach in Kauf.

Das Tier hat gelernt sich so zu bedienen.

Nektarerfolg ist damit beschienen.

Ich schaute noch einmal auf beide Blütenflecken

und konnte auf einmal noch etwas entdecken.

In einem Kreis fehlten die orangenen Stippen.

Die hatte der zweite Kreis auf all seinen Lippen.

Was war hier nur passiert – nur ein paar Meter getrennt?

Ob man das eine Mutation wohl schon nennt?

Früher hätte ich sofort geforscht und gesucht

Eine fehlende Lösung innerlich verflucht.

Heute bin ich gelassen und stelle nur fest,

dass die Natur ihr Geheimnis bei sich hier lässt.

Gerhard Laukötter

KW 36: Melisse

Ich bin die frische Zitronenmelisse, werde von Euch oft aber nur einfach Melisse genannt, und wurde schon im Altertum als Bienenfutterpflanze angebaut.  Eure medizinische Verwendung von mir hat eine über 2000-jährige Tradition.

„Melissa ist von allen Dingen, welche die Erde hervorbringt, das beste Kräutlein für das Herz“, so urteilte schon Paracelsius.

Meine lat. Bezeichnung ist Melissa officinalis, ich gehöre zur Familie der Lippenblütler und bin eine ausdauernde Pflanze, die bis zu 30 Jahre alt! werden kann. Ich werde bis knapp einen Meter hoch, dufte mehr oder weniger stark nach Zitrone und bilde ein Rhizom, von dem kurze, unterirdische Ausläufer abgehen.

Meine vierkantigen Stängel wachsen aufrecht, sind verzweigt, und haben kurze Drüsenhaare und auch längere, drüsenlosen Haare. Manchmal bin ich aber auch fast kahl. Meine frischen, grünen Blätter sind ei- bis leicht herzförmig und der Blattrand ist grob und ziemlich regelmäßig gesägt.

Meine kleinen blassgelben Blüten (Blütezeit Juni bis August) stehen in Halbquirlen in den oberen Blattachseln. Ich mag die Abwechslung, denn im Verlauf der Blütezeit wandelt sich die gelbliche Blütenfarbe in weißlich mit rötlichem Schimmer.

Meine Früchte (Klausen) sind 1,5 bis 2 mm lang, kastanienbraun und verschleimen, wenn sie mit Feuchtigkeit in Berührung kommen. Sie bleiben 2 bis 3 Jahre lang keimfähig.

Ursprünglich stamme ich wohl aus dem östlichen Mittelmeerraum, werde inzwischen aber in vielen Ländern von Mittel-, Süd- und Osteuropa angebaut. Verwildert findet ihr mich manchmal auf Waldschlägen und an Forststraßen.

Mein lateinischer Gattungsname weist auf die Verwendung als Bienenweide hin: Melissa, abgeleitet von griechisch „meliteion“, hängt mit dem Wort „melitos“ – Honig zusammen. Ich soll früher wegen meines starken Geruchs als Lockmittel zum Ausreiben von neuen Bienenstöcken verwendet worden sein.

Außerdem soll mein Name auch aus der griechischen Mythologie stammen. Die Nymphe Melissa soll es gewesen sein, die der Sage nach Euch Menschen die Gewinnung und Verwendung von Honig lehrte. Ihrem Wissen soll es zu verdanken sein, dass Ihr die Melisse als Bienenweide anbaute.

Von arabischen Ärzten soll ich im 10.Jahrhundert zur Stärkung des Herzens und gegen Melancholie eingesetzt worden sein. Schon Karl der Große hat angeordnet uns Melissen in jedem Klostergarten anzupflanzen. Ich sollte damals u.a. auch Frauenleiden heilen.

Die heilige Hildegard von Bingen schätzte uns ebenfalls. In ihren Schriften heißt es, dass die Melisse „Kräfte von fünfzehn anderen Kräutern“ besitze. Ihre Empfehlung: Melisse bei Kopfschmerzen, Schwindelgefühl und Magenschmerzen anzuwenden.

Anfang des 18. Jahrhunderts wurde in Köln von Euch Menschen erstmals jenes „Melissenwasser“, das sich noch heute in vielen deutschen Hausapotheken befindet, destilliert. Heutzutage wird es meistens von Euch unter der Bezeichnung Melissengeist vertrieben.

Inhaltsstoffe

Ich enthalte ätherisches Öl (hauptsächlich Citral und Citronellal, aber auch u.a. Thymol) und Gerb-, Bitter- und Schleimstoffe sowie Saponine und Glyoside.

Arzneilich wirksam ist insbesondere mein ätherische Öl, welches in Eurem Körper gleich drei Effekte entfalten kann. 1) Leicht beruhigend und angstlösend auf nervöse und ängstliche Menschen. Dadurch kann Melisse auch bei Einschlafstörungen helfen. 2) Entspannend auf die Muskulatur im Darm. Dadurch können Blähungen und Völlegefühl gelindert werden. 3) Aktuelle Experimente im Labor zeigten, dass die Zitronenmelisse auch Herpes-simplex-Viren bekämpfen kann. Cremes mit hochdosierten Anteilen aus diesem Heilkraut können bei den ersten Anzeichen von Lippenherpes helfen. Der Grund: Meine Blätter haben eine antimikrobielle und antivirale Wirkung.

In der Volksmedizin sollen sich auch die Verwendung von mir gegen Erkältungskrankheiten und Kreislaufschwäche bewährt haben.

1988 wurde ich zur „Arzneipflanze des Jahres“ gekürt.

Echtes ätherisches Melissenöl ist sehr teuer, deswegen wird oft als preiswerte Alternative das Öl vom Zitronellgras als Indisches Melissenöl angeboten.

In der Küche

Der frische, zitronenähnliche, aber auch leicht würzige Geschmack kann wunderbar für (Obst-)Desserts, Getränke oder in Salaten, Quarkspeisen, Kräuterbutter und Fischspeisen genutzt werden. Melisse sollte jedoch stets frisch verwendet und nicht mitgekocht werden.

Melissen-Cocktail

Je 1/2 Liter Melissentee, Mangosaft, Pfirsichsaft, ein Spritzer Zitronensaft.

Alle Komponenten gut miteinander verrühren und mit einem Melisseblättchen garnieren.

In der Kosmetik

Auch in der Hautpflege wurde ich aufgrund meiner antibakteriellen und beruhigenden Eigenschaften bereits in früherer Zeit eingesetzt. Pfarrer Künzle (1857-1945) schrieb über mich: „Waschungen mit Melissentee entfernen nämlich allerhand Hautunreinigkeiten“. Auch für moderne kosmetische Produkte sind verschiedene Melissezubereitungen nach wie vor interessant und werden hauptsächlich in Gesichtspflegemitteln eingesetzt.

Gedicht von Michaela Fischer:

Melisse

Wenn Deine Nerven liegen blank,

alles stresst Dich, macht Dich krank,

jeder hat noch kurz paar Fragen

und tut über alles klagen,

Du musst selbst soviel noch tun,

keine Zeit Dich auszuruhen,

dann nimm einen Bund Melissen,

der wirkt wie ein Ruhekissen

nimm diesen Tee als Medizin

und setz Dich einfach mal ruhig hin.

Genieße ihren frischen Duft

und hol erst einmal richtig Luft.

Dann fällt alles von Dir ab…

Wenn Du kein Schlaf find‘st, keine Ruh,

Melisse schließt die Äuglein zu.

Und press ich Saft am frühen Morgen,

wird er mich gut mit Kraft versorgen,

macht Laune für den ganzen Tag,

das ist der Grund, dass ich sie mag.

Sie hilft bei allen Krankheitsarten

drum stand sie auch in jedem Garten

der alten Klöster, vor langer Zeit

machte sich bald im Lande breit.

KW 37: Kapuzinerkresse

Ich bin die farbenprächtige Kapuzinerkresse und bin inzwischen bei vielen von Euch für meine leichte Schärfe beliebt, denn meine Blätter, Knospen, Blüten und Samen schmecken scharf kresseartig. Mein botanischer Name ist Tropaeolum majus und ich gehöre zur Familie der Kapuzinerkressegewächse. Mit dem Wort Tropaeolum (das Wort Trophäe leitet sich davon ab) bezeichneten die Römer ein meist aus Holz gefertigtes Gerüst, an das sie die Schilde und Helme der Besiegten hängten. Offensichtlich erinnerten sie meine schildförmigen Blätter und meine helmartigen Blüten an ihre Siegeszeichen. Weitere Namen, die Ihr mir gegeben habt sind Kapuzinerli,  Mönchskapützchen, Pfaffenkapp, Salatblume oder auch Blume der Liebe. Meine Blüten ähneln der Kapuze der Kleidung von Kapuzinermönchen, so entstand wohl mein deutscher Name.

Charakteristisch für mich sind meine runden Blätter und meine leuchtenden Blüten. Ich kann eine Höhe von bis zu 3 m erreichen, dabei winden sich meine Ranken z.B. um Zäune, Bäume, Gitter oder Rankhilfen. Dem gegenüber gibt es aber auch Sorten von uns, die vergleichsweise buschig und niedrig wachsend sind. Meine runden, bis leicht kantigen Blätter sind mit einem Durchmesser von 3 bis 10 cm etwa doppelt so groß wie meine Blüten. Vom Zentrum meiner Blätter verlaufen die Blattachsen strahlenförmig. Eine Besonderheit auf die ich sehr stolz bin: Auf meiner Blattoberfläche perlen bei Regen die Regentropfen wie einer Lotusblumen ab. Bei der Farbe meiner Blüten liebe ich die Abwechslung, denn sie variiert zwischen gelb, orange und rot. Sie bestehen aus 5 Kelchblättern, die an der Unterseite der Blüte von 5 Kronblättern gehalten werden und denen ein spitz zulaufender Sporn gegenübersteht. Meine Blütezeit liegt meistens zwischen Ende Mai bis Anfang Oktober. Meine später gebildeten gefurchten und rundlichen Samen haben eine hell- bis dunkelbraune Färbung.

Mittlerweile bin ich in fast allen Ländern der gemäßigten Klimazone verbreitet, stamme jedoch ursprünglich aus Lateinamerika. In Süd- und Mittelamerika gedeihe ich hauptsächlich in den etwas kühleren Gebirgsgegenden. Da ich aber sehr frostempfindlich bin wachse ich Bei Euch in Deutschland aufgrund der anderen klimatischen Bedingungen nur eine Vegetationsperiode. In Eurem Garten benötige ich, als „blutrote Blume aus Peru“ einen sonnigen bis halbschattigen Standort. Im Jahr 1684 brachte mich der holländische Naturforscher Paul Bewerding von Peru nach Europa. Zuerst wurde ich von Euch in Klostergärten angepflanzt, bereicherte aber wegen meiner Schönheit bald viele Gärten.

Meine Inhaltsstoffe:                      

ätherisches Öl, Senföl, Oxalsäure und Vitamin C, damit wirke ich antibakteriell, antiviral, antimykotisch und stärkend auf Euer Immunsystem. Aufgrund der antibiotischen Wirkung kann ich teilweise eine Therapie mit Antibiotika ersetzen. An diesem Ansatz forscht Ihr noch, er ist jedoch vielversprechend, da dadurch Resistenzen gegen bestimmte Antibiotika vorgebeugt werden könnten.

Besonders hilfreich bin ich bei der Behandlung von Erkältungen, Bronchitis und Husten, da ich eine stark schleimlösende Wirkung habe. Außerdem helfe ich Euch auch bei Harnwegsinfekten. Früher wurde ich von den Inkas außerdem zur Behandlung von Entzündungen, Schmerzen und Verletzungen angewandt.

Mein Einsatz von Euch in der Volksheilkunde zur Wundbehandlung, von Atemwegs- und Harninfekten und grippalen Infekten Im Jahr 2013 wurde ich dann zur Arzneipflanze des Jahres erklärt. Ihr könnt vorbeugend regelmäßig meine Blüten (und auch Blätter) naschen oder in Salate geben oder Tee 2-3 x täglich trinken (10 Minuten Ziehzeit).

In der Küche:

Sowohl meine Blüten als auch meine Blätter sind essbar und schmecken pikant-pfeffrig und angenehm scharf. Somit könnt Ihr mich z.B. für Salate, Suppen, Quark, Kräuterbutter sowie in Nudelteig (meine Blätter färben die Nudeln grün) nutzen. Meine unreifen Samen als Kapern in Essig eingelegt schmecken Euch hervorragend.

Grüner Kartoffelsalat mit Kapuzinerkresse

8 große Kartoffeln, 1-2 saure Gurken, 1 große Zwiebel, 1 Apfel, 2 Handvoll verschiedene frische Wildkräuter (z.B. junge Brennnessel, Löwenzahn, Vogelmiere), einige Blätter und Blüten der Kapuzinerkresse, 6 EL Sonnenblumen- oder Rapsöl, 3 EL Apfelessig, 1 EL Apfelsaft, nach Geschmack Kräutersalz, frisch gemahlener Pfeffer und eine Prise Zucker.

Die Kartoffeln in der Schale kochen, abpellen. Die Gurken und den Apfel in kleine Würfelchen, die Kartoffel in etwas größere Würfel schneiden. Die Zwiebel klein hacken und alles vermischen. Wildkräuter und Kapuzinerkresseblättchen waschen, abtupfen und sehr fein schneiden. Eine Marinade aus Apfelessig, Apfelsaft, Kräutersalz, Pfeffer und Zucker zubereiten und über die Kartoffeln geben. Alle Zutaten gut vermischen und mindestens 6 Stunden kühl ziehen lassen. Vor dem Servieren mit Kapuzinerkresseblüten garnieren.

Gedicht der Kapuzinerkresse von Marianne Porsche-Rohrer

Weil ich Kapuzinerkresse

Immer wieder gerne esse,

Freut sich die Immunabwehr,

Doch den Doktor wurmt das sehr.

Seit ich den Salat belebe

Und die Blüten darauf gebe,

Sagt zu mir ein jeder Gast,

Dass das herrlich dazu passt.

Ich bin mit dem Kraut verbündet,

Wenn die Blase sich entzündet.

Diese köstliche Arznei

Macht mich schnell beschwerdefrei.

Seit ich alle Kräuter mische

Und viel Abwehrkraft erwische,

Hab´ ich niemals mehr Katarrh,

Obwohl das früher anders war.

Weil ich Kapuzinerkresse

Jeden Tag so gerne esse,

Bin ich fit und nie mehr krank.

Meinem Garten sag´ ich Dank.

KW 38: Echte Goldrute

Ich mach‘ diese Woche  gleich mit der gelben Blütefarbe weiter. Mein Name: Echte Goldrute oder lateinisch Solidago virgaurea und ich gehöre zur Familie der Korbblütler. Weitere Namen von sind Echte Goldrute, Allermacht-Heilkraut, Goldraute, Gülden-Wundkraut, Heilwundkraut, St.-Peter-Stab.  Mein  lateinischer Name Solidago setzt sich aus den Worten solidum agere zusammen, was festmachen, gesundmachen, heilen bedeutet. Früher wurde ich in erster Linie als Wundheilpflanze genutzt. Das beweist auch der deutsche Volksname Heidnisch Wundkraut. Eine weitere Bezeichnung als Unsegenkraut lässt darauf schließen, dass ich auch als Abwehrpflanze gegen Hexerei oder den Bösen Blick eingesetzt wurde.   

Ich bin keine kurzlebige, sondern eine ausdauernde Pflanze mit wechselständigen Blättern, die sehr variabel sind: Die unteren sind schmal eiförmig, die mittleren lanzettlich und die oberen lineal.  Meine Stängel sind unten oft gelbbraun überlaufen. Meine gelben Blüten stehen in mehreren gelben Körbchen in schlanker Traube oder Rispe. Die Blütenkörbchen sind im Durchmesser 1-2 cm und besitzen 6-12 Zungenblüten. Meine Gesamthöhe: 20 – 120 cm und meine Blütezeit reicht von Juli bis Oktober.

Wo findet Ihr mich? Nun eigentlich nicht so oft im Tiefland, sondern eher höher hin auf Richtung Schwarzwald. Gern in lichten Wäldern oder in Trockengebüsche und –rasen. Ich klettere auch Man auf Höhen bis zu 2500 m.

Wieso werde ich schon lange als Heilkraut  geschätzt?  Im Mittelalter, als die Urinschau in der ärztlichen Kunst eine wichtige Rolle spielte, entdeckte man meine Heilkräfte für die Nieren. Der Arzt und Botaniker Tabernaemontanus (1522-1590) schreibt in seinem viel gelesenen Kräuterbuch, dass „diss gülden Wundkraut eine sonderliche Krafft und Eigenschafft hat gegen den Stein und das Nierenwehe“, aber er empfiehlt sie auch zur Wundbehandlung. Angeblich soll mich auch Martin Luther verwendet haben, denn er war Zeit seines Lebens krank und gebrechlich, und seine Frau Katharina von Bora reichte mich ihm häufig in Form von Tee, den er gegen sein Blasenleiden einnahm. Der große Naturheilarzt Johann Gottfried Rademacher (1772-1850) war überzeugt, dass die Natur für jedes Organ ein spezifisches Heilkraut bereitstellt und erklärte mich zu der Nierenpflanze schlechthin – und als solche gelte ich bis heute und bin darauf sehr stolz!

Meine Inhaltsstoffe

1-3 % Flavonoidglycoside,  Saponine, ätherische Öle, Phenylglycoside , Kaffeesäurederivate und Gerbstoffe.  Damit bewirke ich eine Leistungssteigerung der Nieren, wirke flüssigkeitsausschwemmend, entzündungshemmend  und krampflösend an der glatten Muskulatur. Außerdem schmerzlindernd, antibakteriell und immunmodulatorisch (unterstütze also das Immunsystem). Daraus ergeben sich für Euch folgende Indikationen: Zur Durchspülung sowie Vorbeugung bei entzündlichen Erkrankungen der ableitenden Harnwege, Reizblase, als Blasenpflege bei Kathederträgern, Harnsteinen und Nierengrieß. Zusätzlich bin ich förderlich als Begleittherapie bei rheumatischen Beschwerden

Weil mein Tee außerdem die Schleimhäute abschwellen lässt, eignet er sich auch zum Gurgeln bei Halsschmerzen und bei chronischem, allergischem Schnupfen. Ich bin auch in vielen Venenmitteln enthalten, weil mein enthaltenes Flavonoid Rutin die Gefäßwände der Kapillaren schützt und abdichtet. Es gibt aber auch Gegenanzeigen, nämlich Ödeme infolge eingeschränkter Herz- und Nierentätigkeit. Maria Treben empfiehlt Sitzbäder mit mir mit Zinnkraut und Thymian gemischt als Badezusatz bei Abgespanntsein. Dafür 100 g der  Kräuter 12 Stunden in 5 l kaltem Wasser einweichen, anschließend erwärmen und dem Badewasser zugeben. Darin 20 Minuten baden.

Nach dem Kräuterpfarrer Johann Künzle heile ich zerquetscht und äußerlich aufgelegt  rasch Schnitt-, Stich- und Bisswunden. Als Gurgelwasser soll ich Anwendung finden bei Krupp, Kehlkopfentzündung, Halsleiden, Mundfäule und losen Zähnen. Als Tee empfiehlt er mich bei Fisteln, Halsentzündungen, Blasen-, Nieren- und Leberleiden, Durchfall, Zuckerkrankheiten und schwierigem Wasserlassen. Weil mein Tee sehr bitter ist, sollte man etwas Salbei, Silbermantel oder Wacholder beifügen. Oder 6 Handvoll Goldrutenblüten in 1 l Weißwein einlegen, 3 Tage ziehen lassen, dann abseihen.

Bei Bedarf täglich 1 Glas trinken. Goldruten-Wein kann im Rahmeneiner Kur für die Entgiftung und Förderung des Stoffwechsels eingenommen werden. Auch bei Problemen mit der Niere oder Blase kann Goldruten-Wein helfen.

Folgender Spruch weist auf meine entsprechenden Heilkräfte hin:

„Der Wasserfluß im Körper stockt.

Es drückt, es zwickt und schmerzhaft

bockt die Blase und der Niere eine.

Womöglich liegen dort auch Steine!

Da hilft Virgaurea die gute,

die ganz gemeine goldne Rute!“

In der Küche werde ich kaum verwendet,  dennoch sind meine Samen, die Blütenköpfe sowie meine jungen Blätter essbar.  Meine Blüten sind eine interessante essbare Dekoration auf Speísen. Ein Beispiel:

Vogelmieren- und Goldrutensuppe

100 g Lauch, 2 kleine Zwiebeln, 2 EL Butter, 200 g Kartoffeln, 1 l Gemüsebrühe, 200 ml Sahne, Meersalz, Pfeffer, 1 Tasse Vogelmierentriebe und 1 kleine Tasse Goldrutenblüten (es können auch die Blüten der Kanadischen Goldrute verwendet werden).

Zwiebel und Lauch putzen und fein würfeln. Dann in Butter glasig andünsten. Die Kartoffeln schälen und in Würfel schneiden und mitdünsten. Mit der Brühe ablöschen und 15 Minuten köcheln lassen. Zum Schluss mit Salz und Pfeffer abschmecken.

Die Vogelmierentriebe waschen und fein schneiden. Die Goldrutenblüten auszupfen. Beides nach dem Austeilen der Suppe in Teller direkt vor dem Essen darüber streuen.

Goldrute und Kosmetik:

Bei Insektenstichen 1 geh. TL Goldrute mit 1/4 Liter kochendem Wasser auf gießen und kurz ziehen lassen.  Dann ein Tuch mit dem Sud tränken und  dies auf die betroffenen Hautstellen auflegen oder die Hautpartien damit spülen.

Sonstiges:

Ich bin übrigens ein beliebtes Bienen- und Insektenkraut, da ich sehr viel Nektar  bilde und deshalb als ökologisch besonders wertvoll gelte. – Und ich eigene mich auch zum Färben von Wolle.

Meine Verwandten:

Die Kanadische Goldrute (Solidago canadensis) Sie besiedelt Brachland, Schuttplätze, Ufer, Auwälder in Mittel- und Osteuropa. Die ursprüngliche Heimat ist Nordamerika.

Die Riesengoldrute (Solidago gigantea) Sie kommt an feuchteren Stellen vor, sie wurde ursprünglich als Zierpflanze angebaut; Beide werden zwar zur Durchspülung monographiert, besitzen jedoch nicht meine entzündungshemmenden und antibakteriellen Wirkungen.

Zum Abschluss wieder ein Gedicht:

Die Goldrute

Schon weckt die leise, linde Klage

Glühheiß der Wind in Gras und Taub,

Da füllt die letzten Sommertage

Ein Wogen wie von goldnem Staub.

Von leichten Schritten kommt ein Knistern,

Ob aus dem fernen Höhenrauch,

Und heimlich webt mit süßem Flüstern

Die Königin um Busch und Strauch.

An jedem Zaun, in allen Ecken,

Aus allen Hecken glänzt ihr Haupt,

Als wollte sie das Leben wecken,

Das Mond um Mond ihr schon geraubt.

Ihr Zepter eine schlanke Rute:

Sie taucht es in den Sonnenbrand

Und sprengt mit träumerischem Mute

Den Goldstaub weithin übers Tand.

Und wo sie geht, blüht reich und golden

Die Krone nun am Szepter schwank;

Nicht duftig zart wie Frühlingsdolden,

Doch voll von süßem Frühlingsdrang.

Goldrute du, und mag’s wie Klage

Leis zitternd geh’n durch Gras und Laub,

Du füllst die hohen Sommertage

Noch mit der Freude goldnem Staub.

Johannes Rothensteiner

KW 39: Wiesen-Labkraut

Jetzt im Spätsommer, wo viele Kräuter durch die wiederholte Mahd nicht mehr so recht ins Auge fallen bin ich, das Wiesen-Labkraut noch gut auf den Wiesen zu finden. Ich bin ein recht robustes, ausdauerndes Kraut und wachse einfach nach dem Abmähen wieder nach. Mein lateinischer Name ist Galium mollugo und ich gehöre zur Familie der Rötegewächse, zu der auch der bekannte Waldmeister gehört.

Mein Bruder, das Weiße Labkraut (Galium alba) ähnelt mir sehr und ist an den gleichen Standorten zu finden. Deshalb werden wir gern verwechselt haben aber eine verschieden hohe Chromosomenanzahl. Das kann ja nicht jeder so einfach auf der Wiese nachzählen, deshalb interessiert bestimmt der Hauptunterschied von uns beiden: Die Größe der Blüten und die Länge der Blütenstiele variieren bei uns. Das Weiße-Labkraut (album) hat Einzelblüten mit 3 – 4 mm Durchmesser auf einem bis 3 mm langen Blütenstiel. Ich hingeben (mollugo) habe zwar nur einen Blütendurchmesser von nur 2 – 3 mm, aber dafür ist mein Blütenstiel länger als 3 mm. Meine kleinen zarten weißen Einzelblüten sind in langgezogenen Rispen angeordnet. Voll erblüht verziere ich die Wiesen mit weißen Wolken und mit einem zarten Honigduft. Meine Blütezeit: Anfang Mai bis Ende September. Für die Blütenbestäubung sind überwiegend Käfer, Fliegen, Schwebfliegen, Wespen und bestimmte Bienen zuständig. Meine Trockenfrüchte zerfallen in zwei einsamige Teilfrüchte, sind eiförmig und leicht gerunzelt. Sie verbreiten sich durch den Wind, kleben oder kletten sich an Kleintiere oder werden gefressen und dadurch verbreitet.  Ich bilde einen vierkantigen Stängel aus, der mit in Etagen mit kleinen schmalen Blättern in Quirform besetzt ist. Meine Gesamthöhe kann bis 80 cm betragen.

Wo fühle ich mich wohl? – Auf Wiesen, an Wegrändern, generell auf nährstoffreichem Boden, in lichten Wäldern und an Hecken.

Weitere Volksnamen von mir: Grasstern (klingt das nicht hübsch?), Weißes Waldstroh und Maria Bettstroh. Mancherorts wurden Labkräuter eben als Maria Bettstroh bezeichnet, weil mit den getrockneten Pflanzen auch Matratzen gefüllt wurden.

Der Name Rötegewächse erklärt sich daraus, dass man meine Wurzeln und die von verwandten Labkräutern zum Rotfärben von Wolle einsetzte. Der Namensteil Lab in unserem Namen kommt von unserer Fähigkeit Milch für die Käseherstellung gerinnen zu lassen. Meine Schwester, das echte Labkraut mit zarten, duftenden, gelben Blüten enthält von unserer Familie den größten Anteil an diesem Enzymen.

Meine Inhaltsstoffe:

viel Kieselsäure, Gerbstoffe, organische Säuren,  Flavonoide und wenig ätherische Öle.

In der Volksheilkunde wurde ich bei nervösen Störungen, Kopfschmerzen, Schlafstörungen, Herzerkrankungen sowie bei Lebererkrankungen, Störungen der Durchblutung, bei Hämorrhoiden und Erkrankungen der Venen genutzt. Heutzutage werde ich medizinisch nicht (mehr) eingesetzt.

In der Küche:

Meine frischen Spitzen schmecken leicht nach Erbsen. Aus diesem Grund werden sie und meine Blüten in der Kräuterküche für Salate, Wildgemüse, Gelees, Getränke und Süßspeisen verwendet. Fast das ganze Jahr über kann man meine Blätter und zarten Stängel finden und als Salatzutat oder für Smoothies nutzen.

Salat mit Wiesenlabkraut, Vogelmiere und Apfel

Gemischter Salat, je  1 Handvoll Wiesenlabkraut und Vogelmiere, 2-3 Äpfel, 1  Zwiebel, 1-2  EL Senf, 6 EL Frühlingserwachen-Essig, 7 EL Waldmeister- oder Distel-Öl, 1 Prise Zucker

Den gemischten Salat vorbereiten. Wiesenlabkraut und Vogelmiere waschen, trocken schleudern und in handliche Stücke schneiden, die Äpfel entkernen, klein schneiden und die Zwiebel fein würfeln.  Aus den Dressingzutaten eine Soße rühren und über den Salat geben.

Zum Abschluss noch ein Gedicht über mich:

Wiesen-Labkraut

Nicht nur um sich daran zu laben,

muss das Kraut den Namen haben,

sondern weil es Lab enthält,

was beim Käsen Milch vergällt.

Heute sieht mans meist auf Wiesen,

rot ist die Wurzel untendran,

weshalb man damit färben kann.

Tunkst du die Blüten über Nacht

in Sahne, wird sie süß gemacht.

Essbar sind Blatt, Blüte, Stiel

beruhigt die Nerven, macht agil.

Julia Schmidt

KW 40: Wiesen-Flockenblume

Nun bringe ich wieder ein wenig Farbe ins Spiel. Auf abgemähten Wiesen findet Ihr mich wieder neu erblühend. Auf die Wiesen gehöre ich auch hin, denn ich bin die Wiesen-Flockenblume oder auch Gewöhnliche Flockenblume. Auf den ersten Block ähneln meine Blüten der Kornblume, allerdings sind meine Blüten nicht blau odern magenta. Auch unser Laub ist verschieden ausgestaltet, denn ich habe nicht so schmale Blätter wie die Kornblume. Allerdings gehören wir zur gleichen Pflanzenfamilie, der großen Familie der Korbblütler. Meinen deutschen Namen verdanke ich wohl meinem bevorzugten Lebensraum sowie meinen zerzupft aussehenden Blüten und den borstigen Fruchtanhängseln.

Meine Lateinische Bezeichnung ist Centaurea jacea. Wir Flockenblumen sind nach dem Zentaur (ein Kentaurus) benannt, einem Fabelwesen der griechischen Sagenwelt, der mitunseren Blättern ‚Wunden geheilt haben soll. Kentauren besitzen den Kopf, dem Rumpf und die Arme eines Mannes und den Körper und die Beine eines Pferdes. Sie werden als aufbrausend und lüstern, aber auch als heilkundig beschrieben. Das dürfte die Verbindung zu unseren Pflanzennamen sein. Auf die Heilkraft bezieht sich auch der Artname „jacea“, der wohl eine Verbindung der griechischen Wörter für „Veilchen“ und „heilen“ herstellt. Offenbar sahen die Griechen uns Flockenblumen als „heilendes Veilchen“.

In der Region Walsaschaff heiße ich »irrerich Köpp«, was sich von »iterücken« (Wiederkäuen, vom Mittelhochdeutschen »ite« als »wieder«) ableiten soll. Ich verhelfe also dem Vieh zum Wiederkäuen.

Ich wachse krautig, horstbildend und breite mich gern und gut weiter aus. Für die Bepflanzungen von Flächen bin ich also ideal. Meine aufrechten Blütenstiele wachsen aus dem Grün empor und verleihen mir ein besonders attraktives Aussehen. In Deutschland komme ich überall vor, ich bin in Europa und Asien heimisch. Nach Nordamerika wurde ich verschleppt, habe mich dort aber nicht weit ausgebreitet. Auch in Australien und Neuseeland wachse ich, bin aber dort selten zu finden. Ich gedeihe gut auf eher trockenen Standorten mit lehmigen Böden. Als Standort bevorzuge ich Halbtrockenrasen, Wiesen, Weiden und Wegränder mit lehmigen Böden.

Beschreibung: Ich erreiche eine Wuchshöhe von 30 bis 70 cm und bin mehrjährig. Meine oberen Blätter sind ungeteilt, wechselständig, sitzend und etwas herablaufend. Die unteren Blätter sind buchtig bis fiederspaltig, gräulich und kurzgehaart sowie gestielt. In meinen Blütenkörben, die zwischen zwei und vier Zentimeter breit werden befinden sich 60 bis 100 kleine Röhrenblüten. Sie sind violett gefärbt, dabei sind die äußeren Blüten meistens auffällig verlängert. Meine Blütezeit: Juni bis Oktober. Die Hüllblätter meiner Blütenkörbchen stehen dicht schuppenförmig in 6–8 Reihen. Meine äußeren Hüllblätter sind sehr speziell: eiförmig bis lanzettlich, glänzend dunkelbraun mit gefransten, weißen oder braunen Anhängseln. Die mittleren und inneren sind geschlitzt, unregelmäßig gezähnt, gelappt oder ganzrandig. Die gesamte Hülle hat einen Durchmesser von 1,5–1,8 cm, ist ei- bis glockenförmig oder halbkugelig. Meine Früchte sind etwas platte braune Nüsschen. Sie können auch ohne Pappus durch den Wind verbreitet werden. Hauptsächlich erfolgt eine Zufallsverbreitung durch Weidetiere neben der Verbreitung durch Ameisen. Meine Art ist sehr variabel und gilt als unzureichend erforscht. Wir bilden gern Hybriden, besonders mit der Schwärzlichen Flockenblume (Centaurea nigrescens).

Ich kann auch mit den stärker wachsenden Skabiosen-Flockenblumen verwechselt werden, doch sind deren Blüten sind größer und von violetterer Farbe. Deren Blätter sind tief und gefiedert geformt. Meine Blätter sind vollkommen glatt oder manchmal leicht gezahnt.

Meine Inhaltsstoffe: Gerbstoffe, Flavonoide, Farbstoffe und Bitterstoffe. Die Wirkung ist damit wohl harntreibend, entzündungshemmend und schmerzlindernd. Besonders früher wurde ich gern zu Wundheilung eingesetzt.

Bei Verdauungsstörungen für einen Tee 2 gehäufte TL getrocknete Blüten mit ¼ l kochendem Wasser aufgießen, 1-2 Std. ziehen lassen und danach abseihen. Drei bis vier Mal täglich 1 EL Tee 15 Min. vor dem Essen einnehmen.

Meine Blätter wurden aufgrund der enthaltenen Bitterstoffe früher als Hopfenersatz beim Bierbrauen eingesetzt. Außerdem bin ich zum Färben von Naturfasern geeignet.

In der Küche

Essbar sind die Blätter, Triebspitzen und die Blüten von mir. Meine Blätter und Triebspitzen werden wegen des bitteren Geschmacks nur maßvoll als zusätzliche Würze in der Küche verwendet.

Rezept für bunte Blütenkäsebällchen

250 g Magerquark, 40 g geriebener Parmesan, etwas Masala-Kräutersalz, Pfeffer, gemahlener Bockshornklee, je 1 Handvoll gelbe, rosa oder rote und blaue Blüten. Sehr gut geeignet sind auch Blüten von Gewürzpflanzen, wie z.B. Schnittlauch, Thymian, Majoran, Basilikum und Senf.

Zuerst den Magerquark gut abtropfen lassen In der Zwischenzeit die Blüten ggf. vorsichtig abspülen, dann gut abtupfen und farblich sortiert in Teller geben. Den Quark mit dem Parmesan verrühren und mit den Gewürzen abschmecken. Mit einem Teelöffel jeweils eine kleine Menge abstechen, zur Kugel rollen und in den Blüten wenden.

Ich biete wertvolle Nahrung für Bienen, Hummeln und Schmetterlinge. Weil ich vom Frühsommer bis in den Herbst hinein Nektar biete, sind meine Blüten für viele Schmetterlingsarten eine wertvolle Futterquelle. Zu den Arten, die mich aufsuchen, gehören z.B. der Hauhechelbläuling, der Kleine Kohlweißling, das Große Ochsenauge, das Schachbrett und der Braune Waldvogel. Als Raupenfutterpflanze spiele ich keine so große Rolle, lediglich Raupen einiger Nachtfalterarten nutzen mich als Futterpflanze.

Ich bin auch Bestandteil der Saatgutmischungen „Blühende Landschaft“ und „Veitshöchheimer Bienenweide“.

Die Wiesen-Flockenblumen

Auf der grünen Bienenweide,

ist jetzt Sommer-Flöckchenzeit,

denn auf jedem Flecken Heide,

stehen Flöckchen weit und breit.

Viele kleine, dicke Brummer,

tauchen in die Blütenpracht,

schlürfen Nektar, ohne Kummer,

bis der Mond die „Betten“ macht.

Zarte, lila-rosa Flöckchen,

schließen mit dem Abendlicht,

ihre watteweichen Röckchen,

wiegen sie in Zuversicht.

Jeden neuen, frühen Morgen,

mit dem ersten Sonnenkuss,

werden Bienen sie umsorgen,

bis zum Heiden-Sommerschluss.

 Gabriela Bredehorn

KW 41: Hopfen

Jetzt dränge ich mich mit meinem einprägsamen lateinischen Namen in den Vordergrund: Humulus Lupulus, der Hopfen. Ich gehöre zur Familie der Hanfgewächse und bin zweihäusig, d.h. man findet mich entweder als weibliche oder als männlich Pflanze. Meine weibliche Form findet Ihr Menschen allerdings wesentlich brauchbarer, denn nur die weiblichen Blüten werden zu den bekannten und geschätzten Hopfenzapfen.

Bei mir handelt es sich um ein ausdauerndes Schlinggewächs mit rechtsdrehenden Stängeln, die durch Kletterhaare rau sind. Damit kann ich mich hervorragend an Gerüsten, Zäunen oder anderen Pflanzen festhalten und weiter nach oben hangeln. Meine Blätter sind langgestielt, 3- bis 5-lappig und ebenfalls rau. Meine Gesamthöhe kann ich bis auf 6 m hochschrauben. Meine männlichen Blüten sind in den Blattachseln zu finden und sind Trugdolden mit kleinen unscheinbaren grünlich-weißen Blüten. Die weiblichen Blütenstände stehen in kleinen Zäpfchen und vergrößern sich später zu den so genannten Hopfenzapfen.

Ich fühle mich auf Böden mit höherer Bodenfeuchte, wie z.B. in Auwäldern oder an Bächen, aber auch am Waldrand sehr wohl. Im Frühjahr treibe ich aus meinem Wurzelstock sehr zahlreich mit vielen, dünnen, rauen Stängeln aus.

Seit einigen Jahren gewinnt die Ernte von meinen ersten Trieben, dem so genannten Hopfenspargel wieder an Bedeutung. Hierbei werden je nach Witterung in den Monaten März und April meine weißen, frisch ausgetriebenen Sprösslinge aus der Erde gegraben und regional als Spezialität angeboten. Die sehr kurze Saison und die zeitaufwändige Ernte machen Hopfenspargel zu einer der teuersten angebauten Gemüsesorten hier.

Meine Inhaltsstoffe:

Bitterstoffe, Harze, Humulon und Lupulon, ätherisches Öl, Mineralstoffe und Flavonoide. Damit ist meine Wirkungsweise eigentlich klar: Besonders das ätherische Öl und weitere Heilstoffe üben eine beruhigende Wirkung auf das Nervensystem aus. Die Sinne werden beruhigt und die körperliche Unruhe gemildert. Zubereitungen aus meinen Hopfenzapfen werden als leichtes Einschlaf- und Beruhigungsmittel genutzt. Im Handel sind Hopfenextrakte als Fertigarzneimittel erhältlich, oft auch in Zusammenstellung mit anderen pflanzlichen Sedativa wie z.B. Baldrian.

Der hohe Gehalt an Bitterstoffen wirkt appetitanregend, magen- und darmkräftigend. Somit kann ich bei nervösem Durchfall, nervösen Darmleiden, Blähungen und Darmkrämpfen hilfreich sein.  Außerdem enthalte ich geringe Mengen an östrogenwirksamen Stoffen, u.a. das zu den Flavonoiden gehörende Hopein. Dies sollen bei starken Biertrinkern zur Folge haben, dass die Brustdrüsen wachsen, der Bauch sich rundet und der sexuelle Trieb gedämpft wird. Das erste Bier wurde in Klöstern gebraut und man geht deshalb davon aus, dass die Mönche den Hopfen beimischten, um ihre sexuelle Lust einzudämmen. Frauen dagegen können die pflanzlichen Hormone bei Wechseljahresbeschwerden helfen. So habe ich mich bei nächtlichem Schwitzen und zur Beruhigung bei starkem Herzklopfen  bewährt. Auch eine antimikrobielle und tuberkulostatische Wirkung sollen meine Hopfenzapfen haben. In der Aromatherapie werden meine Hopfenblüten oder -zapfen als „Aromakissen“ oder Hopfenauszüge als Badezusatz verwendet.

Wohl aus diesen genannten Gründen wurde ich zur Arzneipflanze des Jahres 2007 gekürt.

Meine Bedeutung erreichte ich ursprünglich durch die Tatsache, dass meine Bitterstoffe beim Bierbrauen aufgrund ihrer bakteriziden Wirksamkeit wesentlich zur Haltbarkeit beitrugen. Meine antiseptische Kraft wurde bereits 1153 n. Chr. von Hildegard von Bingen beschrieben mit den Worten „putredines prohibet in amaritudine sua“ (seine Bitterkeit verhindert die Fäulnis).

Inzwischen werde ich in Kultursorten landwirtschaftlich angebaut. Die wichtigsten und bekanntesten deutschen Anbaugebiete sind z.B. die Hallertau in Bayern, das Schussental zwischen Tettnang und Ravensburg in Baden-Württemberg und die Region um Spalt in Mittelfranken. Man unterscheidet grundsätzlich zwischen Bitterhopfensorten und Aromahopfensorten. Letztere sind dadurch charakterisiert, dass ihr Bitterungspotential deutlich geringer ist. Meine Inhaltsstoffe wirken beim Bierbrauen zusätzlich beruhigend, konservierend und schaumstabilisierend. 95 % des in Deutschland angebauten Hopfens wird vom Deutschen Hopfenwirtschaftsverband vermarktet und verarbeitet.

Die ältesten schriftlichen Quellen zu meinem Anbau stammen aus dem frühen Mittelalter. Angeblich wurde der Hopfenanbau erstmals im Jahre 736 n. Chr. bei Geisenfeld in der Hallertau erwähnt.  Konkrete Quellen existieren für die Jahre 768, 822 und 859 bis 875.

Man glaubt es kaum, in vielen alten Bibliotheken diene ich als Schutz vor Feuchtigkeit und Ungeziefer. Dafür legt man Hopfendolden hinter den Büchern aus. Diese regulieren die Luftfeuchtigkeit, und ihre ätherischen Öle halten Insekten fern. Diese (Schutz-) Dolden müssen allerdings alle paar Jahre ausgewechselt werden.

Hopfen in der Küche

Im Frühling haben meine zarten Sprossen einen leicht nussigen Geschmack. Gekocht und zubereitet werden sie wie Spargel. Deshalb lassen sich Hopfensprossen für alle Gerichte verwenden, für die man auch Spargel nehmen kann.

Getrocknete Hopfenzapfen können in der Küche z.B. auch im Brot verwendet werden:

Gewürzbrot

250 g Weizenmehl, 150 g Dinkel-Vollkornmehl, ½ Würfel frische Hefe, 1 TL Honig, 100 ml Brottrunk, 1-2 TL Lavendel, je 1 TL Hopfen, Fenchelsamen, Anissamen und grobes Meersalz. Die Hefe in 150 ml warmes Wasser bröckeln, den Honig zufügen und gut verrühren, 15 Minuten ruhen lassen, bis es schäumt. Das Vollkornmehl mit 100 g Weizenmehl in eine Schüssel geben, eine Mulde formen. Da hinein die Hefemischung geben, den Brottrunk zufügen und alles zu einem flüssigen Teig verrühren. Zugedeckt über Nacht gehen lassen. Dann die Gewürze mörsern und mit den restlichen 150 g Mehl unter den Teig mischen und alles gut verkneten. Dann erneut 1 Stunde gehen lassen und danach einen Brotlaib formen und auf ein mit Backpapier belegten Backblech legen und wieder ½ Stunde gehen lassen. Mit Wasser benetzen und im vorgeheizten Backofen bei 230 Grad zirka 40 Minuten backen, Zwischendurch immer wieder mit Wasser benetzen.

Zum Schluss ein paar Sprüche zu Hopfen:

Hopfen & Malz. Gott erhalts

Hopfen & Bier, das rate ich mir

Hopfen & Glück ist ganz schick

Hopfen und Schaum, das ist ein Traum.

Auch Wasser wird zum edlen Tropfen, mischt man es mit Malz und Hopfen.

Die schönste Blume, ich sag es dir, ist die auf einem Glase Bier.

Zwischen Leber und Milz passt noch immer ein Pils

Wilhelm Busch

„Die erste Pflicht der Musensöhne,

ist, dass man sich ans Bier gewöhne.“

KW 42: Wein

Ich, die Weinrebe (Vitis vinifera) gehöre zur Gattung der Rebe (Vitis) . Inzwischen habe ich ein reifes Alter erreicht, denn ich wurde vor etwa 7000Jahren in einem Gebiet um Palästina, Syrien und der Ägäis aus der Wilden Weinrebe gezüchtet. Entgegen der Kulturform ist meine wilde Form zweihäusig und fremdbestäubt .  Meine Beeren wurden durch die Züchtungsmaßnahmen immer größer und süßer. Wir Weinreben-Arten wachsen als immer- oder sommergrüne, kletternde Sträucher oder sogar Lianen.

Unsere Blätter sind fünflappig und grob gezähnt und sind oft im Herbst durch die rötliche Färbung hübsch anzuschauen. Unsere Blüten stehen in länglichen oder rispenförmigen Blütenständen. Die Bezeichnung als Traube ist botanisch eigentlich falsch.  Die Weinbeeren, also unsere Früchte sind fleischige, kugelige Beeren, die zwei bis vier Samen enthalten. Wir Reben können eine Gesamthöhe von 2- bis zu 10 m! erreichen. Unsere Blütezeit ist von Mai bis Juni.Der Schwerpunkt unserer natürlichen Verbreitung liegt in d en gemäßigten Regionen der Nordhalbkugel, aber esgibt uns auch in den Tropen und Subtropen von Asien, Afrika und Polynesien.

Unsere Inhaltsstoffe:

Gerbstoffe, Weinsäure, Apfelsäure, Bernsteinsäure, Wachs, Zucker, Vitamine und Mineralien. Unseren reifen Trauben  werden  blutbildende, blutreinigende, stärkende und aufbauende Eigenschaften nachgesagt. Sie wirken anregend auf Niere und Darm. Unreife Trauben  sollen wohl angeblich Kopf- und Magenschmerzen lindern.                         

Welche Teile werden von uns verwendet? – Fast alles: Blätter, Trauben und Traubenkerne, sowie auch daraus gewonnener Traubenzucker.

Geschichte:                                  

Wir Weinreben gehören zu den ältesten Kulturpflanzen, denn bereits 5000 v. Chr. lässt sich im Südkaukasus (heute  Georgien) sowie in der vorderasiatischen Landschaft Sumer (heute südlicher Irak) erstmals der Anbau von Weinreben nachweisen. Heutzutage werden wir  zu verschiedenen Nutzungszwecken angebaut. Allem voran sind die Produktion von Wein, Tafeltrauben und Rosinen zu nennen. Doch auch für die Herstellung von pharmazeutischen und kosmetischen Produkten sind unsere Rebblätter bedeutsam. Schon die Klosterheilkundlerin Hildegard von Bingen wusste um unsere Heilkraft . Für ihre wirksamen Tinkturen verwendete sie oft als Hauptbestandteil Rotwein, denn die Kraft der Trauben erhöhte die Wirkung der Gesundheitstränke erheblich.

Yves Rocher empfiehlt einen Aufguss aus unseren  Blätter bei Gicht, Harnverhalten, Gelbsucht, Durchfall und Blutungen.  Traubensaftkuren  hält er als  vorteilhaft bei Fettleibigkeit, nervösen Krankheiten, Leberleiden, Rheuma, Herzinsuffizienz und Störungen in Zusammenhang mit den Wechseljahren. Ein Absud aus getrockneten Trauben werden von ihm bei Leiden der Atemwege empfohlen. Allgemein soll Rotwein eher kräftigend und zusammenziehend wirken, Weißwein eher stärkend und harntreibend. Weintraubensaft als Kompresse (10 Min. Einwirkzeit) entspannt und stärkt die Haut und hellt sie leicht auf.

Anwendungen für unsere Weinrebenblätter: So genannte Färberreben enthalten als Wirkstoffe Fl avonoide, überwiegend Quercetin-Glycoside und Kaempferol-3-glucosid . Die rote Färbung kommt durch dieAnthocyane. Daneben treten Polyphenole auf. Ein als Arzneimittel zugelassener Trockenextrakt aus roten Weinrebenblättern dient zur Behandlung von Beschwerden bei Erkrankungen der Beinvenen ), wie zum Beispiel Schmerzen und Schweregefühl in den Beinen, nächtliche Wadenkrämpfe, Juckreiz und Ödeme. Die medizinische Verwendung von Weinlaub hat bereits eine lange Geschichte, die schon mit dem römischen Arzt Galenos beginnt.

Extrakte aus Traubenschalen

Die Wirkstoffe Resveratrol und oligomere Proanthocyanidine (OPC) sind vor allem in den Schalen der roten Traubensorten enthalten. Resveratrol soll  ein antikanzerogenes Potential aufweisen und  Herz und Blutgefäße schützen. Traubenschalenextrakte sind in Nahrungsergänzungsmitteln enthalten, in denen OPC als Antioxidans und Radikalfänger wirken sollen.

Extrakte aus Traubenkernen

Traubenkernextrakte enthalten ca. 80 % oligomere Proanthocyanidine (OPC) neben anderen Polyphenolen. Sie werden wegen der erhofften antioxidativen Wirkung in Nahrungsergänzungsmitteln als sog. Schutzstoffe für das cardiovaskuläre System  eingesetzt. Zudem sollen diese Extrakte in Kosmetika als indirekter UV-Schutz dienen

Nun ein passendes herbstliches Gericht: Kürbis-Traubengemüse

2 kleine Zwiebeln, 1 EL Butter, 500 g Kürbisfleisch, 100 ml Gemüsebrühe, 100 ml heller Traubensaft, je 200 g helle und blaue kernlose Weintrauben, Meersalz, Pfeffer, abgerebelter Thymian

Zwiebeln würfeln, in heißer Butter andünsten, Kürbiswürfel zufügen, auch andünsten. Mit der Brühe und dem Traubensaft ablöschen, 10 Minuten garen. Trauben halbieren, dazu fügen und heiß werden lassen. Mit Meersalz, Pfeffer und Thymian würzen.

Zum Schuss noch eine Aussage zum Wein:

Wer Wein trinkt, schläft gut,

wer gut schläft, sündigt nicht,

wer nicht sündigt, wird selig,

wer also Wein trinkt, wird Selig.

Shakespeare

Und ein Witz:

Unterhaltung im Bahnabteil:

„Auf was kauen Sie denn da ständig herum?“

„Auf Traubenkernen.“

„Und wozu soll das gut sein?“

„Es fördert die Intelligenz.“

„Aha, können Sie mir auch vier Stück geben?“

„Gerne. Vier Stück kosten acht Euro.“

Der Fahrgast zahlt und bekommt die Kerne.

Nach einer Weile des Kauens meint er:

„Für acht Euro hätte ich mir aber jede Menge Trauben kaufen können!“

„Sehen Sie, die Kerne wirken schon!“

KW 43: Esskastanie

Ich bin die Esskastanie oder auch Edelkastanie mit dem lateinischen Namen Castanea sativa. Einige der Volksnamen meiner Früchte: Chestenen, Keschten, Köschten, Maronen, zahme Kastanie.

Jetzt im Herbst werde ich überall in der Pfalz mit Kastanienfesten, einem Kastanienwanderweg und sogar einer Kastanienkönigin geehrt.
Heimisch bin ich eigentlich nur südlich der Alpen. Vermutlich schon zur Römerzeit hat man mich in die Gebiete nördlich der Alpen eingeführt und dort in den Weinbauregionen eingebürgert, wo ich mich auch recht wohl fühle.

Auch wenn es mein Name nahelegt: Ich habe mit der Rosskastanie, abgesehen von ähnlich ausschauenden Früchten, wenig gemein. Während ich eng mit Buchen und Eichen verwandt bin, gehört die Rosskastanie wie die Ahorne zu den Seifenbaumgewächsen.


Ich gehöre zu den Sommergrünen Bäumen, werde sehr stattlich und fast 30 m hoch. Meine schöne Krone ist kegelig oder gewölbt und meist sehr regelmäßig, so wie man eben gern einen Baum malt. Meine jungen Zweige sind kantig, kahl, grünbraun und heller punktiert. Meine Borke ist dunkelbraun und wird im Laufe der Zeit stark längsrissig.
Meine Blätter sindwechselständig, einfach, gleichmässig gesägt, länglich und spitzig. Auf der Oberseite sind sie glänzend dunkelgrün, auf der Unterseite hellgrün und auf beiden Seiten kahl. Als Südländerin bin ich etwas spätfrostempfindlich. Um aber regelmäßig reife Früchte hervorzubringen, ist für mich eine gewisse Jahres-Wärmemenge nötig. Die Weinbaugebiete sind deshalb für mich von Vorteil. Meine Blüten zeigen sich als lange, blassgelbe männlichen Blütenstände ab zirka Ende Mai und verströmen einen bezaubernden Duft. Meine kleinen weiblichen Blüten öffnen sich erst anderthalb Wochen später.
Meine Hauptwirkstoffe: Viel Kalium, sowie weitere Mineralien, wie z.B. Calcium, Magnesium, Phosphor, Eisen, Kupfer, Natrium, Mangan, Zink.

Daneben enthalten meine Früchte viele wertvolle Vitamine wie die Vitamine A, B1, B2, B3, B5 und C. Des weiteren sind die Omega-3-Fettsäure, die Palmitinsäure, und weitere 9 seltene Fettsäuren zu nennen. Ihr seht also ich bin für die menschliche Ernährung sehr wertvoll. Durch den hohen Stärkegehalt meiner Früchte und die geringen Eiweisswerte wird auch eine sehr gute Verdaulichkeit ermöglicht. Wertvolle Kohlenhydrate sind Energielieferanten der Natur vom Feinsten, denn sie sind Gehirnnahrung und fördern einen guten Schlaf, wenn Ihr meine Früchte abends zu Euch nehmt.


Neben meinen köstlichen Früchten wurde auch mein gesamte Baum als Rohstofflieferant geschätzt. Mein Holz wurde bereits von den Griechen für den Schiffsbau verwendet und das im Holz enthaltene Tanninextrakt eignete sich hervorragend zum Gerben von Leder. Auch im Zeichen der Gesundheit wurde ich früher hoch angesehen. Meine Früchte dienten zur Linderung bei Kopfschmerzen, Gicht, Milzbeschwerden, Herz- und Magenbeschwerden. Meine Blätter können auch heute noch als Tee (2 TL Blätter pro Tasse) Bei Bronchitis, Hals-Rachen-Entzündungen u.ä. genutzt werden.

Baumheilkunde
Hildegard von Bingen schrieb hierzu:” Aber ein Mensch, der aus seinem Holz einen Stock macht und diesen in seiner Hand trägt, so dass die Hand dadurch warm wird, dem werden aus dieser Erwärmung die Adern und alle Kräfte des Körpers gestärkt.”
Das Verweilen bei der Edelkastanie soll helfen, zur inneren Ruhe und Gelassenheit sowie zur inneren Quelle der Heilung zu finden. Schon den Duft des Holzes tief eingeatmet soll das ruhelose Denken mindern und Gesundheit und Geborgenheit schenken.

Das Bachblütenmittel Sweet Chestnut soll gut für Menschen sein, die absolut verzweifelt sind, und vor dem totalen Zusammenbruch stehen.

Nach der chin. Heilkunde wirke ich zusammenziehend, trocknet innere Nässe, ohne auszutrocknen, halte Qi und Körperflüssigkeit im Inneren und habe heilende Wirkung auf die Haut und Schleimhäute, einschließlich der Lunge. Auch als Räuchermittel werde ich gern eingesetzt, um zu lehrenmit dem Kopf zu fühlen und mit dem Herzen zu denken. In der Esoterik heißt es ich lehre fröhlich und heiter zu sein. Mein Holz ist sehr wertvoll. Neben der Möbelproduktion wurde es auch bevorzugt zur Herstellung von Rebenpfählen sowie zur Produktion von Fässern und im Schiffbau genutzt, da es weitgehend resistent gegen Nässe und Fäulnis ist. Dies kommt durch den hohen Gerbstoffgehalt.
Traditionell wurden im Herbst meine abgefallenen Blätter als Streu sowohl als Dünger oder Einstreu in Stallungen verwendet. Meine Blüten sind außerdem als Bienenweide bedeutend. Ich bin wichtigste Trachtpflanze vor allem an der Bergstraße (Odenwald) und im Pfälzer Wald. Der Honig aus meinen Blüten hat einen interessanten herben Geschmack.

Im Jahr 2018 wurde ich als Baum des Jahres gekürt.

Maronen in der Küche

Das Püree aus meinen Maronen ist eine typisch ungarische Spezialität, es ist aber auch in Österreich (unter dem Namen Kastanienreis), oder Kroatien (als „kesten pire“) verbreitet. Aus dem Püree lassen sich beispielsweise auch schmackhafte Kuchen herstellen. Die Herstellung einer süßen Krem aus dem Fruchtmark ist aber auch in anderen Anbaugebieten (beispielsweise Südfrankreich) und der Schweiz (sog. Vermicelles) verbreitet. Korsika ist bekannt für sein Kastanienmehl, aus dem Suppe und eine Art Polenta hergestellt werden können. Eine mit Honig gesüßte Maronipaste ist auch sehr beliebt. In Deutschland und Österreich werden meine Früchte oft geröstet auf Weihnachtsmärkten angeboten. Des Weiteren finden sie auch Verwendung als Füllung von gebratenem Geflügel oder als gekochte Beilage statt Kartoffeln.
In den italienischen Alpentälern sowie in den Regionen der Schweiz, die klimatisch so begünstigt waren, dass Kastanienbäume dort gedeihen konnten, galten sie früher als Nahrungsmittel, mit denen man auch Zeiten von Missernten überstehen konnte.

Kürbis-Kastanien-Gemüse

800 g Hokkaido, 200 g gegarte Maroni, 5 kleine Zwiebeln, 6 kleine Thymianzweige und 2 Rosmarinzweige, etwas Butter, 200 ml Gemüsebrühe, Vital-Kräutersalz, Pfeffer, etwas Ingwerpulver und Muskatnussblüte.

Den Thymian waschen und trocken schütteln. Den Kürbis würfeln, in kochendem Salzwasser 5 Minuten blanchieren und abtropfen lassen.  Die Zwiebeln schälen und in Ringe schneiden, die Maroni halbieren. Die Butter schmelzen, darin die Zwiebeln glasig braten, dann den Kürbis, die Maronen sowie die Kräuterzweige zugeben. Mit der Brühe ablöschen und zirka 15 Minuten dünsten. Mit den Gewürzen abschmecken.

Kosmetik

Meine Blüten und Blätter als Tee oder als Wasser (mit etwas Alkohol konserviert) können in der Körperpflege zu leicht gerbenden und hautstraffenden Waschungen dienen. Irritierte und leicht entzündete Haut soll sich bei regelmäßiger Anwendung beruhigen. 

Den Spruch „Die Kastanien aus dem Feuer holen“, um eine unangenehme Aufgabe für jemanden anderen zu übernehmen, kennen wohl die meisten. Er beruht wohl auf einer Fabel von La Fontaine. In dieser lässt sich ein Affe geröstete Kastanien von einer Katze aus dem Feuer holen, um sie selbst zu verspeisen.

Passende Gedichte

    An vollen Büschelzweigen,

    Geliebte, sieh‘ nur hin!

    Laß dir die Früchte zeigen

    Umschalet stachlig grün.

    Sie hängen längst geballet,

    Still, unbekannt mit sich,

    Ein Ast, der schaukelnd wallet

    Wiegt sie geduldiglich.

    Doch immer reift von Innen

    Und schwillt der braune Kern,

    Er möchte Luft gewinnen

    Und säh die Sonne gern.

    Die Schale platzt und nieder

    Macht er sich freudig los;

    So fallen meine Lieder

    Gehäuft in deinen Schoß.

    Johann Wolfgang von Goethe

Jetzt ist’s Zeit, wenn du nach Hause gehst,

Dass du etwas bei den kleinen Öfen stehst,

Dass du schaust, wie dort die Funken sprühen

Und Kastanien auf dem Schüttelroste glühen.

Leg die kalten Hände um die Tüte aus Papier,

Spür das Feuer, fühl die Brände, bleib ein wenig hier.

„Kauft Maroni!“ Koste nur, wie in ihnen Sommer glüht!

Deine Hände werden wärmer, und der Ofen singt und sprüht

Rudolf Stibill

KW 44: Walnuss

Hier bin ich, die königliche Walnuss bzw. der Walnussbaum. Ich bin zwar einer der letzten Bäume, die im Frühjahr austreiben, habe keine auffälligen Blüten oder sonst etwas Aufregendes. Außerdem bin ich der erste kahle Baum im Herbst, auch wieder ohne auffällige Herbstfärbung meiner Blätter und ohne farbige Früchte. Meine Kätzchenblüten im Frühjahr sind auch unauffällig – und meine Früchte im Herbst sind leider auch keine Zierde. Zu allem Überfluss sagen manche Menschen ich hätte einen untersetzten plumpen Habitus. Aber! Ich habe mindestens zwei Dinge von allerhöchster Qualität zu bieten: das edelste Holz und die besten aller Nüsse. Außerdem bekomme ich durch meine silbrige Rinde und meine knorrigen Äste ein charakteristisches Aussehen. Und dass ich die Blätter nur so kurz trage, ist gerade von Vorteil wenn ich von Euch als Hausbaum gepflanzt werde: Im Frühjahr werfe ich erst Schatten, wenn Ihr Euch welchen wünscht, und im Herbst lasse ich die Sonne dann schon wieder durch meine Krone, wenn sie schwächer und für Euch angenehm wird. Ich bin also der ideale und unübertroffene Hausbaum für Euch. Im Einzelstand komme ich da am besten zur Geltung.

Meine lat. Bezeichnung ist Juglans regia, das leitet sich von Jovis glans ab, was in Deutsch Jupiter-Eichel bedeutet und Regia bedeutet königlich. Ich bin also adelig und darauf sehr stolz. Jupiter war der Göttervater der alten Römer und Herrscher über Blitz und Donner. Das deutsche Wort Walnuss soll allerdings von der altrömischen Bezeichnung, Nux gallica, die gallische Nuss, abgeleitet worden sein. Ins Mitteldeutsche übertragen wurde daraus dann die Wälisch Nuss. Denn wälisch galt als Adjektiv für alles Romanische. Später wurde daraus dann die Bezeichnung Walnuss. Ich besitze eine eigene Pflanzenfamilie, die Walnussgewächse. Eigentlich komme ich aus Mittelasien. Über den Mittelmeerraum kam ich schließlich nach Mitteleuropa. Ich wachse bevorzugt in milden Gegenden, da meine Blüten ziemlich frostempfindlich sind. Ich mag es nicht, wenn es zu meiner Blütenzeit zirka Ende April noch Frost gibt. Ich kann ein stattlicher Baum werden, bis zu 25 m hoch und zirka 150- 200 Jahre alt werden.

Meine männlichen Blüten sind dicke Kätzchen, während meine zirka 4 Wochen später erscheinenden weiblichen Blüten unscheinbar und kugelförmig sind. Die Bestäubung übernimmt der Wind.

Meine einzelnen Blätter sind oval und wachsen in so genannten Fiedergruppen mit 5-9 Einzelblättern. Beim Austreiben sind sie rotbraun gefärbt, daran kann man mich und meine Brüder um diese Zeit schon von weitem gut erkennen. Im Laufe des Sommers werden sie etwas lederartig. Wenn man sie zerreibt, riechen sie würzig.

Bis zum Herbst entwickeln sich aus meinen Blüten die bekannten und beliebten Walnüsse.  Ursprünglich waren meine Nüsse ziemlich klein, nur 2 cm groß. Ich wurde aber – wie Äpfel, Birnen und Maronen – von Euren Vorfahren schon seit Jahrtausenden auf größere Früchte gezüchtet. Diese werden von einer harten, hellbraunen Schale geschützt und die wiederum sitzen in fleischigen grünen Außen-Schalen. Beim Reifeprozess platzt die grüne Außenschale von selbst auf. Diese grünen Außenschalen enthalten einen Farbstoff, mit dem Ihr unter anderem auch Haare dunkel färben könnt.

Ich scheide mit meinen grünen Anteilen ein Glykosid aus, das sich bei Freisetzung in die Substanz Juglon verwandelt. Mit diesem Wirkstoff verhindere ich das Pflanzenwachstum in meiner unmittelbaren Umgebung. Es ist also wie eine Art Unkrautbekämpfungsmittel und verhindert so auch, dass sich andere Bäume in meiner Nähe breit machen können. Durch die Ausdünstungen meiner Blätter soll ich auch Fliegen und anderes lästiges Getier fernhalten.

Meine Inhaltsstoffe:

Gerbstoffe, Gerbsäure, Tannine, Bitterstoffe, Flavonoide, Juglon und ätherisches Öle. Verwende Pflanzenteile von Euch Menschen:  Meine unreifen und natürlich die reifen Nüsse, die Nussschalen, Nusskämben und meine Blätter. Dadurch gibt es auch verschiedene Sammelzeiten: Für die grüne Nüsse und die Blätter: zirka Juni.  Für die reifen Nüsse: Herbst.

Grüne Nüsse

Meine unreifen, grünen Nüsse werden auf vielfache Weise von Euch benutzt, z.B. für  Likör mit Zimt, Vanille und Honig. Auch kandiert werden die grünen Nüsse gerne oder zu so genannten schwarzen Nüssen zubereitet. Meine grünen Nüsse sollen Eure Verdauung und Eure Leber stärken und das Blut reinigen. Die Durchblutung Eures Körpers soll verbessert werden – eine Wirkung die vermutlich im Zusammenhang mit der gefäßfördernden Wirkung auch meiner reifen Nüsse steht. Meine unreifen Nüsse könnt Ihr meistens kurz vor dem Johannistag Ende Juni ernten. Ihr solltet sie noch mit einer Nadel komplett durchstechen können. Meine später harten Nussschalen sind in diesem Stadium noch weich.

Reife Nüsse

Meine Früchte weisen eine verblüffende Ähnlichkeit mit Eurem menschlichen Gehirn auf. Die Signaturenlehre geht davon aus, dass Pflanzen durch ihre Form und Farbe anzeigen, für welche Körperteile und Bereiche sie besonders wirksam sind und für welche Krankheiten sie nutzbar sind. So erklärt sich, dass meine Wirkstoffe die menschliche Leistungsfähigkeit aktivieren, die Kreativität und die Konzentrationsfähigkeit fördern und Eure Gehirnfunktionen unterstützen sollen. Entscheidend hierfür ist das pflanzliche Eiweiß, die ungesättigten Fettsäuren, Vitamine wie das A, C und E und der B-Komplex und Mineralstoffe wie Calcium, Zink, Eisen und Magnesium. Deshalb sind für Euch meine reifen Nüsse im Herbst besonders wertvoll.  Der regelmäßige Genuss von Walnüssen soll die Elastizität Eurer Blutgefäße fördern und somit gegen Arteriosklerose und deren Folgen wirken. Die Wirkungsweise wurde erst vor relativ kurzer Zeit von spanischen Wissenschaftlern herausgefunden. Vermutlich sind Substanzen, die den Omega-3-Fettsäuren ähneln, verantwortlich für diese Gefäßfördernde Wirkung. Somit soll der Verzehr von Walnüssen indirekt dadurch das Risiko senken, an Bluthochdruck, Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erkranken. Auch das aus meinen Nüssen gewonnene Walnussöl ist sehr gesund und wertvoll. Es enthält wertvolle Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren. Diese halten Nerven und Hirn gesund und sollen das Herzinfarktrisiko senken. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt Walnussöl auch bei einem erhöhten Cholesterinspiegel, da die ungesättigten Fettsäuren diesen positiv beeinflussen können. In der französischen Küche wird mein Öl von Feinschmeckern sehr geschätzt.

Walnuss-Blätter

In der traditionellen Pflanzenheilkunde werden meine Blätter besonders häufig angewendet. Aufgrund ihres  Gehalts an Gerbstoffen haben sie eine ausgeprägte adstringierende Wirkung. Dadurch können  sie bei Problemen des Verdauungssystems und gegen Hautentzündungen helfen. Meine Blätter können sowohl als Tee, als auch äußerlich benutzt werden.

Für einen Tee (es werden 1-3 Tassen täglich empfohlen) übergießt man 1-2 TL Walnussblätter mit einer Tasse kochendem Wasser und lässt ihn zehn Minuten ziehen. Dann abseihen und in kleinen Schlucken trinken.  Anschließend abseihen und in kleinen Schlucken trinken. Walnussblätter-Tee oder verdünnte Tinktur kann auch in Form von Umschlägen, Bädern oder Waschungen bei Hautentzündungen, Ekzemen und Schuppenflechten lindernd wirken.

Nusskämben

Tees oder Tinkturen aus meinen Nusskämben (die holzigen Leisten zwischen meinen Nusshälften)  sollen Euer Herz stärken und sollen sich zur begleitenden Behandlung von Herzrhythmus-Störungen eignen. Hierzu 4-5 dieser Nusskämben für eine Tasse Tee verwenden und diesen Aufguss 10 Minuten ziehen lassen.

Täglich werden hiervon 2-3 Tassen empfohlen.

Bei den Bachblüten stehe ich unter dem Namen „Walnut“ für den Neuanfang. 2008 wurde ich zum „Baum des Jahres“ gekürt.

Walnüsse oder Walnussöl in der Küche

Walnüsse schmecken im Ganzen, gemahlen oder gehackt in Desserts, als Backzutat, aber auch in asiatischen Gerichten und Gemüse- oder Obstsalaten, als Zutat für Füllungen, Pasteten und Käse. Mein Speiseöl eignet sich für die kalte Küche, sehr als Salatöl, für Gemüsearten wie Sellerie und Spargel, zu Fisch, in Suppen und zu Gebäck, Desserts sowie weiteren Süßspeisen wie z.B. auch Eis.

Walnuss-Gremolata

100 g Walnüsse, 80 g Parmesan, abgeriebene Schale einer Bio-Zitrone oder Limette, 1 EL gehackte frische Kräuter (z.B. Majoran, Feldthymian und/oder Basilikum) etwas Kelten-Kräutersalz

Walnüsse hacken und fettfrei in einer Pfanne anbräunen. Mit der geriebenen Zitronen- oder Limettenschale, dem Parmesankäse und dem gehackten Kräutern verrühren. Mit Kelten-Kräutersalz abschmecken.

Passt super zu Pasta, Suppen und Tomatengerichten.


Herbstlicher Salat

400 g Rotkohl, 400 g Knollensellerie, 2 Äpfel, 2 Orangen, 100 g Walnusskerne, 3 EL Olivenöl, 2 EL Walnussöl, Saft einer Zitrone, Kräutersalz, Pfeffer, Kräuter nach Geschmack

Rotkohl und Sellerie fein hobeln, die Apfel entkernen und in feine Spalten schneiden, alles gut vermengen. Das Dressing vorbereiten und über die Salatzutaten geben. Die Orangen filetieren und mit den Walnusskernen über den Salat geben.

Walnüsse in der Kosmetik

Kosmetische Verwendung: Mein Extrakt wird zum Tönen Eurer Haare verwendet. Er kann dazu in Shampoos, Spülungen, Haarkuren und Farbfestiger eingesetzt werden.

Durch den hohen Linolsäuregehalt ist Walnussöl auch in der Hautpflege beliebt: Es zieht besonders schnell in die Haut ein und macht sie geschmeidig. So Kann auch trockene, irritierte, rissige und/oder lichtgeschädigte Haut wieder glatt und gesund werden.

Passender Witz:

Brokkoli: Komisch, ich sehe aus wie ein Baum.

Pilz: Ich sehe aus wie ein Regenschirm.

Walnuss: Wow, ich sehe aus wie ein Gehirn.

Banane: Können wir bitte das Thema wechseln.

Die Walnuss

Die kleine Walnuss sehr begehrt,

von jedem gerne mal verzehrt,

die findet man zur Herbsteszeit,

dann ist zu knacken sie bereit.

Manchmal musst Dich nach ihr bücken,

manchmal auch vom Baum sie pflücken,

sie ist ein wahrer Hochgenuss,

den man einfach haben muss.

Nicole Pulver

KW 45: Wegwarte

Ich bin die Wegeleuchte oder Wegwarte und habe im Laufe der Zeit noch andere Namen bekommen, wie z.B. Blaue Distel, rauer Heinrich, Zichorie, Sonnenwirbel, blaue Sonnenwende, verzauberte Jungfrau, Zigeunerblume und faule Magd.

Ich gehörte zu den Pflanzen für eine Blumenuhr. Meine Blüten öffnen sich früh morgens um fünf Richtung Osten der Sonne zu und schließen sich bereits am späten Vormittag um elf Uhr. Dadurch erklären sich auch die Namen Faule Magd oder Faule Gretel.

Mein lateinischer Name ist Cichorium Intybus . Der Gattungsname Cichorium davon leitet sich von griech. ,kichorion‘ ab, bestehend aus griech. ,kio‘ (= ich gehe) und ,chorion‘ (= Feld). Damit wird deutlich, dass ich gerne an Feldwegen stehe.

In der Zeit vor Linné hieß ich Intybus, abgeleitet von Griech. ,entybon‘ (= Endivie). In der Tat ist die leicht bittere Endivie (Cichorium endivia L.), die Ihr gern in der kalten Jahreszeit als Salat nutzt mit mir nahe verwandt. Auch der Chicorée (C. intybus var. foliosum) gehört in unseren engen Verwandtschaftskreis. Im Gebrauch ist auch noch eine weitere Cichorium-Art, C. intybus var. Sativa. Von Ihr wird die Wurzel geröstet als Kaffeeersatz verwendet  („Zichorienkaffee”).

Ich bin eine mehrjährige bzw. ausdauernde Pflanze, die Wuchshöhen zwischen bis zu 150 cm erreichen kann. Meist bleibe ich jedoch mit 50 bis 80 cm Höhe deutlich kleiner. Nach oben bin ich sparrig verzweigt und im Boden mit einer langen, tiefreichenden Pfahlwurzel verankert.  Meine Stängel sind auffallend behaart und haben eine eher kantige Form. Meine Blätter sind 10-30 cm lang, meine Grundblätter sind schrotsägeförmig, meine oberen Blätter dagegen länglich-lanzettlich geformt. Meine zahlreichen hellblauen, selten weißen Blütenköpfe sitzen zu einzeln oder zu mehreren endständig oder seitlich an meinen steifen Stielen. Meine Blütezeit kann von Juli bis September oder auch noch darüber hinaus dauern. Meine auffallend schönen Korbblüten können einen Durchmesser von bis zu 6 cm erreichen. Ich bilde allerdings nur Zungenblüten aus und jede einzelne davon läuft am äußeren Ende in 5 Zacken aus.

Ab September bilden sich aus meinen Blüten die für unsere Pflanzenfamilie (Korbblütler) typischen Achänenfrüchte mit gerippter und langgezogener Form.

In Europa bin ich heimisch, außerdem findet man mich in größeren Wildbeständen in Westasien und Nordafrika. In China und Amerika werden meine Verwandten als wichtige Futterpflanze kultiviert.

Man findet mich eher an trockenen, seltener an mittelfeuchten Standorten. Ich besiedele vor allem Wegränder (daher auch der Name), Randbereiche von landwirtschaftlichen Feldern sowie Brachflächen und Ödland. An Standorten mit frisch aufgeschlossenen Böden sieht man mich häufig als Pionierpflanze.

Geschichte und Sagen

Um mich ranken sich viele Bräuche und Rituale der Sympathiemedizin, bei der abergläubische Elemente mit heilkräftigen Anwendungen verknüpft wurden. Bereits in vorkeltischer Zeit wurde ich verehrt und  galt als Verkörperung der Vegetationsgöttin. Der Legende nach war ich die Frau des Sonnengottes, nach dem ich mit meinen blauen Augen Ausschau hielt, während er am Himmel seine Bahn zog. Der Sonnengott besaß die Gestalt eines Hirsches. Mit einem Hirschgeweih ausgegrabene Kollegen von mir sollen deshalb die stärksten Wirkungen aufweisen.

Am Johannistag in einem besonderen Ritual mit einem goldenen Werkzeug ausgegrabene Wurzeln von mir galten als Unglück abwehrend.

Wurzeln von mir, unter das Kopfkissen gelegt, halfen auch einen Dieb im Traum zu entlarven.

Eine alte Sage beschreibt meine Blüten als die blauen Augen eines verwandelten Burgfräuleins, das am Wege vergeblich auf die Rückkehr ihres Geliebten vom Kreuzzug in das Heilige Land wartet.

Ich werde auch mit einigen Liebeszaubern in Verbindung gebracht. Um sich etwa die Treue des Ehemanns zu sichern mischten eifersüchtige Frauen pulverisierte Wegwarte in das Essen Ihres Gemahls.

Um die Aufmerksamkeit eines Mannes zu gewinnen sollte ich als Zutat in Zaubertränken dienen.

Anwendung

Paracelsus empfiehlt mich bereits als schweißtreibend, Kneipp bei Magen-, Darm- und Lebererkrankungen. In der Pflanzenheilkunde werde ich zur Stimulierung und zur Heilung von Milz, Leber und Galle eingesetzt, aber auch zur allgemeinen Reinigung bei Hautkrankheiten und Ekzemen angewendet.

Volkstümliche Anwendungen umfassen Appetitanregung (mit meiner ganze Pflanze), Stimulierung der Sekretion von Verdauungssäften und abführende Wirkungen. Zur arzneilichen Behandlung von Appetitlosigkeit und dyspeptischen Beschwerden habe ich in Deutschland eine positive Bewertung.

Die Kommission E hat mich zur Behandlung von  Appetitlosigkeit und Magen-Darm-Beschwerden benannt.

Meine Wurzel wurde vom HMPC als traditionelles pflanzliches Arzneimittel eingestuft. Basierend auf langjähriger Erfahrung kann meine Wurzel bei leichten Verdauungsbeschwerden wie, z.B.  Völlegefühl, Blähungen und verzögerter Verdauung sowie bei zeitweilig auftretender Appetitlosigkeit angewendet werden.

Dafür einen Tee aus 2 bis 4 g fein geschnittener Wegwartenwurzel mit ca. 150 ml kochendem Wasser übergießen und nach 10 Min. abseihen.

Ich spiele auch in der Bach-Blütentherapie eine Rolle. Als achte Pflanze in der Reihe soll sie vor allem gegen vielerlei negative Gefühle wie Egoismus, Selbstaufopferung, Selbstmitleid oder Gefühlsterror helfen.

Inhaltsstoffe

Mein Bitterwert liegt zwischen 700 und 900. Er ist zwar deutlich höher als ähnlich genutzte Bitterstoffpflanzen, wie z.B. Löwenzahn, gilt aber dennoch als vergleichsweise mildes Bittermittel.

Einige meiner Bitterstoffe, wie z.B. die Stoffe Lactucin und Lactucopicrin haben darüber hinaus schmerzlindernde bzw. schmerzstillende Eigenschaften. Neben Bitterstoffen enthalte ich noch Flavonoide, Gerbstoffe und Schleimstoffe. Bei letzterem sind besonders die Pentosane hervorzuheben, die eine heparinähnliche Wirkung auslösen und somit die Blutgerinnung hemmen können.

In der Küche

Meine Wildform lässt sich in der Küche ebenso vielseitig einsetzen, wie meine Zuchtformen (z.B. Chicoree). Verwendung finden sowohl meine Blätter, meine Blüten als auch meine Wurzel.

Meine Blätter können vor allem im Frühjahr eine delikate Zutat für knackige Salate bilden. Sie sind leicht bitter, haben eine angenehm milden Geschmack und liefern viele wertvolle Mineralien. Kurz vor bis nach der Blüte werden meine Blätter zunehmend bitterer. Dann lassen sich z.B. als Spinatersatz verwenden. Dafür  sollten meine Blätter aber etwa 2-3 Stunden vorher in Wasser eingelegt werden, um Bitterstoffe auszuschwemmen.

Meine hübsch anzusehenden Blüten eignen gut zum Garnieren von Wildkräutersalaten und Obstkompott oder Obstsalaten. Oder Ihr könnt sie auch kandieren.

Für den so genannten Zichorienkaffee, der in wirtschaftlich angespannten Zeiten gern als Ersatzkaffee getrunken wird, werden meine Wurzeln zunächst geerntet und dann getrocknet. Im Anschluss wird die getrocknete Wurzel zerkleinert und geröstet. Zum Trockenrösten in der Pfanne eine eher geringere Temperatur wählen. Nach dem Rösten können die Wurzelteile gemahlen und als Kaffee aufgebrüht werden.

Meine Titel: Ich wurde bereits 2005 zum „Gemüse des Jahres“ und 2009 zur „Blume des Jahres“ gewählt. Dann folgte die Benennung zur „Heilpflanze des Jahres 2020“.

Wegewarte

Es steht eine Blume,

Wo der Wind weht den Staub,

Blau ist ihre Blüte,

Aber grau ist ihr Laub.

Ich stand an dem Wege,

Hielt auf meine Hand,

Du hast deine Augen

Von mir abgewandt.

Jetzt stehst du am Wege,

Da wehet der Wind,

Deine Augen, die blauen,

Vom Staub sind sie blind.

Da stehst du und wartest,

Daß ich komme daher,

Wegewarte, Wegewarte,

Du blühst ja nicht mehr.

Hermann Löns

KW 46: Franzosenkraut

Ich bin’s, das Franzosenkraut, zwar zart und unauffällig, so dass viele mich übersehen – aber ich bin da und ich melde mich jetzt zu Wort.

Man hat mir auch andere Namen gegeben, wie z.B. Knopfkraut (klingt doch niedlich), aber auch Gartenpest oder Teufelskraut (diese weisen darauf hin, dass ich oft als typisches Gartenunkraut betrachtet werde). Der Name Knopfkraut hängt mit den Franzosen zusammen, denn meine Blüte ähnelt den früheren Knöpfen an französischen Uniformen.

Hier in Deutschland gibt es zwei Sorten Franzosenkraut. Mich, das eher kahle kleinblütige Knopfkraut und das behaarte Knopfkraut. Dieses verdankt seinen Namen den längeren Drüsenhaaren an der Blütenhülle und zusätzlichen Haaren an Blättern und Stielen.

Galinsoga parviflora ist meine lateinische Bezeichnung. Dabei stammt „Galinsoga“ vom Namen des spanischen Arztes und Intendanten des Königlichen Gartens in Madrid Mariano Martinez de Galinsoga (1766-1797). „Parviflora“ kommt von lat. parvus = klein und lat. florus = blütig und bedeutet kleinblütig (wie passend!).

Ich werde leider als typisches „Unkraut“ bezeichnet und deshalb oft bekämpft. Ich wachse gern auf frischen bis mäßig frischen, nährstoffreichen, aber vorzugsweise kalkarmen, humosen, lockeren und sandigen Lehmböden. Also findet man mich in Gärten, an Äckern oder an offenerdigen Weg- und Straßenrändern.

Ich bin einjährig und keime erst im späten Frühling, wenn es warm genug ist, denn ich komme nicht aus Frankreich, wie mein Name vermuten lässt, sondern ursprünglich aus Südamerika, eigentlich Kolumbien, wo ich auf der Hochebene im Dorf Guasca (Boyacá) sehr verbreitet bin. Du kannst mich also als Weltenbummler bezeichnen, denn ich stamme wie die Tomaten, Kartoffeln und der Mais aus Südamerika.

Man bezeichnet mich deshalb als Neophyt. Ursprünglich wurde ich Ende des 18. Jahrhunderts in botanischen Gärten angepflanzt, bald jedoch wegen meiner schmackhaften Blätter auch in landwirtschaftliche Kultur genommen. Weil ich mich sehr stark verbreitete und dies zeitlich mit den Feldzügen von Napoleon zusammenfiel, kamen die Franzosen zu Unrecht in Verruf, mich eingeschleppt zu haben. Heute habe ich mich über ganz Europa und große Teile Asiens verbreitet und in Frankreich nennt man mich bezeichnenderweise „Russenkraut“.

Ich kann 20-60 cm hoch werden und bilde weiche, eher kahle Stängel aus denen sich gegenständige, eiförmige, grob gesägte Blätter entwickeln. Meine Blüten sind winzige Knöpfchen (knapp 0.5 cm), bestehend aus einem Körbchen mit kleinen gelben Röhrenblüten und 5 weißen Kronblättchen. Jedes dieser Kronblättchen besitzt 3 kleine Zipfel. Bei meinen Blüten herrscht fast ausschließlich Selbstbestäubung. Meine Blütezeit: Juni bis Oktober und manchmal sogar November. – Jedenfalls bis zum ersten Frost. Ich kann es auf bis zu 3 Generationen in einem Jahr bringen. Meine Früchte sind winzige schmale Achäne mit flugfähigem Pappus, aber ich kann pro Pflanze bis zu 100.000 Samen produzieren! Und diese Samen haben es in sich! Sie können bis 10 Jahre auf eine günstige Witterung warten und dann keimen. Auf Feldern oder in Gärten wachse ich gern und werde von vielen Bauern und Gärtnern verflucht, aber zum Glück lasse ich mich durch meine üppige Samenbildung und meine Widerstandskraft nicht so einfach aus den Beeten vertreiben.

Mein Bruder (lat. Galinsoga ciliata), das behaarte Knopfkraut ist an seinen Stängeln und Blättern mit feinen oder zottigen Härchen überzogen. Sein Beiname ciliata bedeutet übrigens „bewimpert“.

Meine Inhaltsstoffe:

Eisen, Eiweiß, Kalium, Kalzium, Magnesium, Mangan, Phosphor, Schleimstoffe, Vitamin A, Vitamin C. Ich strotze also vor wichtigen Inhaltsstoffen und kann deshalb schon fast mit der wertvollen Brennnessel mithalten, die leider weitaus besser erforscht wurde. Mein Eisengehalt ist außergewöhnlich hoch, so kann ich helfen einem Eisenmangel vorzubeugen.

Aufgrund meiner Inhaltsstoffe schätzen mich auch viele Vögel, Nagetiere oder Insekten als Nahrungsmittel. Ich kann auch als Viehfutterpflanze verwendet werden. Da ich wohl eindeutig Insekten fördere und damit zur biologischen Vielfalt im Garten beitrage, können eventuell weniger Probleme mit Blattläusen auftreten. Also sollte mich wohl in Maßen im Garten stehen lassen. Außerdem bin ja ein wertvolles Mitglied der essbaren Wildkräuter.

Eigenschaften und Verwendung

Meine Eigenschaften auf den menschlichen Organismus sollen blutdruckregulierend, blutreinigend und kräftigend sein. Somit kann bei Magen-Darm-Beschwerden, Leberschwäche, hohem Blutdruck und Anämie ein Tee aus meinem Kraut helfen. Dazu einen Esslöffel meiner frischen oder getrockneten Blüten und Blätter mit 250 ml kochendem Wasser aufgießen und nach 10 Minuten abseihen.

Aber, leider habe ich hier zu Lande kaum eine Bedeutung als Heilkraut. Das kommt auch daher, dass ich ja noch nicht so lange hier zuhause bin. In meiner ursprünglichen Heimat in Südamerika diene ich Heiltee bei verschiedenen Leiden, wie z.B. auch bei der Krebstherapie und zur Regenerierung nach langen Krankheiten. Mir wird auch eine blutstillende Wirkung nachgesagt.

Ich kann Euch Kraft und Energie geben, um auch schwere Zeiten gut zu überstehen (wie passend gerade jetzt!).

In der Homöapathie soll ich bei Grippe und grippalen Infekten helfen.

In der Küche

Ich bin sehr vital und enthalte viel Eiweiß. Von mir kann das gesamte oberirdische Grün mit den Blüten geerntet werden. Später im Jahr, wenn meine unteren Stängel und Blätter faserig werden, sollten nur die oberen Triebspitzen von mir verwendet werden.

So lasse ich mich sehr vielfältig verwenden, z.B. als Salatzutat, für Pesto, als oder mit Spinat, in Smoothies und als Gewürz über Suppen und Gemüse.

Wildkräuterpesto mit Franzosenkraut

Ca. 50 g Wildkräuter, wie Franzosenkraut, Giersch, Löwenzahn, Schafgarbe, Vogelmiere und Brennnessel, 2 EL Sonnenblumen- oder Kürbiskerne, 1 Knoblauchzehe, 75-100 ml Olivenöl, etwas Meersalz, frischer Pfeffer, 50 g Parmesan.

Die Wildkräuter waschen, trocknen und fein schneiden. Zusammen mit den Kernen, dem Knoblauch, Öl, Meersalz und Pfeffer pürieren. Den frisch geriebenen Käse unterrühren und das fertige Pesto abschmecken. In kleine Twist-off-Gläser abfüllen, eine dünne Schicht Öl darüber gießen, gut verschließen und kühl lagern.

KW 47: Gefleckte Taubnessel

Ich, die Gefleckte Taubnessel (Lamium maculatum) bin eine Pflanzenart, die zur Gattung der Taubnesseln innerhalb der Familie der Lippenblütengewächse gehört. Ich bin ich nicht mit der Brennnessel verwandt, obwohl meine Blätter so ähnlich aussehen und ich auch den Namen Nessel im Namen habe. Namensgebend sowohl für den wissenschaftlichen als auch für meinem deutschen Trivialnamen gilt meine gefleckte Unterlippe. Die Gattung der Taubnesseln (Lamium) umfasst wohl 25 bis 30 Arten.

Volkstümliche Namen von mir und meinen Geschwistern: Ackernessel, Bienensaug, Blumennessel, Saunessel, Falsche Brennessel, Honigblom, Kuckucksnessel, Milder Nessel, und Zahme Nessel.

Ich bin sehr variabel im Aussehen und wachse als ausdauernde krautige Pflanze und nur selten als einjährige Sommerpflanze. Meine Wuchshöhe schwankt zwischen 20 und 80 cm. Ich bilde grüne oberirdische und bleiche unterirdische Ausläufer. Mein Stängel ist oft unten kahl, oben jedoch spärlich abstehend weiß behaart. Er ist nur am Grunde verzweigt, hohl und typisch vierkantig und manchmal rot angelaufen.

Meine kreuzweise gegenständig angeordneten Laubblätter sind dunkelgrün gefärbt und bilden in ihrer Blattmitte, besonders im Winter, einen weißlichen Längsstreifen oder sogar weißliche Flecken aus. Meine unteren Blätter sind länger gestielt als die oberen. Diese Anpassung benötige ich an ungünstige Lichtbedingungen, denn ich gedeihe auch gut im Halbschatten. Die Blattform variiert von eiförmig-dreieckig bis herzförmig, der Blattrand weist eine grobe doppelte Zähnung auf.

Meine Hauptblütezeit ist April bis Oktober.

Meine purpurnen Lippenblüten werden in den Blattachseln der oberen Blattpaare gebildet und sind dort zu zwei bis acht Blüten zusammengefasst in Scheinquirlen angeordnet. Von diesen Scheinquirlen bilde ich gewöhnlich drei bis acht Etagen übereinander. Meine Blüte enthält Kelch und Krone. Der grüne Kelch fällt durch 5 ähnlich große Zähne auf. Die tiefrosa bis purpurn gefärbte Krone wird etwa 2bis 3 cm lang, dabei weist meine Kronröhre eine charakteristische Aufwärtskrümmung auf. Damit unterscheide ich mich auch gut von meinen Geschwistern, wie z.B. der roten oder der stängelumfassenden Taubnessel. Die Oberlippe ist helmförmig gestaltet, die dreizipfelige Unterlippe besitzt ein auffälliges Fleckenmuster, das meinen Befruchtern den Weg zum Nektar weist. Meine vier Staubblätter pro Blüte, zwei längere und zwei kürzere, neigen sich gewöhnlich zusammen. An der Basis der Krohnröhre biete ich zuckerreichen Nektar (42 %), der gewöhnlich nur langrüsseligen Insekten zugänglich ist. Vielleicht hast auch Du schon als Kind meine hübschen Blüten ausgezupft und sie an der Kronröhre ausgesaugt. Falls noch kein tierischer Bestäuber seine Arbeit verrichtet hat, schmeckt mein Nektar schön süß.  Als meine typischen Bestäuber liebe ich Hummeln. Erdbienen beißen meine Kronröhre bisweilen seitlich an, um an den Nektar zu gelangen. Als Nektarräuber dienen sie leider nicht der Bestäubung. Beim Einkriechen von Hummeln in die Kronröhre meiner Blüte verschiebt sich die Oberlippe meine Blüte gelenkartig nach hinten. Narbe und Staubbeutel berühren so nacheinander den Rücken des brummenden Bestäubers.

Meine kleinen Früchte, die Klausen, werden gewöhnlich von Ameisen, die vom ölhaltigen Anhängsel angelockt werden, aufgegriffen und verschleppt. Sie übernehmen dadurch die Arbeit, mich weiter auszubreiten. Ich kann mich aber auch selbst ausbreiten: Durch den bei Fruchtreife trocken werdenden Kelch werden in der Fruchtwand Spannungen erzeugt, so dass eine Selbstausstreuung meiner Samen stattfindet. Außerdem verbreite ich mich auch über meine Ausläufer.

Ich mag frische bis feuchte Ruderalstellen und so findet man mich im Halbschatten von Gebüschen und Hecken, an Waldsäumen, Mauern und Straßengräben sowie in frischen Laubwäldern. Ich bin von der Ebene bis in Höhenlagen von etwa 2000 Meter anzutreffen.

Meine Inhaltsstoffe:

Mineralien, wenig ätherisches Öl, Iridoide (sekundäre Pflanzenstoffe), Flavonoide, Glykoside, Saponine, Schleim- und Gerbstoffe.

Für Heilanwendungen wird insbesondere meine Schwester, die Weiße Taubnessel, genutzt. Es ist jedoch anzunehmen, dass auch ich ähnliche Inhaltsstoffe und Eigenschaften aufweise. Leider wurde das noch nie genauer untersucht.

Allgemein wird der Taubnessel eine Wirkung als auswurfförderndes Mittel bei Erkrankungen der Atemwege zugesprochen. Auch bei Verdauungsstörungen, wie z.B. Blähungen sollen wir helfen. Mit Tee getränkte Umschläge werden bei Hautschwellungen, Beulen, Krampfadern und Gichtknoten empfohlen. Außerdem wirken wir schwach harntreibend und entzündungshemmend. Diese entzündungshemmende Wirkung wird hauptsächlich gegen Entzündungen der Mund- und Rachenschleimhaut genutzt.

Der kräuterkundige Pfarrer Künzle empfiehlt alle Taubnesselsorten und spricht den verschiedenen Arten die gleiche Heilwirkung zu: Nach der Blütenfarbe, so meint er, unterscheiden wir die weiße, die rotgefleckte und die goldene. „Alle Sorten haben die Kraft zu kühlen, Fieber, innere Hitze und Brand zu stillen. Tee von den Blättern und Blüten der Taubnessel ist daher heilsam bei Durchfall, Blasenentzündung, Blutfluss und Ruhr. Das Teekraut ist 10-15 Minuten zu sieden.“

Er empfiehlt auch ein Taubnesselöl, das ähnlich wie das Johanniskrautöl hergestellt wird: Frische Blüten mit gutem Öl übergießen und 8-10 Tage in der Sonne ziehen lassen. Das abgefilterte Öl soll bei inneren und äußeren Verletzungen, wie das Johanniskrautöl, wertvolle Dienste leisten.

Auch Maurice Mességué, ein französischer Heilkräuterkundiger, spricht den verschiedenen Taubnesseln im Wesentlichen die gleiche Heilwirkung zu. In erster Linie verwendet er die Blüten und Blütenkronen der Nesseln. Sie seien harntreibend, blutreinigend, kräftigend, erfrischend und haben blutstillende Eigenschaften. Waschungen mit dem Tee können bei Verbrennungen und anderen Hautverletzungen hilfreich sein.

Hildegard von Bingen erwähnt uns Taubnesseln unter den Namen „Binsuga“ (Bienensaug) und meinte dazu, dass wir die Fröhlichkeit fördern.

Wer sie genießt, lacht gern, da ihre Wärme auf die Milz einwirkt und so das Herz erweitert.

(Hildegard von Bingen)

Gefleckte Taubnessel in der Küche:

Meine jungen Sprosse und Blätter können als gehaltvolles Wildgemüse verzehrt werden. Sie schmecken am Besten vor der Blüte (ca. Februar bis April) Ich eigne mich deshalb auch für Anpflanzungen in naturnahen Gärten und werde zu diesem Zweck auch in zahlreichen Kultursorten, z. B. mit schön panaschierten Blättern, gezogen.

Auch bereits blühende Triebspitzen passen in Rohkostsalate, z.B. in Kombination mit Schafs- oder Ziegenkäse. Meine Triebspitzen eignen sich auch prima für Gemüsesuppen oder in Kombination mit Spinat. Meine Blüten ergeben eine tolle essbare Dekoration für die verschiedensten Speisen und können auch eine leckere Haustee-Mischung ergänzen. ergeben leckere Gemüsechips und sind eine ausgezeichnete Beigabe in Bratlingen.

Rezept Spinat-Wildkräutersuppe

1 Zwiebel, 450 g tiefgefrorener Blattspinat, 1 Handvoll Wildkräuter der Saison, Öl zum Anbraten, 1 El Mehl, 2 l Gemüsebrühe, Meersalz, Pfeffer, Muskatnussblüte (Macis), Creme fraiche, Kernmix für Salate.

Die Zwiebel putzen, würfeln und andünsten, die klein geschnittenen Wildkräuter hinzugeben, dann das Mehl darüber streuen und leicht anbräunen. Mit der Brühe ablöschen und den Spinat zufügen, zirka 10-15 Minuten köcheln lassen, dann mit den Gewürzen abschmecken und pürieren. Servieren mit einem Klecks Creme fraiche und 1 kleinem Löffel Kernmix.

Zum Abschluss ein Gedicht über die Taubnesseln:

„Am Straßenrand bedeckt mit Staub,

blüht eine Nessel, die ist taub.

Sie blüht bei Sonnenschein und Frost,

mühselig, aber doch getrost. Dereinst,

am Tage des Gerichts

(sie hört von den Posaunen nichts)

wird Gott ihr einen Boten schicken.

Der wird die taube Nessel pflücken

und in den siebten Himmel bringen.

Dort hört auch sie die Engel singen.“

Heinrich Waggerl

KW 48: Senf

Wenn Ihr jetzt im Herbst noch blühende, gelbe Äcker entdeckt, handelt es sich nicht um Rapsfelder, wie im Frühling, sondern das auf dem Acker bin ich, der weiße oder schwarze Senf. Ihr kennt mich als Gewürzpflanze und einen der Grundstoffe des Senfgewürzes bzw. der Senfpaste. Warum wachse ich jetzt auf den Äckern? – Nun, ich werde oft als bodenbedeckende Zwischenfrucht im Spätsommer auf den Äckern ausgesät, um die Auswaschung von Nährstoffen zu verhindern. Meine weitverzweigten Wurzeln machen den Boden außerdem schön feinkrümelig. Vielfach verbleiben meine Pflanzen als Gründüngung zur Humusanreicherung über Winter auf dem Acker und werden später in den Boden eingearbeitet.

Meine  Lat. Bezeichnung: Sinapis alba/ Brassica für mich als weißer Senf und Brassica nigra für meinen Bruder, den schwarzen Senf. Wir kommen beide aus der Familie der Kreuzblütler.

Zur Namensherkunft: Die Bezeichnung Weißer Senf bezieht sich auf meine weißen Samenkörner. Ich werde auch Gelbsenf genannt, in Bezug auf meine gelben Blüten.

Beschreibung:   Wir wachsen beide als einjährige krautige Pflanze und können Wuchshöhen von bis zu 120 cm (mein Bruder sogar bis zu 200 cm) erreichen. An unseren kantigen,verzweigten Stängeln sitzen formenreich gegliederte, gezähnte, rau behaarte Laubblätter. Die oberen Laubblätter sind gestielt und fiederspaltig geteilt bis gefiedert. Im Unterschied zum Schwarzen Senf (Brassica nigra), dessen Stängel glatt und rund sind, sind meine Stängel kantig, gefurcht und borstig behaart.

Meine Blüten sind in einem lockeren Blütenstand angeordnet. Die zwittrigen Blüten sind vierzählig und leuchtend gelb. Unsere normale Blütezeit liegt am Ende des Frühsommers. Nach der Befruchtung stehen meine Schoten waagerecht vom Stängel ab. Die reifen Schoten meines Bruders, des schwarzen Senfs, stehen dagegen nahezu senkrecht und liegen eng am Stängel an. Sie enthalten vier bis acht rundliche Samen. Ich bin im Wesentlichen eine  Kulturpflanze, die im Mittelmeerraum beheimatet ist. Außerhalb  von Äckern komme ich nur unbeständig als Ruderalpflanze vor.

Meine Inhaltsstoffe

sind  u.a.:Senföl, Senfölglykoside, Ätherische Öle, Vitamin C, Histidin, Schleim und Zink. Meine reifen Samen enthalten etwa 30 % Öl und 2 bis 2,5 % Sinalbin. Dieses Sinalbin gehört zu den Senfölglykosiden und sorgt für meine Schärfe. Die Wirkungsweise wird als hautreizend, bakterienabtötend, entzündungshemmend und schmerzlindernd beschrieben. Als Gewürz von schweren Speisen rege ich die Verdauung an und helfe somit, die Nahrung zuverdauen, wirke  gegen Blähungen und Verstopfung. Durch die Schärfe meiner Senfölglycoside und der ätherischen Öle kann ich  außerdem die Atemwege befreien, was jetzt in der Erkältungszeit sehr willkommen ist. Ihr könnt mich als  scharfen Senf essen, um Eure verstopfte Nase frei zu bekommen und die Nebenhöhlen bei Nebenhöhlenentzündung desinfizieren.

In der Volksmedizin werden meine  frisch gemahlenen und mit Wasser zu einem Brei verrührte Samen äußerlich für Umschläge verwendet. Bei der milderen Senfkompresse wird ein Tuch in Senftee getränkt, ausgedrückt und dann aufgelegt. Diese Senfkompresse ist milder in der Wirkung als der Breiumschlag. Fertig käufliches Fertig-Senfpflaster (Apotheke)  ist meist schwächer als ein Breiumschlag. Alle Arten von Senfpflaster werden wegen ihrer hautreizenden und durchblutungsfördernden Eigenschaften angewendet. Die Durchblutung wird hierbei nicht nur direkt in der Haut, sondern auch im darunterliegenden Gewebe verstärkt. Daher können Entzündungsprozesse in Euren Gelenken und Euren inneren Organen durch die Erwärmung und Durchblutung positiv beeinflusst werden. Kinder unter 6 Jahren  und  Personen mit Nierenerkrankungen sollten jedoch nicht mit Senfpflastern behandelt werden. In einer Untersuchung soll übrigens festgestellt worden sein, dass meine Blätter (die in der  traditionellen lokalen Mittelmeerdiät enthalten sind) eine potentielle Anti-Diabetes-Wirkung besitzen.

Geschichte          

Ich  wurde schon vor 3000 Jahren in China als Gewürz geschätzt. Über Kleinasien gelangte ich nach Griechenland, wo ich im 4. Jahrhundert v. Chr. als Heilmittel bekannt wurde. Das erste überlieferte Rezept  zur Senfzubereitung verfasste wohl der Römer Columella im 1. Jahrhundert n. Chr. Im 8. Jahrhundert werde ich  in einer Schrift Karls des Großen erstmals in Mitteleuropa erwähnt und wurde – von arabischen Pflanzungen in Spanien aus verbreitet – an den europäischen Tafeln bald zu einem wichtigen Gewürz. So ernannte meines Wissens Papst JohannesXXII., der ausschließlich in Avignon und nicht in Rom residierte, einen seiner Neffen zum Grand moutardier du Pape – zum „Großen päpstlichen Senfbewahrer“.

Ich und der Meerrettich waren über Jahrhunderte die einzigen scharfen Gewürze, die europäischen Köchen zur Verfügung standen.  Erst im 13, Jahrhundert gesellte sich der Pfeffer und im 15. Jahrhundert der Chili zu uns scharfen Gesellen. Hildegard von Bingen spricht ausdrücklich von meinem Bruder, dem  Schwarzen Senf.  Ich wurde dagegen wohl gern in den südlichen Zonen angebaut.  Hildegard von Bingen meinte der Senf sei empfindlichen und kranken Menschen nicht zuträglich und empfiehlt, seine nutzlosen Stoffe mit Wein oder Essig auszuziehen.

In Deutschland wird bereits seit 1726 der Düsseldorfer ABB-Senf hergestellt und ist somit die älteste deutsche noch existierende Senfmarke, die heute noch vom Düsseldorfer Unternehmen Löwensenf industriell hergestellt wird.

In der Küche:

In Indien werden meine Blätter und Stängel mit Zwiebeln und Knoblauch gekocht und mit Naan-Brot gegessen oder wie Spinat zubereitet. Meine  frischen, scharf schmeckenden Blätter können in kleinen Mengen prima Salaten oder Eintopfgerichten beigemengt werden. Sie würzen auch Wurst-, Quark- und Eiergerichte.        

Die verwendete Senfsaat entscheidet über die Schärfe von Senf. Das heißt, je mehr braune Senfsaat, die ja schärfer ist als ich, verwendet wird, desto schärfer ist das Endprodukt Senf. Senf wird in fünf Grundsorten unterschieden: mild, mittelscharf, scharf, extrascharf und süß.

Sobald Senf mit Luft in Berührung kommt, trocknet er aus und verliert an Schärfe, da sich die Senföle verflüchtigen. Scharfe Senfsorten werden bei längerer Lagerung somit immer milder. Deshalb sollten geöffnete Senfgläser immer gut verschlossen im Kühlschrank aufbewahrt werden. Ihr könnt Euch Euren eigenen Senf anrühren oder  gekauften Senf weiter verfeinern. Verrührt dafür einen neutralen Senf mit verschiedenen gehackten Kräutern oder feingeriebenen Meerrettich, Honig, Ingwer, ätherischen Ölen, Wein oder Sherry, Eurer Phantasie sind dabei keine Grenzen gesetzt. Nach einigen Tagen werden können Sie einen neuen Geschmack entdecken. Senfpulver lässt sich leicht in Soßen einrühren und als Gewürz unter Gerichte mischen.

In der Küche könnt Ihr zu vielen Gerichten Euren Senf dazugeben. Er schmeckt zu Getreide- und Gemüsegerichten, Fleisch- und Fischgerichten und pur zu Brat- oder Bockwurst, Käse, Backkartoffeln oder auch als Brotaufstrich. Buttermischungen Salatsoßen, warme Soßen und Dips bekommen durch Senf einen gewissen Pepp. Da die Senföle sich nicht nur durch Luft verflüchtigen, sondern auch durch Wärme, sollten die Gerichte nach dem Würzen mit Senf nur noch kurz erhitzt werden. Aus Senfkörnern können unproblematisch würzige Sprossen gezogen werden. Sie eignen sich zum Überstreuen für Salate, Brotaufstriche, Soßen und Dips. Lasst Ihr die Sprossen länger wachsen erhaltet Ihr Senfgrün, das ähnlich wie Kresse verwendet werden kann. Doch nicht nur meine Körner sind genießbar. Kreative Köche verwenden meine jungen Blätter und bereiten damit aromatische Salate und Gemüsegerichte, so wie es auch in anderen Ländern üblich ist.

Senfquark

Zutaten: 250 g Magerquark, 2 EL Senf, Meersalz, Kubebenpfeffer

Zubereitung: Quark mit Senf glatt rühren und mit Kubebenpfeffer und etwas Meersalz würzen. Schmeckt zu Gemüsestreifen, Gemüsepfanne oder zu Pellkartoffeln. Nach Belieben noch etwas gehackte Kräuter der Saison unterrühren.

Es gibt den Spruch: „Humor ist unser Senf des Lebens“

Und zum Schluss noch ein Gedicht zu Senf:

Die Wurst wird in der Pfanne verrückt,

wird sie nicht mit Senf geschmückt,

das Schnitzel kocht vor Wut,

nur Senf macht‘s wieder gut,

die Frikadellen wollen streiken gehen,

wenn sie Senf nicht wieder sehen,

selbst der Hot Dog kann nicht mehr,

gib den Senf schnell wieder her,

auch Kartoffeln im Salat,

ohne Senf total apart,

drum kauf ich nur den einen,

mit frisch verdienten Scheinen,

dann hab ich in der Küche Ruh,

Senfmühle Monschau, das schaffst nur du!

Martin Tretow

KW 49: Meerrettich

Aufgepasst, hier komme ich und ich bin ein echt scharfer Kerl! – Ich bin der Meerrettich, mein botanischer Name ist Armoracia rusticana und ich gehöre zur Familie der Kreuzblütengewächse.Namensynonyme für mich: Kren, Bauernsenf, Fleischkraut, Pfefferwurzel, Rachenputzer, Waldrettich; wobei der Name Rachenputzer sicherlich am treffendsten für mich ist. Der im oberdeutschen Raum bevorzugte Name von mir, Kren, ist letztlich von unbekannter Herkunft. Das Wort ist in slavischen Sprachen weit verbreitet (tschechisch křen, sorbisch krěn, russisch khren, ukrainisch khrin und polnisch chrzan) und wurde wohl von dort ins Deutsche  entlehnt; andere Entlehnungen sollen französisch cran, italienisch cren, rumänisch hrean, jiddisch khreyn , und neugriechisch chreno sein. Der eher norddeutsche Name Meerrettich bedeutet eigentlich Mehrrettich im Sinne von Größerer Rettich und hat nichts mit dem Meer zu tun. – Aber, der Name Meerrettich hat nach Heinrich Marzell, deutscher Botaniker (1885 -1970), tatsächlich mit dem Meer zu tun. Meerrettich ist für ihn „der über das Meer gekommene Rettich“, was auch die Tatsache unterstützt, dass ich auch an Meeresküsten wachse.  Mein französischer Name raifort ist wohl aus radis fort starker Rettich entstanden. Der Name Rettich (für die Pflanze Raphanus sativus) und seine Verwandten in germanischen und romanischen Sprachen gehen auf das lateinische radix Wurzel zurück. Die indoeuropäische Wortwurzel ist WRED Zweig, Wurzel. Auch das deutsche Wort Wurzel selbst leitet sich davon ab.

Ich bin tatsächlich eine stattliche Pflanze und werde 60 bis 150 cm hoch, obwohl man mir das leider jetzt im November nicht mehr ansieht. Ich ziehe jetzt meine ganzen Kräfte zurück in meine Wurzel, die 30 bis 40 cm lang werden kann, und lasse meine großen länglichen Blätter langsam vergehen. Erst im Frühjahr treibe ich dann wieder frische, gestielte, wechselständige, zarte, junge Blätter aus. Die unteren Grundblätter bilde ich dann eiförmig lanzettlich, unregelmäßig gekerbt und lang gestielt aus und lasse sie bis zu 100 cm lang werden! Die oberen Blätter werden ebenfalls eiförmig lanzettlich, aber gesägt und sitzen am Stängel. Dieser ist kahl, kantig und hohl. Als meine Schädlinge sind Mäuse und Engerlinge, die an meinen Wurzeln fressen, sowie Meerrettichblattkäfer und deren Larven zu nennen. Meine Blütezeit ist Mai- Juli und meine weißen Blüten wachsen in großen traubigen Blütenständen am Ende des Hauptsprosses und der Seitensprosse.


                                     Man nimmt an, dass ich ur­sprünglich aus dem Mittelmeer­raum stamme, möglicher­weise aber auch Osteuropa. Heute werde ich überall in Mittel- und Osteuropa angebaut und komme häufig auch verwildert vor. Ich fühle mich am Rand feuchter Wiesen, Bachläufen und Flussufern besonders wohl.

Meine Inhaltsstoffe:

U.a. Vitamin C, Vitamine B1, B2 und B6, Kalium, Calcium, Magnesium, Eisen und Phosphor, sowie ca. 0.6% Glucos­inolate mit den beiden Haupt­verbindungen Sinigrin  und Gluco­nasturtiin . Bei Zell­verletzung durch Schneiden, Schälen, Raspeln oder Fressen bilden sich daraus durch enzymatische Hydrolyse stechend schmeckende Verbindungen. Was habe ich noch zu bieten? – Weitere Glucosinolate, Flavone und Ascorbinsäre.

Meine Wirkungsweise wird darauf fußend als antibiotisch, Bakterien tötend (auch in starker Verdünnung), Schleim lösend und – verflüssigend, Husten lösend, kräftigend, Cholesterin senkend,  entschlackend, äußerlich die Haut reizend, Schmerzstillend, erwärmend und durchblutungsfördernd beschrieben.

Die chemische Wissenschaft hat in meiner Wurzel eine Menge sehr verschiedenartiger Bestandteile entdeckt, unter denen ein scharf brennendes ätherisches Öl und ein scharfer flüchtiger Stoff die wirksamsten sind. Im frischen Zustand wirke ich auf Eure Organe sehr reizend; im Magen und Darm soll ich die Verdauung fördern und den überschüssigen Schleim entfernen. Habt Ihr einen trägen, unempfindlichen Magen mit Blähungsbeschwerden nehmt einen Teelöffel voll Meerrettichsaft, verrührt ihn mit etwas Fleischbrühe.

Äußerlich gebraucht man mich bei Frostbeulen. Meine Wurzel mit Essig aufgegossen und dann aufgetragen soll Sommersprossen vertreiben. Außerdem soll ich ein sicheres Mittel bei Lungenentzündung sein. Dafür soll man 2 Wurzeln von mir reiben, sie dann mit Milch zu einem Brei verrühren und diesen bei Kindern 2 Minuten, bei Erwachsenen Personen 5 Minuten auf die schmerzende Stelle der Lungenpartie auflegen. Die Entzündung soll schon nach einem halben Tag verschwinden! Allerdings darf der Kranke das Bett nicht verlassen, er soll volle 2 Tage liegen bleiben, damit es keinen Rückschlag gibt.               

Vorschläge für Behandlungsmöglichkeiten für Euch im Winter: Sirup bei Husten, Schnupfen, Stirnhöhlen- und Nebenhöhlenkatarrh. Als Halswickel bei Halsentzündung, als Nackenkompresse bei Kopfschmerzen, Stirnhöhlen- und Kiefernhöhlenentzündung. Auch bei Schmerzen im Mundraum (Zahnschmerzen, Rachenkatarrh, Zahnfleischentzündungen) soll ich durch kleinste Mengen geraspelter Wurzel helfen. Bei drohenden Erkältungen sollte morgens und abends je einen Teelöffel frisch geriebener Wurzel von mir eingenommen werden. Beim Schneiden,  Schaben oder besonders Reiben meiner frischen Wurzel entwickelt sich ein stechender und tränenreizender Geruch. Dieses Aroma ist allerdings nicht stabil, sondern verflüchtigt sich nach zehn bis zwanzig Minuten.

Mein Bruder, der japanische Kren, auch Wasabi genannt, ist vom Aroma her kaum von mir zu unterscheiden, aber im Geschmack ist er etwas stärker. Die scharfe grüne Paste ist eine wichtige Zutat für Sushi und würzt viele andere Gerichte der japanischen Küche. Der Wasabi wird jedoch nicht wie ich auch in säuerlichen Zubereitungen angeboten. Ursprünglich wurde der wilde grüne Meerrettich zum japanischen Sushi und Sashimi gereicht, um einer Vergiftung durch rohen Fisch entgegenzuwirken. Zu Eurem Sushi bekommt Ihr dagegen meistens eine scharfe Mischung aus meiner geriebenen Wurzel, Maisstärke, Senfpulver und grüner Farbe. Nur, wo 100% Wasabi draufsteht, ist auch wirklich Wasabi drin!

Rezept für Meerrettichhonig zum Durchatmen

2 TL geriebener Meerrettich, 1 TL Honig, Beides mischen und bei Bedarf (z.B. zum Schlafen bei Schnupfen) ½ TL der Mischung in den Mund nehmen.

Geschichte und Aberglaube:

Ich bin wohl schon in der Antike bekannt. Auf einem alten Wandgemälde aus Pompeji ist eine Meerrettichpflanze zu erkennen. Auch der Schriftsteller und Politiker Cato befasste sich in seinen Schriften mit uns.

Dem Orakel von Delphi wird folgender Spruch zugeschrieben: „Radieschen ist mit Blei aufzuwiegen, Rettich mit Silber, doch der Meerrettich ist sein Gewicht in Gold wert“.

Auch Hildegard von Bingen erwähnt uns in ihren botanischen Schriften als Heil- und Gewürzpflanze. Beliebt waren wir auch bei Seefahrern, denn der hohe Vitamingehalt bot hervorragenden Schutz vor Skorbut, einer Mangelerkrankung.

Übrigens glaubten die Menschen früher, das ich vor Ebbe im Geldbeutel schütze: Eine kleine Scheibe meine Wurzel soll im Portemonnaie dafür sorgen, dass das Geld nicht ausgeht.  Auch zur Senkung von Fieber wurde ich eingesetzt: Die Kranken bekamen ein Stück meiner Wurzel als Kette um den Hals gehängt. Daneben sagte man mir als Amulett heilende Kräfte nach – Kinder trugen früher auf dem Land öfter eine Halskette, die aus geschnittenen aufgefädelten Scheiben meine Wurzel hergestellt war.

Wer von meiner Wurzel träumte, konnte sich freuen. Denn ein Meerrettich-Traum galt unter anderem als Symbol für Glück und versprach positive Verbindungen mit anderen Menschen.  In manchen katholisch geprägten Regionen bekomme ich zu Ostern – zusammen mit anderen Lebensmitteln wie Schinken und Eiern – die Weihe in der Kirche.

In der Küche:

Ich bin vor allem in Mittel- und Nord­europa beliebt. Zumeist wird meine frisch geriebene Wurzel zu Schinken oder gekochtem bzw. gebratenem Fleisch (z.B. zu englischem roastbeef) serviert. In Österreich ist Schinken mit Meerrettich ein traditionelles Osteressen. Da mein scharfes Aroma so flüchtig und wenig haltbar ist, sollte der tränentreibende Prozess des Reibens meiner Wurzel mehrmals während des Essens wiederholt werden. Eingelegter Kren ist zwar kommerziell erhältlich, aber echte Liebhaber von Euch wissen, dass die frische Wurzel bei weitem überlegen ist.

Meine stechenden flüchtigen Inhaltsstoffe sind nicht hitzebeständig; daher verwendet man mich nur selten für warme Gerichte, und wenn, dann fügt man mich erst kurz vor dem Servieren zu. In Österreich werde ich frisch gerieben (oder eingelegt) oft mit geriebenen Äpfeln gemischt (saure Sorten sind dabei vorzuziehen oder Ihr fügt etwas Zitronensaft dazu) und als pikante Beilage zu gebratenem oder gekochtem Fleisch serviert. Bei kalten Buffets bin ich besonders beliebt. Diese Mischung (Apfelkren) ist im Kühlschrank einen Tag haltbar, ohne ihre Schärfe merklich zu verlieren. Um die Dunkelfärbung des Apfelbreis bei längerem Stehen zu vermeiden, könnt Ihr die grob geschnittenen Äpfel auch kurz dämpfen und pürieren, bevor Ihr meine Wurzel zusetzt.

Auch meine jungen Blätter kann man als leicht scharfe Zutat zu Salatmischungen oder zu Gemüsegerichten nutzen. Selbst meine süßlich-scharfen Blüten dienen als essbare Dekoration.

Radieschencreme mit Kräutern

200 g Creme fraiche, 100 ml Schlagsahne, 10-12 Radieschen, ½ Beet Kresse, 1-2 EL Meerrettich, 1-2 EL klein gehackte frische Kräuter der Saison, 1 EL Zitronensaft, Kelten-Kräutersalz, frischer Pfeffer.

Die Sahne steif schlagen. Die Radieschen fein würfeln. Die Creme fraiche mit den zerkleinerten Radieschen, der abgezupften Kresse, dem Meerrettich, den gehackten Kräutern verrühren, zum Schluss die Sahne zufügen und mit dem Zitronensaft und den Gewürzen abschmecken. Zu Eiern oder als Dipp servieren.

Pikante Mayonnaise mit Zwiebeln

125 ml Mayonnaise, ½ kleine Zwiebel, 2 EL Meerrettich, 2 EL Kapern, 1 EL klein geschnittener Schnittlauch, 1 EL Limetten- oder Zitronensaft, 1 EL Senf, 1-2 Spritzer Worcestersauce

Die Zwiebel reiben oder ganz fein würfeln, die Kapern je nach Größe eventuell vierteln. Die Mayonnaise mit der geriebenen Zwiebel, dem Meerrettich, den Kapern, dem Schnittlauch, dem Saft, dem Senf und der Worchestersauce verrühren. Nach Geschmack mit Meersalz abschmecken.

Übrigens, die Spreewälder Spirituosenmanufaktur in Laubsdorf bei Cottbus hat zusammen mit der Spreewaldmosterei Jank in Burg einen Meerrettichlikör auf den Markt gebracht. So gibt es meinen pikanten Geschmack nun auch zum Trinken.

Und im fränkischen Baiersdorf gibt es das „schärfste“ Museum der Welt! Hier könnt Ihr einen Einblick in die traditionelle Meerrettichfabrikation bekommen. Beim Besuch des Museums könnt Ihr Euch an Geschichten und Dokumentationen rund um mich und an den scharfen Produkten aus mir erfreuen.

Gedicht zum Meerrettich

In der kalten Jahreszeit

halte stets ich ihn bereit

Meerrettich die Abwehr stärkt

wie nach dem Genuss man merkt

Atemwege werden frei

lecker schmeckt er noch dabei

Dämpfe beißen Keime weg

jagen sie in ihr Versteck

Köstlich ist die weiße Creme

frisch gerieben angenehm

Sauce zu gekochtem Rind

und gemacht ist sie geschwind

Butter wird gut heißgemacht

und man schütte mit Bedacht

Kölln Schmelzflocken, s’wird gerührt

Duft nach Nuss uns schon verführt

ne Tasse Milch, ne Tasse Brühe

wird angegossen ohne Mühe

und rechtsrum bis die Sauce sämig

man rührt Minuten bis sie cremig

fein wird der Meerettich gerieben

der Zentimeter etwa sieben

man hebt den scharfen Brei nun unter

und wird von dem Geruch schon munter

Ich möchte noch zum Schluss erwähnen

beim Reiben fließen viele Tränen

es ist wie oft in unserem Leben

erst geht’s durch’s Tal bevor wir schweben!

Christina Dittwald

KW 50: Hederich

Hallo hier bin ich, der Hederich oder ganz einfach, der Garten-Rettich. Meine lat. Bezeichnung ist Raphanus raphanistrum und auch ich gehöre zu den Kreuzblütlern, die für ihre Senfölglycoside bekannt sind. Ich bin allerdings  nicht so scharf wie mein Vorgänger, der Meerrettich. Man hat mir auch noch andere Namen geben, wie z.B. Guter Heinrich oder Wilder Rettich. Auch wenn es so klingt, ich bin kein Vorfahre des Garten-Rettichs (Raphanus sativus), sondern lediglich mit ihm verwandt und bilde auch keine verdickte Wurzel aus.

Das Wort „Rettich“ ist aus dem lateinischen Wort radix = Wurzel eingedeutscht worden. An Feldrändern findet man mich auch noch jetzt, ich bin nicht so zimperlich und erfreue Dich sogar noch mit meinen Blüten. Meine normale Blütenzeit ist von Mai bis September.

Ich werde insgesamt 30-60 cm hoch und liebe die Abwechslung, denn ich bilde grüne, lanzettliche, aber verschieden ausgeformte Blätter aus. Sie können von viellappig bis fiederteilig, ganzrandig, ausgebuchtet oder gezähnt sein. Zur Blattspitze werden die Seitenlappen größer und der Endlappen ist sehr groß. Sie stehen wechselständig am kantig gefurchten, geriffelten oder runden unbehaarten Stielen.

Meine Blüten werden 1-2 cm groß, sind 4zählig, blassgelb oder weißlich mit dunklen „Adern“. Diese Strichsaftmale haben eine hohe UV-Reflexion. Schwebfliegen bevorzugen eindeutig meine Form mit gelben Blüten. Ich bin auch eine Bienenweide, 7 Wildbienenarten sammeln meine Pollen. Nach der Befruchtung bilde ich Schotenfrüchte aus, die wie Perlenketten aussehen, denn zwischen den Samen sind Einschnürungen. Die Samen selbst sind oval bis kugelförmig und hellbraun mit schwarzem Fleck. Ursprünglich war ich im Mittelmeerraum verbreitet, wurde aber weltweit verschleppt. In Mitteleuropa bin ich seit dem Neolithikum ein treuer Kulturbegleiter.      Besonders wohl fühle ich mich an Wegrändern, auf Brachflächen und neben Sommergetreide. Manchmal werde ich auch als Gründüngung auf brachliegenden Äckern ausgesät.

Meine Inhaltsstoffe

Natürlich die typischen Senfölglykoside, aber auch Vitamin C, Kalium und  Eisen. Meine Samen sind ölhaltig. Meine Wirkung wird als beruhigend, entkrampfend und schleimlösend beschrieben.

Die Heilwirkung meines engen Verwandten, des Garten-Rettichs: Frischer Rettich bzw. der Presssaft daraus fördert die Gallen- und Magensaftsekretion und soll auch antimikrobiell wirken. Bei empfindlichen Personen sind allerdings nach der Anwendung größerer Mengen durch die Senföle Reizungen der Magen- und Darmschleimhaut möglich. Neuere Untersuchungen haben gezeigt, dass meine Blätter einen positiven Einfluss auf Diabetes haben, und eine stimmungsaufhellende Wirkung entfalten sollen. In Frankreich war es früher üblich, dass man mit meinem Tee gurgelte, wenn man eine belegte Stimme hatte. So entstand auch ein weiterer Name für mich: Sängerkraut.

Geschichte   

Die Kulturform des Garten-Rettichs (Rapahnus sativus) soll wohl eine Hybride von mir sein. Kultiviert wurde Rettich schon vor 4500 Jahren in Ägypten und seit mindestens 2000 Jahren in China. Aus dem Altertum gibt es schriftliche Aufzeichnungen: Theophrast kennt bereits verschiedene Rettichsorten. Plinius der Ältere nennt u.a. die Nutzung des Ölrettichs in Ägypten und kindsgroßer Rettiche in Germanien. Die älteste erhaltene Abbildung eines Garten-Rettichs soll aus dem Codex des Dioskorides (um 500) stammen. Im Mittelalter wird er auch in Deutschland erwähnt, z.B. auch bei Hildegard von Bingen. Albertus Magnus nennt ihn radix. In den Kräuterbüchern des 16. Jahrhunderts wurde er des Öfteren abgebildet.

In der Küche:

Alles von mir ist essbar (Blätter, Triebspitzen, Blüten, Fruchtschoten und Samen. Meine noch jungen Blätter und Triebspitzen können prima roh in Salate geschnitten werden und Kräutermischungen abrunden. Ich passe so gut zu Gemüsesuppen, Eintöpfen, Käsegerichten und Soßen. Meine Blüten oder die knospigen Blütenstände schmecken ein wenig wie Brokkoli-Röschen. Sie dienen aber auch als essbare Deko für frische Salate. Aus meinen Samen kann Senf hergestellt werden. Das Öl aus den Samen kann für Speise- und technische Zwecke verwendet werden.

Generell wird in Ostasien sehr viel mehr Rettich konsumiert als hier. Dort hat der Verzehr eine lange Tradition. Besonders beliebt sind Verwandte von mir, die langen weißen Daikonrettiche, die auch gegart und wie Sauerkraut fermentiert zubereitet werden. Eine besonders in Asien bekannte Rettich-Varietät ist der Schlangenrettich, von dem die Samenschoten, die sehr lang werden können, gegessen.

Rezept einer herbstlichen Apfel-Hedrich-Suppe

2 TL Butter, 4 große Äpfel, 1 Zwiebel, 1 L Gemüsebrühe, 1-2 EL scharfer Senf, 1 EL Limetten- oder Zitronensaft, Meersalz, Zitronenpfeffer, 3 EL fein gehackter Hederich, falls vorhanden Hederichblüten zum Garnieren.

Die Zwiebel putzen und fein würfeln. Die Äpfel putzen und klein schneiden. Butter erhitzen und darin zuerst die Zwiebelwürfel andünsten,  dann die Apfelstücke zugeben und mit der Brühe auffüllen. Aufkochen lassen und danach sanft 5-10 Minuten köcheln lassen. Den Topf vom Herd nehmen, die Gewürze, den Saft und den Senf zugeben und alles pürieren. Zum Schluß den fein geschnittenen Hederich untermischen und abschmecken. Mit den Blüten garnieren.

Zum Schluss ein Gedicht über den Rettich:

Mein Tag ist heut nicht ganz so nettig

Ich habe Lust auf einen Rettich

Gesund, leicht brennend und pikant

schärft er die Sinne, den Verstand

Auch die Verdauung kommt in Gang

Die Vitamine regen an

Ich mache mir einen Salat

mit feinen Scheiben sehr apart

Er kam aus dem Ägyptenland

wo man beim harten Frondienst fand

dass man sich stärkt mit seiner Kraft

die Pyramide doch noch schafft

Jürgen Wagner

KW 51: Vogelmiere

Ich bin die Vogelmiere und werde auch gern Tausendsassa-Unkraut genannt. Das nehme ich aber nicht persönlich, denn man findet mich einfach an vielen verschiedenen Orten und ich kann halt aufgrund meiner Inhaltsstoffe auch sehr wertvoll für Euch sein und vielfach für Euer Wohlbefinden eingesetzt werden. Mein botanischer Name ist Stellaria media und ich gehöre zur Familie der Nelkengewächse. Stellaria bedeutet „Sternchen“ und somit gab Linné mir einen Namen, der meine zarte Schönheit beschreibt. Namensynonyme für mich sind Hühner- oder Mausdarm, weil ich in meinen kleinen Zweigen eine Art Gummiband besitze. Gemeine Sternmiere, weil meine Blüten wie kleine Weiße Sterne aus meinem Grün herausleuchten sowie auch Fieberkraut (Leonhart Fuchs hat mich gegen Fieber empfohlen), Hühnerabbiss und Sternenkraut.

Ich bin eine einjährige Pflanze, versähe mich aber selbst sehr gut. Deshalb findet man mich oft in größeren, teppichartigen Beständen. Aufgrund meines zarten Aussehens werde ich oft unterschätzt, denn ich bin sehr zäh und wachse und blühe das ganze Jahr durch, sogar unter der Schneedecke. Ich bin halt ein echtes Powerkraut, sogar die Klosterfrau Hildegard von Bingen erkannte meine Grünkraft  und empfahl mich roh zu verzehren.

Woran man mich sehr gut erkennen kann: Meine Blätter sind wie kleine Mauseöhrchen und wachsen gegenständig, dabei sind die unteren Blätter mit Stiel, die oberen am Zweig sitzend.  Meine Zweige können sehr lang werden (da kommt wohl auch der Name Hühnerdarm her) und weisen nur eine Haarleiste aus. D.H. sie sind nicht rundherum behaart. Schaut mit einer Lupe nach, das ist ein wichtiges Merkmal, um mich einwandfrei zu erkennen. Über diese Härchen kann ich zusätzlich Wasser aufnehmen, denn meine Wurzeln breiten sich nur flach im Boden aus. Stängelknoten von mir, die den Boden berühren bilden auch wieder leicht feine Wurzeln.  

Meine weißen Einzelblüten stehen am Stängelende, haben einen Durchmesser von 4-7 mm und die 5 einzelnen Blütenblätter sind tief gespalten. Somit wirkt es als habe ich 10 Blütenblättchen. Die ebenfalls 5 Kelchblätter sind fast gleich lang wie die Blütenblättchen. Meine dunkelbraunen Samen werden durch Wind ausgebreitet. Meine Gesamthöhe variiert von 5 – 40 cm, je nachdem, ob ich andere Pflanzen finde an denen ich mich leicht abstützen kann. Meine Blütezeit: Januar bis Dezember!

Wo findet man mich? In Gärten und sogar Blumentöpfen, auf dem Acker, an Weinbergen, auf Ödland und lichten Stellen in Wäldern. Ich bin wohl schon seit der Jungsteinzeit in Europa bekannt und gelte deshalb als Urpflanze (Archäophyt). Mich als Unkraut auszurotten, erweist sich als unmöglich, denn eine Pflanze von uns bringt jährlich 5 Generationen mit insgesamt 10 bis 20 000 Samen hervor und der Samen selbst kann 60 Jahre keimfähig warten, bis die Bedingungen wieder optimal sind. Also ich bin wahrlich klein, aber Oho! Außerdem gehöre ich zu den  so genannten Zeigerpflanzen und signalisiere dem Gärtner, dass es sich hier um lockeren, humus- und nährstoffreichen Boden handelt.

Meine Inhaltsstoffe:        

Flavonoide (Rutin), Cumarine, Mineralstoffe (besonders Kalium), Saponine, Spurenelemente (u.a. Zink) und Vitamine (besonders Vitamin C). Meine Wirkungsweise wird demzufolge als blutreinigend, entzündungshemmend und verdauungsfördernd beschrieben. Ich soll auch Cholesterin binden. So passe ich auch gut zu Indikationen wie Rheuma und Arthritis.

Pfarrer Kneipp verordnete mich bei Hämorrhoiden, Lungenleiden und bei Verschleimung der Nieren und der Blase. Er schätzte mich besonders als beruhigendes und schleimlösendes Mittel bei Entzündungen der Atemwege. Man kann mich sowohl als Tee, Saft oder Absud verwenden. Als Zutat für Hustentees oder Erkältungstees tue ich ebenfalls gute Dienste. Roh gegessen bin ich jedoch besonders wirksam. – Aber übertreibt es nicht, denn durch den Gehalt an Saponinen soll ich nur in Maßen genossen werden.

Im Kräuterbuch von Mattioli wurden meine Blätter vor allem bei offenen oder schmerzhaften Wunden empfohlen. Angewendet wurde ich hier vor allem als Auflage bzw. Umschlag, wobei vorher aus meinen Blättern ein Aufguss zubereitet wurde.

Eine für Euch größten Gesundheitsbedrohungen ist das Übergewicht. So war ich früher ein altertümliches Heilmittel für Fettleibigkeit. Da ich Saponin enthalte meint die  Naturheilkundlerin Susan Weed, dass ich dabei helfe, das Fett herauszuwaschen.

Pfarrer Künzle setzte mich besonders gern bei Kindern ein. So soll ich Kindern helfen, die unter häufigen Lungenentzündungen und Erkrankungen der Lymphdrüsen leiden. Ich soll auch eine leicht herzstärkende Wirkung aufweisen. Es wird aus mir auch eine homöopathische Uhrtinktur gewonnen, die bei Rheuma, Gicht und Psoriasis eingesetzt wird.

Vögel haben mich wohl gern genommen, zumindest um 1639, als der alte Apotheker Schröder schrieb: „Dieweil es den Hühner und Vögeln eine angenehme Speis ist und ihnen sehr wohl dienstlich, so sie krank sind und nicht essen wollen…“ Den kurzrüsseligen Insekten dient der Nektar meiner kleinen Sternblüten als Nahrungsquelle. Überdies mögen mich auch größere Tiere, wie Hasen und Kaninchen.

Ich werde auch als Wetterzauberkraut angesehen, denn man sagt, wenn meine Blüten weit geöffnet sind, bleibt das Wetter noch mindestens 4 Stunden sonnig. Eine Salbe aus mir soll früher nicht nur gegen entzündete Haut geholfen haben, sondern auch bei vom Teufel besessenen Personen. Wenn Regen naht, schließe ich meine Blüten und schütze dadurch die inneren Blütenorgane

In der Küche:

Für viele von Euch gehöre ich als eines der neun Kräuter in die traditionelle Gründonnerstagssuppe, die ich dann auch noch schön grün färbe. In Japan bin ich eins der sieben Kräuter im Frühlingsreis. Weiterhin sollte ich möglichst oft roh genossen werden, z.B. im Salat oder als essbare Deko. Ich schmecke ganz zart nach Mais oder rohen Erbsen.

Wildkräuter-Quark

1 Handvoll junge Blätter und/oder Triebspitzen von Wildkräutern (Schafgarbe, Giersch, Wiesen-Labkraut und Vogelmiere) und ergänzende Gartenkräuter der Saison, 70 g getrocknete Tomaten, Pfeffer, Kelten-Kräutersalz,  2 TL Leinöl, 1 EL Tomatenmark und 250 g Quark.

Die Blätter und Triebspitzen waschen, fein schneiden. Die getrockneten Tomaten klein schneiden. Zum Quark geben und nach Geschmack würzen.

Gedicht zu Unkraut (auch die Vogelmiere ist dabei)

Oh Schreck mir graut,

im Garten überall in allen Ecken

kann ich dieses doch entdecken,

es sprießt und wuchert – das Unkraut -.

Es ist egal wie man es nennt,

Rotklee, Giersch und Winden,

Disteln und Vogelmiere wer das nicht kennt,

bei mir kann man sie finden.

Wenn man noch den Beruf als Hobby hat,

das Finanzamt will auch leben.

Mit meiner Steuer bekomm ich ’nen Beamten satt,

nehmen ist seeliger als geben.

Bin morgens ich dann im Büro,

da ist das Wetter heiter,

das Unkraut wächst dann lebensfroh

und fröhlich immer weiter.

Nach der Arbeit mittags dann,

da sieht man sie schon rollen,

die dunklen Wolken kommen an,

den Donner hört man grollen.

Ja gleich ganz laut hört man sie klopfen,

es kommt ein starker Regen,

in ganz, ganz großen Tropfen,

für’s Unkraut ist’s ein Seegen.

Dem ist’s egal wie das Wetter ist,

es wächst tagein – tagaus,

wie es mir die Laune wohl vermiest,

das Unkraut hack ich aus.

Doch hat das heimlich über Nacht,

und völlig ohne Schrecken,

Samen produziert mit aller Macht

und verteilt in alle Ecken.

Ja wenn ich glaub ich hab’s besiegt

so ist das nur ein Wunschtraum,

denn der neue Samen liegt

schon wieder unter einem Baum.

Ach oh Schreck was mach ich bloß,

alles geht von vorne los.

Erika Pössinger

KW 52: Weißtanne

Jetzt in der Weihnachtswoche ist ja wohl klar, dass ich mit meiner Vorstellung dran bin:

Die Weißtanne: Ich bin eine europäische Nadelbaumart aus der Gattung der Tannen in der Familie der Kieferngewächse und mein lateinischer Name ist Abies alba. Im Vergleich zur Fichte habe ich eine hellere Borke, daher kommt auch mein weiterer Name Weißtanne. Meine Rinde wandelt sich im Laufe meines Wachstums von glatt und braun zu abblätternd und silbrig glänzend. Ich kann recht alt werden, so 500-600 Jahre alt, eine Höhe von 30-50 m erreichen und gehöre damit zu den höchsten Bäumen Europas. Meine Kronenform variiert sehr stark und ist abhängig  von meinem Standort und den Lichtverhältnissen. Junge Verwandte bilden unter optimalen Bedingungen eine spitze Krone aus. Bei älteren Verwandten reduziert sich das Höhenwachstum der Gipfeltriebe. Da die obersten Seitentriebe noch in die Länge wachsen bildet sich eine so genannte „Storchennestkrone“ aus. Mein Stamm wächst normalerweise gerade und meine Äste gehen horizontal ab.

Meine kurzstieligen, ledrigen und nicht stechenden Nadeln (Kennt Ihr den Spruch: Die Fichte sticht, die Tanne nicht?) werden bis zu 3 cm lang und variieren je nach meinem erreichten Alter und der Lichtversorgung. Meine Nadeln im Licht bilden sich kürzer, steifer und schmaler aus, als meine Nadeln, die im Schattengedeihen. Sie sind spiralig am Zweig angeordnet, an schattigen Seiten stehen sie horizontal gescheitelt. So wie es viele von Euch bestimmt schon einmal gehört und gesehen haben. Die hellen Spaltöffnungen findet Ihr auf der Unterseite in zwei parallelen Streifen. Meine einzelnen Nadeln werden so zirka 8 bis 11 Jahre alt, bevor sie ersetzt werden. Zur Blütezeit im Mai und Juni sind meine weiblichen Blüten hellgrüne bis 6 cm lange Zapfen, die männlichen Blüten sind 2,5 cm lange gelbe Kätzchen.

Meine Zapfen stehen aufrecht auf den Zweigen und können bis zu 16 cm lang werden. Zuerst sehen sie grünbraun aus. In jedem Zapfenschuppen befinden sich 2 kleine Samen. Wenn die Samen reifen, fallen die Schuppen ab. Deshalb kann man meine Zapfen nie, wie die Fichtenzapfen, als Ganzes auf der Erde finden. Meine Zapfenspindeln können noch mehrere Jahre auf den Zweigen verbleiben, bevor sie abfallen.

Mein Stammholz ist hell, deshalb kann man bei mir auch gut die Jahresringe erkennen. Leider ist mein Holz nicht so besonders haltbar. Unbehandelt nimmt es an der Luft eine gräuliche Färbung an. Ich bin gegenüber Insekten- und Pilzbefall recht empfindlich. Allerdings schwindet mein Holz bei Feuchtigkeit wenig, so ist es für den Erd- und Wasserbau besser geeignet als z.B. Fichtenholz.  Außerdem ist es wichtig für die Herstellung von Furnieren, Kisten, Möbel, Paletten, Speerholz und Spannplatten. Gefragt ist mein Holz auch im Fensterbau, für Fußböden, Türen und im Musikinstrumentenbau. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts fand es auch Verwendung im Schiffsbau, vor allem als Masten für Segelschiffe und für den Bau von Häfen.

Früher gab es hier in Europa wohl ausgedehnte, majestätische Tannenwälder. Wie kaum eine andere Baumart wurde ich durch die moderne Forstwirtschaft zurückgedrängt und habe vor allem im Mittelgebirge die meisten natürlichen Vorkommen eingebüßt. Beinahe alle Tannenwälder auf sauren Böden wurden in Fichtenforste umgewandelt. Außerdem sind wir Weißtannen extrem empfindlich gegenüber Wildverbiss und haben durch die Umweltverschmutzung gelitten, der unsere Kurzwurzeln absterben ließ. Das deutsche Bundesland mit den größten Tannenvorkommen ist Baden-Württemberg mit dem Hauptvorkommen hier im Schwarzwald. In den früheren dunklen Tannenwäldern haben viele Eurer Märchen und Sagen ihren Ursprung.

Besondere Inhaltsstoffe:

Ätherische Öle, Harze, Tannine (Gerbstoffe) und Vitamin C.Bereits seit der Antike wurde ich als Arznei- und Heilpflanze genutzt und galt als Symbol der Kraft und Majestät. Es wurden meine Nadeln, junge Triebe, Zapfen, Samen sowie mein Harz genutzt. Mein Harz diente zur Behandlung von Rheuma und sollte die Wundheilung beschleunigen. Es galt auch als durchblutungssteigernd. So sollte das Kauen meines Harzes u.a. das Zahnfleisch festigen und gegen Zahnausfall vorbeugen. Aufgüsse wurden gegen Skorbut empfohlen. Hildegard von Bingen lobte meinen belebenden Geruch und nutzte mich für die Behandlung frischer Wunden. Sebastian Kneipp empfahl Tee aus meinen Nadeln als auswurfförderndes Mittel bei Husten und Verschleimungen, sowie um die Lunge zu stärken. Ich gelte als Heilmittel bei Bronchitis und als nervenstärkend bei Stress und Aufregung. Mit meinem Absud könnt Ihr bei Erkältungsbeschwerden gurgeln oder inhalieren. Früher wurde so genanntes Kräuterbier auch durch Vergärung eines Absuds aus meinen Zweigen (Tannenbier) hergestellt und genossen. Aus meinen Zapfen mittels Wasserdampfdestillation gewonnenes Templinöl diente äußerlich aufgetragen gegen Blutergüsse, Muskelkater und Muskelzerrungen. Heute kann es Bestandteil einiger Husten-, Erkältungs- und Rheumamittel sein und kommt als Duftstoff in Deodorants, Raumsprays, Desinfektionsmitteln, Badezusätzen, Seifen und Parfüms zum Einsatz. Das aus meinen Zweigen gewonnene ätherische Öl dient für pharmazeutische Produkte gegen Rheuma, Erkältungen und Zerrungen.

Unter dem Markennamen Tannenblut® werden von der Firma Hübner verschiedene Produkte, wie z.B. Bronchialsirup, Hustenbonbons und Badezusätze angeboten. Hier werden spezielle Heilkräuter aus dem Schwarzwald mit echtem Tannenhonig versetzt. 2004 wurde ich zum Baum des Jahres gekürt.

Warum gelte ich als der Weihnachtsbaum schlechthin?

Immergrüne Pflanzen waren schon in heidnischen Kulturen ein Symbol für Fruchtbarkeit und Lebenskraft. Gerade Wintersonnenwendfeiern wurden mit Symbolen der Fruchtbarkeit in Verbindung gebracht. Baumzweige wurden mit Äpfeln und Nüssen (beide alte Fruchtbarkeitssymbole) geschmückt. Noch heute werden von Euch an die Zweige des Weihnachtsbaumes Äpfel und Nüsse gehängt, obgleich inzwischen aus den Äpfeln glänzende Weihnachtskugeln wurden.

In nördlichen Gebieten wurden im Winter Tannenzweige ins Haus gehängt, um vor bösen Geistern zu schützen und die Hoffnung auf den nächsten Frühling zu nähren. Im Mittelalter wurden sogar ganze Bäume zu bestimmten Festlichkeiten geschmückt.

Das erste urkundlich erwähnte Exemplar aus meiner Art stand wohl 1539 im Straßburger Münster. Goethe schrieb 1765 von einem in Leipzig aufgestellten Christbaum: „…mit allerlei Süßigkeiten war er behangen, darunter Lamm und Krippe mit zuckernem Christkind. Davor stand ein Tischen mit Pfefferkuchen für die Kinder“. Im 18. Jahrhundert verbreitete sich der Brauch Christbäume aufzustellen zunächst bei hohen Beamten und wohlhabenden Bürgern, da Tannenbäume zu dieser Zeit in Mitteleuropa noch knapp und daher sehr kostspielig waren. Im 19. Jahrhundert wurden dann vermehrt Tannen und Fichtenwälder angelegt, um die steigende Nachfrage zu decken. Der geschmückte Weihnachtsbaum wurde nach und nach zum festlichen Inventar in bürgerlichen Wohnzimmern. Heutzutage diene ich nur noch selten als Christbaum, die Fichte, vielerorts als Rottanne bezeichnet, und meine edlen Geschwister (z.B. Nordmanntannen) haben mich verdrängt. – Jedoch singt Ihr bestimmt jedes Jahr zum Fest das Weihnachtslied „Oh, Tannenbaum…“

Etwas ganz Besonderes: Der Tannenhonig

Der von Bienen gesammelte und von vielen von Euch geschätzte Tannenhonig hat seine eigenen Besonderheiten, er ist von eher dunkler Farbe, schmeckt kräftig und vereint malzige Töne mit weiteren intensiven Geschmacksnoten. Warum wird Waldhonig (oder Tannenhonig) auch als Honigtauhonig bezeichnet? Im Gegensatz zu Blütennektar ist Honigtau ein tierisches Produkt. Es handelt sich hier um die Ausscheidungen von Blattläusen, Schildläusen, Rindenläusen und Zikaden. Aber bitte nicht ekeln, es ist kein Kot, sondern eher ein Überschuss des aufgenommenen süßen Siebröhrensaftes von den Bäumen. Da Wald- oder Tannenhonig aus Honigtau besteht, kommt es jeweils auf die Anzahl der Insekten an, wie viel Honigtau produziert werden kann. Nach einem schlechten Sommer kann es also vorkommen, dass kaum Tannenhonig produziert werden kann. Viele Imker sprechen davon, dass einem guten Honigjahr ein schlechtes folgt. Schon die Germanen schätzten den aromatischen Wald- oder Tannenhonig und dessen gesunde Wirkungen. So verwendeten sie ihn zum Süßen, als medizinisches Hausmittel oder labten sich an seiner berauschende Wirkung in Form von Met. Als Süßungsmittel wurde  Honig jedoch im vergangenen Jahrhundert durch den wesentlich billigeren Rohr- und Rübenzucker aus Euren Küchen verdrängt.

Waldhonig hat antibakterielle, hustenstillende, beruhigende und fieberwidrige Eigenschaften. Außerdem besitzt er eine leicht abführende Wirkung und fördert die Verdauung anderer Lebensmittel. Früher  wurde er auch zum Konservieren von verschiedenen Lebensmitteln genutzt. Ein tolles Mittel für Euch in Erkältungszeiten: Geriebenen Ingwer oder Meerrettich in Honig geben und löffelweise einnehmen. Wald- oder Tannenhonig ist auch eine tolle Zutat für die Hautpflege.

Hier ein schönes Rezept für eine Schönheitsmaske mit Doppelrahm und Tannenhonig:

1 EL Rosen- oder Lavendelwasser mit 3 EL Doppelrahm und 2 EL flüssigen Tannenhonig vermischen. Auf die gereinigte Haut auftragen und 15-20 Minuten einwirken lassen.

In der Küche:

Aus meinen jungen, zarten, so genannten Maitrieben kann Spitzensirup hergestellt werden oder sie werden in Schokolade getaucht und als Süßigkeit genossen. In Alkohol eingelegt kann daraus leckerer Maispitzenlikör werden oder ein Einreibemittel für die Muskeln. Auch als Zutat für ein „waldiges“ Pesto können meine jungen Spitzen dienen.

Rezept für weihnachtliche Tannenhonig-Lebkuchenherzen:

50 g Butter, 175 g Zucker, 1 Ei, 1 Eigelb, 100 g Tannenhonig,  je 1 TL Vanillepulver, gem. Anis, gem. Nelken und gem. Kardamom, 2 TL gem. Zimt, 500 g Mehl, 1 EL Backpulver, 3 EL Milch, 1 Eigelb, halbierte Mandeln.

Butter mit dem Zucker schaumig rühren, Das Ei, Eigelb, den Tannenhonig und die Gewürze zugeben. Mehl mit Backpulver vermischen und mit der Milch unter den Teig kneten. 30 Minuten kalt stellen. Dann ausrollen und Herzen ausstechen. Diese mit Eigelb bestreichen und mit Mandeln verzieren. Auf ein mit Backpapier ausgelegtes Blech legen und zirka 10 Minuten bei 175 Grad backen.

Gedicht  zum Tannenbaum:

Im Walde steht ein Tannenbaum
Mit Nadeln spitz und fein.
Damit näht sich der Distelfink
Sein buntes Röckelein.

Er stehet da, so kerzengrad‘,
Und grün ist stets sein Kleid,
Im Frühling und im Sommer wohl
Und auch zur Winterzeit.

Christkindlein schickt durch Schnee und Eis
Knecht Ruprecht dann hinaus.
Der schneidet ab den Tannenbaum
Und nimmt ihn mit nach Haus‘.

Christkindlein hängt mit zarter Hand
Viel‘ Nüss‘ und Äpfel dran,
Und Lichtlein steckt’s auf jeden Zweig,
Dazu auch Marzipan.

Und kommt die liebe Weihnachtszeit,
Dann klingelt die Mama. –
Wie steht der grüne Tannenbaum
So bunt und helle da!

Du Tannenbaum im dunklen Wald,
Bald wirst du abgestutzt.
Drum freue dich, dann wirst du auch
Gar herrlich aufgeputzt.

Georg Christian Dieffenbach